Mit dem Bürgermeister zur Heißausbildung

Jahreshauptversammlung 2016 der Feuerwehr Löhne

DSC 0702Löhne. Die Feuerwehr Löhne ist um zwei Löschgruppen ärmer und einen Löschzug reicher geworden: Erst kürzlich fusionierten die Einheiten aus den Stadtteilen Gohfeld und Wittel. Die Stadtverwaltung sucht bereits nach einem geeigneten Grundstück für das neue Gerätehaus des Löschzugs Gohfeld-Wittel. Das war nur ein Thema der Jahreshauptversammlung, zu der Wehrführer Ralf Krause am vergangenen Freitag (17.03.2017) eingeladen hatte. Mehr als 300 Mal rückten die Feuerwehrleute aus der Werrestadt im zurückliegenden Jahr aus. Die Einsatzzahlen bewegten sich damit weiterhin auf einem hohen Niveau.

Als der Feuerwehrchef die Arbeitstagung am Freitagabend eröffnete, hatte sich der große Saal der Werretalhalle gut gefüllt. Unter den Gästen befanden sich Landrat Jürgen Müller, Bürgermeister Bernd Poggemöller und weitere Vertreter aus Rat und Verwaltung. Eine Tischreihe blieb allerdings zunächst leer. Der Löschzug Gohfeld-Wittel, der erst am 11. Februar gegründet worden war, verspätete sich aus gutem Grund. Löschzugführer Reinhard Sieker und seine Leute befanden sich noch im Einsatz. Sie löschten auf einem Grundstück an der Bültestraße letzte Brandnester. Der Stapel mit Holzabfällen war am Nachmittag plötzlich in Brand geraten.
Pfarrer Teofil Nemetschek übernahm zu Beginn der Jahreshauptversammlung die Totenehrung. „Du kannst Tränen fließen lassen, weil jemand von uns gegangen ist, du kannst aber auch ein Lächeln zulassen, weil jemand auch für dich gelebt hat!“, so die einfühlsamen Worte des Notfallseelsorgers. „Ich verbinde das mit Feuerwehrkameradschaft, mit Treue und Redlichkeit, über Jahrzehnte zusammen zu sein und sich auf den anderen verlassen zu können.“

Brandserie hält Feuerwehrleute in Atem

Christian Ehlert und Dirk Rabeneck, die beiden stellvertretenden Leiter der Feuerwehr Löhne, präsentierten die Zahlen, Daten und Fakten des vergangenen Jahres. Die Feuerwehrleute aus der Werrestadt löschten 65 Brände und leisteten in 240 Fällen Technische Hilfe. „Bezogen auf die Anzahl der Brandeinsätze hatten wir eins der arbeitsreichsten Jahre“, meinte Ehlert. Die Zahl der Einsatzstunden summierte sich auf 1.191 und lag damit fast exakt auf dem Niveau des Jahres 2015. Der Rettungsdienst konnte mit 3.649 Fahrten (2015: 4.174) ebenfalls ein hohes Arbeitsaufkommen verzeichnen. „Das sind zehn Fahrten pro Tag“, so Ehlert, der davon ausging, dass diese Zahl in den kommenden Jahren wieder steigen wird. Die beiden Stellvertreter erinnerten an einige besondere Einsätze aus den letzten zwölf Monaten. Anfang Januar war in einem Bungalow in Mennighüffen ein ausgetrockneter Weihnachtsbaum in Brand geraten. Dirk Rabeneck: „Glücklicherweise waren die Bewohner umsichtig und hatten Rauchmelder installiert!“ Im Februar brannte es im Hinterhof einer Modellbauwerkstatt an der Herforder Straße. 70 Wehrleute verhinderten damals, dass die Flammen auf das angrenzende Wohnhaus übergriffen. Am 24. April war der Feuerwehr gegen fünf Uhr morgens ein PKW-Brand an der Koblenzer Straße gemeldet worden. „Als wir eintrafen brannte das Auto, das sehr nah am Gebäude stand, bereits in voller Ausdehnung“, berichtete Rabeneck. Das Feuer hatte bereits auf die Holzkonstruktion des Vordaches übergegriffen. „Durch unser umsichtiges Eingreifen konnte eine weitere Brandausbreitung verhindert werden!“ Gleich eine ganze Serie von Brandstiftungen beschäftigte die Feuerwehr im Mai. Immer wieder schlugen die Flammen aus einem leer stehenden Gebäude an der Nordbahnstraße. Damals kam auch der Abrollbehälter-Wasser der Kreisfeuerwehrzentrale zum Einsatz. „Zuletzt gab es aber nicht mehr viel zu retten!“, meinte Christian Ehlert. Der Vize-Chef schilderte anschließend die dramatischen Ereignisse am Turlakweg in Löhne-Obernbeck. Dort war im Juli ein Rentnerehepaar bei einem Wohnungsbrand schwer verletzt worden. Als kurios beschrieb Ehlert die Geschehnisse am Wasserschloss Ulenburg. Man mag es kaum glauben: „Dort ist der Deich gebrochen und der Schlossteich leergelaufen!“

