Jugendfeuerwehr Bünde besteht seit 25 Jahren
Bünde. Eigentlich ist die Erich-Kästner-Gesamtschule sonntags verwaist. Doch am letzten Wochenende (27.10.2013) tummelten sich dort zahlreiche Kinder und Jugendliche in Feuerwehruniformen. Der Grund dafür ist schnell erklärt: Die Jugendfeuerwehr Bünde feierte ihr 25-jährigen Gründungsjubiläum. Jugendwart Maik Beckmann und sein Betreuerteam hatten dazu für die befreundeten Jugendgruppen aus dem Kreisgebiet mittelalterliche Spiele organisiert. Söldner Bernulf und der buckelige Ugluck, zwei Originale aus der Ritterzeit, begleiteten die Jungfeuerwehrleute auf ihrer Reise durch die Vergangenheit.
Die "Burg brennt!", das ist eine von fünf Aufgaben, die auf dem Schulgelände zu lösen sind. In Windeseile bilden Alina, Felix, Tim, Marvin und Max von der Jugendfeuerwehr Löhne-Ort eine Kette, um die "Flammen zu löschen". Dumm nur, dass der Eimer, mit dem die Jugendlichen das Wasser herbeischaffen müssen, durchlöchert ist. Eine Station weiter hat der Historiker-Verein "Corona" aus Bad Oeynhausen sein mittelalterliches Lager aufgeschlagen. Die Gruppe unter Leitung von Burkhard Hildebrand trägt stilechte Gewandungen und Wappenröcke. Zwei Ritter haben sich 15 Kilogramm schwere Kettenhemden übergestreift und zeigen einen Schwertkampf. Die Feuerwehrjugend ist begeistert, zumal sie selber die Ritterrüstung angelegen darf und beim Bogenschießen Punkte sammeln muss. "Burkhard kenne ich bereits seit Kindertagen", sagt Maik Beckmann, deshalb sei es kein Problem gewesen, den Verein, zu dem eine Schwertkampfabteilung sowie Tanz- und Bogengruppe gehören, nach Bünde zu holen. An anderer Stelle müssen die Jugendlichen, insgesamt acht Teams sind an den Start gegangen, ihr Geschick beim Schubkarrenparcours und "Eierknacken zu Hofe" unter Beweis stellen. Außerdem gehört eine Station zum vorbeugenden Brandschutz (der Gegenwart) zum Programm. Sven Kuhlmann (Bünde-Ahle) und sein Team sind mit dem "Firetrainer" vor Ort. Mit dem Gerät, das gerade erst aus Mitteln des Fördervereins angeschafft wurde und das künftig an Schulen und in Firmen zu Schulungszwecken eingesetzt werden soll, können verschiedene Szenarien nachgestellt werden. Es gibt ein Fettbrandmodul zum Simulieren einer Fettexplosion sowie eine Vorrichtung, in der Spraydosen zum Zerknallen gebracht werden können. An diesem Nachmittag entfachen Kuhlmann und seine Mannschaft allerdings per Knopfdruck "Mülleimer- und Flächenbrände", denen die Feuerwehrjugend mit Übungsfeuerlöschern zu Leibe rückt. Währenddessen zeigt Runa, alias Svenja Bleiber, im Foyerbereich der Kästnerschule im historischen Ausgehgewande ihren Feuerzauber. Ehemann Sven steht wenig später als Söldnerhauptmann Bernulf von Reyneberg im Forum der Kästnerschule auf der Bühne. Mit dabei ist der buckelige Ugluck, der eigentlich Detlef Rund heißt. Alle drei gehören zur Gruppe "In Taberna", die mit ihrer schrägen Mittelalter-Stand-up-Comedy und ihrem eigenwilligen Minnesang das "werte Auditorium" begeistert.
