Vom Leistungsnachweis zum "Hoch-Leistungsnachweis"?

Ergebnis der 2. Onlineumfrage des KFV liegt vor

DSC 0342Kreis Herford. Der Leistungsnachweis bleibt im Kreis Herford in der Diskussion. Fast 200 Feuerwehrleute nahmen an der neusten Onlineumfrage des KFV Herford teil. Die bereits 2014 umgesetzten Änderungen werden danach von einer großen Mehrheit als gut empfunden. Doch wie es mit der Veranstaltung in Zukunft weitergehen soll, darüber gehen die Meinungen weit auseinander. Während die eine Gruppe den Leistungsnachweis in seiner bisherigen Form für „starr, eintönig und altbacken“ hält, erfüllt der Wettbewerb für die andere Hälfte der Befragten seinen Zweck und ist in seiner bisherigen Form völlig ausreichend.

Die Hoffnungen des KFV, aufgrund von kleineren „Modifizierungsmaßnahmen“ eine Steigerung der Teilnehmerzahlen zu erreichen, hatten sich nicht erfüllt.  (Die Onlineredaktion des KFV Herford berichtete bereits darüber.) Mit 38 teilnehmenden Gruppen und Staffeln sei noch immer kein zufriedenstellendes Ergebnis erreicht worden, schreibt Kreisbrandmeister Wolfgang Hackländer in seinem Brief an die Wehrführer. Er sieht weiterhin die Führungskräfte, vom Leiter der Feuerwehr bis zu den Zug- und Gruppenführern, in der Verantwortung. Sie müssten gewissermaßen der „Motor für die Motivation“ ihrer Leute sein.

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Teilnahme am Leistungsnachweis Grafik: J. Meyer (KFV Herford)

Am Leistungsnachweis konnte in diesem Jahr erstmals in Staffelstärke, also mit sechs (statt wie bei der Gruppenübung mit neun) Einsatzkräften teilgenommen werden. Diese Änderung, bei der das Löschwasser aus einem Unterflurhydranten zu entnehmen war, wird von 89 Prozent der Befragten als „gut“ empfunden. Das sei sehr nah an der Praxis gewesen, so wird geäußert. (Negative) Kritik gibt es allerdings an der Organisation des neuen Übungsteils. So wird bemängelt, dass der Hydrant nicht voll funktionstüchtig gewesen sei. Wegen der nicht funktionierenden Entwässerung habe man das Standrohr „im Prinzip nur durch Tasten setzen können“. „Seit wann stand eigentlich fest, dass die Staffelübung dort (Anmerk.: im Bereich Meierstraße/Einigkeitstraße) stattfindet? Und warum wurde der Hydrant nicht rechtzeitig repariert?“, so die (berechtigten) Fragen der Feuerwehrleute aus der Onlineabstimmung. Weiterhin muss die zum Staffellauf herausgegebene Übungsunterlage wohl noch einmal überarbeitet werden. Es seien nach Ansicht der Teilnehmer „einige Unklarheiten“ im Ablauf aufgetreten. „Darf der Maschinist nun Wasser aus dem Tank abgeben oder nicht?“ Und „wie viele B-Schläuche sollen zwischen Fahrzeug und Hydrant eigentlich gerollt werden?“

Beim diesjährigen Leistungsnachweis hat der KFV auf mehr Transparenz gesetzt. So wurden im vor hinein die Wertungslisten herausgegeben, nach denen die Schiedsrichter mögliche Fehler zu beurteilen hatten. Dieser Schritt wird von 83 Prozent der Befragten als positiv bewertet, genauso wie 91 Prozent das direkte Feedback durch den Oberschiedsrichter nach Absolvierung der praktischen Übungen als „gut“ bewerten. Stellenweise wird die Arbeit der Wertungsrichter sogar besonders gelobt: „Die Stimmung war sehr freundlich und kooperativ!“, heißt es in einer Stellungnahme, die bei der Umfrage von einem Teilnehmer abgegeben wurde. Toll wäre, wenn der genaue Auswertungsmodus jetzt auch noch bekannt gemacht würde und hier nicht „rumgeeiert“ werde, so ein Verbesserungsvorschlag, der mehrfach geäußert wird, um für noch mehr Transparenz zu sorgen.

Beim Leistungsnachweis 2014 wurde versucht, durch eine verbesserte Organisation die Abläufe zu straffen und durch ein neues Computerprogramm die Auswertung zu beschleunigen. Die Kommentare aus der aktuellen Onlineumfrage lassen den Schluss zu, dass dies nur teilweise gelungen ist. Von einer Seite wird der „zügige und reibungslose Ablauf als sehr angenehm empfunden“ und von anderer Seite die „lange Wartezeit, trotz wenig Betrieb“ als negativ angesehen. Es wird sogar geäußert, die Auswertung im Stabsraum habe „außer Lauferei nichts gebracht“.

