Minister will Handys am Steuer beschlagnahmen

Mehr Verkehrstote auf NRW-Straßen

P1000716Düsseldorf. Traurige Bilanz: Auf den NRW-Straßen starben im vergangenen Jahr 520 Menschen. Zum ersten Mal seit 2011 gab es wieder einen Anstieg der Verkehrstoten zu verzeichnen und zwar gleich um 8,6 Prozent. „Zu hohe Geschwindigkeit bleibt Killer Nummer eins“, erklärte Innenminister Ralf Jäger am Montag (9.02.2015) bei der Vorstellung der Verkehrsstatistik 2014 in Düsseldorf. Der Minister kündigte gleichzeitig an, dass künftig gegen die unerlaubte Handynutzung am Steuer schärfer vorgegangen werde.

Daneben gelten die Verkehrsstrategien der Polizei in NRW weiterhin den drei Hauptunfallursachen: Zu hohe Geschwindigkeit, Alkohol am Steuer und Verstoß gegen die Gurtpflicht. Die Polizei berichtet von einer zunehmenden Nutzung von Mobiltelefonen beim Fahren. „Selbst ein kurzer Blick auf das Display bedeutet ein lebensgefährliches Risiko“, warnte Minister Jäger. Wer bei Tempo 50 den Blick für zwei Sekunden von der Straße abwendet, um beispielsweise auf das Display zu schauen, fährt fast 30 Meter im Blindflug. Telefonieren am Steuer ohne Freisprechanlage ist genauso gefährlich wie 0,8 Promille Alkohol im Blut. Wer eine SMS schreibt, reagiert wie ein Fahrer mit einem Pegel von 1,1 Promille. Die Polizei wird deshalb ab sofort systematisch gegen Handysünder vorgehen. Sie will verstärkt aufklären und dabei das bewährte Konzept des „Crash-Kurses“ verwenden, also emotionale Bilder, erschreckende Geschichten und eindringliche Musik als Stoff für eine zeitgemäße Unfallprävention einsetzen.  Und sie wird intensiver kontrollieren und bestrafen. Dazu zähle nach Angaben des Ministers die Beweissicherung. „Die Folgen können bei einem leichtsinnigen Verhalten sehr unangenehm sein!“ Das heißt konkret, wenn bei einem Unfall mit Personenschaden der Verdacht besteht, dass der Fahrer durch das Telefon am Ohr abgelenkt war, werden die Ordnungshüter künftig das Gerät sicherstellen und auf Anordnung der Staatsanwaltschaft auswerten, ob eine Sprechverbindung  zum Unfallzeitpunkt bestand.
Ein solch drastisches Vorgehen scheint notwendig; denn die Verkehrsstatistik 2014 liest sich wie eine Schreckensbilanz. Die Zahl der Schwerverletzten nahm im vergangenen Jahr um mehr als elf Prozent auf 13.490 Unfallopfer zu. Auch bei den Leichtverletzten gab es einen Anstieg und zwar um 3.273 auf 63.271. Das sind 5,5 Prozent mehr. Bei den schwächsten Verkehrsteilnehmern, die am wenigsten geschützt am Straßenverkehr teilnehmen, stellt sich die Situation folgendermaßen dar: Im Vergleich zum Vorjahr starben mit 68 Radfahrern zwölf mehr. 50 Prozent der Unfälle wurden von diesen selber durch eigenes Fehlverhalten verursacht. Dies gilt auch für die Fußgänger. Hier gab es mit 115 Toten einen Anstieg um 5,5 Prozent. Auch hier zeigt die Analyse, dass rund die Hälfte der getöteten Fußgänger den Unfall selber verschuldet hat.
Autofahrer haben damit jeden zweiten dieser Unfälle verursacht. „Das sollte jedem klar sein, der sich hinter das Lenkrad setzt und die Verkehrsregeln missachtet“, sagte Jäger. „Wie viele dieser Menschen könnten eigentlich noch leben, wenn weniger gerast worden wäre?“
Die besondere Aufmerksamkeit der Polizei gilt den jungen Erwachsenen im Alter zwischen 18 und 24 Jahren, weil sie überdurchschnittlich oft in schwere Verkehrsunfälle verwickelt sind. Herausragendes Projekt ist dabei der „Crash Kurs“. Daran haben schon 430.000 Jugendliche in NRW teilgenommen (MIK NRW).

-Vo-

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Auf den NRW-Straßen gab es 2014 mehr Verkehrstote und Verletzte zu verzeichnen. (Foto: Archiv KFV Herford)

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Die NRW-Polizei will schärfer gegen die Handy-Nutzung am Steuer vorgehen. (Foto: MIK NRW)