"Bleiben Sie im Haus!"

Blitzeis sorgt für spiegelglatte Fahrbahnen

VU Detmolde Str cOWL/Kreis Herford. Plötzlich einsetzender Regen hat am gestrigen Abend (7.01.2017) in vielen Teilen Deutschlands zu gefährlicher Straßenglätte geführt. Polizei und Rettungsdienst sprechen von einem erhöhten Einsatzaufkommen. Mehrere Menschen wurden im Kreis Herford durch das Blitzeis verletzt. In den meisten Fällen blieb es glücklicherweise bei Blechschäden. Auf der A 30 hatte der Eisregen zu einer regelrechten Unfallserie geführt, die sich über mehrere Kilometer erstreckte. Die Autobahnpolizei sperrte daraufhin beide Richtungsfahrbahnen zwischen den Anschlussstellen Bruchmühlen und Bad Oeynhausen. Der Deutsche Wetterdienst hatte die Menschen frühzeitig gewarnt: „Vermeiden Sie Autofahrten!“ Bleiben Sie im Haus!“ Für weite Teile NRWs gaben die Meteorologen die höchste Glatteiswarnstufe heraus.

Der Sprühregen hatte gegen 17 Uhr die Fahrbahnen in OWL in gefährliche Rutschbahnen verwandelt. Die Kreisleitstelle für den Brandschutz und den Rettungsdienst in Hiddenhausen verstärkte daraufhin kurzfristig ihr Personal. Alle Einsatzleitplätze seien am späten Nachmittag mit Disponenten besetzt gewesen, sagte Jens Brandt vom Lagedienst. Die Anzahl der Hilfeersuchen hätte sich im Verlaufe des Abends weiter gesteigert. Dienstfreie Kräfte seien deshalb zur Verstärkung der Leitstelle alarmiert worden. „Insgesamt 126 Notrufe haben wir innerhalb der letzten 24 Stunden gezählt!“ Alleine 118 Mal rückte der Rettungsdienst aus. Nicht alle Einsätze seien allerdings durch den Eisregen bedingt gewesen.

Chaotische Zustände auf den Autobahnen der Region

Die Autobahnpolizei Bielefeld zählte auf den Autobahnen A 2 und A 30 mehr als 30 Glätteunfälle. Auf der A 30 waren in Höhe der Autobahnanschlussstelle Löhne-Hüllhorst gleich 16 Autos und zwei Lastwagen ineinander gekracht. Vier Personen verletzten sich leicht. Die Feuerwachen Löhne und Bünde rückten mit zahlreichen Helfern aus. Sie wurden von Kräften der Freiwilligen Feuerwehr Löhne sowie vom Rettungsdienst Bad Oeynhausen unterstützt. Die Einsatzstelle erstreckte sich über mehrere Kilometer. Die Polizei spricht von einem geschätzten Sachschaden von 100.000 Euro, der alleine bei diesem Unfall entstanden ist. Die Beamten sperrten die A 30 aufgrund der extremen Glätte für einen längeren Zeitraum in beiden Richtungen. Die Autobahnmeisterei streute die Fahrbahnen zunächst umfangreich ab, bevor der Verkehr wieder anrollen durfte. Es kam zu erheblichen Verkehrsbehinderungen. Die Polizei spricht von einer ähnlichen Situation auf der A 2. Auch dort sei es zu Glätteunfällen mit Leichtverletzten und erheblichen Sachschäden gekommen, und auch dort hätte die Strecke zeitweise gesperrt werden müssen. Um 16.55 Uhr rückte die Feuerwache Herford aus, nachdem sich in Fahrtrichtung Hannover ein PKW überschlagen hatte. Ein Autofahrer wurde mit dem Rettungswagen ins Klinikum Herford gebracht. Da die vorhandenen Rettungsmittel im Kreis Herford nicht ausreichten, um alle Einsätze zeitnah abzuarbeiten, alarmierte die Kreisleitstelle die Schnelleinsatzgruppe (SEG) der Feuerwehr Spenge. Die Einheit, zu der etwa 20 Rettungssanitäter und Intensivpfleger gehören, besetzte einen zusätzlichen Rettungswagen. Ein weiteres Mannschaftstransportfahrzeug mit Notfallrucksack stand als First Responder (Sanitäter vor Ort) zur Verfügung.

Um 90 Grad gedreht und Fußgängerin erfasst

Die Kreispolizeibehörde meldete, dass sich am Samstag zwischen 16 Uhr und 23 Uhr im Kreisgebiet insgesamt 24 Verkehrsunfälle ereignet hätten. Achtmal krachte es in Löhne; Herford und Bünde waren jeweils sechsmal betroffen. Die Gesamtschadenssumme bezifferten die Beamten auf etwa 55.000 Euro. Der folgenschwerste Vorfall passierte in der Kreisstadt. Ein 72-Jähriger aus Paderborn befuhr mit seinem Auto die Langenbergstraße in Richtung Stadtholzstraße. In Höhe der Hausnummer 60 kam er auf der spiegelglatten Fahrbahn nicht mehr voran. Seine 70-jährige Beifahrerin stieg aus und betrat die Fahrbahn. Eine Opelfahrerin, die in der Gegenrichtung fuhr, bremste ab und drehte sich auf der Gefällstrecke sofort um 90 Grad. Sie erfasste die Fußgängerin, die sich dabei leicht verletzte, und prallte mit ihrem Corsa anschließend gegen einen geparkten Skoda.
Bereits am Samstagmorgen war eine 27-Jährige aus Gütersloh in Vlotho-Exter verunglückt. Auf der winterglatten Detmolder Straße hatte sie in einer Rechtskurve die Kontrolle über ihr Fahrzeug verloren und war nach rechts von der Fahrbahn abgekommen. Ihr Volkswagen schlidderte in den Straßengraben, überschlug sich und blieb auf dem Dach liegen. Die junge Frau verletzte sich leicht. Sie wurde mit dem Rettungswagen zur ambulanten Behandlung in ein Herforder Krankenhaus gebracht. Einsatzkräfte des Löschzugs Vlotho und der Löschgruppe Bonneberg unterstützten die Rettungs- und Aufräumarbeiten. (ots, Redaktion: kfv-herford.de)

-Vo-

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Gefährliches Blitzeis sorgte in vielen Teilen Deutschlands für Unfälle (Foto: Archiv Redaktion: kfv-herford.de)

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Die A 30 wurde nach einer Unfallserie komplett gesperrt. Die Rettungsdienste aus Löhne, Bünde und
Bad Oeynhausen kümmerten sich um die Verletzten. (Foto: Archiv Redaktion: kfv-herford.de)

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In Vlotho überschlug sich eine 27-Jährige mit Ihrem VW und zog sich leichte Blessuren zu. (Foto: Feuerwehr Vlotho)

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Das Personal der Kreisleitstelle wurde aufgrund der extremen Wetterlage verstärkt.
Insgesamt 126 Mal klingelten die Notruftelefone. (Foto: Archiv Redaktion: kfv-herford.de)