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Teilnahme 2014 als Gruppe oder Staffel? Grafik: J. Meyer (KFV Herford)

Die Onlineumfrage wurde außerdem zu einer kontroversen Diskussion über die Zukunft des Leistungsnachweises genutzt. Ein Teil der Befragten empfindet den Umfang des Wettbewerbs gerade nach Einführung der Staffelübung als „sehr angenehm“. Auch für „Feuerwehrneulinge seien die vier Aufgaben (Anmerk.: Löschübung, Knoten u. Stiche, Fachfragen u. sportlicher Teil) einfach zu erlernen bzw. zu beherrschen. „Für den Wettbewerb muss nicht lange geübt werden!“ Es werde ohnehin immer schwieriger, Beruf, Familie und Feuerwehr zu koordinieren. „Wo wird eigentlich die Leistung abgefragt bzw. die Ausbildung vertieft, wenn Jahr für Jahr die gleichen Übungen einstudiert werden?“, äußern andere Teilnehmer der Onlineumfrage ihre Bedenken. Der Verband der Feuerwehren NRW gebe doch genügend anspruchsvollere Szenarien vor, wie z.B. die Vornahme von zwei Steckleiterteilen unter Atemschutz. In anderen Städten gebe es längst keine starren Vorgaben mehr, wird mitgeteilt. „Da heißt es nur: Zimmerbrand, EG!“ Und dann müsse die Gruppe das richtige Vorgehen zeigen und der Gesamteindruck werde bewertet. „Warum wird so etwas nicht einmal probiert?“ Und eine weitere Stimme, die in die gleiche Richtung geht: „Derzeit lernt man die Übungen nur stumpf auswendig, fernab der Realität!“ Weiterhin werden der schriftliche Teil und der Übungsteil „Knoten und Stiche“ von verschiedenen Seiten ebenfalls als zu lasch empfunden. „Warum setzt man bei den Knoten und Stichen nicht alle neun Varianten voraus und gibt erst am Wettbewerbstag bekannt, welche gemacht werden müssen?“ 30 Fachfragen vorher auswendig zu lernen, um schließlich nur drei davon abzufragen wird zudem als „unsinnig empfunden“. Mindestens sechs Fragen, so die Äußerungen, sollten es schon sein.

„Aus der neuen Umfrage haben sich sicherlich weitere Anregungen zur Attraktivitätssteigerung des Leistungsnachweises ergeben“, meint Kreisbrandmeister Wolfgang Hackländer. Änderungen seien damit auch in Zukunft zu erwarten; denn ein großes Ziel bleibe: „Die Zahl der teilnehmenden Gruppen und Staffeln soll wieder deutlich ansteigen!“ Für den 19. November hat der Kreisbrandmeister erst einmal in die Kreisfeuerwehrzentrale eingeladen. Da werden die Sieger des diesjährigen Leistungsnachweises ausgezeichnet und einige Wehrleute für ihre 25., 30. und sogar 35. Teilnahme geehrt.

-Vo-

Hinweis:
Die Onlineumfrage hat noch einige weitere Anregungen und Verbesserungsvorschläge hervorgebracht, die ebenfalls Diskussionsgrundlage über die Zukunft des Leistungsnachweises im Kreis Herford sein werden. Im Artikel konnte nicht auf alle im Rahmen der Befragung genannten Punkte im Einzelnen eingegangen werden.

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Meinungen zu den Änderungen: Teilnahme auch als Staffel okay?
Grafik: J. Meyer (KFV Herford)

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Meinungen zu den Änderungen: Service eines Gruppenfotos okay?
Grafik: J. Meyer (KFV Herford)

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Meinungen zu den Änderungen: Veröffentlichung einer Übungsunterlage okay?
Grafik: J. Meyer (KFV Herford)

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Meinungen zu den Änderungen: Veröffentlichung der Wertungs- bzw. Fehlerliste okay?
Grafik: J. Meyer (KFV Herford)

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Meinungen zu den Änderungen: Direktes Feedback durch den Oberschiedsrichter okay?
Grafik: J. Meyer (KFV Herford)

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Meinungen zur Zukunft des Leistungsnachweises: Soll der Umfang der Löschübung erweitert werden?
Grafik: J. Meyer (KFV Herford)

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Die Löschübung steht im Zentrum der Kritik. (Foto: Archiv KFV Herford)

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„Wo wird die Leistung abgefragt, wenn Jahr für Jahr die gleichen einstudierten Übungen vorzuführen sind?“,
wird in der Onlineumfrage geäußert. (Foto: Archiv KFV Herford)

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Der Hindernislauf wurde aus Unfallschutzgründen gestrichen und durch einen Staffellauf ersetzt.
Dadurch, so wird bemängelt, sei der sportliche Teil „langweilig geworden“. (Foto: Archiv KFV Herford)

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Ebenfalls in der Diskussion: Der schriftliche Teil. Das lediglich drei Fragen zu beantworten sind,
hält mancher Aktive für „unsinnig“. Sechs Fragen sollten es schon sein. (Foto: Archiv KFV Herford)

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Und auch bei den Knoten u. Stichen sollte nachgebessert werden, fordern einige Stimmen.
„Drei Knoten vorzuführen, obwohl eigentlich alle neun Varianten zu jeder
Zeit beherrscht werden müssen, ist keine Kunst!“ (Foto: Archiv KFV Herford)