Im Brandcontainer auf den Einsatzalltag vorbereitet

Mobile Brandsimulationsanlage lässt auf Knopfdruck die Flammen züngeln

2015 03 05 21 49 40 3316Hüllhorst. Die Zahl der Brandeinsätze mag in den letzten Jahren zurückgegangen sein. Dafür hat sich das Brandverhalten massiv verändert. Moderne Baustoffe und eine veränderte Bauweise sind die Ursache hierfür. Die Einsatzkräfte der Feuerwehr stellen sich den geänderten Anforderungen. Sie trainierten gerade erst wieder den Innenangriff in einer mobilen Simulationsanlage. Der Lastzug samt Brandcontainer machte am Gerätehaus Schnathorst (Feuerwehr Hüllhorst, Kreis Minden-Lübbecke) Station.

Aufgrund steigender Energiekosten werden hierzulande immer mehr Häuser mit einem hohen Energieeinsparungspotential errichtet oder vorhandene Bauten modernisiert. Die Gebäude „moderner Bauweise“ reichen von Niedrigenergiehäusern, über Passivhäuser hin zu Nullenergiehäusern und mittlerweile sogar bis zu Plusenergiehäusern. Und die stellen die Feuerwehr durch ihre Luftdichtheit und gute Dämmung vor neue Herausforderungen. Außerdem führt der hohe Kunststoffanteil vieler Wohnungseinrichtungen zu anderen Brandverläufen. Wie wichtig das Training im Bereich Atemschutz und Innenangriff ist, hat sich gerade erst wieder gezeigt. Bei einem verheerenden Wohnungsbrand in Vlotho konnten Einsatzkräfte der Feuerwehr einem Mädchen das Leben retten, obwohl die Situation zunächst aussichtlos erschien. (Der KFV berichtete.) Ihr Mut, ihre gute Ausbildung und Ausrüstung haben entscheidend dazu beigetragen.

Realitätsnahe Praxisschulungen, in Feuerwehrkreisen wird von der sogenannten Heißausbildung gesprochen - sind mittlerweile zu einem wichtigen Bestandteil geworden, um angehende Atemschutzgeräteträger auf den Einsatzalltag vorzubereiten. In Kooperation mit der Feuerwehr Hüllhorst nahmen Feuerwehraktive aus dem Wittekindsland am Donnerstag (05.03.2015) an einer Spezialausbildung teil. Sie spielte sich in einer mobilen, mit Gas befeuerten Containeranlage am Gerätehaus Schnathorst ab. Richtiges und sicheres Verhalten im Innenangriff, effektives und wassersparendes Löschen mit dem Hohlstrahlrohr und die Gewöhnung an Feuer sowie schlechte Sichtverhältnisse standen im Fokus der Ausbildung. Die Teilnehmer wurden dabei im Inneren des Containers von erfahrenen Kreisausbildern begleitet. Die Trainer, allesamt ebenfalls ehrenamtliche Feuerwehrleute, konnten also während der Übungsdurchläufe direkt eingreifen und wichtige Tipps an die Trupps weitergeben.

