Besuch aus Niedersachsen

Die Feuerwehren Hoyel und Eilshausen üben gemeinsam.  

IMG 0935Die Löschgruppe Hoyel (Stadt Melle, Landkreis Osnabrück) und der Löschzug Hiddenhausen-Eilshausen unterhalten seit einigen Jahren freundschaftliche Beziehungen. Am Freitagabend (5.04.2013) waren die Niedersachsen in der Großgemeinde zu Gast. Mindestens zweimal im Jahr finden solche Treffen statt. Sie dienen dem Erfahrungsaustausch, der Kameradschaftspflege sowie zu gemeinsamen Übungen.

Auf besonderen Wunsch hin steht an diesem Abend die Technische Hilfe nach einem angenommenen Verkehrsunfall auf dem Plan. Dafür hat man extra ein demoliertes Auto vom Schrottplatz organisiert und zum Gerätehaus nach Eilshausen gebracht. Löschzugführer Bernd Gante gibt das Ziel der Aktion vor: „Wichtig ist, den sicheren Umgang mit den hydraulischen Rettungsgeräten zu trainieren und an alle taktischen Maßnahmen zu denken!“ Dadurch könne eine eingeklemmte Person schnell und schonend befreit und dem Rettungsdienst übergeben werden.

IMG 0872
Die Geräteablage ist eingerichtet. Hier liegen Unterbaumaterial, Abstützvorrichtungen (FastStab-System),
Werkzeugkiste, Trennschleifer, Schlauchstücke (zum Abdecken von scharfen Kanten),
Rettungszylinder u. Hydraulikwerkzeuge bereit.

Nach einer kurzen Gerätekunde und Unterweisung zum Thema „Sicheres Arbeiten bei einem Technischen Hilfeleistungseinsatz“ machen sich die Wehrleute aus Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen gemeinsam an die Arbeit. Zunächst wird der Unfallwagen, ein total zerbeulter Ford älteren Baujahrs, mit Kanthölzern unterbaut. „Diese Maßnahme garantiert den sicheren Stand des Kleinwagens“, sagt ein Ausbilder. Der Wagen kann jetzt nicht mehr unbeabsichtigt in Bewegung geraten, während daran gearbeitet wird. Das Verletzungsrisiko für den „eingeklemmten PKW-Insassen“ und die Rettungskräfte ist so deutlich geringer. Weiterhin  klemmen die Wehrleute die Fahrzeugbatterie ab; denn die elektrische Anlage zählt als potenzielle Zündquelle - und die muss ausgeschaltet werden, um ein Feuer unter allen Umständen zu vermeiden. Gleichzeitig wird durch dieses Vorgehen die Gefahr minimiert, dass sich zunächst nicht ausgelöste Airbags während der Rettungsmaßnahmen doch noch aktivieren. Durch die unplanmäßige Explosion eines Airbags kann es zu einem Gehörschaden und im Extremfall sogar zum Genickbruch kommen. Nachdem diese ersten Schritte abgearbeitet sind, können sich die Helfer dem so genannten Glasmanagement widmen. Die Wehrleute aus Hoyel lassen schon zerbrochene und noch heile Fensterscheiben mit einem Federkörner „kontrolliert zerspringen“.  Anderenfalls könnten während der noch folgenden Schneid- und Spreizarbeiten Spannungen entstehen. „Dann fliegen uns die Scheiben in einem ungünstigen Moment um die Ohren“, sagt ein Feuerwehrmann. Die Folgen seien vermutlich weitere Verletzungen für den „einklemmten Patienten“. Und auch die Rettungskräfte wären dadurch in Gefahr. Sind die Scheiben entfernt, kann der „Unfallfahrer“ außerdem wesentlich besser erreicht und versorgt werden.  Nach Beendigung der Vorarbeiten sind die Feuerwehraktiven der Löschgruppe Hoyel erneut gefordert. Sie bekommen die Aufgabe, den „Unfallfahrer“ mit Schere, Spreizer und Hydraulikzylindern zu befreien. Die Niedersachsen gehen mit System an die Sache heran. Zuerst werden die Fahrzeugtüren „ausgebaut“, um Platz zu schaffen. Dabei muss bedacht werden, dass gerade die Fahrgastzelle moderner Autos relativ starr und stabil konstruiert ist.  Es werden verschiedene Schnitte an den A-, B- und C-Säulen des Kleinwagens vorgenommen. Durch diese Maßnahmen kann schließlich das Dach des Kleinwagens wie der Deckel einer Sardinenbüchse umgeknickt werden. Durch weitere gezielte Schnitte und den Einsatz eines Hydraulikzylinders gelingt es außerdem, den Motorraum nach vorne wegzuknicken. Sollte ein Unfallopfer tatsächlich mit den Beinen eingeklemmt sein, könnte auf diese Weise weiterer Platz im Fußraum geschaffen werden. Leider ist die Zeit an diesem Abend zu knapp, um die hydraulischen Rettungsgeräte vollständig auszutesten. Es wird daher eine Fortsetzung geben. Dann vermutlich bei der Feuerwehr im niedersächsischen Hoyel.

Nach der Übung ziehen beide Wehren schon einmal ein positives (Zwischen-)Fazit. „Die Zusammenarbeit wurde gestärkt und die Freundschaft gefestigt“, sagt Bernd Gante in gemeinsamer Runde. Zur Stärkung gibt es Grillwürstchen und Getränke.

Von Christopher Brockmeyer
Feuerwehr Hiddenhausen
(Text u. Fotos)

IMG 0882
Das „Unfallfahrzeug“ ist mit Holzbohlen unterbaut und damit für die nächsten Arbeitsschritte  stabilisiert.

IMG 0878
An die Absicherung der „Einsatzstelle“ wird ebenfalls gedacht.

IMG 0877
Glasmanagement: Mit einem Federkörner lässt ein Feuerwehrmann kontrolliert die Seitenscheiben zerbrechen.

IMG 0892
Die Frontscheibe wird ausgebaut und dazu das Dichtungsband herausgezogen.
(Wäre die Scheibe verklebt, so käme jetzt eine Glassäge zum Einsatz.)

IMG 0880
Die eigentliche „Rettungsaktion“ kann beginnen.

IMG 0887
Zunächst wird eine Fahrzeugtür entfernt, um Platz zu schaffen.

IMG 0913
Es folgen weitere gezielte Schnitte mit der Hydraulikschere.

IMG 0928
Später wird noch ein Hydraulikzylinder vorgenommen. Damit gelingt es, den Vorderwagen
wegzudrücken und Platz im Fußraum zu schaffen.

IMG 0935
Länderübergreifender Erfahrungsaustausch: Die Wehrleute aus Niedersachsen und
Nordrhein-Westfalen ziehen nach der gemeinsamen Übung ein positives Fazit.