Zum Aufräumen ins Ruhrgebiet

Bezirksreserve Herford/Minden-Lübbecke wird nach Mülheim (Ruhr) gerufen (Hinweis: Am 14.06.2014 aktualisiert)

DSC 0117Mülheim/Kreis Herford. Der schwere Gewittersturm, der an Pfingsten über Nordrhein-Westfalen hinweg gezogen ist, hat vor allem im Rheinland und im Ruhrgebiet schwere Schäden verursacht. Feuerwehrleute aus der Heimat beteiligten sich an den Aufräumarbeiten. Sie kamen am Donnerstag (12.06.2014) in Mülheim an der Ruhr zum Einsatz.

Erst wenige Stunden zuvor hatte die Führungsleitstelle in Bielefeld den Marschbefehl herausgegeben. Mitten in der Nacht sammelten sich daraufhin 135 Einsatzkräfte an der Feuerwache in Herford. Unter Leitung des stellvertretenden Kreisbrandmeisters Bernd Kröger (Spenge) formierte sich die 2. Bereitschaft der Bezirksreserve Detmold, zu der jeweils zwei Löschzüge aus den Kreisen Herford und Minden-Lübbecke zählten. Gegen drei Uhr morgens setzte sich der Verband aus 27 Feuerwehrwagen, darunter Rüst-, Logistik- und Drehleiterfahrzeuge, in Richtung Ruhrpott in Marsch.
Drei Stunden später wird das Ausmaß der Katastrophe sichtbar. Die Unterwetterfront, die am vergangenen Montagabend über die Stadt an der Ruhr mit ihren rund 170.000 Einwohnern hinweggefegt war, hatte 17 Menschen verletzt, Häuser beschädigt und unzählige Bäume wie Streichhölzer umgeknickt. Teilweise wurden riesige Platanen samt Wurzelplatte regelrecht aus dem Boden gerissen. „Es ist unglaublich, welche Naturgewalten hier gewirkt haben müssen“, sagt Verbandsführer Bernd Kröger. Der Straßenbahnverkehr ruht größtenteils, da die Oberleitung vielerorts gerissen ist. An einer Stelle hängt ein großer Ast über einem Triebwagen.
Gegen 6.30 Uhr gleicht die Stadthalle Mülheim einem „Heerlager“. Alle vier Bereitschaften der Bezirksreserve Detmold mit mehr als 500 Wehrleuten sind hier versammelt. „Solch ein Desaster hat unsere Stadt noch nicht erlebt“, sagt leitender Branddirektor Burkhard Klein, Leiter der Berufsfeuerwehr Mülheim während einer kurzen Ansprache an die Helfermannschaften. 1.100 Einsätze seien bereits abgearbeitet worden, 500 stünden noch aus, beschreibt er die Lage. Sein Vize-Chef Michael Panz erläutert die drei Einsatzabschnitte, in die man das Stadtgebiet aufgeteilt habe. Die Abschnitte 1. und 2., die im Norden und Osten gebildet worden seien, bezeichnet er als Trümmerfeld. Dafür habe der Gewittersturm die südlichen und westlichen Stadtteile im Abschnitt 3 eher punktuell hart getroffen. Noch immer seien einige Straßen, wie die Bundesstraße 1 im Bereich der Mendener Brücke, gesperrt. Für die Einsatzkräfte aus OWL geht es allerdings in den folgenden Stunden darum, herabhängende Äste und umgestürzte Bäume an Schulen, Kindergärten und Kindertagesstätten zu beseitigen. „Ziel ist es, dass alle Einrichtungen sicher zu erreichen sind und am Montag wieder ihren Betrieb aufnehmen können“, sagt Bernd Kröger, der den Einsatzabschnitt 3. gemeinsam mit Branddirektor Bernd Heißenberg von der Berufsfeuerwehr Bielefeld leitet.
An der Oberstraße, in unmittelbarer Nähe der Städtischen Realschule Mitte ist am Vormittag der Löschzug 21 aus dem Kreis Herford im Einsatz. Einer Anwohnerin ist der Schrecken immer noch anzumerken. Ihr VW-Golf hat nur noch Schrottwert. Eine umgestürzte Platane hat den Wagen regelrecht platt gedrückt. „Ich hatte mein Auto nur 30 Minuten vor dem Unwetter unter dem Baum abgestellt!“ Eine andere Frau, deren Twingo ebenfalls vollständig mit Ästen bedeckt ist, erzählt, sie hätte Probleme gehabt, in ihrer Wohnung die Fenster zu schließen, so heftig hätte das Unwetter gewütet.
Bis in die Abendstunden hinein sind die Feuerwehrleute aus der Heimat mit den  Aufräumarbeiten beschäftigt. Während des Großeinsatzes stehen den Helfern zehn Drehleitern zur Verfügung, um  Baumsägearbeiten auch in luftiger Höhe sicher durchführen zu können. Die Spezialfahrzeuge kommen aus Wuppertal, Solingen, Remscheid und vom Institut der Feuerwehr in Münster. Anwohner versorgen die fleißigen Helfer währenddessen mit Kuchen und Getränken und bedanken sich für deren Einsatz. Am Ende des Tages sagt Andreas Johann von der Berufsfeuerwehr Mülheim, der den ganzen Tag über den Einsatz der Bezirksreserve als Verbindungsmann begleitet hat, ebenfalls ein herzliches Dankeschön. „Euer Einsatz hat uns ein großes Stück vorangebracht!“ Gegen Mitternacht erreichten die Einheiten schließlich wieder ihre Heimatstandorte.

