"Röchel-Ete hat immer gute Dienste geleistet!"

Ehemalige Mitarbeiter des Städtischen Krankentransportes Vlotho erinnern sich

Treffen-Ehem-RettD-VlothoSie waren in den „goldenen sechziger Jahren“ und den „wilden Siebzigern“ als Sanitäter und Feuerwehrmänner in Vlotho unterwegs. Sie haben gemeinsam unzählige Patienten ins Krankenhaus gebracht und zahlreiche Brände gelöscht. Den Städtischen Krankentransport Vlotho gibt es längst nicht mehr. Doch die ehemaligen Mitarbeiter treffen sich noch immer regelmäßig. Während des letzten Jahrestreffens tauschten die rüstigen Rentner wieder zahlreiche Erinnerungen aus der „guten alten Zeit“ aus. Die Veranstaltung findet mittlerweile seit fast 20 Jahren statt.

Die alte Wache stand im Einmündungsbereich der Winterbergstraße. Wilfried Hoberg, er war von  1965 an viele Jahre lang Leiter des Krankentransportes in Vlotho, erinnert sich:“ Wir haben unsere Einsatzfahrten mit zwei Liegewagen und zwei Personenwagen durchgeführt. Außerdem sind wir mit einem Löschfahrzeug bei Einsätzen der Feuerwehr immer mit ausgerückt.“ Das erste Fahrzeug mit Löschwasser hatte die Stadt Vlotho 1955 angeschafft. Dieter Rethmeier und Siegfried Lips, beide in den achtziger und neunziger Jahren Löschzugführer, blicken zurück: “Das alte Tanklöschfahrzeug 15 war ein sehr robustes Auto. Bis in die achtziger Jahre hinein war der Wagen im Einsatz.“ Zum Schluss sei der Motor allerdings etwas schlapp geworden und der Wagen hätte bei den Fahrten hinauf auf den Winterberg jedes Mal mächtig geschnauft. Die Kameraden hätten das betagte Gefährt daraufhin liebevoll „Röchel-Ete“ getauft. Mittlerweile wurde das alte Tanklöschfahrzeug dem Feuerwehrmuseum in Kirchlengern überlassen. Dort wird der Wagen gerade restauriert. Mitte der siebziger Jahre bekam die Vlothoer Wehr ein neues Tanklöschfahrzeug. Der „Mercedes Kurzhauber“ wurde in den neunziger Jahren der Feuerwehr in Sibenik überlassen. Vlothoer Feuerwehrmänner brachten das Fahrzeug im Beisein von Altbürgermeister und Landrat Gerhard Wattenberg in die Partnerstadt des Kreises Herford.
An ihre alte Wache, die sich mitten  in der Stadt befand, haben die ehemaligen „Rettungsdienstler“ nur schöne Erinnerungen; obwohl es in dem Gebäude sehr eng zugegangen war. Vor Wilfried Hoberg war Willi Koch der Leiter des Krankentransportes. „Wenn wir alle im Einsatz waren, wurde das Telefon in die Privatwohnung umgestellt und Frau Koch nahm die Notrufe an“, erinnern sich die Pensionäre. Das alles änderte sich 1975 mit dem Bezug der neuen Feuerwache Am Bullerbach. Dort gab es erstmals eine Zentrale, die ständig besetzt war. Die ersten automatischen Brandmeldeanlagen wurden damals zur Wache hin aufgeschaltet. Und in der Weserstadt wurde ein Rettungswagen stationiert, der genau wie heutzutage über 24 Stunden besetzt war. Mit zwei Liegewagen wurden tagsüber die Krankentransporte gefahren. Dies änderte sich bereits Anfang der achtziger Jahre wieder, als der Kreis Herford Träger des Rettungsdienstes wurde. Bis dahin waren die „Rettungsdienstler“ noch Mitarbeiter der Stadt Vlotho. 1980 übernahm der Kreis Herford den Rettungsdienst und damit auch die Mitarbeiter. Wilfried Hoberg (von 1965 bis 1990 im Dienst), Harald Rosenberg (1966-1987), Hans Albrecht (1973-2001), Ulrich Ziemann (1973-1993), Richard Wind (1973-2002), Reinhard Niedrich (1971-1998) und Siegfried Lips (1973-1984) leisteten ihren Dienst jeweils bis zum Eintritt in den Ruhestand an der Feuer- und Rettungswache Vlotho weiter. Dieter Rethmeier (1975-1983) und Bernhard Voß (1981-1983) wechselten 1983 zur damals neu eingerichteten Kreisleitstelle nach Hiddenhausen-Eilshausen, wo sie als Disponenten eingesetzt wurden.

