Die Wehr mit den „Museums-Einsatzfahrzeugen“!

Bei der Feuerwehr Hiddenhausen gibt es einen Investitionsstau.

Für die Feuerwehr Hiddenhausen ist das vergangene Jahr vergleichsweise ruhig verlaufen. In 106 Fällen wurden die Ehrenamtlichen um Hilfe gerufen. Vor allem die Insekteneinsätze und die überörtlichen Hilfeleistungen seien zurückgegangen, berichtete Wehrführer Werner Lohmeyer während der Jahresarbeitstagung, die am Freitag (15.02.2013) im Gerätehaus Schweicheln-Bermbeck stattfand. Der Feuerwehrchef sparte aber auch nicht mit kritischen Worten. Aufgrund der finanziell angespannten Lage der Gemeinde gebe es bei der Feuerwehr mittlerweile einen Investitionsstau, der nun abgearbeitet werden müsse.  

 

 

In den beiden Löschzügen Eilshausen und Schweicheln-Bermbeck sind momentan 90 Brandschützer aktiv. Die Mannschaftsstärke sei gerade in den letzten Jahren weiter angewachsen, sagte  Lohmeyer.  „Die Wehr ist damit personell gut aufgestellt!“ Zumal mittlerweile auch alle Führungspositionen wieder besetzt werden konnten. Seit 1. August 2012 ist die neue Wehrführung im Amt. Während sich Lohmeyers Amtszeit um weitere sechs Jahre verlängert hat, wurden mit Nicholas Jost (LZ Schweicheln-Bermbeck) und Mario Daume (LZ Eilshausen) erstmals zwei Stellvertreter in die Wehrführung berufen. Das neue Führungstrio teilt sich die Arbeit konsequent. Lohmeyer ist für den Personalbereich zuständig, während Jost sich um den Ausbildungsbereich kümmert und Daume für die Beschaffungen zuständig ist. Und gerade da scheint es zurzeit bei der Hiddenhausener Wehr zu haken. Zwei Großfahrzeuge, das Tanklöschfahrzeug mit 5000 Liter Wasser und die Drehleiter, sind mittlerweile über 30 Jahre alt und hätten längst ersetzt werden müssen. „Eigentlich könnten die Autos mit einem H-Kennzeichen für historisch ausgerüstet werden“, meinte  Lohmeyer ironisch. „Es kann aber nicht Sinn der Sache sein, dass die Wehr mit historischen Autos zum Einsatz fährt!“

 


Bei Peter-Lacke in Bermbeck kommt es im April 2012 zu einem Zwischenfall. Die Feuerwehr löst vorsorglich „ABC-Alarm“ aus. 

 

Die räumliche Situation im Gerätehaus Schweicheln-Bermbeck wurde vom Wehrführer ebenfalls bemängelt. „Besonders eng geht es in der Fahrzeughalle zu!“. Hier stehen vier Einsatzfahrzeuge auf drei Stellplätzen. Für das Mannschaftstransportfahrzeug gibt es gar keine Garage. Es muss unter freiem Himmel abgestellt werden. Vor kurzem, so Lohmeyer, sei beinahe ein Feuerwehrkamerad durch ein ausrückendes Löschfahrzeug verletzt worden. Diesen Vorfall führen die Feuerwehrleute ebenfalls auf die drangvolle Enge zurück. Im Gerätehaus Schweicheln-Bermbeck ist kein separater Umkleidebereich vorhanden. Die Kleiderspinde befinden sich ebenfalls in der Fahrzeughalle. Die 40 Aktiven müssen hier unmittelbar hinter den ausrückenden Einsatzfahrzeugen ihre Schutzausrüstung anlegen. Lohmeyer hofft, dass die Gemeinde mit der Feuerwehr im Gespräch bleibt. „Ich bin mir sicher, dass hier Lösungen gefunden werden!“ Die anwesenden Vertreter von Rat und Verwaltung hatten den Worten des Gemeindebrandinspektors zumindest aufmerksam zugehört. Regina Wachowiak, sie ist die ständige Vertreterin des Bürgermeisters, nutzte an diesem Abend allerdings nur die Möglichkeit, sich bei den Wehrleuten für ihre im vergangenen Jahr geleistete Arbeit zu bedanken.
 

Im Mai 2012 steht der Motorraum eines Volvo plötzlich in Flammen. Die Feuerwehr
ist schnell vor Ort und löscht das Feuer mit der Schnellangriffseinrichtung.
 

September 2012: Die Fahrt eines Lastzugs aus Baunatal endet auf der Schweichelner
     Straße in Hiddenhausen, nachdem eine heiß gelaufene Bremse einen Reifenbrand ausgelöst hat.
 

