Von der DLK 23/12 zum TLK 23/12

Feuerwehr Herford stellt neuen Teleskopgelenkmast in Dienst

2044_10487_1_rHightech auf vier Rädern: Die Feuerwehr Herford hat vor kurzem einen neuen Teleskopgelenkmast mit  Leiter und Korb (TLK 23/12) in Dienst gestellt. Es handelt sich um das erste Feuerwehrfahrzeug dieser Art im Kreis Herford. Die so genannte Hubrettungsbühne (HRB 32) ist als Alternative zur herkömmlichen Drehleiter zu sehen. Herfords Bürgermeister Bruno Wollbrink überzeugte sich während einer praktischen Vorführung von den Vorzügen der modernen  Teleskopmasttechnik. Das Auto hat rund 570.000 Euro gekostet.

Das neue Hubrettungsfahrzeug der Herforder Wehr ist ein echtes europäisches Gemeinschaftsprodukt. Der Wagen basiert auf einem Fahrgestell des schwedischen Nutzfahrzeugherstellers Scania (Typ P 320), einer Tochtergesellschaft der Volkswagen AG.  Die filigrane Teleskopmasttechnik kommt vom finnischen Spezialisten für Hubrettungs- und Hubarbeitsbühnen, der Firma Bronto Skylift mit Sitz in Tampere. Für den „letzten Schliff“ sorgten schließlich die Mitarbeiter der Rusterholz AG, die im  Schweizer Kanton Zürich ihren Sitz hat. Sie übernahmen den Bau der Gerätefächer, also den Umbau des Wagens in einen echten Rettungs- und Löschboliden. Der Scania verfügt über eine Motorleistung von 320 PS (235 kW). Er ist mit 18,2 Tonnen Gesamtgewicht und neun Meter Aufbaulänge schwerer und größer als sein Vorgänger, der Drehleiter (DLK 23/12) von Iveco-Magirus (Bj. 1989).

Wenn künftig Menschenrettungen bevorstehen oder Brände in großen Höhen gelöscht  werden müssen, kann die Herforder Feuerwehr auf modernste Technik zurückgreifen. Das neue Teleskopgelenkmastfahrzeug TLK 32 besteche durch seine Vielseitigkeit, meint Herfords Feuerwehrchef Michael Stiegelmeier. „Der Bronto Skylift reicht bis in eine Höhe von 32 Meter.“ Außerdem kann der flexible Hydraulikarm für Rettungsaktionen in der Tiefe eingesetzt werden. „Bis zu fünf Meter unterhalb des Straßenniveaus sind möglich“, sagt Stiegelmeier.

Auf der Werrebrücke an der Wiesestraße bekommt Bürgermeister Bruno Wollbrink eine Extravorführung. Die Feuerwehrmänner simulieren eine Rettungsaktion auf dem Fluss mit der Schaufeltrage. Michael Stiegelmeier: „Der neue Teleskopmast verfügt über mehr Bewegungsmöglichkeiten, als die alte Drehleiter.“ So lassen sich per Joystick die Funktionen Aufrichten, Aus- und Einfahren, rechts und links Schwenken steuern. Außerdem gibt es eine separate Möglichkeit, den Rettungskorb in beide Richtungen um 60 Grad zur Seite zu drehen. Der  Korb ist für eine Belastung von 500 Kilogramm ausgelegt. Bis zu  fünf Personen können gleichzeitig aufgenommen und sicher zu Boden gebracht werden. Der Transport von Rollstuhlfahrern und Patienten auf einer Krankentrage ist ebenfalls möglich. Der Korb der alten Drehleiter ist hingegen nur für drei Personen ausgelegt. Außerdem kann der Bronto Skylift als Kran verwendet werden. Der Hauptarm des Teleskopmastes trägt Lasten bis zu 2,2 Tonnen. Weiterhin ist eine Elektrowinde vorhanden, mit der Menschen und Tiere aus Schächten geborgen werden können. Bruno Wollbrink zeigt sich beeindruckt: „Die Investition ist ein wichtiger Beitrag zur Sicherheit unserer Bürgerinnen und Bürger!“ Es sei notwendig, die technische Ausrüstung der Feuerwehr regelmäßig zu erneuern.

