Das war's!?

In Vlotho wurde das (vorläufig) letzte Stadtfeuerwehrfest gefeiert.

Tag_der_offenen_Tuer_2011-074Gehört das Stadtfeuerwehrfest Vlotho nun zur Geschichte? Am 2. und 3. Oktober 2012 fand die Traditionsveranstaltung zumindest vorläufig zum letzten Mal statt. Das bestätigte  Feuerwehrchef Torsten Sievering. Rückläufige Besucherzahlen und das hohe finanzielle Risiko hätten zu dieser Entscheidung geführt, die einvernehmlich innerhalb der Wehr getroffen worden sei. „Wir müssen uns den Realitäten stellen“, meinte Sievering.

Bisher wurde das Stadtfeuerwehrfest im jährlichen Wechsel von den einzelnen Einheiten der Wehr ausgerichtet. Nach diesem Ritual war in diesem Jahr der Löschzug Vlotho an der Reihe, der gleichzeitig zu seinem 135-jährigen Bestehen eingeladen hatte. Im Vorfeld hatten sich Löschzugführer Dirk Rethmeier und Vertreter Thomas Twelsiek noch zuversichtlich gezeigt. So hatte man eigens eine Eventagentur eingeschaltet, die sich um die Organisation der großen Party am Dienstagabend kümmern sollte. Sie war als „Highlight“ zu Beginn des Stadtfeuerwehrfestes und des 135-jährigen Bestehens gedacht. Die Veranstaltung sollte dann am Tag der Deutschen Einheit mit einem Familientag fortgesetzt werden. Doch der Plan der Wehrleute ging nicht auf. Nur wenige Besucher feierten mit. Die Feuerwehrleute seien stattdessen fast unter sich gewesen, resümierte Torsten Sievering am nächsten Tag. Immerhin hätten einige befreundete Wehren und das THW Vlotho den Weg zum „Haus der Feuerwehr“ am Bullerbach gefunden. Doch der Zuspruch sei insgesamt enttäuschend gewesen. „Auch heute könnten viel mehr Besucher hier sein“, meinte Sievering zum Familienfest am Einheitsfeiertag. Aufgrund der fehlenden Resonanz und der Kosten hätten sich die Leitungen der Löschgruppen und –züge bereits im Vorfeld darauf verständigt, das Stadtfeuerwehrfest einzustellen. In der Vergangenheit wurde die Veranstaltung oftmals als Zeltfest gefeiert. Das sei mittlerweile zu einem unkalkulierbaren Risiko geworden, so Sievering.

Eine „Auffrischung“ der besonderen Art erlebte das Stadtfeuerwehrfest im Jahr 2009 auf dem Bonneberg.  Damals sorgte Partygröße Mickie Krause („Reißt die Hütte ab!“) für eine ausgelassene Stimmung unter den 650 Gästen im Festzelt. In Ballermann-Manier wurde mitgesungen und/oder mitgegrölt. Doch als Mallorca-Krause sein Programm „abgespult“ hatte, gingen auch die Partygäste nach Hause und das Zelt blieb während der beiden übrigen Festtage leer.  Seine (vorläufig?) letzte Sternstunde erlebte das Stadtfeuerwehrfest im letzten Jahr. Zum 90. Geburtstag der Löschgruppe Steinbründorf reiste die Bernd Steigenberger Band an die Weser. Nur durch solche besonderen Auftritte gelang es zuletzt noch, Besucherscharen anzulocken. Für das kommende Jahr hätten die Wehrleute nun eine Ersatzveranstaltung geplant, informierte Sievering. „Wir werden erstmals am 31. Oktober 2013 mit hoffentlich vielen Gästen einen tollen Feuerwehrabend in der Aula des Schulzentrums Jägerort verbringen.“