Das Szenario im Container sah einen Angriff vom Dach aus vor. Dort oben öffneten die Einsatzkräfte, die immer in Zweitrupps vorgingen, aus der Deckung heraus die Eingangstür. Sie gaben mehrere Sprühstöße aus dem Hohlstrahlrohr in den Rauch, um diesen zu kühlen. Erst dann ging es die Wendeltreppe hinab. Unten löschten die Feuerwehraktiven zunächst ein Feuer, das direkt unter der Treppe loderte. Sie sortierten sich anschließend, sorgten für eine ausreichende Schlauchreserve und stimmten das weitere Vorgehen ab. Im mittleren Teil des Trailers flammte plötzlich ein Gasbrand an einer Rohrleitung auf. Die Ehrenamtlichen versuchten die Flammen mit dem Sprühstrahl "abzulenken" und "einzufangen". Der Truppführer schloss anschließend das Ventil und riegelte die Gaszufuhr ab. Hinter der nächsten Tür brannten Sofa und Schrank - Edelstahlattrappen, aus denen Gasflammen emporstiegen. Und da passierte es: Eine Durchzündung, so wie es sie auch bei der Brandkatastrophe in Vlotho gegeben hatte, zwang die Wehrleute zum Rückzug. Die Flammen züngelten an der „Zimmerdecke“ entlang. Aus der Deckung heraus kühlten die Einsatzkräfte den heißen Brandrauch und löschten die Flammen. "In einer solchen Situation ist wichtig, den Rückzugsweg im Auge zu behalten", erläuterte ein Ausbilder. Versperrt das Feuer den Weg zurück oder zerstören die Flammen sogar den C-Schlauch, kann es schnell zu einem sogenannten Atemschutznotfall kommen. Einem solchen Szenario stellten sich die Ehrenamtlichen ebenfalls: Das Feuer an der Gasleitung, das die Aktiven auf dem Hinweg gerade erst unschädlich gemacht hatten, zündete erneut …

Über 20 Minuten hinweg zeigten die einzelnen Trupps vollen Einsatz. Die Anstrengungen durch den mit Wasser gefüllten Schlauch, die schwere Ausrüstung und die Temperaturen im Container führten die Teilnehmer dabei an ihre Grenzen. Sie nahmen nach dem Training erst einmal reichlich Flüssigkeit zu sich, die sie im Container verloren hatten. Ausbilder und "Schüler" führten im Anschluss eine ausgiebige Nachbesprechung durch. Was ist gut gelaufen und was muss künftig noch besser gemacht werden?

Stellvertretender Kreisbrandmeister Bernd Kröger, der auch Ausbildungsbeauftragter des KFV ist, zeigte sich vor Ort zufrieden vom Ausbildungsstand. Die Kommunikation innerhalb des Trupps sei in einer Ausnahmesituation wichtig, meinte er. "Es gilt Ruhe zu bewahren und sich gegenseitig zu vertrauen!" Am Ende war sich das gesamte Team einig: Die Maßnahme in Schnathorst war im Rahmen der praxisnahen Ausbildung ein wertvoller Beitrag.

Jens Meyer
(Infos und Fotos)

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Stv. KBM Bernd Kröger begrüßt die Teilnehmer in Hüllhorst.
Im Hintergrund gibt Josef (Pepe) Blaul vom Betreiber der Anlage eine Einweisung an die Kreisausbilder.

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Vom Leitstand der Anlage aus hat man Einsicht in das Szenario und kann per Knopfdruck die Technik steuern.

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Ein Trupp kurz vor dem Öffnen der Tür auf dem Dach des Containers.

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Die Ausbildung findet am Gerätehaus der LG Schnathorst der FW Hüllhorst statt.
Während der Übungen ist sicherheitshalber das DRK vor Ort, um im Notfall medizinische Hilfe zu leisten.

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Die Rauchgrenze wird vor dem Aufstieg festgelegt und die Lungenautomaten angeschlossen.
Gegenseitige Kontrolle ist wichtig.

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Die Trupps gehen über das Dach in den Container. Ein Ausbilder kontrolliert währenddessen von unten die Türöffnung.
Er steigt später durch eine Seitentür mit in das Szenario ein.

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Kreisausbilderin Nora Timmerberg und Kreisausbilder Sven Oberwemmer führen mit einem Trupp ein Nachgespräch.  

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Benjamin Röthemeier und André Schmitz zusammen mit Sven Oberwemmer vor dem "Cointainereinsatz".

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Im Inneren des Stahlbehälters: Mareike Laduch und Alexander Langner von der LG Südlengern mit dem Strahlrohr im Löscheinsatz

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Ein Ausbilder behält im Hintergrund die Situation im Blick. Er gibt Tipps und kann notfalls eingreifen.