Kätzchen Alice aus Klärbecken gerettet

Nächtlicher Einsatz in Hiddenhausen

P1040150Hiddenhausen. Feuerwehrleute vom Löschzug Schweicheln-Bermbeck haben am Wochenende (4.01.2015) eine kleine Katze aus einem stillgelegten Klärbecken gerettet. Die nächtliche Aktion in rund sieben Metern Tiefe gestaltete sich schwieriger als zunächst gedacht. Erst nach vier Stunden und mehreren Versuchen konnten die Helfer das Tier zurück an die Erdoberfläche befördern. Von Familie Geier bekamen die Ehrenamtlichen dafür Applaus und ein großes Dankeschön.

Kätzchen Alice war den Geiers schon am Samstagvormittag aus ihrer Wohnung am Fischerpatt in Schweicheln ausgebüxt. Eine große Suchaktion in der Nachbarschaft hatte zunächst nicht den gewünschten Erfolg gebracht. Am späten Abend hörte Tochter Elena (13) schließlich das jämmerliche Jaulen ihres acht Monate alten Tierchens. Der kleine „Stubentiger“ machte sich lautstark aus dem Inneren eines stillgelegten Klärbeckens bemerkbar, das sich auf dem Gelände der ehemaligen Schweichelner Kläranlage am Fischerpatt befindet. Doch wo genau ihre Mieze feststeckte, darüber herrschte bei Elena und ihren Eltern zu diesem Zeitpunkt noch Rätselraten.
Am Sonntag, um kurz nach Mitternacht rückten deshalb zwölf Feuerwehrleute vom Löschzug Schweicheln-Bermbeck aus, um den Geiers bei ihrem Problem zu helfen. „Wir gingen zunächst von einer einfachen Hilfeleistung aus“, sagte Feuerwehrchef Nicholas Jost. Doch das Klärbecken stellte sich nach und nach als ein großes Gefängnis  für die kleine Katze heraus. Der kreisrunde Behälter ist nämlich von oben mit einem riesigen Deckel aus Bohlen, Brettern und Trapezblechen gesichert. Die Einsatzkräfte krochen deshalb zunächst in einen seitlichen Schacht und versuchten von hier,  zu dem Tier vorzudringen. In sieben Metern Tiefe entdeckten sie das Kätzchen schließlich. „Es saß zusammengekauert am Wasserrand und miaute von Zeit zu Zeit herzergreifend“, sagte Jost. Eine Rettung per Leiter war aber von hier und auch durch einen anderen Kontrollschacht nicht möglich. Hauptproblem, so Jost, sei die Architektur des Behälters gewesen. Der laufe nach unten trichterförmig zu und sei außerdem im unteren Bereich mit reichlich Wasser gefüllt gewesen. „Unmöglich, hier eine Anstellleiter in Stellung zu bringen, die einen festen Untergrund braucht!“ Einen Höhenretter abzuseilen hätte aus diesem Grund auch nichts gebracht, meinte Jost. Den Behälter auszupumpen wäre hingegen mit einem  sehr großen Aufwand verbunden gewesen, wie seine Erfahrungen bei der Hochwasserkatastrophe in Bünde im vergangenen Jahr gezeigt hätten.
In der letzten noch verbliebenen Variante entschieden sich die Wehrleute schließlich dafür,  einen Teil der Trapezbleche vom Deckel des Behälters zu entfernen und ein kleines Loch in den Holzverschlag zu sägen. Sie bewiesen dabei ein glückliches Händchen, denn genau darunter saß Kätzchen Alice, allerdings immer noch ganz unten und ziemlich verängstigt. Andrea Baumgärtner vom Tierschutzverein Herford, die extra aus Melle nach Hiddenhausen gekommen war, hatte zwischenzeitlich den passenden Fangkescher vorbeigebracht.  Den modifizierten die Feuerwehrleute kurzerhand mit zwei langen Stangen, Spanngurten und Klebeband. Sie führten das Gerät im Anschluss senkrecht und mit viel Fingerspitzengefühl durch die Öffnung, drückten das Kätzchen behutsam mit dem Kescher an die Betonwand des Behälters und beförderten es schließlich nach oben.
Um vier Uhr in der Früh konnte der Leitstelle schließlich gemeldet werden: „Katze gerettet!“. Elena hat der Feuerwehr versprochen, künftig noch besser auf ihre Mieze aufzupassen. „Und die Gemeinde muss noch mehr für die Sicherheit auf dem Gelände der ehemaligen Kläranlage tun“, meinte Nicholas Jost. Graffitis deuteten darauf hin, dass sich schon öfter ungebetene Gäste in dem alten Gemäuer aufgehalten hätten.

Von Jens Vogelsang
(Text u. Fotos)

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Die Feuerwehrleute (v.l. Nicholas Jost u. Olaf Peters) versuchen
zunächst durch einen Schacht näher an das Tier heranzukommen.

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Eine Rettung über die Steckleiter scheitert.

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Die Katze ist als schwarzer Punkt in der Tiefe zu erkennen. …

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… Sie wartet verängstigt auf ihre Rettung.

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Die Wehrleute präparieren einen Fangkescher.

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Durch ein kleines Loch in der freigelegten Abdeckung des Klärbeckens gelingt den Einsatzkräften
(v.l. Fabian Stadelmann, Thomas Graf u. Patrick Flachmeier) schließlich die Rettung.


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Familie Geier ist glücklich, dass die Feuerwehr ihre kleine Mieze retten konnte.