Während der Feierstunde zum 135-jährigen Bestehen des Löschzugs Vlotho hob Wehrführer Sievering das ehrenamtliche Engagement der Feuerwehrleute hervor. In den zurückliegenden 13 Jahrzehnten habe sich bei der Feuerwehr fast alles verändert. Vor allem die Technik und das Anspruchsdenken der Bevölkerung an die Wehr. „Trotz der vielen Veränderungen, die Kameradschaft ist und bleibt die Grundlage unseres erfolgreichen Arbeitens!“, sagte der Vlothoer Wehrführer in seiner Ansprache. Zum offiziellen Teil des Stadtfeuerwehrfestes 2012 hatten sich  immerhin 20 Vertreter aus Rat und Verwaltung  im Gerätehaus eingefunden. Bürgermeister Bernd Stute zeigte sich gegenüber den Wehrleuten gewohnt zuversichtlich. Er sicherte zu, dass die Wehr auch angesichts einer schwierigen Haushaltslage alle notwendigen Mittel bekommen werde. Die Äußerungen des Bürgermeisters nahmen die Wehrleute wohlwollend zur Kenntnis. Außerdem sorgten am Nachmittag zahlreiche Familien mit ihren Kindern für eine gute bzw. bessere Stimmung. Die Jugendfeuerwehr Vlotho gestaltete das Programm. Es gab eine Schminkaktion und Kinderspiele mit der Kübelspritze. Währenddessen demonstrierte die aktive Wehr ein spezielles Abstützsystem (Stab-Fast), das bei Verkehrsunfällen zum Einsatz kommt.

Wolfgang Kenneweg ist künftig "Fachberater Brandschutzerziehung und -aufklärung" der Feuerwehr Vlotho. Während des Stadtfeuerwehrfestes überreichte Torsten Sievering dem verdienten Feuerwehrmann eine entsprechende Ernennungsurkunde. „Auf dein Engagement im Bereich der Brandschutzerziehung wollen wir nicht verzichten!“ Kenneweg war ab 1989 erster Stadtjugendfeuerwehrwart in Vlotho und später Kreisjugendfeuerwehrwart.  Aus der Jugendfeuerwehrgruppe der Gründerzeit seien noch immer 12 Mitglieder in der aktiven Wehr zu finden, hob der Wehrführer hervor.

Sievering selber wurde übrigens für seine 25-jährige Mitgliedschaft in der Freiwilligen Feuerwehr mit dem Ehrenzeichen in Silber des Landesinnenministers geehrt. Diese Auszeichnung erhielten ebenso Stefan Meier und Thomas Stelzer (LG Exter).  Der Steinbründorfer Löschgruppenführer Friedrich-Wilhelm Böke ist bereits seit 35 Jahren bei der Feuerwehr Vlotho engagiert. Hierfür wurde der Hauptbrandmeister mit dem Feuerwehrehrenzeichen in Gold ausgezeichnet. Bürgermeister Stute nahm die drei Ehrungen persönlich vor.

 

Von Jens Vogelsang
(Fotos: Feuerwehr Vlotho, Vlothoer-Zeitung, Vogelsang)

 

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Die Feuerwehr Vlotho hat das Stadtfeuerwehrfest gestrichen.
Immer weniger Bürger hatten zuletzt Interesse an der Feuerwehrarbeit gezeigt.

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Demonstrationsübung: Mit einem speziellen Abstützsystem werden umgestürzte
Fahrzeuge nach Verkehrsunfällen gesichert. (Vergleichsfoto)

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Für die kleinen Gäste des Stadtfeuerwehrfestes hat die
Jugendfeuerwehr ein besonderes Programm ausgearbeitet.

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Übertritt in die Ehrenabteilung u. Ernennung zum Fachberater:
Wolfgang Kenneweg (r) bekommt gleich zwei Urkunden von Wehrführer Torsten Sievering überreicht.

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Bürgermeister Bernd Stute (2 v.r.) ehrt verdiente Feuerwehrmänner: (v.l.)
stellv. Wehrführer André Storck, Stefan Meier, Thomas Stelzer,
Friedrich-Wilhelm Böke u. Wehrführer Torsten Sievering.