Jugendfeuerwehr schleppt Eicher-Schlepper über die Ziellinie

25. Jahre Jugendfeuerwehr Löhne-Bahnhof

DSC 0319Löhne. Gute Ideen sind gefragt, damit dem Ehrenamt nicht der Nachwuchs ausgeht. Die Jugendfeuerwehr Löhne-Bahnhof sorgte am Samstag (20.06.2015) für Aufmerksamkeit. Sie veranstaltete zu ihrem 25-jährigen Gründungsjubiläum das „1. Löhner Traktorpulling“. Die Veranstaltung traf auf Anhieb den Nerv der Teilnehmer  und das Interesse der Zuschauer. Jugendwart Jörg Höinghaus denkt jetzt über eine Neuauflage des Spektakels im kommenden Jahr nach.

Ein Traktor, ein langes Tau, einige wachsame Schiedsrichter, viele motivierte Jugendliche und nicht zu vergessen, das Okay der Feuerwehrunfallkasse: Mehr „Zutaten“ sind eigentlich nicht erforderlich, damit das „1. Löhner Traktorpulling“ starten kann. Zehn Mannschaften sind angetreten, darunter die Jugendfeuerwehr Hille aus dem Nachbarkreis Minden-Lübbecke.  Ihre Aufgabe ist ebenso einfach erklärt. Sie müssen den alten Ackerschlepper vor dem Gerätehaus Löhne-Bahnhof die Markt-Straße hinaufziehen. Damit die Chancengleichheit für die „Kleinen“ und die „Großen“ gewahrt bleibt, gibt es ebenso einfache wie wirksame Regeln. Jede Mannschaft darf sich mit höchstens acht Jugendlichen am Zugseil verteilen. „Das Körpergewicht der gesamten Gruppe ist auf 400 Kilogramm begrenzt, sonst gibt es Strafsekunden“, erläutert Michael Kolpak, Pressesprecher der Feuerwehr Löhne, die Statuten. Gerade ist die Jugendfeuerwehr Rödinghausen-Süd zum zweiten Durchgang an den Start gegangen. Die sechs Jungfeuerwehrleute halten das lange Hanfseil, das in der Zug-Öse des Treckers steckt, fest in den Händen.  Jörg Höinghaus, er ist an diesem Nachmittag Jugendwart, Oberschiedsrichter und Moderator in einer Person,  gibt mit einer Pressluftfanfare das Startsignal. Blitzschnell lassen die Nachwuchsblauröcke vom Wiehen ihre Muskeln „spielen“, um das zwei Tonnen schwere Gefährt in Bewegung zu setzen.  Am Steuer sitzt Fabian Leppin, der das alte Schätzchen, ein Eicher Baujahr 1968 (luftgekühlter Dreizylinder-Motor mit 45 PS), liebevoll restauriert hat. Er und weitere Helfer behalten die Situation im Blick. Langsam kommt der blau-graue Ackerschlepper ins Rollen.  Nach nicht einmal einer Minute haben ihn die Jugendlichen über die 20-Meter-Distanz „gepullt“ und die nächste Gruppe steht bereits an der Startlinie. Insgesamt gibt es drei Durchläufe.

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Zehn Mannschaften sind beim „1. Löhner Traktorpulling“  am Start.

„Jörg Höinghaus und seine Mannschaft haben was richtig tolles auf die Beine gestellt“, sagt Achim Honerkamp, Jugendwart aus Rödinghausen. Das Rote-Kreuz aus Löhne ist in das Rahmenprogramm der Jubiläumsveranstaltung mit eingebunden. Genauso wie die Motorradstaffel der Johanniter-Unfallhilfe aus Bad Oeynhausen, die mit einer BMW R 1150 RT vor Ort ist.  Die Einsatzmaschine mit Sondersignalanlage und neonroter Beklebung komme zum Einsatz, um Stauhilfe auf der Autobahn zu leisten oder, wenn schnell ein Ersthelfer gebraucht werde, erzählt Jörg Hemken, Leiter Technik und Sicherheit bei den Johannitern.  „Da kommen wir mit dem Krad einfach besser durch!“  Außerdem haben die Unfallhelfer eine historische BMW R 27 (Baujahr 1964) mit nach Löhne gebracht. „Das Krad (18 PS) holen wir nur zu besonderen Anlässen aus der Garage“, sagt Motorrad-Sanitäter Yves Laufer.  Weiterhin ist der Gerätewagen-Gefahrgut der Feuerwehr Löhne und der Sanitätskraftwagen der Schnell-Einsatzgruppe des Roten-Kreuzes ausgestellt. Die Gäste bekommen hier jede Menge Informationen und können am gasbefeuerten „Fire-Trainer“ den Umgang mit dem Feuerlöscher üben.

