Zum neuen Gerätehaus ein neues HLF

Tag der offenen Tür bei der Löschgruppe Herford-Diebrock

Herford. Die Löschgruppe Herford-Diebrock hat am Sonntag (6.09.2015) ihr neues Gerätehaus an der Zeppelinstraße der Öffentlichkeit präsentiert. Doch damit nicht genug: Erst vor wenigen Wochen ist das neue Hilfeleistungslöschfahrzeug 20 (HLF 20) der Ehrenamtlichen eingetroffen. 325.000 Euro hat die Stadt Herford dafür investiert. Der feuerrote, multifunktionale Truck war beim Tag der offenen Tür der eigentliche Star. Die Besucher ließen sich die Ausrüstung ausführlich erklären und durften unter fachlicher Anleitung selber Hand an die Geräte angelegen.


Das neue HLF20 der LG Diebrock ist ein Atego mit Ziegler-Aufbau.



Das neueste Einsatzfahrzeug der Feuerwehr Herford ist ein Mercedes-Benz Atego 1629 mit 290 PS und permanentem Allradantrieb.  Feuerwehrspezialist Ziegler aus Giengen hat die geräumige Mannschaftskabine („Z-Cab“) und den Aufbau gefertigt.  Er entstand im Alu-Paneel-System, kurz ALPAS genannt. Das von Ziegler angewendete Produktionsverfahren garantiert eine besonders hohe Stabilität. Die Alu-Paneele formen dabei einen Lastring, der so stabil ist, dass im Geräteraum keine weiteren Innenverstrebungen erforderlich sind. Der Platz kann somit optimal für die Beladung ausgenutzt werden. Und die sei beim neuen HLF 20 umfangreich, sagt Jürgen Eickmeier, Leiter der Löschgruppe Diebrock. „Das ist gar kein Vergleich zum alten Tanklöschfahrzeug 16/25, das 25 Jahre auf dem Buckel hat!“ Der neue Löschbolide hat 3.000 Liter Wasser im Tank. 120 Liter Schaummittel befinden sich in einem separaten Behälter. Die Heckpumpe leistet 2.000 Liter pro Minute. Wasser und Schaummittel werden durch einen  externen Zumischer vermengt. Die Diebrocker arbeiten künftig mit einem Z-Select-Dosier-Aufsatz und einer Zumischrate von lediglich einem Prozent. „Wir haben in Herford-Laar Probleme mit der Wasserversorgung“, begründet Brandinspektor Maik Balke den großen Wassertank. Dadurch habe der Sechszehntonner jetzt nur noch eine Gewichtsreserve von 300 Kilogramm.

 


Die Geräteräume (g) 1 u. 3 sind überwiegend mit Geräten zur Technischen Hilfe beladen.
Im G5 sind Schlauchtragekörbe und ein Hochleistungslüfter untergebracht.


Das HLF 20 ist mit einem leistungsstarken Stromerzeuger (Typ Eisemann mit 13 kVA) ausgestattet, der per Elektro-Anlasser vom Pumpenstand aus gestartet wird. Er ist auf einem ausschwenkbaren Schlitten im Geräteraum 2 untergebracht und in erster Linie Energiequelle, um die Einsatzstelle ausleuchten zu können. Die hydraulischen Rettungsgeräte, vorhanden sind Spreizer, Schere und zwei Hydraulikzylinder in unterschiedlicher Größe, werden nämlich autark  über eine tragbare Hydraulikpumpe betrieben. Der Honda-Motor des Holmatro-Systems arbeitet sehr laufruhig mit einem Geräuschpegel von maximal 80 Dezibel.  Mehrzweckzug, Multicut-Säge, Elektrokettensäge und  Elektro-Hochleistungslüfter hat das HLF 20 daneben an Bord. Als Ersatz für die herkömmliche Kübelspritze ist im Geräteraum 6 das Sonderlöschgerät „Hydrofix“ zu finden, das zum Ablöschen von Entstehungsbränden gedacht ist. Das System arbeitet mit fünf Litern Wasser-Schaummittel, die unter einem Druck von 20 Bar stehen und mit einer Löschdüse oder -lanze abgegeben werden. Ebenso gehört ein Nebellöschsystem zur Ausrüstung. Es arbeitet mit so genannten Fognails, die durch Türen oder Wände geschlagen werden und einen feinen Wassernebel erzeugen. Am Fahrzeugheck sind eine Ein-Personen-Schlauchhaspel und eine weitere Haspel zur Verkehrsabsicherung untergebracht. Die Bedienung der Feuerwehrtechnik erfolgt vom Fahrerplatz bzw. Pumpenstand aus über „Z-Control“. Auf dem Armaturenbrett gibt es außerdem einen weiteren Bildschirm für die Rückfahrkamera. Die läuft automatisch, sobald der Rückwärtsgang eingelegt wird. Der LED-Lichtmast verbraucht wenig Energie.  Er kann deshalb über das 24-Volt-Bordnetz betrieben werden.
Jetzt müssen die Ehrenamtlichen der Löschgruppe Diebrock erst einmal fleißig mit der modernen Technik üben, damit im Notfall jeder Handgriff sitzt. Maik Balke hat seine Leute in den letzten Tagen schon  per „Whats-App-Nachricht“ zu Sonderdiensten „alarmiert“. Die Tage des alten TLF 16/25 sind hingegen gezählt. Es werde bereits im Internet zur Versteigerung angeboten, sagt Balke.

