Die mit den ICAO-Löschzügen

Am Flughafen Frankfurt gibt es die größte Werkfeuerwehr Europas.

4GFLFZieglerZ8XXLDetailUrlaubszeit, Reisezeit: Auf den Flughäfen im Lande tummeln sich zurzeit die Passagiere. Allein in Frankfurt steigen zu Beginn der Sommerferien rund 200.000 Menschen täglich in die Flieger. Im vergangenen Jahr zählte der Airport der Mainmetropole insgesamt mehr als 57 Millionen Passagiere. Er gehört damit zu einem der bedeutendsten Luftverkehrsdrehkreuze der Welt. Um den Brandschutz auf dem Flughafengelände kümmert sich die Werkfeuerwehr. Die „private Berufsfeuerwehr“ ist mit mehr als 300 Beschäftigten die größte Europas.

Rund 4.000 Fußballfelder misst „Frankfurt Airport City“, Deutschlands Tor zur Welt, wie die Fraport AG gerne herausstellt. Sie ist die Besitzerin und Betreiberin des größten Deutschen Flughafens, der mit 78.000 Beschäftigten(!) gleichzeitig die größte Arbeitsstätte Deutschlands ist. Rund 500 Firmen und Institutionen haben sich dort angesiedelt. 21.000 Menschen stehen allein bei der Fraport AG (Konzernumsatz 2012: 2,44 Milliarden Euro) auf der Gehaltsliste.

1FrankfurtFlughafenLufthansaTerminalAlltag am Flughafen Frankfurt: Er ist nach London (Heathrow) und
Paris (Charles de Gaulle) der drittgrößte in Europa. (Foto: © Fraport AG)

Allein im Passagierliniendienst kommen über 100 Airlines aus aller Welt regelmäßig nach „FRA“, so dass internationale Kürzel des Flughafen Frankfurt. Derzeit werden etwa 1.300 Starts und Landungen täglich abgewickelt. In punkto Sicherheit gelten die Vorgaben der Internationalen Zivilluftfahrt-Organisation (ICAO: International Civil Aviation Organization). Kommt es zu einem Flugzeugunglück, so fordert die ICAO, dann müssen die Lösch- und Rettungskräfte nach spätestens drei Minuten mit mindestens 32.300 Liter Wasser vor Ort sein - und zwar an jeder Stelle des weitläufigen Start- und Landebahnsystems. Für die Flughafengebäude gilt im Allgemeinen eine „Mindesteingreifzeit“ von fünf Minuten. Klar, dass die Fraport AG deshalb über eine besonders starke Feuerwehr verfügt. Vier Feuerwachen mit 336 Werkfeuerwehrleuten (Stand 2012) gibt es in „Frankfurt Airport City“. Der Großteil von ihnen ist im operativen feuerwehrtechnischen 24-Stunden-Schichtdienst eingesetzt. Die Feuerwachen sind ständig mit 64 Einsatzkräften besetzt. Zu ihren Aufgaben gehört die Menschenrettung, Brandbekämpfung und Hilfeleistung. Sie rücken bei Unfällen im Flughafenbereich und im näheren Umkreis aus. Das Gefahrenpotential ist dabei nicht zu unterschätzen: Ein Tanklager, das etwa 185.000 Tonnen Kerosin fast, ein 50 Kilometer langes Unterflurbetankungssystem, etwa 20 Tankwagen und nicht zuletzt 110.000 Gepäckstücke täglich, erfordern ein ausgefeiltes Gefahrenabwehrkonzept. Die Spezialisten der Werkfeuerwehr übernehmen aber auch technische Hilfeleistungen mit Flugzeugbergegerät – und zwar weltweit. Etwa 55.000(!) automatische Feuermelder, 650(!) Sprinkleranlagen mit insgesamt ca. 100.000(!) Sprinklerköpfen, rund 8.800(!) Handfeuerlöscher und etwa 2.500(!) Hydranten gibt es auf dem Flughafengelände. Diese Zahlen zeigen: Der vorbeugende Brandschutz hat bei der Fraport AG einen hohen Stellenwert und sorgt bei der betriebseigenen Feuerwehr für viel Arbeit.