Plötzlich ist das Martinshorn zu hören. Aus einem Pavillon, den die Wehrleute mitten auf der abgesperrten Markt-Straße aufgestellt haben, dringt künstlicher Rauch. Das Löschgruppenfahrzeug 20 Löhne-Bahnhof, angeführt vom Krad der Johanniter-Motorradstaffel  und gefolgt vom Krankenwagen des Roten-Kreuzes, ist schnell vor Ort. Schläuche werden gerollt und ein Verteiler gesetzt. Nicolai Cardinal und Valentin Schäfer beginnen mit den Rettungs- und Löschmaßnahmen. Die beiden 17-Jährigen von der Jugendfeuerwehr Löhne-Bahnhof gehen als Angriffstrupp sehr professionell vor. Sie haben sich „Atemschutzgeräte“ auf den Rücken geschnallt. Es handelt sich zwar um Attrappen aus gelb-lackierten PVC-Rohren, doch trotzdem wirkt alles sehr realitätsnah. Es dauert nicht lange, bis Jugendfeuerwehrkamerad Maik Fischer, der den verletzten „Hauseigentümer“ simuliert, auf der Schleifkorb-Trage liegt. Katharina Calmer und Helmut Jäppel versorgen den Jungen mit Sauerstoff und schienen sein „verletztes Bein“. Es gibt Applaus von den Zuschauern.

Landrat Christian Manz schwärmt während der anschließenden Feierstunde für die Feuerwehr. Vieles habe sich in den letzten Jahren verändert. Die Jugendfeuerwehr vermittle allerdings nach wie vor etwas „Prickelndes“. „Das können iPad und Internet nicht ersetzen!“ Und der Löhner Bürgermeister Heinz-Dieter Held ergänzt: „Die Jugendlichen möchten Kameradschaft erleben und nicht die virtuelle Welt am Computer.“  Stellvertretender Kreisbrandmeister Bernd Kröger mahnt allerdings zur Wachsamkeit. „Die rückläufigen Mitgliederzahlen machen auch vor der Jugendfeuerwehr nicht halt!“

Jugendwart Jörg Höinghaus, der seit zwei Jahren im Amt ist, erinnert an die Anfänge der  Jugendfeuerwehr Löhne-Bahnhof. Sie wurde am 29. Dezember 1989 als vierte Gruppe im Stadtgebiet gegründet. Zehn Jugendliche gehörten zur Anfangsformation. Fünf von ihnen sind der Feuerwehr treu geblieben, darunter Christian Ehlert, heute stellvertretender  Wehrführer in Löhne.  Der Feuerwehrnachwuchs der Löschgruppe Bahnhof wurde zunächst von Jürgen Tasto und Ulrich Imort geleitet. Später übernahm Helmut Tiemann diese verantwortungsvolle Aufgabe 14 Jahre lang. Als besonderes Highlight auf dem Dienstplan der Nachwuchswehr nennt Höinghaus das Osterfeuer. „In diesem Jahr haben wir rund 1.000 Besucher gezählt!“ Der Löhner Wehrführer Ralf Krause ist besonders stolz darauf, dass heute in jeder der sechs Löschgruppen eine eigene Nachwuchsabteilung etabliert ist. Es müsse allerdings verstärkt um den Nachwuchs geworben werden. Das „1. Löhner Traktorpulling“ sei dafür eine gelungene Auftakt-Veranstaltung gewesen. Am Ende kann die Jugendfeuerwehr Enger den Premieren-Wettbewerb mit einer Zeit von 32:78 Sekunden für sich entscheiden. Es folgen dicht dahinter die Jugendfeuerwehren Herford-Schwarzenmoor (33:17)  und Rödinghausen-Süd (33:90).

Von Jens Vogelsang
(Text u. Fotos)

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Die Mannschaften lassen die Muskeln „spielen“, um …

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… einen historischen Ackerschlepper in Bewegung zu setzen.

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Den alten Eicher-Trecker mit der charakteristischen Einzelzylinder-Luftkühlung
hat Fabian Leppin in einjähriger Arbeit restauriert und original lackiert.

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Jörg Höinghaus ist an diesem Tag Jugendwart, Oberschiedsrichter und Moderator in einer Person.

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Gemeinsame Übung der Jugendfeuerwehr, des Roten-Kreuzes und der Johanniter.

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Nicolai und Valentin rücken als Angriffstrupp vor.

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Rot-Kreuz-Sanitäter übernehmen die Versorgung des „Verletzten“

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Am „Fire-Trainer“ übt der Nachwuchs den Umgang mit dem Feuerlöscher.

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Die Motorradstaffel der Johanniter ist mit ihrem Einsatzkrad gekommen und …

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… hat eine weitere historische BMW-Maschine mitgebracht.

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Der Feuerwehrnachwuchs der Löschgruppe Löhne-Bahnhof hat zum 25-jährigen Jubiläum einiges auf die Beine gestellt.

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Siegerehrung:  Wehrführer Ralf Krause (Mitte), Jugendwart Jörg Höinghaus und Vertreter Jörg Stiegelmeier (r)
gratulieren allen teilnehmenden Mannschaften. Sie überreichen Volleybälle und an die drei Erstplatzierten Pokale.

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Gruppenfoto der Siegermannschaften am Ende eines spannenden Wettbewerbs