Hände weg von Brandbeschleunigern

Tipps für ein sicheres Grillvergnügen

Grill-Spiritus-WPBerlin/Kiel/Kreis Herford. Sommer, Sonnenschein, laue Temperaturen - und dann dieser verführerische Duft von brutzelnden Würstchen und Steaks in der Luft: Es ist Juli und die Grillsaison befindet sich gerade in ihrer „heißen Phase“. Schätzungen gehen davon aus, dass in der Zeit von April bis September am Ende wieder rund 70 Millionen(!) Grillfeuer geglüht haben werden. Gleichzeitig warnen die Experten: „In Deutschland gibt es Jahr für Jahr  durchschnittlich 4000 Grillunfälle mit 500 Schwerverletzten“, heißt es vom Institut für Schadenverhütung und Schadenforschung (IFS) in Kiel. Der Deutsche Feuerwehrverband (DFV) appelliert unterdessen an die Vernunft der Verbraucher. „Planen Sie umsichtig, grillen Sie sicher und achten Sie auch nach Ende des Grillabends auf mögliche Gefahren!“

Die Tagespresse berichtet:
„Ein Paderborner wollte am Samstag grillen. Als sich die Kohle mit Papier nicht anzünden ließ, goss er Spiritus auf den Grill. Dabei schoss eine Stichflamme aus der Flasche. Der 24 Jährige hatte bei dieser Aktion Glück im Unglück. Das Feuer entzündete „nur“ eine Hecke, die zusammen mit einem Gartenzaun abbrannte. Ein Nachbarhaus wurde außerdem beschädigt. In Lemgo brannte einen Tag später eine Garage. Der Hausbesitzer hatte dort einen Eimer mit Grillkohle abgestellt, die er 18 Stunden zuvor benutzt hatte.“ Diese Meldungen aus der Tageszeitung vom 10. Juni 2014 zeigen, gedankenloser Leichtsinn beim Grillen gehört offensichtlich noch immer zur Tagesordnung.

Grillunfall-Stichflamme
Durch die Verwendung von Brandbeschleunigern wie Spiritus
kann es zu einer Verpuffung mit Stichflammenbildung kommen. (Foto: IFS Kiel)

Lebensgefahr durch Brandbeschleuniger
Über die Hälfte aller Grillunfälle sei nach Ansicht der Experten auf die unsachgemäße Verwendung von flüssigen Brandbeschleunigern zurückzuführen. „Spiritus, Benzin oder andere hochgefährliche Brennstoffe haben daher am Grill nichts zu suchen, sonst besteht akute Lebensgefahr“, sagt Dr. Hans-Hermann Drews, Geschäftsführer des IFS. Kommen diese vermeintlichen Grillanzünder mit Feuer oder der glühenden Holzkohle in Berührung, entzünden sich ihre  Gase schlagartig und lösen eine unberechenbare Stichflamme aus, die bis zu mehreren Metern Höhe erlangen kann. Auch um den Grill herum kann es durch den Einsatz des falschen Brennstoffs brandgefährlich, oftmals sogar lebensgefährlich werden. Der Spiritusdampf sei nämlich deutlich schwerer als die Umgebungsluft, erläutert Drews, sodass sich der Stoff  quasi glockenförmig am Grill konzentriere. Mit fatalen Folgen: „Wenn es jetzt zu einer Verpuffung mit Stichflamme kommt, kann das bei den Umstehenden zu schwersten Brandverletzungen führen.“ Und damit nicht genug. Nicht selten werde durch den Flammenrückschlag auch noch die gesamte Flüssigkeit aus der Flasche geschleudert, sagt Drews. Kinder sind bei solchen Unfällen einem besonders großen Verletzungsrisiko ausgesetzt, da sie meistens aufgrund ihrer geringen Körpergröße auf Augenhöhe zum Grill stehen.

Jeder trägt Verantwortung
Was viele nicht wissen: Bei einer Grillparty trägt jeder Verantwortung. Beschließt eine Gruppe von Grillfreunden nach gemeinsamer Überlegung, Spiritus ins Feuer zu gießen, müssen alle zusammen für die Folgen aufkommen, obwohl letztlich nur einer von ihnen die verhängnisvolle Idee in die Tat umsetzt; denn jeder der Beteiligten wäre verpflichtet gewesen, gegen die entstehende Gefahr einzuschreiten. So jedenfalls urteilte das Oberlandesgericht Hamm (Az.: 9 U 129/08).

