Menschliche und persönliche Erfahrungen gesammelt

Jahreshauptversammlung der Feuerwehr Hiddenhausen

P1040071Hiddenhausen. Werner Lohmeyer hat am vergangenen Freitag (20.02.2015) seine letzte Jahreshauptversammlung als Chef der Feuerwehr Hiddenhausen geleitet. Vor zahlreichen Gästen im Gerätehaus Schweicheln-Bermbeck, darunter Bürgermeister Ulrich Rolfsmeyer, analysierte der 50-Jährige das vergangene Einsatzjahr, ehrte  verdiente Feuerwehrleute  und sprach Beförderungen aus. Im Juni wird Lohmeyer seinen Posten abgeben. Im Kreis der Feuerwehr sei dies seit langem bekannt, hieß es am Freitagabend. Der Rat der Gemeinde Hiddenhausen wird in Kürze über einen Nachfolger entscheiden.

Seit fast neun Jahren leitet Werner Lohmeyer die Freiwillige Feuerwehr der Großgemeinde als Ehrenbeamter. In den letzten Monaten, so sagte er, sei es ihm immer schwerer gefallen, den anstrengenden Hauptberuf mit dem verantwortungsvollen Ehrenamt in Einklang zu bringen. Aus seinen Worten war Erleichterung herauszuhören, aber auch ein bisschen Wehmut. „In keinem anderen Verein kann man so viele menschliche und persönliche Erfahrungen sammeln, wie in der Freiwilligen Feuerwehr“,  meinte Lohmeyer aus voller Überzeugung.
Unter seiner Leitung hat der Personalbestand der Wehr einen neuen Höchststand erreicht. 93 Aktive, darunter zwölf Frauen, versehen zurzeit ihren Feuerwehrdienst an den beiden Standorten in Eilshausen und Schweicheln-Bermbeck. Lohmeyer führte das auf die gute Jugendarbeit zurück. Mit 54 Mädchen und Jungen sei der Feuerwehrnachwuchs ebenfalls gut aufgestellt und damit die Zukunft der Wehr gesichert. Außerdem, so erläuterte der Wehrführer, seien in den vergangenen Monaten konsequent neue Führungskräfte ausgebildet worden, die bei einem Alarm die Einsatzleitung übernehmen könnten. In 169 Fällen wurde die Feuerwehr Hiddenhausen im vergangenen Jahr um Hilfe gerufen. Gleich Anfang 2014 ereignete sich ein Schornsteinbrand. Bei den Löscharbeiten verletzten sich zwei Feuerwehrleute trotz Schutzkleidung, als sie die heiße Eisenkette des Kehrgerätes nach oben ziehen wollten. Im August kam es auf der Bünder Straße zu einem spektakulären Verkehrsunfall, der für die Unfallbeteiligten noch einmal glimpflich ablief. Damals war eine Kombifahrerin mitten auf einem Cabrio zum stehen gekommen, in dem ein Rentnerehepaar saß. Der Löschzug Eilshausen befreite die Beiden in einer aufwendigen Aktion. Zwölf Brandeinsätze, darunter das Feuer in einem Blockbohlenhaus in Bermbeck, und 63 Unwettereinsätze verzeichnet die Statistik für das vergangene Jahr. Alleine Dreizehnmal rückten die Wehrleute aus, um hilflosen, vorwiegend älteren Menschen aus Notlagen zu helfen. Ein gesellschaftliches Problem, wie Lohmeyer meinte, das die Feuerwehr nicht lösen könne!  Feuerwehrleute aus Hiddenhausen halfen außerdem im Rahmen der Bezirksreserve bei den Aufräumarbeiten in Mülheim an der Ruhr, wo ein heftiger Gewittersturm unzählige Bäume wie Streichhölzer umgeknickt hatte. „Es ist schön zu sehen, dass sich alle Feuerwehrleute in Nordrhein-Westfalen aufeinander verlassen können!“, meinte Lohmeyer.

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Auf der B 239 kommt es zu einem schweren Verkehrsunfall, bei dem eine ältere Dame schwer verletzt wird.

