1. Jahreshauptversammlung im Kleinbahnmuseum
Enger. Ein Straßenbahn-Beiwagen aus den 1920er-Jahren bildete die historische Kulisse für ein historisches Ereignis. Die Feuerwehr Enger hat am vergangenen Freitag (11.03.2016) erstmals auf Stadtebene eine Jahreshauptversammlung durchgeführt. Wehrführer Michael Rogowski, der erst seit wenigen Monaten im Amt ist, hatte auf diese Veränderung gedrängt. Er nutzte die Gelegenheit, um während der Veranstaltung im Kleinbahnmuseum die Leistungen der Feuerwehr darzustellen, aber auch, um leise Kritik zu üben. Den Ehrenamtlichen macht vor allem das „biblische“ Alter mancher Einsatzfahrzeuge zu schaffen. „Das hat in den nächsten Jahren höchste Priorität“, meinte der Feuerwehrchef.
Rogowski hatte die 1. Jahreshauptversammlung in der Geschichte der Feuerwehr Enger akribisch vorbereitet. Schließlich sollte bei der Premiere alles glatt laufen. Das wurde von seinen Leuten mit einer hohen Beteiligung belohnt. Allerdings hatten nur wenige Ratsmitglieder den Weg zur Feuerwehr gefunden. Und gerade ihnen gegenüber wollte der Wehrführer eigentlich die Zahlen, Daten und Fakten des Feuerwehrjahres 2015 präsentieren. Thomas Meyer, frischgewählter Bürgermeister der Widukindstadt, nahm dafür gerne an der Hauptversammlung teil, die er für eine „gute Idee“ hält. Sie biete einen würdigen Rahmen, um den Wehrleuten für ihren Dienst am Einzelnen und der Allgemeinheit zu danken. „Ich tue dies gern und voller Hochachtung für Ihre Einsatzbereitschaft und Ihren Mut!“ Meyer wies auf den hohen Freizeitverlust hin: Erst eine umfassende Ausbildung und zahlreiche Übungen befähigten die Wehrleute wirksam Hilfe leisten zu können. Um mit dem Stand der Technik mithalten zu können, so seine einsichtigen Worte, müsse die Ausrüstung ständig angepasst werden. In Kürze erhält die Löschgruppe Enger-Nord ein neues Löschgruppenfahrzeug 10 (LF 10). Bestellt ist ein Mercedes Atego mit Allradfahrgestell und Singlebereifung. Die Stadt stehe mit ihren finanziellen Zusagen auch künftig an der Seite der Wehrleute, sagte Meyer mit Blick auf die weitere Sanierung des Fuhrparks. „Das sind lohnende finanzielle Anstrengungen, die auch zum Motivationserhalt beitragen!“
Brandeinsatz bei einer Tischlerei
Zu 198 Einsätzen ausgerückt
Wehrführer Michael Rogowski sprach in seinem Vortrag von einem durchschnittlichen Einsatzjahr. Die Ehrenamtlichen wurden 2015 insgesamt 198 Mal um Hilfe gerufen. „Rein statistisch gesehen ist die Feuerwehr Enger damit alle 1,84 Tage ausgerückt.“ Im Einzelnen mussten die Aktiven 29 Brände löschen und in 94 Fällen Technische Hilfe leisten. Hinzu kommen 40 Fehlalarme, eine Zahl, die nach Rogowskis Einschätzung zu hoch ist, da sie hauptsächlich durch fehlerhaft ausgelöste Brandmeldeanlagen zustande gekommen sei. Im Sommer hatte es in den Ortsteilen Dreyen und Siele auffällig oft gebrannt. Betroffen waren in erster Linie landwirtschaftliche Anwesen. So stand am 26. Juni das Strohlager eines Landwirts in Flammen, das dieser auf Anhängern in einer ehemaligen Zimmerei untergebracht hatte. Die Feuerwehrleute waren in allen Fällen schnell vor Ort, sodass die Sachschäden vergleichsweise gering blieben. Im Bereich der Wasser- und Sturmschäden zeige sich eine Häufung der Einsätze, resümierte Rogowski. Ihre Zahl sei eigentlich wesentlich höher als in der Statistik ausgewiesen, da größere Unwetter mit mehreren Sturm- und Wasserschäden lediglich als eine Flächenlage gezählt worden seien. Der Wehrführer bedankte sich bei seinem Stellvertreter Arndt Höpker, der den Ausbildungsbereich überwache. Insgesamt 101 Lehrgangsplätze wurden von den Aktiven aus Enger im vergangenen Jahr auf Stadt-, Kreis- und Landesebene belegt. Die Grundausbildung fand zusammen mit der Feuerwehr Spenge statt.
