Bünder Recyclingfirma steht in Flammen: Schwarze Rauchsäule verbreitet Angst!

Lage über Stunden angespannt, Feuerwehren aus ganz OWL im Einsatz
 
Ein Großbrand auf dem Gelände des Recyclingzentrums Drekopf in Bünde hat Ende Mai vermutlich einen Millionenschaden verursacht. Über mehrere Stunden wütete das Feuer in einer Lagerhalle des Unternehmens. Ein Mitarbeiter erlitt eine Rauchgasvergiftung. Er musste im Krankenhaus behandelt werden. Zeitweise waren rund 250 Feuerwehrleute aus dem gesamten Kreis Herford und der umliegenden Region im Einsatz. Als Brandursache wird ein technischer Defekt an einer Papierpressmaschine vermutet.
 

 

 

Foto: Besatzung RTH Christoph 13, Bielefeld
 
Am Donnerstag läuft der Betrieb beim Entsorgungsspezialisten in Bünde-Hüffen zunächst noch reibungslos. Routinemäßig werden Altpapier und Kunststoffabfälle auf dem Firmenhof an der Engerstraße angeliefert. Die Mitarbeiter sortieren die Abfälle in einer Halle und pressen die Rohstoffe zu Ballen. Um 13:24 Uhr schlägt plötzlich die automatische Brandmeldeanlage Alarm. Aus einer 500 Quadratmeter großen Lagerhalle dringt Rauch. Die Drekopf-Mitarbeiter, am Standort Bünde werden rund 50 Menschen beschäftigt, können sich gerade noch rechtzeitig in Sicherheit bringen. Denn das Feuer breitet sich in den Bergen aus Altpapier und Kunststoffverpackungen rasend schnell aus. Die Kreisleitstelle in Hiddenhausen-Eilshausen alarmiert sofort die hauptamtliche Wache Bünde, die Löschgruppe Muckum und den Löschzug Bünde-Mitte.  Doch als die ersten Kräfte an der Engerstraße eintreffen steht das Rohstofflager bereits im Vollbrand. Dichter, pechschwarzer Rauch steigt in den Himmel empor. Aus der Halle - einer Stahlkonstruktion, die mit Trapezblechen verkleidet ist – schlagen den Wehrleuten die Flammen entgegen. Die Einsatzkräfte sammeln sich in sicherer Entfernung.  Ein beißender Geruch liegt in der Luft. Einem Drekopf-Mitarbeiter ist übel. Er wird von der Besatzung des Rettungswagens ins Krankenhaus gebracht.
 
 
Bernhard Rose, stellvertretender Leiter der Elsestadt,  veranlasst umgehend die Erhöhung der Alarmierungsstufe. Jetzt werden sämtliche Feuereinheiten aus Bünde – insgesamt gibt es sieben Löschzüge und -gruppen – nach Hüffen beordert. Außerdem rückt die komplette Feuerwehr Enger zur Unterstützung an und die „Großtanklöschfahrzeuge“ Herford, Hiddenhausen und Vlotho werden in Marsch gesetzt. „Die Lage an der Einsatzstelle ist unübersichtlich“, schildert Kreisbrandmeister Wolfgang Hackländer zu diesem Zeitpunkt die Situation vor Ort. Ein angrenzender Hallenbereich, in dem Gasflaschen stehen, wird umgehend geräumt. An anderer Stelle müssen Heizöltanks gekühlt und Autos der Mitarbeiter  in Sicherheit gebracht werden.
 
 
Über der Einsatzstelle steht mittlerweile eine hohe Rauchsäule. Sie ist noch in Lübbecke, Bielefeld und sogar bis nach Osnabrück zu sehen. Der Qualm zieht in nördlicher Richtung über Bünde hinweg. Kleinere Explosionen sind inmitten des Flammenmeers auszumachen. Über Lautsprecher- und Radiodurchsagen wird die Bevölkerung aufgefordert, Türen und Fenster geschlossen zu halten. 40 Polizeibeamte sperren die Einsatzstelle weiträumig ab. Mittlerweile laufen die Löscharbeiten auf Hochtouren.  Direkt vor der Halle sind die Mannschaften mit den Tanklöschfahrzeugen 24/50 aus Bünde-Muckum, Enger, Herford und Hiddenhausen in Stellung gegangen. Aus den Dachmonitoren der Fahrzeuge – sie haben eine Wurfweite von bis zu 70 Metern – schießt der Löschschaum und verwandelt die brennenden Abfallberge in eine „Winterlandschaft“.  Direkt daneben stehen die Drehleitern der Feuer- und Rettungswache Bünde (DLK 23/12), Hiddenhausen (DLK 23/12) sowie die DLK 23/12 aus Enger-Dreyen. Über die Wenderohre der Leitern erfolgen ebenfalls massive Löschangriffe. Ein Schaum/Wasserwerfer-Anhänger kommt zusätzlich zum Einsatz. Von der Kreisfeuerwehrzentrale wird Nachschub geliefert. Das Wechselladerfahrzeug mit dem Abrollbehälter Schaum trifft ein. Zur Beladung gehören 4.000 Liter Schaummittel, die in 20 Liter Kanistern und 600 Liter-Fässern abgefüllt sind.
 
