Löschzug Bünde-Mitte und THW Ortsverband Bünde üben gemeinsam

Kombinierte Stabs- und Funkübung wird vom Gerätehaus Bünde-Mitte koordiniert

2013-04-06  11-09-46 2177Der Löschzug Bünde-Mitte und das Technische Hilfswerk (THW) Bünde haben sich am Wochenende (06.04.2013) mit einer gemeinsamen Übung auf den Ernstfall vorbereitet. Dabei standen die Abwicklung des Funkverkehrs und die Stabsarbeit für den Fall einer Großschadenslage im Vordergrund. In der Feuerwache Bünde an der Dünner Straße wurde dazu ein improvisiertes „Lagezentrum“ eingerichtet.

Am Übungsgeschehen nehmen insgesamt 30 Feuerwehrleute und Helfer des THW-Ortsverbandes teil. Acht  Fahrzeuge und die mobile Führungszentrale der Feuerwehr, der Einsatzleitwagen 2 (ELW 2), sind im Einsatz. „Das ist für uns die erste größere Übung dieser Art auf Stadtebene“, informiert Löschzugführer Klaus Obermann aus dem improvisierten „Lagezentrum“ in der Feuer- und Rettungswache Bünde. Hier hat der Führungsstab seinen Betrieb aufgenommen. Anlass für die Stabsübung sei keine fingierte Katastrophe, die vor Ort aufwendig vorbereitet worden sei, sagt Klaus Obermann. Es würden vielmehr nach und nach mehrere „Großschäden“ virtuell abgearbeitet, die sich im Bünder Umland ereignet hätten. „Es geht darum, die Abläufe zu trainieren“, sagt der Brandoberinspektor.
Zur Erklärung: Kommt es zu einem Großschadensfall, wie beispielsweise Weihnachten  2011, wo in Rödinghausen ein Haus explodiert war, so tritt bei der Feuerwehr ein Führungsstab zusammen, um die Einsatzleitung vor Ort zu unterstützen; denn bei großen und lang andauernden Einsatzlagen sind fast immer mehreren Hilfsorganisationen mit vielen Helfern vor Ort, sodass der Koordinationsbedarf und somit die Führungsarbeit steigen. Beim Löschzug Bünde-Mitte gibt es eine Informations- und Kommunikationsgruppe (IuK-Gruppe), die mit einem ELW 2 ausgerüstet ist. Sie bildet im Notfall das Bindeglied zwischen der Einsatzleitung am Unglücksort und dem Führungsstab, der im Hintergrund arbeitet.
Das THW hatte an diesem Samstag ohnehin die Funkausbildung geplant. „Die Verbindung mit der Stabsübung hat sich daher angeboten!“, sagt Klaus Obermann. Im Verlaufe des Tages sind die Mannschaften der Feuerwehr und die Bergungsspezialisten des THW im Stadtgebiet unterwegs. Sie proben das Zusammenspiel und unterziehen den Sprechfunkverkehr einem intensiven Test.  Mehrere kleinere Übungsaufgaben sind zu meistern. Die Lageerkundung und das Anfertigen von Fotos gehören dazu.  Diese Aufgaben werden über den ELW 2 koordiniert. Die Fäden laufen dann im improvisierten „Lagezentrum“ an der Dünner Straße zusammen. Der eigens für die Übung umfunktionierte Bereich ist eigentlich der Schulungsraum des Löschzugs Bünde-Mitte; doch er lässt sich aufgrund seiner technischen Ausstattung perfekt für die Stabsarbeit nutzen. Per Computer, Beamer und Internet, aber auch analog über Laufzettel, Karten, Kompass und Schablone könnten hier auch bei einem echten Notfall Informationen gesammelt und ausgewertet werden, um wichtige Entscheidungen für den weiteren Ablauf eines Großeinsatzes zu treffen. Der Raum ließe sich bei Bedarf sogar noch erweitern; eine Trennwand zwischen Jugendraum und Schulungsraum könnte aufgeklappt werden. An diesem Tag wird improvisiert: Der ELW 2 ist unmittelbar vor der Fensterfront des „Stabsraums“ geparkt. Das Fahrzeug wird von einer Säule aus mit Strom versorgt.  Durch das geöffnete Fenster werden die Sachgebietsleiter des Führungsstabs direkt mit Nachrichtenzetteln versorgt. Zur Mannschaft im „Lagezentrum“ gehört selbstverständlich ein Fachberater des THW.  
„Über 90 Prozent unserer Ausrüstung für die IuK-Gruppe haben wir durch Spenden beschaffen können“, berichtet Obermann. „Die Erfahrungen vergangener Katastrophen sind hier eingeflossen.“ Obermann nennt den Orkan Kyrill, der sich 2007 ereignet hatte und das Hochwasser 2010 an der Else. „Durch Übungen und Einsätze optimieren wir ständig weiter!“ Käme es zu einem so genannten Flächenereignis, sodass die Leistelle in Hiddenhausen-Eilshausen nicht mehr alle Einsätze direkt selber koordinieren könnte, so bestehe die Möglichkeit, in der Feuer- und Rettungswache an der Dünner Straße eine Einsatzabschnittsleitung  lokal einzurichten, erklärt der erfahrene Feuerwehrmann.  Die Leistelle in Eilshausen könnte dann die Notrufe für den Bünder Raum entsprechend weiterleiten. Von Bünde aus müssten dann die weitere Koordination übernommen und die entsprechenden Prioritäten gesetzt werden. Dem Bürger könne so schnell und professionell geholfen werden. Zu dem Thema Flächenereignisse und Einsatzleitung gebe es im Kreis Herford seit einigen Jahren ein Seminar für Führungskräfte, sagt Obermann. Dort werde ein ähnliches System vorgestellt. Die Feuerwehr Spenge verfahre danach bereits seit einigen Jahren.
Gegen 15 Uhr ist die gemeinsame Übung beendet. In der Fahrzeughalle werden Tische und Bänke aufgebaut. Es gibt eine deftige Erbsensuppe, die fleißige Helfer am Vormittag frisch zubereitet haben. Feuerwehr und THW hätten an diesem Tag spontan zusammengefunden, sagt Klaus Obermann. „Es gab keinen großen Vorlauf, so wie im echten Einsatzalltag!“