Großbrand einer Scheune mit Strohlager
Mit 132 Aktiven, die in den Löschzügen Enger-Mitte und Dreyen sowie den Löschgruppen Enger-Nord, Pödinghausen und Westerenger ihren Dienst versehen, ist die Feuerwehr Enger personell gut aufgestellt. Rogowski hält den Wert aber dennoch für ausbaufähig. Zusammen mit den 35 Mitgliedern der Jugendfeuerwehr und den 31 Ehemaligen in der Ehrenabteilung seien gerade einmal 0,97 Prozent der Einwohner (Stand 31.12.2014: 20.385) in der Feuerwehr aktiv.
Ein kleiner und sinnvoll angelegter Beitrag
Die Stadt Enger investierte im vergangenen Jahr rund 275.000 Euro für den Feuerschutz. Darin enthalten sind die Personalaufwendungen, wie die Einsatzentschädigung, die mit etwa 50.000 Euro zu Buche schlugen. Das höre sich nach viel Geld an, meinte Rogowski. Im Vergleich zu den Lohnkosten einer Berufsfeuerwehr oder Freiwilligen Feuerwehr mit hauptamtlichen Kräften, sei der Wert allerdings sehr gering. Außerdem, so gab der Wehrführer zu bedenken, hätte das betagte Alter mancher Einsatzfahrzeuge höhere Reparatur- und Wartungskosten zur Folge gehabt. Gerechnet auf die Gesamtbevölkerung der Stadt verursachte die Feuerwehr gerade einmal Kosten von 13,51 Euro pro Einwohner. „Das ist ein kleiner und sinnvoll angelegter Betrag für die Sicherheit der Bürger!“ Dankbar zeigte sich der Feuerwehrchef darüber, dass die Stadt seit dem vergangenen Jahr die Finanzierung von Führerscheinen der Klasse C stärker unterstützt. Das sei wichtig, damit die Wehr auch tagsüber genug Fahrer für die schweren Löschfahrzeuge zur Verfügung habe. „Während früher mit dem Autoführerschein der Klasse 3 noch Lastwagen bis 7,5 Tonnen gefahren werden konnten, darf man heute mit der Klasse B nicht einmal mehr den Einsatzleitwagen fahren!“
Mit einer verstärkten Öffentlichkeitsarbeit möchte die Wehrführung das Thema „Feuerwehr“ mehr in den Focus rücken und auf diese Weise neue Mitglieder gewinnen. Beim nächsten Kirschblütenfest will man aus diesem Grund auch mit einem Infostand präsent sein.
Die Feuerwehr Enger - Gruppenfoto mit Fahrzeugen - August 2015 - Foto: E. Wind
Jugendarbeit, Brandschutzerziehung und Ehrenabteilung
Stadtjugendfeuerwehrwart Christian Lange erläuterte im Anschluss die Aktivitäten der Jungfeuerwehrleute. Nach einem Jahr Pause konnten im letzten Jahr wieder zahlreiche Mannschaften aus dem Kreisgebiet zum Volleyballturnier begrüßt werden. Die Sanierung der Sporthalle des Widukind-Gymnasiums war der Grund für die Unterbrechung. Im Herbst nahmen zwölf Jugendliche erfolgreich an der Abnahme der Jugendflamme Stufe 3 teil. Zum Jahresabschluss sei es auf der Bowlingbahn in Bielefeld sportlich zugegangen, so Lange.
Die Jugendflamme Stufe 3 für die JF Enger und Spenge
Rainer Dehne, der gemeinsam mit Michael Koch für den wichtigen Bereich der Brandschutzerziehung und Brandschutzaufklärung zuständig ist, berichtete von 22 Schulungsmaßnahmen. Dabei seien 564 Kinder unterwiesen worden. Helmut Lewe, der Vorsitzende der Ehrenabteilung, würde sich über eine größere Resonanz freuen. „Zu unseren regelmäßigen Treffen kommen durchschnittlich nur 16 Mitglieder“, bemängelte er während der Hauptversammlung.
