Keine Fehler im (digitalen) System festgestellt!

Neues Funknetz wird einem ersten Härtetest unterzogen.

06OWL/Kreis Herford. Ist die digitale Funktechnik, mit der die Retter in den vergangenen Monaten ausgerüstet wurden, auch hohen Belastungen gewachsen? Um das herauszufinden schalteten am Samstag (8.02.2014) zeitgleich etwa 1.500 Einsatzkräfte im gesamten Regierungsbezirk Detmold die neuartigen Geräte ein und schickten tausende Meldungen durch den Ether. Im Verlaufe der Großübung sei es im Kreis Herford zu keinerlei Systemausfällen gekommen, zog stellvertretender Kreisbrandmeisters Bernd Kröger ein erstes Fazit.

Kreisweit beteiligten sich etwa 250 Retter, darunter Feuerwehrleute aus allen neun Wehren, Einsatzkräfte des Roten Kreuzes, vom Technischen Hilfswerk und Polizeibeamte, an dem Stresstest. Ab 10 Uhr wurde munter losgefunkt, allerdings nicht ohne System, sondern nach einer detaillierten Funkskizze. Darin, so erläuterte Bernd Kröger, seien die von den Rettern zu nutzenden Anrufgruppen detailliert aufgeführt. „Diese Gruppen ersetzen die herkömmlichen Funkkanäle, die in der Vergangenheit gerade bei Großschadenslagen oft überlastet waren!“ Mit der neuen Funktechnik nach dem Tetra-Standard, Tetra steht für Terrestrial-Trunked-Radio, soll  dies nun nicht mehr so schnell passieren können. Die Geräte weisen mit dem Drücken der Sprechtaste nämlich automatisch einen freien Sprachkanal zu. Das Netz, das von seiner Struktur her mit dem Mobilfunknetz vergleichbar ist, kann so wesentlich effizienter genutzt werden. Mit rund 100 Blaulichtfahrzeugen rückten die Helfer im Verlaufe des Vormittags aus, um neuralgische Punkte anzufahren, von dort aus festgelegte Texte an den Funkhörern zu verlesen und damit die Netzbelastung und -abdeckung zu testen. Währenddessen liefen alle Fäden beim Einsatzstab zusammen, der sich in der Kreisleitstelle in Hiddenhausen-Eilshausen eingerichtet hatte. Über die Rufgruppe „Herford Feuerwehr“ wurde von hier aus der Kontakt zu den örtlichen Abschnittsleitungen in den Städten und Gemeinden hergestellt. Um punkt 12 Uhr gingen schließlich alle verfügbaren digitalen Fahrzeug- und Handsprechfunkgeräte, sie heißen jetzt Mobil-Radio-Terminals (MRTs) und Handheld-Radio-Terminals (HRTs), im Kreisgebiet gleichzeitig „auf Sendung“ und provozierten damit eine Belastungsspitze für das Tetranetz. Doch selbst unter diesen außergewöhnlichen Bedingungen sei es nach den Worten von Bernd Kröger zu keinen Systemausfällen oder schwerwiegenden Behinderungen gekommen. „Bis die endgültigen Ergebnisse auf Bezirksebene vorliegen, dauert es allerdings noch einige Zeit.“ Der Belastungstest habe auf jeden Fall wertvolle Erkenntnisse für den Ernstfall geliefert, erläuterte Fred Nitschke, Regierungsbrandamtmann bei der Bezirksregierung Detmold. „Das geprobte Szenario entspricht einer bezirksweiten Lage, wie sie beispielsweise bei Hochwasser oder starken Stürmen vorkommen kann.“ Während der Großübung sei der Funkbetrieb kontinuierlich überwacht worden, sagte Rüdiger Most, Leiter der Abteilung für Gefahrenabwehr bei der Bezirksregierung, die den „Stresstest“ initiiert hatte. Theorie und Praxis hätten so abgeglichen werden können. Das Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste, zuständig für die Überwachung der Einführung des Digitalfunks in Nordrhein-Westfalen, lasse die Ergebnisse der owl-weiten Übung nun in die Optimierung des Funkbetriebs einfließen. Die Beamten der Landesmittelbehörde in Detmold hatten selber ebenfalls an der Übung teilgenommen: Zehn Mitglieder der Informations- und Kommunikationsgruppe, die zum Krisenstab der Bezirksregierung gehört, funkten mit.
Der Digitalfunk befindet sich im Abschnitt 32.1 (Ostwestfalen-Lippe)  seit September vergangenen Jahres im Erweiterten Probebetrieb (EPB). Der aktuellen Übung waren der umfangreiche Netzaufbau und die Ausstattung der Retter mit digitalen Funkgeräten vorausgegangen. In Ostwestfalen-Lippe wurden 54 Basisstationen, also Sende- und Empfangseinheiten, errichtet und in Betrieb genommen. Im November 2013 hatten Techniker bereits umfangreiche Tests zur Netzabdeckung durchgeführt. Einsatz und Bedienung der digitalen Funkgeräte sollen in Zukunft in ganz Ostwestfalen standardisiert werden, heißt es von der Bezirksregierung. In der Region gibt es rund 16.000 größtenteils freiwillige Feuerwehrleute.
Die neue digitale Funktechnik zeichnet sich nicht nur durch eine höhere Belastbarkeit, sondern zudem durch eine deutlich verbesserte Empfangsqualität und Sprachverständlichkeit aus. Sie gilt zudem als abhörsicher. Das analoge Funknetz bleibt aus Sicherheitsgründen noch bis Ende 2015  parallel weiter in Betrieb. Bis dahin müssen die knapp 350 Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr und des Rettungsdienstes im Kreis Herford vollständig umgerüstet sein. Für jedes Auto fallen dafür Kosten in Höhe von etwa 1.000 Euro an.

-Vo-

(Quelle: Bezirksregierung Detmold, Infos u. Fotos: Bernd Kröger, stellv. KBM)

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Im Stabsraum in der Kreisleitstelle laufen alle Fäden zusammen

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Von hier aus wird der Kontakt zu den Unterabschnitten in den
Städten u. Gemeinden im Kreisgebiet hergestellt.

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Holger Klann behält die Funkskizze mit den Anrufgruppen im Blick.

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Frank Schröder ist an der Kreisfeuerwehrzentrale für die Funktechnik
zuständig u. wartet auf erste Ergebnisse des Stresstests.

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Im Verlaufe der Funkübung werden genau vorgegebene Texte an etwa
250 Einsatzkräfte übermittelt, die mit 100 Fahrzeugen unterwegs sind.

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Anrufgruppen (gelbe Felder) ersetzen im Digitalzeitalter die bisherigen Funkkanäle:
Der Belastungstest wird im Kreis Herford nach einer genauen Funkskizze durchgeführt.