"Land unter in der Wesermarsch!"

Löschzug Bünde-Mitte ist bei Traditionsübung "Seefalke" mit dabei

Seefalke-Gruppenbild-Braker-SeehafenBrake/Kreis Wesermarsch. „Seefalke 2014“, unter diesem Pseudonym fand vom 23. bis 25. Mai im Landkreis Wesermarsch (Niedersachsen) eine der bundesweit größten Fernmeldeübungen statt. Während das Gros der 147 Helfer aus den Küstenländern Niedersachsen und Schleswig-Holstein in Marsch gesetzt wurde, war in diesem Jahr mit der Informations- und Kommunikationsgruppe Bünde erstmals eine Einheit aus Nordrhein-Westfalen mit dabei. Im Mittelpunkt des Übungsszenarios, das von den Funkspezialisten operativ-taktisch abzuarbeiten war, stand eine Flutkatastrophe. Erinnerungen an die große Sturmflut, die 1962 an der Nordsee und den Unterläufen von Elbe und Weser gewütet hatte, wurden geweckt.

Bernd Altemeier, Vizechef beim Löschzug Bünde-Mitte, ist stolz: „Wir durften auf besondere Einladung durch den Oberbürgermeister der Stadt Cuxhaven an der Übung teilnehmen!“ Der Kontakt nach dort sei durch Löschzugführer Klaus Obermann entstanden. „Seefalke“, dieser Deckname ist für die Retter von der Küste im Verlaufe der Zeit bereits zu einem festen Begriff geworden. Der Katastrophenschutz der Stadt Cuxhaven hatte ursprünglich die Idee zu der groß angelegten Kommunikationsübung. Unter seiner Federführung findet die Veranstaltung einmal jährlich in unterschiedlichen Regionen Niedersachsens statt.
Am 6. Mai hatten die „Fernmelder“ aus Bünde, die für einen der beiden  Einsatzleitwagen 2 (ELW 2) im Kreis Herford verantwortlich sind, den Vorbefehl für die Fernmeldeeinsatzübung „Seefalke 2014“ erhalten. Das Sachgebiet 6 (Informations- und Kommunikationswesen) des Katastrophenstabes der Stadt Cuxhaven (Fachbereich 7.1) bat die Wehrleute aus Ostwestfalen in dem Schreiben darum,  ihre Informations- und Kommunikationseinheit (IuK-Gruppe) bis „231800may14“ (23. Mai, 18 Uhr) auf das Gelände der Berufsbilden Schule in Brake (Landkreis Wesermarsch) zu verlegen.
Am Freitagnachmittag startete „Seefalke 2014“ - zwar nicht in der Luft, aber auf der Straße. Der Löschzug Bünde-Mitte machte sich mit 13 Kräften, die unter Leitung von Bernd Altemeier standen, vier Fahrzeugen und zwei Anhängern auf den Weg in die Wesermarsch im Oldenburger Land. Die Großübung war zuvor von der norddeutschen Presse groß angekündigt worden. So berichtete die  Nordwestzeitung, dass es durch viele auswärtige Einsatzfahrzeuge zu Behinderungen im Straßenverkehr kommen könne. Das gesamte Wochenende sei von den Verantwortlichen vor Ort auf die Minute genau durchgeplant worden, sagt Altemeier. Im Verlaufe des Tages trafen insgesamt 14 Organisationen in der Kreisstadt Brake ein. Darunter befanden sich neben den Feuerwehreinheiten mehrere Kreisverbände des Deutschen Roten Kreuzes, die Ortsgruppe Stedinger Land der DLRG, das Technische Hilfswerk aus Cuxhaven, die Fernmeldezentrale des Landkreises Wesermarsch sowie die Facheinheit IuK der Stadt Cuxhaven. Um 18.15 Uhr gab es für alle 147 Helfer zunächst eine Begrüßung und eine Lageeinweisung für die Einheitsführer. Die diesjährige Übung sei nach Angaben von Matthias Sturm, Pressesprecher des Landkreises Wesermarsch (rd. 89.000 Einwohner) eine bundesweite Besonderheit, weil sie ausschließlich im Digitalfunkbetrieb stattfinde. Für die Übung seien bei der Autorisierten Stelle Digitalfunk Niedersachsen (ASDN) – sie ist für das Netzmanagement und die Funkorganisation zuständig – eigens spezielle (Funk-) Gruppen für die Taktisch-Betriebliche-Zusammenarbeit (TBZ) „geschaltet“ worden, so die weiteren Informationen.
Mehrere Deichbrüche, tausende Bürger, die evakuiert werden mussten, dazu ein flächendeckender Stromausfall, Industriebrände, ein Zugunglück, ein Chlorgasunfall und zwei havarierte Schiffe, gleich eine ganze Palette an Großschadenslagen erwartete die Übungsteilnehmer am Samstag. Stellvertretender Kreisbrandmeister Hartmut Schierenstedt (Wesermarsch) leitete den Katastrophenstab des Landkreises, der sich im Kreishaus in Brake eingerichtet hatte. Von hier aus wurden die „Schreckensmeldungen“ in den Äther bzw. die Einsatzmeldungen an die Helfer geschickt, die diese dann fiktiv, also auf operativ-taktischem Wege, abzuarbeiten hatten. Vor Ort wurden also tatsächlich keine Sandsäcke bewegt, keine Häuser geräumt und keine Giftgaswolke unschädlich gemacht.  
Die Wehrleute von der Else zeigten sich überrascht, welch großes Vertrauen ihnen von den norddeutschen Kameraden, die zum Teil schon seit vielen Jahren zusammenarbeiten,  entgegengebracht wurde. „Wir waren das erste Mal mit dabei und uns wurde gleich die Verantwortung für die Technische Einsatzleitung (TEL) im Einsatzabschnitt-Süd übertragen“, sagt Altemeier. Schließlich waren die Bünder aber auch als zweitgrößte IuK-Einheit angerückt. Für sie war die Nacht bereits um 5 Uhr zu Ende.  Wenig später meldete Philip Hergt die Gruppe vom Huntesperrwerk in Elsfleth aus einsatzbereit. „Bei unserer Ankunft lag noch alles im Nebel“, erinnert sich Hergt. „Am Mittag schien dann die Sonne!“ Der Kreisfeuerwehrverband Steinburg (Schleswig-Holstein) übernahm die nördliche Führungsgruppe, die ihr Quartier direkt an der Hafenmauer in Fedderwardersiel aufgeschlagen hatte. Währenddessen gestaltete sich die (fiktive) Situation in der Wesermarsch immer bedrohlicher: Häuser und Straßen wurden überflutet, im Stromnetz kam es zu Überspannungen mit flächendeckenden „Blackouts“. Der Überregionale Hochwasserwarndienst (ÜHWD) meldete für die Elbe, Weser, Aller und Leine „ansteigende Pegelstände“. Alleine zwischen dem Kreishaus und den beiden Einsatzleitungen wurden in den folgenden Stunden über 500 Mitteilungen und Nachrichten gefunkt. Theoretisch wären weit über 1000 Helfer in der Wesermarsch im Einsatz gewesen, hieß es später von der Übungsleitung. „Von unserem Standort aus haben wir fünf Einsatzabschnitte koordiniert“, sagt Philip Hergt. Während der Übung wurden die Bünder von einem hauptamtlichen Vertreter der THW-Zentrale Berlin unterstützt und „kontrolliert“.
Neben der modernen Digitalfunktechnik kam im Verlaufe der Fernmeldeeinsatzübung auch ein verlässliches Feldkabel zum Einsatz, das über 1200 Meter durch Brake verlegt wurde – vom Berufsbildungszentrum (BBZ) aus bis zum Kreishaus. Selbst bei einem Ausfall des Digitalfunks, so die Übungsleitung, hätten die Einheiten vom BBZ aus zu ihren Einsatzstellen geschickt werden können.
Um 15 Uhr musste die Sturmflutübung vorzeitig abgebrochen werden, da nun tatsächlich ein Unwetter mit heftigem Regen und Gewitter über die Wesermarsch hinweg zog. „Seefalke  2014 war trotz allem sehr umfangreich und anspruchsvoll“, sagt Bernd Altemeier. Das Übungsszenario sei von einem großen Team über ein Jahr lang vorbereitet worden.