Die Planungen der Bezirksregierung Detmold sahen ursprünglich vor, dass die 2. Bereitschaft am Samstag (14.06.2014) erneut nach Mülheim ausrücken sollte – und zwar mit sechs Löschzügen. Der Einsatzbefehl wurde allerdings kurzfristig zurückgenommen.

Von Jens Vogelsang
(Text u. Fotos)

Stichwort: Mülheim a.d. Ruhr
Mülheim ist eine kreisfreie Großstadt mit rd. 170.000 Einwohnern mitten im Ruhrgebiet. Sie wurde im 2. Weltkrieg stark zerstört, sodass im Stadtkern heute nur noch wenig historische Bausubstanz zu finden ist. Dafür sind am Ufer der Ruhr Häuser aus der Gründer- und Jugendstilzeit erhalten geblieben, die das Stadtbild prägen. Mülheim ist seinerzeit als erste Großstadt im „Pütt“ vollständig aus dem Bergbau ausgestiegen. Die Stadt verfügt über eine Vielzahl kleinerer Museen, Ausstellungen und Theater. 50 Prozent des Stadtgebietes sind Grün- und Waldflächen. Mülheim gilt deshalb und aufgrund seiner Nähe zur Rheinmetropole Düsseldorf als begehrter Wohnort.
Bis zum Jahr 2001 war Mülheim die einzige Stadt in Deutschland ohne Freiwillige Feuerwehr. Heute arbeitet die Berufsfeuerwehr mit ihren 260 Kräften (einschließlich Verwaltungsmitarbeitern) eng mit den zwei ehrenamtlichen Einsatzabteilungen (rd. 60 Aktive) zusammen. Im Jahr 2010 wurde an der Duisburger Straße in Broich eine neue Feuer- u. Rettungswache in Betrieb genommen. Insgesamt gibt es zwei Feuerwehrstandorte im Stadtgebiet, an denen jeweils rund um die Uhr ein Löschzug stationiert ist. Chef der Feuerwehr ist leitender Branddirektor Burkhard Klein.

-Vo-


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Helmut Hevermann, KBM Minden-Lübbecke (l), ist zur Feuerwache nach Herford gekommen.
Er wünscht den Einsatzkräften unter Leitung von Bereitschaftsführer Bernd Kröger (r) viel Erfolg.

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Gegen 6.30 Uhr haben alle vier Bereitschaften aus dem Regierungsbezirk Detmold Mülheim erreicht.

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In der Stadthalle, …

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… die direkt an der Schlossbrücke liegt, …

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… gibt es zunächst ein Frühstück und …

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… von der Leitung der Berufsfeuerwehr (BF) Mülheim (v.l. Michael Panz, Michael Lülf u. BF-Chef Burkhard Klein) einen ersten Lagevortrag.

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Im Bereitstellungsraum Einsatzabschnitt 3: …

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… (v.l.) Torge Brüning (Zug 21 HF), Axel Dahlhausen (Zug 22 HF), …

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… Jörg Schoppmann (Zug 23 Mi-Lübb) u. Lars Brinkmann (Zugführer z.b.V der Bereitschaftsführung)
erhalten weitere Detailinformationen zur Situation im Stadtgebiet.

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Karten werden studiert

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(v.l.) Andreas Johann (Verbindungsmann der BF) und die beiden Bereitschaftsführer Bernd Kröger (2. Bereitschaft HF/Mi-Lübb)
u. Bernd Heißenberg (1. Bereitschaft Blfd.) treffen letzte Abstimmungen

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Noch Fragen? Das Personal von Zug 21 (Enger, Herford, Hiddenhausen, Rödinghausen, Spenge) wird durch Torge Brüning eingewiesen.

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An vielen Stellen gibt es noch viel zu tun.

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Zug 24 bei Aufräumarbeiten an der Waldmühlenstraße.

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An der Oberstraße wurde der VW-Golf einer Anwohnerin von einer Platane „platt gedrückt.“
Sie hatte ihren Wagen zuvor gerade noch rechtzeitig verlassen.

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Verpflegungszug der Löschabteilung Bielefeld-Jöllenbeck

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BF-Chef Burkhard Klein (l) am Abrollbehälter (AB) Einsatzleitung der FW Bielefeld

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Hier koordiniert die Fernmeldegruppe Bielefeld gemeinsam mit der Informations- u.
Kommunikationsgruppe (IuK-Gruppe) aus Bünde das Einsatzgeschehen.

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Nach getaner Arbeit muss …

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… das Gerät wieder „auf Vordermann“ gebracht werden.

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Die BF Mülheim ist mit der Drehleiter angerückt um abgebrochene Äste aus einer Baumkrone zu entfernen.

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Die Drehleiterbesatzung des Instituts der Feuerwehr Münster (IdF Münster) wartet im (ansonsten leeren)
Bereitstellungsraum (nur kurz) auf ihren nächsten Einsatz.

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Nachdem die Durchfahrt provisorisch freigesägt wurde, rollt der Verkehr wieder.

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Dafür ruht der Straßenbahnverkehr noch an vielen Stellen.

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Dieser Baum wurde offensichtlich durch einen Blitzschlag völlig zerstört.

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Der Gewittersturm hat einen riesigen Straßenbaum gefällt, …

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… der einen neuwertigen VW-Polo unter sich begräbt.