Jens Meyer
(Text u. Fotos)


Stichwort: Stabsarbeit
Die Feuerwehrdienstvorschrift 100 (FwDV 100) „Führung und Leitung im Einsatz“ nennt als größte Führungseinheit den Führungsstab. Führungseinheiten können den Einsatzleiter unterstützen und ihm gewisse Aufgaben abnehmen. Solch ein Führungsstab wird im  „rückwärtigen Bereich“ tätig. Das neue Leitstellengebäude in Hiddenhausen-Eilshausen verfügt im Erdgeschoss über einen Stabsraum, der mit der neuester Kommunikation- und Computertechnik ausgerüstet ist. Die IuK-Gruppe aus Bünde ist aber ebenso in der Lage, einen provisorischen Stabsraum auswärts einzurichten. Dies kann nötig werden, wenn die Bezirksreserve Detmold zu einem Großschadensfall außerhalb des Kreisgebietes alarmiert wird. Die Mannschaft aus Bünde verfügt dazu neben dem ELW 2 über einen speziellen Geräteanhänger.
Der Führungsstab innerhalb der Einsatzleitung ist nach Sachgebieten gegliedert, denen folgende klassische Aufgaben zukommen: Sachgebiet 1 (S1): Personal / Innerer Dienst; S2: Lage; S3: Einsatz; S4: Versorgung; bei Bedarf S5: Presse und Medienarbeit; S6 Information und Kommunikation (IuK). Über den Sachgebieten steht der Leiter des Stabes. Im Bedarfsfall können auch Fachberater oder Vertreter von Behörden hinzugezogen werden.

-Mey-


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Der zum "Stabsraum" umfunktionierte Schulungsraum. Hier finden die Sachgebiete Platz und Informationen laufen zusammen
oder werden per Beamer an die Wand visualisiert. Im Hintergrund überwacht Klaus Obermann die Vorgänge.


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Links Wetterinformationen per Beamer aus dem Internet und rechts eine Karte mit UTM-Koordinatensystem

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Im Hintergrund wird per Computertechnik der Informationsfluss gebündelt und kann über drei Beamer (an der Decke) dargestellt werden

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Auch im digitalen Zeitalter liefern Karten, Kompass und Schablone unverzichtbare Dienste

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Kartenkunde ist auch heute noch Bestandteil der Feuerwehrausbildung (Foto LZ Bünde-Mitte)

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Effektive Zuordnung der Einsatzaufträge und –lagen an die einzelnen Einsatzfahrzeuge

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Die Fahrzeuge sind vor der Wache in Bereitstellung (Foto LZ Bünde-Mitte)

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Ein Mitglied des THW im Funkraum des ELW 2

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Kommunikation zwischen „Stabsraum“ - der Einsatzabschnittsleitung - und dem Funkraum im ELW 2

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der ELW 2 parkt an der Wache, mit direktem Kontakt zum „Stabsraum“

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Verpflegung nach der Übung in der Fahrzeughalle (Foto LZ Bünde-Mitte)

 

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