Kleine und große Helfer arbeiten Hand in Hand zusammen

Übungseinsatz auf Gut Bustedt in Hiddenhausen

image2Hiddenhausen. Die Jugendfeuerwehr und aktive Einsatzkräfte des Löschzugs Eilshausen haben gemeinsam einen „Dachstuhlbrand“ auf Gut Bustedt gelöscht. Eine „vermisste Person“ konnte nach einer aufwendigen Suche gerettet werden. „Solche Übungen haben bei uns Tradition“, sagt Betreuer Christopher Brockmeyer; „sie finden mindestens einmal jährlich statt.“ Für die Jugendlichen seien die  realitätsnahen Szenarien jedes Mal aufs Neue spannungsgeladen. „Sie lernen dadurch viel über den  Einsatzalltag der Aktiven!“

Die Ausgangslage der Sommerübung 2014: Im Dachgeschoss des historischen Gutsgebäudes am Rande des Industriegebietes Hiddenhausen  ist ein Feuer ausgebrochen. Rauch steigt auf. Der Hausmeister bemerkt den Brand und betätigt einen Feuermelder. Binnen Sekunden erreicht der Alarm die Kreisleitstelle. Der zuständige Löschzug Eilshausen wird alarmiert.
Die Jungfeuerwehrleute und aktiven Brandschützer machen sich am Gerätehaus an der Königsberger Straße bereit. Auf ihren Alarmmeldern steht das Einsatzstichwort „Brandmeldeanlage Gut Bustedt“. „Näheres ist noch nicht bekannt!“, schildert Brandmeister Marco Ruschhaupt den Jugendlichen. „Gemischte Formationen“ aus Jung und Alt besetzen die Löschgruppenfahrzeuge 10/6  und 16 (LF 10/6 und LF 16) sowie ein Mannschaftstransportfahrzeug (MTF). Auf Gut Bustedt spitzt sich die (angenommene) Lage währenddessen zu: Der Hausmeister will das Feuer mit einem Pulverlöscher ersticken. Doch das misslingt. Der Rauch ist bereits zu stark. Die giftigen Brandgase haben den Sauerstoff verdrängt, sodass die Luft zum Atmen nicht mehr ausreicht. Der Mann bricht bewusstlos zusammen.
Innerhalb weniger Minuten ist der Löschzug mit der „Spezialmannschaft“ aus Jugendlichen und Aktiven vor Ort. Erst jetzt erfahren die Brandschützer: Ein Mensch wird in dem „brennenden Gebäude“ vermisst. Jede Sekunde zählt. Die Besatzung des LF 10/6 stellt Angriffs- und Sicherheitstrupp. Die Jungfeuerwehrleute Laura und Edwin rüsten sich mit „Atemschutzgeräten“ aus. Es handelt sich um Attrappen, die den Originalapparaten aber täuschend ähnlich sehen.  Wasser- und Schlauchtrupp verlegen eine Leitung vom Löschfahrzeug zum Verteiler und weiter bis vor die Tür des Gutshauses. Denn ohne Wasser darf kein Feuerwehrmann ein brennendes Gebäude betreten. Mit dem Strahlrohr im Anschlag rücken die Jugendlichen über den Treppenraum vor. Oberbrandmeister Jens Valdorf und Hauptfeuerwehrmann Thomas Rainey heften sich an ihre Fersen und beobachten jeden Handgriff ihrer Schützlinge.       
Zeitgleich stellt die Besatzung des LF 16 unter Anleitung von Bernd Günzel und Carsten Brünger die Wasserversorgung vom offenen Gewässer zum LF 10/6 her. Jugendliche und Aktive kuppeln vier Saugschläuche zusammen, die sie mit Leinen sichern und anschließend in den Gräften, die die gesamte Gutsanlage umgeben, zu Wasser lassen. Nach wenigen Minuten ist das Kommando „Wasser marsch!“ zu hören und der Nachschub läuft durch die B-Leitung. Mittlerweile ist der  Angriffstrupp im Dachgeschoss angekommen. Die so genannte „Rechte-Hand-Suche“ beginnt. „Hierbei tasten sich die  Feuerwehrkräfte Schritt für Schritt mit der rechten Hand an der rechten Seite eines Raumes entlang“, erläutert Christopher Brockmeyer.  Ansonsten würden unsere Leute wegen des starken Qualms  und der dadurch fehlenden Sicht sehr schnell die Orientierung verlieren. „Ein Zimmer kann auf diese Weise systematisch nach vermissten Personen durchsucht werden!“  Schnell ist ein zweiter Trupp vor Ort. Die Kameraden decken die linke Seite mit der „Linke-Hand-Suche“ ab. Der „bewusstlose Hausmeister“ kann auf diese Weise schnell gefunden und in Sicherheit gebracht werden. Das Feuer hat dafür mittlerweile auf den Dachstuhl übergegriffen. Einige Jungfeuerwehrleute versuchen die fiktiven Flammen vom Dach des LF 16 mit einem „Wasserwerfer“ im Außenangriff zu bekämpfen.  „So ist jeder beschäftigt“, meint Brockmeyer. Am Ende der Übung, nachdem sich der künstliche Rauch verzogen hat, führt die gesamte Mannschaft noch eine Objektbegehung durch. Solche Besichtigungen finden in allen Gebäuden statt, wo in einem Notfall eine große Anzahl von Personen oder erhebliche Sachwerte betroffen wären. „Die Feuerwehr kann sich auf diese Weise schon einmal einen groben Plan zurechtlegen, um im Fall des Falles schneller und effektiver helfen zu können“, sagt Brockmeyer.  