Die Jugendfeuerwehr Bünde zählt zurzeit 36 Mädchen und Jungen. "Wir können uns über fehlenden Zulauf nicht beklagen", so Jugendwart Maik Beckmann und sein Stellvertreter Marcel Strehl. Beckmann leitet die Gruppe seit dem Jahr 2005. Während einer Feierstunde erinnerte Wehrführer Rüdiger Meier an die Anfänge der Jugendfeuerarbeit in der Elsestadt. Im Oktober 1988 hätten sich die drei Gründungsväter der Jugendfeuerwehr Bünde zusammengefunden: "Es handelte sich um den damaligen Wehrführer Fritz Bünermann, den ersten Jugendfeuerwehrwart Peter Hartner, der leider viel zu früh verstorben ist, und seinen Stellvertreter Udo Niedermeier." 12 Jungen hätten zur Anfangsformation gehört, 80 Aktive seien im Verlaufe der vergangenen 25 Jahre aus der Jugendfeuerwehr hervorgegangen. "Das zeigt, die Mühe hat sich gelohnt!" Letztlich sei eine starke Feuerwehr immer auch Verdienst einer guten Jugendarbeit, diese Auffassung vertrat stellvertretender Landrat Hartmut Golücke, der gleichzeitig warnte: Demografischer Wandel, Turbo-Abitur und Ganztagsschulen könnten künftig zum Problem bei der Nachwuchssuche werden. Bündes Bürgermeister Wolfgang Koch brachte in diesem Zusammenhang ein internationales Jugendfeuerwehrcamp ins Gespräch. Es beständen gute Beziehungen nach Österreich. Er nannte die Ortschaften Seeboden am Millstätter See und Spittal, das mit Löhne eine Partnerschaft unterhält. "Was spricht dagegen, den Jugendaustausch zu fördern und die Jugendfeuerwehr durch ein Sommercamp attraktiver zu machen?" Kreisbrandmeister Wolfgang Hackländer gehörte ebenfalls zu den Ehrengästen. Ohne die Jugendfeuerwehrbewegung, die im Kreis Herford im Jahr 1986 ihren Anfang genommen hätte, sehe es heute in den aktiven Einheiten ganz finster aus, meinte der Feuerwehrchef. "Ihr bildet das stabile Fundament unserer Feuerwehren und seid unsere Führungskräfte von morgen!"
Mittelalterlich nahmen die Feierlichkeiten ihren Ausklang: Udo Niedermeier erhielt den Ritterschlag zum Ehrenmitglied der Jugendfeuerwehr und die Teilnehmer an den Mittelalterspielen bekamen ihre "Pergamente", sprich Teilnahmeurkunden überreicht. Den ersten Platz konnte sich die Jugendfeuerwehr Enger sichern, gefolgt von den Gruppen aus Löhne-Obernbeck und Kirchlengern.
Von Jens Vogelsang
(Text u. Fotos)
Mit Pfeil u. Bogen geht es …
… auf Punkte- bzw. Ringejagt.
Im "Kampfgewande" und mit dem Eisenschwert in der Hand:
Der Verein "Corona" vermittelt der Feuerwehrjugend das Mittelalter hautnah.
"Runa" begeistert mit ihrem Feuerzauber
Übung am "Firetrainer": Die Jugendfeuerwehr Enger löscht einen "Flächenbrand" mit Übungslöschern.
Sven Kuhlmann (r) behält alles im Blick.
"Die Burg brennt!" Und die JF Löhne-Ort organisiert den Wassertransport mit einem Löscheimer,
der allerdings durchlöchert ist.
Die Mädchen der Jugendfeuerwehr Kirchlengern sind mit der Schubkarre unterwegs
und zeigen beim Ringleinenspiel viel Fingerspitzengefühl.
Bernulf (l) u. Ugluck bringen das Publikum mit ihren sonderbaren Anekdoten aus dem Mittelalter in Stimmung.
Michael Fliegert und Christian Dörken (beide Bünde-Dünne) verwandeln sich in
"Ritter Michael" und "Knappe Christian".
Zur Feierstunde sind einige Ehrengäste in das Forum der Erich-Kästner-Gesamtschule gekommen,
darunter der stellv. Landrat Hartmut Golücke (3. v.l.).
Die Jugendfeuerwehr Enger kann die "Ritterspiele" für sich entscheiden. (v.l.) stellv. Landrat Hartmut Golücke,
KBM Wolfgang Hackländer, Bürgermeister Wolfgang Koch und (1. u. 2 v.r.) Jugendwart Maik Beckmann
sowie Wehrführer Rüdiger Meier gratulieren.
Wehrführer Rüdiger Meier (r) hat stellv. Jugendwart Marcel Strehl (l) zum Oberbrandmeister befördert,
während Udo Niedermeier (m) den Ritterschlag zum Ehrenmitglied der Jugendfeuerwehr erhalten hat.