Von Torsten Sievering, Fw Vlotho
(Text u. Fotos)

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Die alte Wache des Städtischen Krankentransportes Vlotho an der Winterbergstraße.
Das Gebäude wurde Ende der 70er Jahre abgerissen.

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"Röchel-Ete" (TLF 15 mit Metz-Aufbau) wurde immer liebevoll gepflegt.

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Die Einsatzfahrzeuge des Löschzugs Vlotho-Mitte Anfang der 80er Jahre am neuen Standort Am Bullerbach:
(v.l.) LF 8 (Opel-Blitz), TLF 15 und TLF 16/25 („Rundhauber“)

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Die Ehemaligen „Rettungsdienstler“ der Stadt Vlotho bei ihrem Jahrestreffen 2013.


Stichwort Rettungsdienst: Vom Schubkarren zum Rettungswagen

Als der  Schweizer Kaufmann Henry Dunant 1859 zufällig in die Schlacht nahe der italienischen Stadt Solferino gerät, wird er Zeuge, wie verwundete Soldaten einfach auf dem Schlachtfeld zurückgelassen werden. Dunant organisiert spontan Hilfe. Die Rotkreuzidee - und damit auch indirekt der Krankentransport - sind geboren. Die Anfänge sind bescheiden: So werden zunächst Gebrauchsgegenstände, wie Schubkarren zu „Krankentransportern“ umfunktioniert, indem man auf ihnen eine behelfsmäßige Bahre befestigt. Die großen Leiterwägen der Bauern sind ebenfalls als Krankenwagen unterwegs. Mit ihnen können bis zu vier Patienten transportiert werden. Noch bis 1910 gibt es Räderbahren (Foto). Ein moderner Typ dieses Gefährts findet noch heute auf dem Münchener Oktoberfest Verwendung. Um 1900 wird die Sanitätskutsche „Landauer Art“ entwickelt, die bereits sehr fortschrittlich gefedert  und teilweise mit Gummirädern unterwegs ist. Mancherorts sind die Sanitäter mit zwei Fahrrädern im Einsatz, die mit einer Verstrebung verbunden sind, um in der Mitte eine Krankentrage aufzulegen (Foto). Ende des 19. Jahrhunderts gibt es in allen deutschen Großstädten planmäßige Krankenbeförderungsdienste. Nach dem 1. Weltkrieg werden vielerorts motorisierte „Krankenkraftwagen“ in Dienst gestellt. Noch bis in die 1960er Jahre hinein gilt der Grundsatz, den Verletzten möglichst schnell ins Krankenhaus zu befördern. Auf die Stabilisierung des Patienten durch eine adäquate medizinische Hilfe vor Ort wird damals zumeist verzichtet. Erst in den 1970er Jahren setzen sich die heutigen Standards im Rettungsdienst durch: Dazu zählen die Einführung von Fahrzeugfunk, einer Zwei-Mann-Besatzung mit Sanitäter-Ausbildung, die Möglichkeit der Heranziehung eines Notarztes zur Einsatzstelle und nicht zuletzt der Grundsatz der Erstversorgung an der Einsatzstelle.

-Vo-

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Räderbahre um 1900. Eine moderne Variante des Gefährts findet noch heute auf dem Oktoberfest Verwendung. (Foto: K. Rager)

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Krankentransport mit dem „Veloziped“ (Foto: Rotkreuz-Museum Nürnberg)

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Krankenwagen (Ford Taunus Transit) aus den 60er Jahren (Foto: J. Vogelsang)

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Moderner Rettungswagen (RTW) der Feuerwehr Herford (Mercedes Sprinter mit WAS-Aufbau) (Foto: Feuerwehr Herford)