In seinem Jahresrückblick erinnerte Lohmeyer an die beiden Großalarme im April 2012. Damals hatte es zunächst in der Produktion von Peter-Lacke in Bermbeck gebrannt. Nur wenige Tage später wurde ein Mitarbeiter des Unternehmens 3 H-Lacke durch eine Stichflamme verletzt. „Für uns waren beide Einsätze mit viel Aufregung verbunden“, sagte Lohmeyer. Letztlich hatten die Kohlendioxidlöschanlagen, mit denen beide Firmen ausgerüstet sind, Schlimmeres verhindert. Im letzten Jahr mussten die Wehrleute vier Menschen in Notlagen retten. Ein Jahr zuvor war die Wehr noch 22 Mal ausgerückt, um zumeist älteren, hilflosen Bürgern zu helfen, die nicht mehr selber ihre Wohnungstüren öffnen konnten. „Das sind oftmals unschöne Einsätze“, so Lohmeyer, „bei denen manchmal die Hilfe von Feuerwehr und Rettungsdienst zu spät kommt.“
 
 
 
 
Das ehrenamtliche  Engagement der Feuerwehrleute ist gleichzeitig mit einem umfangreichen Schulungsprogramm verbunden. Alleine die Grundausbildung zum Feuerwehrmann umfasse 150 Stunden, die nach Feierabend und an den Wochenenden geleistet werden müssten, erläuterte stellvertretender Wehrführer Nicholas Jost.  Hier habe sich die Ausbildungsgemeinschaft mit den Feuerwehren Herford und Vlotho sowie der Betriebsfeuerwehr Schüco aus Bielefeld bewährt.  Außerdem schilderte Jost die Atemschutzausbildung. Nur wer gesundheitlich fit sei, dürfe die Geräte tragen. Zurzeit gibt es bei der Feuerwehr Hiddenhausen 61 Atemschutzgeräteträger, die alle Kriterien erfüllen und damit bei einem Innenangriff eingesetzt werden könnten. Für die Lehrgänge an der Feuerwehrzentrale in Eilshausen stehe schon bald ein weiterer Schulungsraum zur Verfügung, sagte stellvertretender Kreisbrandmeister Bernd Kröger auf der Jahreshauptversammlung. Außerdem, so Kröger, seien die Feuerwehrfrauen im gesamten Kreis Herford auf dem Vormarsch – und zwar zahlen- und leistungsmäßig. Die Brandschutzerziehung und die Brandschutzaufklärung gehören ebenfalls zu den ehrenamtlichen Aufgaben der Freiwilligen Feuerwehr. Im letzten Jahr habe man 394 Kinder, Jugendliche und erwachsene Bürger geschult, berichtete Fachbereichsleiter Ulrich Dockhorn.
Lobende Worte fand Wehrführer Lohmeyer ebenso für die beiden Jugendfeuerwehren. „48 Mädchen und Jungen sind ein Zeichen für die gute Jugendarbeit.“ Seit kurzem steht die Gruppe in Eilshausen unter Leitung von Patrick Knafla und Timo Hägerbäumer. Die Beiden wurden während der Hauptversammlung offiziell in ihre Ämter eingesetzt. Ob es in Hiddenhausen künftig eine Kinderfeuerwehr gibt, und damit Knirpse ab sechs Jahren in die Feuerwehr aufgenommen werden können, ließ der Wehrführer offen. Zurzeit liegt das Eintrittsalter in die Jugendfeuerwehr bei 10 Jahren.
Zum Abschluss der Jahresarbeitstagung konnte Wehrführer Werner Lohmeyer zwei verdiente Kameraden auszeichnen. So wurde Peter Niederbäumer für sein 35-jähriges Feuerwehrengagement mit dem Feuerwehrehrenzeichen in Gold des Landes NRW ausgezeichnet. Fred Bergmeyer gehört sei mittlerweile 40 Jahren zur „Truppe“ und wurde dafür besonders  geehrt. Er hat über viele Jahre hinweg den Löschzug Eilshausen geleitet.

                                                                                                                               Von Jens Vogelsang
                                                                                                                               (Text u. Fotos)

 

 

Beförderungen:

Zum Feuerwehrmann
Nils u. Torbjörn Krowiki (beide LZ Eilshausen), Fabian Grün, Sebastian Plümers (beide LZ Schweicheln-Bermbeck)
 
Zum Oberfeuerwehrmann
Timo Hägerbäumer (LZ Eilshausen), Marius Mattern (LZ Schweicheln-Bermbeck)

Zum Hauptfeuerwehrmann/ Zur Hauptfeuerwehrfrau
Pascal Diesing, Daniela Mester, Sabrina Pflug (alle LZ Eilshausen)

Zum Unterbrandmeister/ Zur Unterbrandmeisterin
Mark-Alexander Schulte (LZ Eilshausen), Cathrin Pöppel (LZ Schweicheln-Bermbeck)

Zum Oberbrandmeister
Carsten Niestrat (LZ Eilshausen), Jan-Hendrik Pieper (LZ Schweicheln-Bermbeck)

Zum Hauptbrandmeister
Jens Vogelsang (LZ Schweicheln-Bermbeck)

Zum Brandoberinspektor
Mario Daume (LZ Eilshausen)


