Jugendfeuerwehr-Löschzug im Dauereinsatz

Nachwuchs aus Löhne-Gohfeld erlebt eine Schicht auf der Feuerwache

2015 08 15 11 15 03 24Löhne. Wenn ich groß bin, werde ich Pilot, Lokführer oder Feuerwehrmann. Diesen Traum haben viele Kinder. Für die Mitglieder der Jugendfeuerwehr Löhne-Gohfeld ist die Vision bereits Wahrheit geworden - zumindest ein bisschen.  Sie erlebten am Samstag (15.08.2015) den harten Einsatzalltag eines Berufsfeuerwehrmanns. Die Aktiven der Löschgruppe hatten dazu eine Reihe von Szenarien vorbereitet, die vom Nachwuchs realistisch abzuarbeiten waren. Ein echtes Feuer gehörte  selbstverständlich mit dazu.

Es ist 7 Uhr am Samstagmorgen. Die zehn Jungfeuerwehrleute der „Wachabteilung Gohfeld“ treten ihren Dienst am Libellenweg an. Mathias Kurth, Chef der Nachwuchsgruppe, nimmt die Einteilung auf die Löschfahrzeuge vor.  Außerdem arbeiten zwei Jugendliche im Zweistunden-Rhythmus in der „Leitstelle“, die im Büro des Gerätehauses untergebracht ist. Sie nehmen die „Notrufe“ entgegen, bearbeiten sie mit einer speziellen Leitstellensoftware und lösen den Alarm aus. Das passiert kurze Zeit später zum ersten Mal. Der Gong ertönt und Gruppenführer Nico lässt die Mannschaft in der Fahrzeughalle antreten. Er berichtet seinen Leuten, dass auf dem Gelände der Aqua Magica  Feuerschein zu sehen sei.  Vor Ort wird die Lage gewissenhaft erkundet, doch ein Feuer können die Nachwuchsblauröcke nicht entdecken.   „Fehlalarm, Löschzug rückt wieder ein!“, meldet Nico der „Leitstelle“. 10.03 Uhr: Das Notruftelefon klingelt in dieser „Schicht“ bereits zum sechsten Mal. „An der Gewerbestraße ist ein Baum umgestürzt und blockiert die Fahrbahn“, berichtet der Anrufer.  Stimmt tatsächlich: Die Jugendlichen streifen sich Warnwesten über, sichern die Fahrbahn und zersägen den Baumstamm mit der Bügelsäge. Nach dem Mittagessen ist der Jugendfeuerwehr-Löschzug erneut gefordert. Die Feuerwehr Bad Oeynhausen bittet um Hilfe. Es geht auf das Gelände des Werre-Parks. Auf dem Parkplatz des Centers erwartet die Jugendlichen jedoch keine Ölspur, wie anfangs gemeldet, sondern die Besichtigung des Kinos. Während der außergewöhnlichen „Brandschau“ dürfen die Jungfeuerwehrleute hinter die Kulissen des Filmpalastes schauen. Sie erfahren, dass  Filmspulen und Zelluloid längst der Vergangenheit angehören. Heute werden die Streifen in digitaler Qualität auf einer Festplatte geliefert.  Der hauseigenen Popcorn-Küche wird selbstverständlich ebenfalls ein Besuch abgestattet. Zurück auf der Wache: Um 15.15 Uhr geht der Notruf eines verzweifelten jungen Mannes ein.  Seine Freundin sei verletzt, schluchzt er und berichtet, dass sich die Beiden in den Gohfelder Tannen verlaufen hätten.  An der Einsatzstelle organisieren die jugendlichen Helfer die Suche. Sie teilen sich in zwei Teams auf und machen sich mit Erste-Hilfe-Koffer und Trage auf den Weg. Schnell werden die „Vermissten“ gefunden und an den  „Rettungsdienst“ übergeben. Anschließend stehen die Pflege der Einsatzfahrzeuge und eine Fortbildung auf dem Programm, so wie im wahren Leben eines Berufsfeuerwehrmannes.
Viel Zeit zum Verschnaufen haben die jungen Brandschützer allerdings nicht. Es ist 16.45 Uhr, als der Alarmgong erneut ertönt: „Feuer auf dem Gelände der Firma Schulten und Sohn an der Brückenstraße, ruft der „Leitstellen-Disponent“.  Diesmal  ist höchste Eile geboten. Deshalb rückt der Zug mit Blaulicht und Martinshorn aus. Auf dem Firmengelände schlagen tatsächlich Flammen aus einer Schuttmulde. Dafür haben Löschgruppenführer Reinhard Sieker und Dominik Meier gesorgt. Die Jungfeuerwehrleute bringen vier C-Rohre in Stellung. Mit einer geballten Wasserladung machen sie schließlich dem Feuer den Gar aus. Letzte Glutnester werden mit der Wärmebildkamera lokalisiert. Wehrführer Ralf Krause, der sich den Löscheinsatz angesehen hat, ist zufrieden. Er lobt die Nachwuchsgruppe und das Engagement von Jugendwart Mathias Kurth und seinem Betreuerteam. Am Abend sind die Jugendlichen ein letztes Mal gefordert, nachdem der „Hausmeister“ der Grundschule Mellbergen einen brennenden Mülleimer gemeldet hat. Auch diese Situation meistern die jugendlichen Brandschützer routiniert.
Geht es nach ihrem Wunsch, dann wird es im nächsten Jahr wieder einen „Tag auf der Feuerwache“ geben. „Am liebsten eine 24-Stunden-Schicht“, sagt ein begeisterter Jungfeuerwehrmann, bevor er auf sein Fahrrad steigt und nach Hause radelt.

Michael Kolpak (Feuerwehr Löhne)
Fotos: Feuerwehr Löhne

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Ein umgestürzter Baum blockiert die Gewerbestraße. „Einsatzkräfte“ der „Wache Gohfeld“ beseitigen das Hindernis mit der Bügelsäge.

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Feueralarm:  Der „JF-Löschzug“ ist mit Blaulicht und Martinshorn auf dem Weg zur Firma Schulten und Sohn.  

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Dort steht eine Mulde in Flammen.

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Mit einer geballten Wasserladung …

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… aus mehreren C-Rohren  löschen die Jungfeuerwehrleute den Brand.

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Am Ende des Tages ist sich der gesamte Feuerwehrnachwuchs einig:
Im nächsten Jahr soll es wieder einen „Berufsfeuerwehrtag“ geben.   

Stichworte: Berufsfeuerwehr und Hauptamtliche Wache
Kreisfreie Städte sind verpflichtet, eine Berufsfeuerwehr einzurichten. Kreisangehörige Kommunen können dies tun. In Deutschland gibt es zurzeit 107 Berufsfeuerwehren. Die größte  und gleichzeitig älteste unter ihnen ist die Berliner Feuerwehr, die im Jahr 1851 gegründet wurde (Stand 2014: 3.900 Mann auf 35 Feuerwachen). Die Berufsfeuerwehren sind in Deutschland Behörden der jeweiligen Städte, die die Aufsicht über den lokalen Brand- und Katastrophenschutz ausüben. Davon zu unterscheiden sind Freiwillige Feuerwehren mit hauptamtlichen Kräften. Mittlere (25.000 bis 60.000 Einwohner) und Große (mehr als 60.000 Einwohner) kreisangehörige Städte sind verpflichtet Feuerwachen mit Hauptamtlichen zu unterhalten. Die Bezirksregierung kann allerdings Ausnahmen zulassen.

-Vo-