Ätzende Natronlauge läuft aus und klebt wie Kleister!

Zehn Mitarbeiter kommen vorsorglich ins Krankenhaus.

foto2Herford. ABC-Alarm im Industriegebiet Herford-Diebrock: Feuerwehr und Rettungsdienst hatten am Freitag (27.06.2014) alle Hände voll zu tun,  nachdem bei einem Wellpappenhersteller an der Zeppelinstraße Natronlauge ausgelaufen war.  Zehn Mitarbeiter des Unternehmens, die mit dem ätzenden Stoff in Kontakt gekommen waren,  hatten Glück gehabt. Sie konnten das Krankenhaus bereits am gleichen Tage wieder verlassen.

Das Unglück ereignete sich um kurz nach 14 Uhr: Beim Rangieren mit einem Gabelstapler rammte ein Mitarbeiter den Industriebehälter mit der Natronlauge, der sofort leck schlug. Rund 800 Liter der Substanz liefen daraufhin in einen Kellerraum und verteilten sich großflächig im Betrieb. Die Natronlauge sei auf 50 Prozent verdünnt gewesen, berichtete Michael Stiegelmeier, Leiter der Feuerwehr Herford.  Doch selbst in dieser abgeschwächten Form könne der Stoff  Haut und Atemwege, besonders aber auch die Hornhaut der Augen schädigen. „Das kann bis zur Erblindung führen!“
Zunächst hätte alles nach einem Routineeinsatz der ABC-Einheit ausgesehen,  erläuterte Stiegelmeier weiter.  (ABC steht für atomare, biologische und chemische Gefahren). Die Beamten der Hauptamtlichen Wache sowie weitere Gefahrstoffexperten der Löschzüge Mitte und Süd (Löschgruppen Diebrock und Elverdissen) wurden um 14.31 Uhr alarmiert. Sie trafen wenig später mit ihrem umfangreichem Equipment, darunter Spezialfahrzeuge mit Messtechnik,  Ausrüstung für Gefahrgutunfälle und zur Dekontamination, an der Zeppelinstraße ein.  Die Wehrleute rüsteten sich zunächst mit speziellen Schutzanzügen aus und begannen anschließend unter Atemschutz damit, die Gefahrgutpumpe einzusetzen und Chemikalienbindemittel zu verteilen. Während dieser Arbeiten hätten sich unverhofft zehn Personen bei der Einsatzleitung gemeldet, sagte Michael Stiegelmeier. „Sie klagten über Reizungen der Atemwege!“  Deshalb sei am späten Nachmittag ManV-Alarm (Massenanfall von Verletzten)  der Stufe 1 ausgelöst worden.  Nach der Alarm- und Ausrückeordnung wurden nun vier Rettungswagen aus Bünde, Löhne, Herford und dem Kreis Lippe, drei Notärzte - darunter der leitende Notarzt - sowie eine Schnelleinsatzgruppe des Roten Kreuzes in das Gewerbegebiet nach Diebrock beordert.  Zwei betroffene Arbeiter hätten sich zwischenzeitlich selber in ärztliche Obhut begeben, so der Feuerwehrchef. Die acht weiteren Betriebsangehörigen seien hingegen zunächst vor Ort vom Rettungsdienstpersonal  voruntersucht und anschließend in die Herforder Krankenhäuser transportiert worden. Für alle zehn Personen gaben die Ärzte noch am Abend Entwarnung. Sie mussten nicht weiter behandelt werden und konnten an ihre Arbeitsplätze zurückkehren.
Schwieriger als erwartet gestaltete sich dafür die Beseitigung der ausgelaufenen Lauge, die in dem Unternehmen zur Herstellung von Pappe benötigt wird. „Der Stoff war zu Beginn des Einsatzes noch flüssig wie Wasser und dickte in den folgenden Stunden kleisterartig ein“, beschrieb Stiegelmeier die Lage. Nur mit hohem personellem und materiellem Aufwand habe man die Substanz unschädlich machen können. Insgesamt seien 31 Feuerwehrleute vor Ort gewesen. „16 Pressluftatmer, 20 Einmalschutzanzüge, 16 Atemschutzfilter und 30 Sack Chemikalienbinder wurden gebraucht.“ Erst um 22.20 Uhr sei die Gefahr beseitigt gewesen. Die Betriebsfeuerwehr des Unternehmens übernahm   anschließend die Einsatzstelle.  Die Produktion konnte zu diesem Zeitpunkt bereits wieder aufgenommen werden.  Michael  Stiegelmeiers  abschließendes Fazit:  „Die Zusammenarbeit aller am Einsatz beteiligten Einheiten und Organisationen hat reibungslos geklappt!“

-Vo-
Infos u. Fotos: Feuerwehr Herford

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Die ABC-Einheit hat alle Vorbereitungen getroffen, um die ausgelaufene Natronlauge zu beseitigen.

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Nach getaner Arbeit wird die Schutzkleidung im Dekontaminationsbereich gereinigt.