Stichwort: DLK 23/12  und TLF 24/50 der Feuerwehr Hiddenhausen

Die Drehleiter und das Tanklöschfahrzeug 24/50 der Feuerwehr Hiddenhausen sind in die Jahre gekommen. Man könnte auch sagen, sie haben eine bewegte Geschichte durchlebt. Beide Wagen wurden ursprünglich vom Kreis Herford beschafft. Als Einsatzfahrzeuge der Feuerwehrzentrale in Hiddenhausen leisteten die DLK 23/12 (Bj. 1981 / Metz-Leiter / Fahrgestell: Daimler-Benz Typ 1419) und das TLF 24/50 (Bj. 1983 / Ziegler-Aufbau / Fahrgestell: Daimler-Benz Typ 1622)  über viele Jahre hinweg gute Dienste im gesamten Kreisgebiet. Nachdem beide Autos abgeschrieben waren, entschieden die Verantwortlichen der Kreisverwaltung, es werde hierfür keine Ersatzbeschaffungen mehr geben, da in den einzelnen Kommunen bereits entsprechendes Gerät vorhanden sei. An der Kreisfeuerwehrzentrale wurde stattdessen damit begonnen, ein Wechselladersystem aufzubauen. Am 1. Juli 2000 erfolgte schließlich die Übernahme der beiden bereits betagten Fahrzeuge durch die Gemeinde Hiddenhausen.  Aufgrund der Bebauung und der vorhandenen Industrie in der Großgemeinde müssen hier sowohl eine Drehleiter, als auch ein großes Tanklöschfahrzeug bereitgehalten werden. Die DLK 23/12 wurde im Jahr 2005 noch einmal einer Generalüberholung unterzogen und mit einem klappbaren Rettungskorb ausgerüstet; doch mittlerweile häufen sich die Reparaturen.



DLK 23/12 der Feuerwehr Hiddenhausen. Das Foto entstand Ende der achtziger Jahre.
Damals war das Fahrzeug noch an der Kreisfeuerwehrzentrale stationiert. (Foto: Archiv)



TLF 24/50 der Feuerwehr Hiddenhausen. Das Fahrzeug mit 216 PS verfügt über Allradantrieb
mit Differentialsperre hinten. Das Foto entstand Ende der achtziger Jahre an der Kreisfeuerwehrzentrale. 
(Foto: Archiv)


Stichwort: „H-Kennzeichen“

Das H-Kennzeichen sieht aus wie ein normales Nummernschild, endet allerdings mit dem Buchstaben "H" für „historisch“.  Wurde ein Auto vor mehr als 30 Jahren zugelassen und befindet sich der Wagen in einem „überdurchschnittlichen und originalen Erhaltungszustand“, besteht die Möglichkeit, das „alte Schätzchen“ als Oldtimer zuzulassen. Dafür muss allerdings, wie in Deutschland allgemein üblich, ein genau festgelegtes  „behördliches Verfahren“ durchlaufen werden. Vorteil des „H-Kennzeichens“: Es besteht eine deutliche Vergünstigung bei der Kraftfahrzeugsteuer – und zwar unabhängig von der Schadstoffklasse und dem Motorhubraum. Autos der Feuerwehr sind aber bereits von der Kraftfahrzeugsteuer befreit, solange sie noch als echte Einsatzfahrzeuge in der Alarm- und Ausrückordnung einer Wehr geführt werden. Ein „H-Kennzeichen“ würde hier keinen Sinn machen, da damit keine zusätzlichen Steuervergünstigungen erreicht werden könnten.


Foto:  TLF 16 außer Dienst mit „H-Kennzeichen“ (Foto: Gerd Plümers)

 
     



Schwerer Verkehrsunfall im Kreuzungsbereich Bünder Straße/ Löhner Straße: Im
     September rast ein PKW in ein Wohnmobil, das durch den Aufprall auf die Seite kippt.  
     (Foto: B. Picker †)
 


Während der Arbeitstagung im Gerätehaus Schweicheln-Bermbeck kann Wehrführer
     Werner Lohmeyer (l) einige Ehrungen und Beförderungen vornehmen.
 

Peter Niederbäumer (l) und Fred Bergmeyer (r)  werden von Wehrführer Lohmeyer für
     ihr langjähriges Feuerwehrengagement ausgezeichnet.
 

Patrick Knafla (l) hält Maskottchen „Rufus“ in den Händen. Gemeinsam mit
     Timo Hägerbäumer (r) leitet er seit kurzem die Jugendgruppe Eilshausen. Kreisjugend-
     feuerwehrwartin Natascha Meier gratuliert den Beiden.
 

Die Führungsmannschaft der Feuerwehr Hiddenhausen: (v.l.) Patrick Knafla
     (Jugendwart in Eilshausen), Bernd Gante (Leiter des LZ Eilshausen), Wehrführer
     Werner Lohmeyer, Nicolas Jost (Leiter des LZ Schweicheln-Bermbeck) u. Fabian
     Stadelmann (stellv. Jugendwart in Schweicheln-Bermbeck)