Kommt es an Bord eines Flugzeugs beispielsweise zu einem Instrumentenausfall oder reagiert ein Triebwerk nicht wie gewohnt, dann leitet der Pilot eine Sicherheitslandung ein. „Zwei solcher Vorfälle pro Woche sind in Frankfurt normal“, sagt Löschzugführer Harald Trümpler während eines Interviews. In der zuständigen Feuerwache ertönt dann immer ein ganz besonderer Alarmgong. Das Geräusch, gibt Trümpler zu, versetze ihm auch nach vielen Dienstjahren immer noch Adrenalinschübe. Rund 5.500(!) Mal rücken die Brandschützer am Rhein-Main-Airport Jahr für Jahr aus. „Das sind mehr Einsätze, als so mache Berufsfeuerwehr zu verzeichnen hat!“ Die Werkfeuerwehr Fraport AG kann auf etwa 60 Spezialfahrzeuge zurückgreifen. Während die Mannschaft der Wache 1, sie befindet sich im Süden, vor allem für den Gebäudebrandschutz und Gefahrgutunfälle zuständig ist, sind die anderen drei Standorte - Center-Bahn (Wache 2), Startbahn West (Wache 3) und Landebahn Nord-West (Wache 4) – als Flugzeugbrandschutzwachen ausgelegt. Die dort stationierten „ICAO-Löschzüge“ verfügen jeweils über Einsatzleitwagen, Hilfeleistungstanklöschfahrzeug, Rettungstreppenfahrzeug und drei Großflugfeldlöschfahrzeuge (GFLF). Mit der Inbetriebnahme der neuen Landebahn Nordwest im Oktober 2011 erhielt die Werkfeuerwehr sechs neue GFLF der Firma Albert Ziegler. Sie tragen die Bezeichnung GFLF 100/125-8+500 P – Snozzle (Gelenkarm), sind unter Insidern aber besser unter dem Namen FLF Z8 XXL bekannt. Die 12 Meter langen Löschriesen entpuppen sich als echte Kraftpakete: Jeder Z8 wiegt 49 Tonnen, verfügt über zwei V8-Dieselmotoren mit 1.400 PS (Euro 5), die ihn auf bis zu 135 Stundenkilometer beschleunigen. Die Pumpe wird über einen separaten Motor mit 480 PS angetrieben und erreicht eine Leistung von 10.000 Liter pro Minute bei einem Druck von 10 bar. 12.500 Liter Wasser und 800 Liter Schaum hat der Z8 an Bord. Sie können je nach Einsatzszenario innerhalb von etwa zwei Minuten über den Löschgelenkarm und den Frontwerfer aufgebracht werden. Hinzu kommt eine 500-Kilogramm-Pulverlöschanlage.

Direkt an der Wache 4 befindet sich das Feuerwehrtrainingscenter, kurz FTC, laut Fraport AG ein internationales Kompetenzzentrum für die Brandsicherheit auf Flughäfen. An der einzigartigen Simulationsanlage können alle erdenklichen Brandszenarien im Zusammenhang mit einem Flugzeugcrash nachgestellt werden. Feuerwehrleute aus der ganzen Welt nutzen die optimalen Trainingsmöglichkeiten. „Aircraft Recovery Worldwide“ (Flugzeugbergung weltweit), auch dafür steht die Werkfeuerwehr Fraport AG. In Frankfurt stehen beispielsweise spezielle Flugzeug-Schleppgeräte und eine komplette Palette von Flugzeug-Hebekissen bereit, die per Lastwagen oder Flugzeug weltweit zum Einsatz gebracht werden können. Übrigens sind die Spezialisten selbst für die Bergung eines Airbus A-380, dem größten zivilen Verkehrsflugzeug mit einem maximalen Startgewicht von 560 Tonnen(!), gerüstet.

-Vo-

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Die Großflugfeldlöschfahrzeuge haben vor der Feuerwache 4 Aufstellung genommen. (Foto: © Fraport AG)

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Drei GFLF sind am Airport Frankfurt auf jeder Flugzeugbrandschutzwache stationiert. (Foto: © Fraport AG)

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FLF Z8 XXL von Ziegler: Das Flagschiff erreicht die 80 Stundenkilometermarke in 21 Sekunden
und ist mit einem Löschgelenkarm ausgerüstet. (Foto: © Fraport AG)

5FrankfurtFlughafenVorfeldkontrolle
650 Starts und 650 Landungen täglich erfordern eine intensive Vorfeldkontrolle. (Foto: © Fraport AG)

6FrankfurtFlughafenAirbusA380
Flagschiff der zivilen Luftfahrt: Der Superjumbo A-380 (Spannweite 80 Meter!) (Foto: © Fraport AG)

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„Aircraft Recovery Worldwide“: Bergungsgerät für den A-380 (Foto: © Fraport AG)

8FrankfurtFlughafenFeuerwUebung
Feuerwehrtrainingscenter: Die Brand- und Flächenbrandsimulationsanlage wird von
Feuerwehrleuten aus der ganzen Welt genutzt. (Foto: © Fraport AG)