Von der Lederkappe zum Hochleistungskopfschutz

Der Feuerwehrhelm im Wandel der Zeit.
 
Eine optimale Schutzausrüstung ist Grundvoraussetzung, damit die Feuerwehr im Ernstfall professionelle Hilfe leisten kann. Sie ist quasi die Lebensversicherung für jeden Feuerwehrmann und jede Feuerwehrfrau. Dem Helm kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Er muss unter extremen Einsatzbedingungen einen optimalen Schutz, aber auch einen gewissen Tragekomfort bieten. Die Lederkappe von anno dazumal wurde so im Verlaufe der Jahrzehnte zum Hochleistungskopfschutz entwickelt.  

 

Feuerwehreinsatz anno dazumal: Die Lederkappe gehört im Kaiserreich zur Schutzausrüstung.
 
Noch in den 20er und 30er Jahren des letzten Jahrhunderts war die „Berliner Kappe“ in Deutschland weit verbreitet. Der Lederschutz mit dem aufgesetzten „Kamm“ fand mit der Gründung der Berliner Feuerwehr im Jahre 1851 erstmals Verwendung. Solche Kappen wurden auch in der ehemaligen preußischen Provinz Westfalen getragen. Später wurde das Pioniermodell mit einem anzuknöpfenden Nackenleder versehen. So konnten keine glühenden Teilchen mehr in den Kragen fallen. Außerdem erhielt die Kappe ein Kreuzblatt zur Verstärkung.  Im Jahr 1933 wurde schließlich der Feuerschutzhelm dem in der Wehrmacht verwendeten Stahlhelm angeglichen. Der deutsche Standardhelm mit seiner charakteristischen Form war „geboren“. Das Modell hat sich als robust und zuverlässig erwiesen und bis heute gehalten. Wurde der Standardhelm anfangs noch aus mehrteiligem Stahlblech gefertigt, so besteht die Helmschale heutzutage aus Aluminium-Legierungen oder aus temperaturbeständigen Kunststoffen. Die Farbgebung wurde ebenfalls im Laufe der Jahre angepasst. Anfangs waren die Blauröcke mit schwarz lackierten Helmen im Einsatz. Erst im Mai 1964 wurde die exakte Farbe durch den Normenausschuss festgelegt. Nach und nach erfolgte die Umstellung auf den gelblichgrünen Kopfschutz mit der nachtleuchtenden Oberfläche. Die phosphoreszierende Beschichtung wurde übrigens auf Anregung des  damaligen Frankfurter Branddirektors Ernst Achilles umgesetzt. Noch bis Ende der siebziger Jahre waren im Kreis Herford die schwarzen Helme im Einsatz.  
 

Der „MSA Gallet F 1“: Sein Visier schützt im Extremfall das gesamte Gesicht.
 
Eine Umfrage unter 500 Feuerwehren in ganz Deutschland hatte erst jüngst ergeben, dass sich die Wehrleute vor allem in punkto Tragekomfort, Bebänderung und Kinnriemen, Gewicht und Größenverstellung Verbesserungen wünschen.  Die Industrie hat die Probleme aus der Praxis erkannt. Für die Ingenieure gilt das Motto: „Zu einem sicheren Helm gehört ein bequemer Sitz!“ Zahlreiche verbesserte Helmmodelle und Neuentwicklung sind gerade in den letzten Jahren erschienen. Der Klassiker unter den Neuerscheinungen ist der „Gallet F 1“ des französischen Herstellers CFG, den der MSA-Konzern (Berlin) in Deutschland vertreibt.
 

Der „MSA Fuego-Helm“ wurde für den Langzeiteinsatz entwickelt.
 
Er wurde in den neunziger Jahren für die Pariser Feuerwehr entwickelt, die bis dahin noch mit Stahlhelmen aus dem 1. Weltkrieg ausgerüstet war. Es handelt sich, ähnlich wie ein Motorradhelm, um ein Vollschalenmodell aus temperaturbeständigem Polyamid. Das in der Helmschale integrierte Visier ist in verschiedenen Positionen ausklappbar. Es schützt bei Bedarf das gesamte Gesicht und kann auch goldbedampft geliefert werden, sodass die Strahlungswärme noch besser reflektiert wird. Ein Almunium-Nomex-Gewebe dient als Nackenschutz. Der „Gallet“ (Gewicht: rd. 1400 Gramm) wurde speziell für den Innenangriff in Gebäuden und Tunneln konzipiert. Eine Alternative bietet Spezialist MSA mit dem „Fuego-Helm“. Er verfügt, so verspricht es der Hersteller, über ein sehr komfortables Kopfband mit zuverlässiger und griffiger „Ratschen-Schnelleinstellung“. Ein eingebautes Adaptersystem für Zubehör, wie z.B. eine Helmlampe, ist bei dem 1100 Gramm schweren Kopfschutz ebenfalls vorhanden. Der „Fuego“ sei nach MSA-Angaben hervorragend für den Langzeiteinsatz geeignet. Das Unternehmen Schuberth (Magdeburg) entwickelt seit mittlerweile 50 Jahren Feuerwehrhelme. Zum Programm gehört der „F 130“ in der traditionellen Helmschalenform. Er besteht aus Duroplastmaterial (High Temp-Fibre). Dank  Kopfgrößenschnellverstellung kann eine Atemschutzmaske mit „Kopfspinne“ problemlos unter dem Helmschutz getragen werden. Der amerikanische Hersteller Bullard bietet mit den Modellen seiner „H … Familie“ ebenfalls konsequente Weiterentwicklungen des klassischen deutschen Feuerwehrhelms an. Anbieter Dräger (Lübeck) preist sein Produkt „HPS 4300“ als derzeit leichtesten Helm seiner Klasse an. Er wiegt tatsächlich nur rund 800 Gramm. Die Helmschale besteht ebenfalls aus einem hochtemperaturbeständigen Duroplast-Kunststoff und ist zusätzlich durch ein Aramidgewebe verstärkt. Dadurch soll sie selbst extremer Hitze bei offenen Flammen standhalten.
 

Der „Dräger HPS 4300“ ist leichtester Helm seiner Klasse.
 
Übrigens ist auch der Aluminium-Standardhelm mit dem altbewährten Innenleben und einer neuen Kopfgrößenschnellverstellung nach wie vor zu bekommen. Die Firma WS- Brandschutztechnik (Schotten) verkauft das Modell (Gewicht rd. 890 Gramm) weiterhin – und zwar mit Prüfungszertifikat nach der europäischen Norm EN 443. Der Aluhelm unterliegt im Gegensatz zu den Kunststoffprodukten keiner zeitlich begrenzten Nutzungsdauer.

Von Jens Vogelsang
(Text u. Fotos)
 

Der Standardhelm gilt als robust und zuverlässig.