Beladung des G2: Auf einem ausschwenkbaren Geräteschlitten befindet sich der
leistungsstarke Stromerzeuger. Brechwerkzeuge, Scheinwerfer, Stative und ein
Beleuchtungsballon (Power-Moon) sind hier ebenfalls zu finden.


Löschgruppenführer Jürgen Eickmeier führt die Besucher währenddessen durch das neue Gerätehaus. An der Zeppelinstraße, direkt im Industriegebiet Diebrock, ist in gut vierzehnmonatiger Bauzeit ein modernes Feuerwehrdomizil für rund 550.000 Euro entstanden. (Redaktion: kfv-herford.de berichtete bereits.)  Es gibt nun einen großen Schulungsraum, eine Werkstatt mit Lager und eine große Halle, die über drei Stellplätze mit  Abgasabsauganlage verfügt. „Wir können jetzt um die Fahrzeuge herumgehen und uns in einem separaten Raum umziehen“, sagt Jürgen Eickmeier, der immer noch begeistert und gleichzeitig ein wenig überrascht wirkt.  Im alten Gerätehaus an der Hausheider Straße hätte dagegen drangvolle Enge geherrscht. Das sei mit den Unfallverhütungsvorschriften überhaupt nicht mehr gedeckt gewesen, meint der Brandoberinspektor.
Im Alarmfall liefert die Kreisleitstelle per Printserver alle wichtigen Informationen in das neue Gerätehaus. Den 30 Aktiven der Löschgruppe Diebrock stehen dann neben dem neuen Hilfeleistungslöschfahrzeug gleich zwei Mannschaftstransporter als Einsatzfahrzeuge zur Verfügung, da sie bei Großschadenslagen für die Personenbetreuung zuständig sind.

                                                                                                         Von Jens Vogelsang
                                                                                                         (Text u. Fotos)

 


Hohlstrahlrohr mit Schaumaufsatz

 


Externe Schaummittelerzeugung mit einem herkömmlichen Zumischer
und Dosier-Aufsatz.

 


Zwei C-Schläuche mit Hohlstrahlrohr ersetzen den althergebrachten formstabilen Schnellangriff.

 


Das Nebellöschsystem arbeitet mit sog. Fognails, die durch Türen und Wände
geschlagen werden und einen feinen Wassernebel erzeugen.

 


Fahrzeugheck mit Schlauchhaspel u. Haspel zur Verkehrsabsicherung.

 


Z-Control ist die zentrale Steuereinheit für die gesamte Feuerwehrtechnik, von der
     Pumpe bis zum Lichtmast.

 


Das tragbare Hydraulikaggregat von Holmatro kann unabhängig vom Fahrzeug
     eingesetzt werden. Die Single-Kupplungen der Hydraulikschläuche sind zudem
     einfach zu bedienen.

 


Pfiffige Detaillösung: Die Ablagefächer in der „Z-Cab“ für persönliche Gegenstände der Mannschaft.

 


Im Industriegebiet Diebrock entstand ein völlig neuer Feuerwehrstandort.

 


Mit einem Tag der offenen Tür präsentiert die Löschgruppe ihr neues Domizil.

 


Die große Fahrzeughalle bietet Platz für drei Feuerwehrautos.

 


Der separate Umkleidebereich garantiert den Schutz der Feuerwehrleute. Im alten
    Gerätehaus befanden sich die Kleiderspinde direkt hinter den Einsatzfahrzeugen.