Der neue Teleskopmast (Funkrufname 3/36/1) ist für den Brandeinsatz ebenso umfassend ausgerüstet.  Am „Knickarm“ ist eine Wasserleitung fest verlegt. Über zwei B-Kupplungen am Fahrzeugheck wird das Löschwasser eingespeist und zum Wenderohr am Korb gepumpt. Am Drehturm gibt es eine Atemluftversorgung, die für eineinhalb Stunden ausreicht. Die Feuerwehrleute brauchen so die schweren Pressluftatmer nicht mehr selber zu schultern, sondern nur noch ihre Masken an das System anschließen. Der Korb ist mit Wassersprühdüsen ausgerüstet, damit Mensch und Material bei einem Brandeinsatz durch die Strahlungswärme keinen Schaden nehmen. Außerdem kann ein Hochleistungslüfter aufgesteckt werden, um schwer zugängliche Einsatzstellen zu entrauchen.  Sicherheit geht vor: In extremen Einsatzsituationen bleibt der Korb unbesetzt. Dann  wird der „Löscharm“ vom Boden aus mittels Fernbedienung und „Videoauge“ gesteuert. Eine Kamera am Korb überträgt dabei die Bilder auf einen Monitor am Bedienstand. So kann der Wasserstrahl punktgenau gesteuert werden.

Die Auslieferung des neuen Teleskopgelenkmastfahrzeugs an die Feuerwehr Herford hatte sich um mehr als ein Jahr verzögert. Eigentlich sollte das neue Auto bereits im Dezember 2010 übergeben werden. Ein Zulieferer habe Material für den Gelenkmast geliefert, das nicht den Qualitätsanforderungen genügte, begründet Michael Stiegelmeier den zeitlichen Verzug. Der finnische Hersteller Bronto Skylift gilt als Weltmarktführer für Hubrettungs- und Hubarbeitsbühnen. Das Unternehmen hält mit 112 Meter Höhe den Weltrekord für Hubrettungsfahrzeuge dieser Bauart auf einem LKW-Fahrgestell. Zuletzt stand der Herforder Teleskopmast einige Wochen in der Schweiz. Die Mitarbeiter des Fahrzeugbauers Rusterholz  mussten erst einen Großauftrag der Schweizer Nationalregierung abarbeiten.

Die alte Iveco-Drehleiter bleibt der Feuerwehr Herford weiterhin erhalten. Sie ist jetzt am Gerätehaus der Löschgruppe Herford-Elverdissen stationiert.

Von Jens Vogelsang
(Infos und Fotos: Feuerwehr Herford)

2044_10486_1_r
TLK 23/12 auf der Werrebrücke Wiesestraße im „Unterflureinsatz“


2044_10487_1_r
Bürgermeister Bruno Wollbrink (l) überreicht symbolisch
den Fahrzeugschlüssel an Feuerwehrchef Michael Stiegelmeier.


2044_10485_1_r
Rettungskorb mit Strahlrohr und „Kameraauge“


2044_10488_1_r
Der Teleskopmast misst eine Gesamtlänge von 32 Meter.


2139_3_1_r
Bullige Optik: Der neue Teleskopgelenkmast auf Scania P 320 Fahrgestell
vor der Feuerwache Herford an der Werrestraße.


DSC_0169
Das ausladende Heck mit der gelben Sicherheitsbeklebung. (Foto: J. Vogelsang)


DSC_0222
Die alte Iveco-Drehleiter ist jetzt in Herford-Elverdissen stationiert. (Foto: J. Vogelsang)


DSC00144
Technische Probleme: Bronto Skylift stellte der Feuerwehr Herford zunächst ein „Leihfahrzeug“
(auf MAN-Fahrgestell) zur Verfügung. (Foto: J. Vogelsang)