Probleme bereitet den Löschmannschaften die Wasserversorgung. Auf dem Gelände gibt es einen Löschwasserteich. Doch aufgrund des enormen Wasserverbrauchs schwindet dessen Inhalt zusehends.  Das Wasserleitungsnetz im Bereich Hüffen gibt im Übrigen zu wenig Löschwasser her. Die Einsatzleitung entscheidet daher, eine Wasserversorgung über lange Wegstrecke bis ins benachbarte Enger aufzubauen und dort Unterflurhydranten in Betrieb zu nehmen. Außerdem wird eine Schuttmulde mit rund acht Kubikmeter Fassungsvermögen behelfsmäßig als Löschwasserbehälter umfunktioniert. Tanklöschfahrzeuge sind im Pendelverkehr unterwegs und schaffen das Löschwasser für den Behälter herbei.
 
 
Am Nachmittag gibt ein Sprecher der Kreisverwaltung Entwarnung. Die Schadstoffmessungen hätten keine besorgniserregenden Werte ergeben. Doch ein Einsatzende ist noch immer nicht abzusehen. Der böige Wind lässt die Flammen immer wieder auflodern. Als die Schaummittelreserven zur Neige gehen, fordert Einsatzleiter Wolfgang Hackländer  Hilfe aus Bielefeld, Bad Oeynhausen, Bad Salzuflen und Osnabrück an.
Gegen 19:30 Uhr stehen Wolfgang Hackländer und Bernhard Rose vor einer laufenden Fernsehkamera des Landesstudios Bielefeld. Sie informieren die Zuschauer der Lokalzeit OWL über die dramatischen Ereignisse in Bünde. Auch das ARD-Magazin „Brisant“ und die „aktuelle Stunde“ des WDR-Fernsehens berichten über den Großbrand. Am späten Abend findet schließlich ein „Schichtwechsel“ statt. Jetzt kommen frische Einsatzkräfte der Feuerwehren Kirchlengern, Löhne und Rödinghausen zum Einsatz. Eine Bergungsgruppe des Technischen Hilfswerks aus Bünde unterstützt die Aufräumarbeiten mit einem Radlader. Jeder Papierballen und jedes Kunststoffbündel wird jetzt quasi einzeln aus der Halle geholt, auf dem Hof „zerpflückt“ und abgelöscht. Die Löscharbeiten werden die gesamte Nacht hindurch und noch am darauf folgenden Freitag fortgesetzt. Die Löschwasserrückhaltung bereitet hingegen keine Probleme. Ein Teil des mit Schaummittel verunreinigten Wassers wird im Bünder Abwasserwerk zwischengelagert. Noch während des Feuerwehreinsatzes haben Fachleute des Landesumweltamtes damit begonnen, in der Nähe der Brandstelle Bodenproben zu nehmen. Die werden jetzt auf Schadstoffe untersucht. Ein nahes Erdbeerfeld darf nicht abgeerntet werden. Das untersagt der Kreis Herford noch am Donnerstag.
 
 
Durch den Großbrand wurde die Lagerhalle der Firma Drekopf völlig zerstört. Die genaue Brandursache und Schadenshöhe muss jetzt geklärt werden. Das Entsorgungsunternehmen mit Hauptsitz in Mönchengladbach ist an 14 Standorten in ganz Deutschland aktiv. Den Schwerpunkt der Firmenaktivitäten bildet die Sortierung, Veredelung und Vermarktung von Altpapier. Rund 500.000 Tonnen Altpapier verkauft die Firmengruppe jährlich. Die Papieraufbereitungs- und Sortierungsanlage in Bünde ist für eine Kapazität von 70.000 Tonnen pro Jahr ausgelegt.


Bericht: Jens Vogelsang
Fotos: Bernd Altemeier, Jens Meyer

Eingesetzte Kräfte:

Feuerwehr Bünde
gesamt
2 RTW; 1 NEF

Feuerwehr Enger
gesamt
 
Feuerwehr Herford
TLF 24/48; GW-Messtechnik; SW 2000; Teleskopmast

Feuerwehr Hiddenhausen
TLF 24/50; DLK 23/12, WLF (AB Sonderlöschmittel)

Feuerwehr Vlotho
TLF 24/50
 
Kreisfeuerwehrzentrale
WLF 1 (AB Schaum); GWA; LKW (Sand)
 
Bielefeld
TLF 24/50; WLF (AB Schaum, AB Erkunder)
 
Lippe
2 TLF 24/50; WLF (AB Schaum)
 
Minden-Lübbecke
TLF 24/50
 
Osnabrück (Ns)
WLF (AB Schaum)
 
Feuerwehr Kirchlengern
Ablösung
 
Feuerwehr Löhne
Ablösung
 
Feuerwehr Rödinghausen
Ablösung
 
THW
Ortsgruppe Bünde


 

 

 

 

Foto: Besatzung RTH Christoph 13, Bielefeld