Sichere Zündhilfen
Wer sich keinem Risiko aussetzen will, der verwendet harmlose Zündhilfen, wie Pasten und Zündwürfel. Bewährt haben sich zudem so genannte Anzündkamine, die aus einem Stahlrohr mit Griff und Belüftungsöffnungen im unteren Bereich bestehen. Darin wird die Kohle mit Papier entzündet, die dann durch den „Kamineffekt“ schnell durchglüht und anschließend auf den Grill geschüttet werden kann. Relativ neu sind elektrische Grillanzünder. Eine Heizspirale wird bei dieser (sicheren) Methode unter die Kohle geschoben, die dann in kurzer Zeit für eine gleichmäßige Glut sorgt.

Gasbetriebe Grills bergen ebenfalls Gefahren
Sie sind technisch aufwendiger und bergen dadurch besondere Gefahren. Das IFS gibt den Ratschlag, die Anschlüsse vor jedem Grillgang auf ihre Dichtigkeit zu kontrollieren. „Die Schläuche dazu einfach mit Seifenwasser bestreichen und auf kleine Bläschen achten!“. Um Material-Ermüdung zu vermeiden, sollten die Schlauchverbindungen alle paar Jahre ausgetauscht werden.

Wohin mit der Glut?
„Holzkohle und Briketts können noch bis zu drei Tagen nach dem Grillen Feuer verursachen“, sagt Dr. Hans-Hermann Drews. Schon in einem einfachen Versuch sei nach mehr als 28 Stunden noch Glut festgestellt worden. Die Feuerwehr warnt ebenfalls: Die Wärmeüberprüfung durch Fühlen mit der Hand oberhalb der Asche sei ungeeignet, um Glutnester sicher auszuschließen. Vorsicht ist also geboten. Kohle und Briketts sollten nach dem Grillen mit Wasser abgelöscht oder drei Tage in einem feuerfesten Behälter zwischengelagert werden.

Tipps des DFV für ein sicheres Grillvergnügen

  • Verwenden Sie ein standsicheres Gerät und wählen Sie einen feuerfesten Untergrund und  windgeschützten Standplatz. Bauen Sie keine „Behelfskonstruktionen“.
  • Beaufsichtigen Sie den Grill – vor allem, wenn Kinder in der Nähe sind.
  • Gießen Sie niemals Spiritus oder andere brennbare Flüssigkeiten in die Glut!
  • Sonst besteht Lebensgefahr durch Stichflammenbildung!
  • Arbeiten Sie nur mit geeigneten Zündhilfen, wie Zündwürfeln, Pasten, Grillstartern (Anzündkaminen) oder elektrischen Grillanzündern.
  • Halten Sie einen ausreichenden Sicherheitsabstand (mind. 2 bis 3 Meter) zur Sitzecke bzw. zu brennbaren Stoffen. Achten Sie wegen des Funkenflugs auf die Windrichtung.
  • Wenn Sie an einem Lagerfeuer grillen, sorgen Sie für einen nicht brennbaren Streifen (aus Erde, Sand oder Steinen) rund um den Grillplatz.
  • Bei Verbrennungen gilt: Kühlen Sie kleinere Brandwunden (bis zu zehn Prozent der Körperoberfläche) zehn bis max. 15 Minuten lang mit Wasser. Verwenden Sie kein Eis oder eiskaltes Wasser,  um die Gefahr einer Unterkühlung zu vermeiden. Ebenfalls sollten keine „Hausmittel“ aufgetragen werden.   
  • Verwenden Sie ggf. die Rettungsdecke aus dem Autoverbandskasten, um ein weiteres Auskühlen der verletzten Person zu vermeiden.
  • Rufen Sie bei größeren Verbrennungen sofort Hilfe über den Notruf 112!
  • Grillen Sie bei schlechtem Wetter niemals in geschlossenen Räumen. Auch zum Abkühlen hat der erloschene Grill hier nichts verloren. Es besteht Lebensgefahr durch tödliche Brandgase, wie Kohlenmonoxid!

-Vo-

Holzkohle-Romary
Holzkohle bietet ein besonderes Grillvergnügen. Sie verbrennt ohne Flammenschein
und mit höherer Temperatur als Holz. Holzkohle ist der kohlenstoffhaltige Überrest der Holzverbrennung
unter begrenzter Luftzufuhr. (Foto: Romary)

Schwenkgrill
Wichtig: Nur standsichere Geräte verwenden, auf einen feuerfesten Untergrund
und einen ausreichenden Sicherheitsabstand achten. (Foto: Avda)

Grill-Spiritus-WP
Flüssige Brandbeschleuniger dürfen daher niemals als Grillanzünder eingesetzt werden.
(Foto: Westfälische-Provinzial)

Grillanzuender-Cthoe
Pasten und Zündwürfel gelten als sichere Zündhilfen. (Foto: Cthoe)

Anzuendkamin-Joshmit
Schnelles „Vorglühen“ der Kohle garantiert der Anzündkamin,
der den so genannten Kamineffekt nutzt (Foto: Joshmt)