-Vo-
(Infos u. Fotos FW Bünde)

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Seefalke-Lageeinweisung
Lageeinweisung im Berufsbildungszentrum Brake/Unterweser

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Die IuK-Gruppe Bünde richtet sich ein. Noch liegt das Huntesperrwerk im Nebel.

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Die Bünder haben die Verantwortung für die Technische Einsatzleitung (TEL)
im Abschnitt-Süd. Fünf Unterabschnitte werden von hier aus dirigiert.

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Die Satellitenbilder zeigen die fiktive Wetterlage: Eine Sturmflut soll die norddeutsche Küste bedrohen.

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Seefalke-Einsatzzelt-IuK-Bünde

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Das Huntesperrwerk (Baujahr 1976-1979) bei Elsfleth an der Mündung der Hunte in die Weser.
Es dient bei Sturmfluten dem Hochwasserschutz.

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Der ELW 2 der Kreisfeuerwehrzentrale (Standort Bünde) ist mit modernster Kommunikationstechnik ausgerüstet.

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Eine Besuchergruppe aus Löhne ist zufällig vor Ort und zeigt Interesse an der

 Arbeit der „Fernmelder“ aus der Heimat.

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Ein (echtes) Unwetter zieht auf und beendet die fiktive Sturmflutübung.

Seefalke-Stellungnahme-Altemeier
Abschlussbesprechung: Bernd Altemeier erstattet aus dem Abschnitt-Süd Bericht.

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Die Mannschaft der IuK-Gruppe aus Bünde: Bernd Altemeier, Philip Hergt, Markus Poppe, Tobias Köhler, Harald Röske,
Bianca Altemeier, Janina Schumacher, Hans Kleinemeier, Karsten Wonsak, Jörn Vormbrock, Christoph Poppe, Daniel Doktorczyk,
Markus u. Philipp Obermann

Seefalke-Gruppenbild-Braker-Seehafen
„Seefalke 2014“: Insgesamt 14 Organisationen mit 147 Helfern aus drei Bundesländern sind dabei gewesen.