So etwas gibt es in dieser Form noch nicht!
Kreisbrandmeister Wolfgang Hackländer sagte in seinem Grußwort, dass sich an der Kreisfeuerwehrzentrale in nächster Zeit viel bewegen werde. Nach seinen Worten gebe es bei den Verantwortlichen mittlerweile den Willen, eine neue Atemschutzübungsstrecke mit Atemschutzübungswohnung zu schaffen. Hackländer umschrieb die geplante Anlage als einzigartig: „So etwas gibt es in dieser Form - zumindest im näheren Umkreis - noch nicht!“ Der Kreisbrandmeister erläuterte weiterhin, dass die Ausrüstung an der Feuerwehrzentrale weiter verbessert werde. Neben einem dritten Trägerfahrzeug für das Einsatzcontainersystem werde es kurzfristig ein neues Rettungs- und Arbeitsboot geben, das auf Werre und Else sowie bei größeren Überschwemmungen zum Einsatz kommen könnte.
Ehrungen, Beförderungen und Ernennungen während der Jahreshauptversammlung:
Feuerwehrehrenzeichen des Landes NRW in Silber (25 Jahre)
Michael Koch
Thomas Koene
Feuerwehrehrenzeichen des Landes NRW in Gold (35 Jahre)
Klaus Weigel
Ehrungen des Verbandes der Feuerwehren (VdF NRW)
Werner Kreft, für 50jährige Mitgliedschaft
Ehrung des Kreisfeuerwehrverbandes (Silberne Ehrennadel)
Bürgermeister a.D. Klaus Rieke
Beförderungen
Zum Feuerwehrmann
Jannik Loeber
Zum Oberfeuerwehrmann
Robin Berkenkamp, Leon Zacharias, Tim Prechtl, Julien Darm, Jannik Roßmann, Christian Fietz u. Jan-Philipp Berg
Zum Hauptfeuerwehrmann
Jannik Kamena
Zum Unterbrandmeister
Tobias Koltermann, Sebastian Westerhold u. Robin Scheffer
Zum Brandmeister
Lars Bäunker
Zum Oberbrandmeister
Joachim Franke
Zum Hauptbrandmeister
Christian Keller
Ernennungen
Zum Leiter Atemschutz: Sven Oberwemmer
Zum Sicherheitsbeauftragter: Daniel Westerhold
Zum stellv. Löschzugführer Enger-Mitte: Jens Hüsemann
Den Jahresbericht 2015 gibt es als PDF auf der Webseite der Feuerwehr Enger zum Download:
Jahresbericht 2015
Von Jens Vogelsang
(Text u. Fotos)
Die 1. Wehrversammlung der Feuerwehr Enger findet im Kleinbahnmuseum statt. Ein Beiwagen der …
… ehemaligen Herforder Kleinbahnen GmbH bildet gemeinsam …
… mit der historischen Rangierlock der Firma Sulo die Kulisse.
Wehrführer Michael Rogowski: „Die Fahrzeugbeschaffung hat in den kommenden Jahren höchste Priorität!“
Stadtjugendfeuerwehrwart Christian Lange berichtet über die Aktivitäten der Nachwuchsblauröcke.
Rainer Dehne ist für die Brandschutzerziehung zuständig.
Bürgermeister Thomas Meyer bekräftigt, dass sich die Stadt Enger an ihre finanziellen Zusagen halten werde.
Ehrung für Werner Kreft (r): Er ist seit 50 Jahren Mitglied der Feuerwehr Enger.
Bürgermeister a.D. Klaus Rieke (r) wird von KBM Wolfgang Hackländer mit der silbernen Ehrennadel des KFV Herford ausgezeichnet.
Jens Hüsemann (r) steht Arndt Höpker (l) ab sofort als stellv. Löschzugführer in Enger-Mitte zur Seite.
Der Löschzug Dreyen konnte beim letztjährigen Leistungsnachweis überzeugen. Ihr Leiter,
Peter Lüninghöner (l), bekommt dafür vom Bürgermeister eine Urkunde überreicht.
Gruppenfoto der Geehrten und Beförderten