Christopher Brockmeyer
(Infos u. Fotos)

Der Kommentar zum Thema Jugendfeuerwehrausbildung:
Die praktischen Übungsdienste bei der Jugendfeuerwehr sind längst nicht so umfangreich, wie bei der aktiven Wehr. Gewisse Übungsszenarien können und dürfen gerade die jüngeren Jugendfeuerwehrmitglieder noch nicht leisten. Die Jungfeuerwehrleute werden daher spielerisch auf den späteren Einsatzalltag vorbereitet.  Der Vorteil von praktischen Einsatzübungen mit der aktiven Wehr liegt dabei auf der Hand: Die Jugendlichen arbeiten zwar bis zu einem gewissen Maße eigenständig, ihnen werden aber erfahrene Feuerwehrleute zur Seite gestellt. Kommt es zu Fehlern, kann umgehend eingegriffen werden; gibt es Fragen, können diese sofort beantwortet werden.  Ein rein theoretischer Unterricht kann das nicht bieten. Hier stehen drei Betreuer für rund 20 Jugendliche zur Verfügung. Viele Fragen bleiben dadurch im Verlaufe eines zweistündigen Dienstes zwangsläufig offen.

-Bro-

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Der „Hausmeister“ hat über einen Druckknopfmelder „Alarm ausgelöst“.
Für die Feuerwehr liegt damit eine so genannte bestätigte Feuermeldung vor.

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Jugendliche u. Aktive sind auf dem Gutshof eingetroffen. Marco Ruschhaupt (l)

lässt die Mannschaft antreten, bevor die Lageerkundung beginnt.

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Bernd Günzel (l) erklärt einem Jungfeuerwehrmann
die Atemschutzüberwachungstafel.
Ist der
vorgehende Angriffstrupp „überfällig“, wird der Sicherheitstrupp zur Rettung losgeschickt.

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Hinter der Tür „brennt es“.  Laura und Edwin sind Angriffstrupp

und bekommen von Ausbilder Jens Valdorf (l) letzte Instruktionen.

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Der 2. Angriffstrupp bereitet seine Schlauchleitung vor, um anschließend ohne
Probleme die „Linke-Hand-Suche“ beginnen zu können.
„Schlauchmanagement“
heißt das bei der Feuerwehr, weiß Thomas Rainey (l).

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Wassertrupp u. Schlauchtrupp beim Kuppeln der Saugleitung, die wenig

später in den Gräften, die rund um Gut Bustedt verlaufen, versenkt wird.

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Der Angriffstrupp rückt unter „Atemschutz“ in den verrauchten Bereich
vor.

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Der „Hausmeister“ ist gerettet. Er wird an der Patientenablage versorgt.

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Brandbekämpfung im Außenangriff mit C-Strahlrohr und...

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...über einen Dachmonitor.

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Objektbegehung: Die Brandmeldezentrale wird inspiziert. Hier befinden sich
die Anzeige- und Bedienelemente,
die der Feuerwehr Auskunft über ausgelöste
Melder geben und die Steuerung der Anlage ermöglichen.
Feuerwehrlaufkarten
(in der Bildmitte zu sehen) weisen den Weg zur ausgelösten Meldergruppe.