Bürgermeister Ulrich Rolfsmeyer lobte die „Feuerwehrfamilie“, die aus aktiver Wehr, Jugendfeuerwehr und Ehrenabteilung bestehe. „Das gute Miteinander spiegelt sich in ihrem Ansehen wieder.“ Und das sei besonders bei Rat und Verwaltung hoch. Eine gute Arbeit könne allerdings nur durch eine gute Ausrüstung geleistet werden, sagte der Bürgermeister. Bereits im vergangenen Jahr war die Wehr mit einem neuen Kommandowagen, einem VW-Passat mit Allradantrieb und einer speziellen Sicherheits-Beklebung ausgerüstet worden. Das neue Tanklöschfahrzeug 4000 steht kurz vor der Auslieferung und die neue Drehleiter ist bestellt. Hinsichtlich des sanierungsbedürftigen Gerätehauses in Schweicheln-Bermbeck wurde ein Architekt beauftragt. Der Anstoß sei erfolgt, wie Rolfsmeyer meinte. „Wir werden hier eine gute Lösung finden!“
77 Lehrgangs- und Seminarplätze belegten die Aktiven der Feuerwehr Hiddenhausen im letzten Jahr auf Gemeinde- und Kreisebene sowie am Institut der Feuerwehr in Münster. Alleine 150 Stunden umfasse die Grundausbildung mit ihren vier Modulabschnitten, rechnete Ausbildungsbeauftragter Nicholas Jost vor. Hinzu kämen weitere Schulungen, vom Maschinisten-, über den Kettensägen-Lehrgang bis hin zur Gefahrstoffausbildung. Einsatzpraxis sammeln die Ehrenamtlichen in speziellen Brandcontainern. „Hier lernen unsere Leute Rauch und Flammen zu deuten und das richtige taktische vorgehen“, sagte Jost. 56 Atemschutzgeräteträger stehen der Wehr momentan zur Verfügung. Hier habe man eine Steigerung erreicht. Den Feuerwehrleuten bereite vor allem der umfangreiche Gesundheitsscheck Probleme, so Jost, der für das Tragen von Atemschutzgeräten Voraussetzung sei.
Kreisbrandmeister Wolfgang Hackländer kam noch einmal auf den gefahrvollen Einsatz der Feuerwehr Hiddenhausen bei der  Firma Brigitte-Küchen vor einigen Tagen zu sprechen, der sehr glimpflich abgelaufen sei. Er bedankte sich besonders bei der „Schnelleinsatzgruppe“ des Löschzugs Eilshausen, die immer dann die Einsatzfahrzeuge der Kreisfeuerwehrzentrale besetzt, wenn das hauptamtliche Personal längst Feierabend hat.
Die beiden Jugendwarte Fabian Stadelmann und Timo Hägerbäumer berichteten anschließend über die Aktivitäten der Jugendfeuerwehr. Eine viertägige Freizeitfahrt führte die Jungfeuerwehrleute im letzten Jahr in den Landkreis Harburg. Die Gruppe aus Schweicheln-Bermbeck konnte außerdem den Kreispokal gewinnen, sodass der Kreisjugendfeuerwehrtag 2015 in Hiddenhausen stattfindet.
Ein besonderes Augenmerk legten die Ehrenamtlichen wiederum auf den Bereich Brandschutzerziehung und Brandschutzaufklärung. Die Kindergärten sowie Grund- und Sonderschulen der Gemeinde zählten zu den Kunden, sagte Fachberater Ulrich Dockhorn. Ein guter Kontakt bestehe ebenfalls zum Johannes-Falk-Haus und zu Haus Holtkamp, wo Menschen mit Behinderungen leben und arbeiten.
Mit einer besonderen Ehrung des Verbandes der Feuerwehren NRW wurde Wilfried Püse bedacht. Der Unterbrandmeister a.D. gehört seit 60 Jahren der Feuerwehr Hiddenhausen an. Gerd Plümers hat seinen aktiven Dienst erst kürzlich beendet – und zwar nach fast 45 Dienstjahren. Als erster Feuerwehrmann der Großgemeinde wechselte Plümers aufgrund einer Sonderregelung erst mit seinem 63. Geburtstag in die Ehrenabteilung. Wehrführer Werner Lohmeyer lobte das vorbildliche Verhalten des Feuerwehrmanns aus Schweicheln. „Du hättest wahrscheinlich auch bis zum Dreiundsiebzigsten weitergemacht!“

Beförderungen während der Jahreshauptversammlung

Zum Feuerwehrmann/ Zur Feuerwehrfrau
Max Amberg, Nils Hägerbäumer u. Kevin Konrad (alle LZ Eilshausen), Dustin Jost u. Jasmin Zeidler (beide LZ Schweicheln-Bermbeck)

Zum Oberfeuerwehrmann
Nils u. Torbjörn Krowicki (beide LZ Eilshausen), Fabian Grün, Johannes Kruse u. Sebastian
Plümers (alle LZ Schweicheln-Bermbeck)

Zum Hauptfeuerwehrmann
Florian Günzel (LZ Eilshausen)

Zur Unterbrandmeisterin
Anja Rainey (LZ Eilshausen)

Zum Brandmeister
Tobias Schwarz (LZ Eilshausen), Christian Meyer u. Fabian Stadelmann (beide LZ Schweicheln-Bermbeck)

Zum Oberbrandmeister
Jörg Schneider (LZ Eilshausen)

Zum Hauptbrandmeister
Jens Valdorf (LZ Eilshausen)

Von Jens Vogelsang
(Text u. Fotos)

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Technische Hilfeleistungseinsätze gehören zum Einsatzalltag.
Vor der Grundschule Schweicheln-Bermbeck kracht eine Autofahrerin in ein Wartehäuschen.

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Zu zwölf Brandeinsätzen rückten die Wehrleute im vergangenen Jahr aus. Es handelte sich überwiegend um Kleinbrände.

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Nach den Worten von Bürgermeister Ulrich Rolfsmeyer gibt die Feuerwehr Hiddenhausen ein gutes Bild in der Öffentlichkeit ab.

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Geht es um die Zukunft der Freiwilligen Feuerwehr, kommt der Jugendfeuerwehr eine zentrale Bedeutung zu.

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Fachberater Ulrich Dockhorn: „30 Schulungen zum Vorbeugenden Brandschutz wurden durchgeführt!“

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Auszeichnung für Wilfried Püse. Er gehört seit 60 Jahren zur Feuerwehr Hiddenhausen.

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Hat bis zu seinem 63. Geburtstag seinen aktiven Dienst versehen: Gerd Plümers (l) wird für seinen vorbildlichen Einsatz geehrt.

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Gruppenfoto der Geehrten und Beförderten mit Wehrführer Werner Lohmeyer (l),
Kreisbrandmeister Wolfgang Hackländer (r) und Bürgermeister Ulrich Rolfsmeyer (3. v.r.)

KdoW-Vorn-Seite
Der neue Kommandowagen der Feuerwehr Hiddenhausen wurde erst kürzlich in Dienst gestellt.