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Februar 2016: Frontalzusammenstoß auf der Bünder Straße.
Die beiden Fahrzeugführer werden verletzt. (Foto: Feuerwehr Löhne)

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April 2016: An der Koblenzer Straße greift ein PKW-Brand auf das Vordach eines Wohnhauses
über. Die Feuerwehr kommt gerade noch rechtzeitig. (Foto: Feuerwehr Löhne)

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Eine Brandserie hält die Feuerwehr im Mai in Atem. Am Ende ist von dem alten
Bauernhaus an der Nordbahnstraße nicht mehr viel übrig. (Foto: Feuerwehr Löhne)

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Ein Rentnerehepaar wird bei einem Wohnungsbrand im Juli in Löhne-Obernbeck schwer verletzt. (Foto: Feuerwehr Löhne)

Dank guter Jugendarbeit Zahl der Aktiven konstant gehalten

Stadtjugendfeuerwehrwart Michael Kolpak berichtete während der Jahreshauptversammlung über die Jugendarbeit. 86 Mitglieder zählten die sechs Nachwuchsgruppen Ende letzten Jahres. Neun Jungfeuerwehrleute traten in die aktive Einsatzabteilung über. Deren Bestand konnte dadurch mit 203 Aktiven konstant gehalten werden. Highlight war das Stadtjugendzeltlager auf dem Campingplatz „Südseecamp“ in der Lüneburger Heide. „Die Jugendlichen veranstalteten eine Zeltplatzolympiade und besichtigten das Verrückte Haus in Bispingen“, erzählte Kolpak. Die Jugendfeuerwehr Löhne-Ort ist die zweitälteste Jugendgruppe im Kreis Herford. Sie feierte im letzten Jahr ihr 45-jähriges Bestehen mit einer „Blaulicht-Rallye“. Bürgermeister Bernd Poggemöller lobte das Engagement des Betreuerteam. Die Jugendfeuerwehr sei schließlich eine tragende Säule der Jugendarbeit in der Stadt. „Es werden hier Werte wie Zuverlässigkeit, Teamfähigkeit und das Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit gestärkt!“ Der Verwaltungschef bekam am Freitagabend nicht nur für diese aufmunternden Worte, sondern auch noch aus einem anderen Grund Applaus. Er war im vergangenen Jahr mit nach Osnabrück gefahren und hatte sich die Heißausbildung der Feuerwehrleute in der dortigen Rauchdurchzündungsanlage angesehen. „Das ist sehr gut angekommen und zeigt Ihre Wertschätzung für das Ehrenamt!“, sagte Christian Ehlert.

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Heißausbildung in Osnabrück: Der Bürgermeister (im Vordergrund kniend) bekommt
einen Eindruck von den Gefahren im Brandeinsatz.

Neue Dienstkleidung und Krawatten mit dem Stadtlogo

Im letzten Jahr intensivierte die Feuerwehr Löhne außerdem ihre Zusammenarbeit mit dem THW. Gemeinsam mit dem Ortsverband Vlotho fand ein Seminar zum Thema „Technische Hilfe nach Verkehrsunfällen“ statt, das mit einem anspruchsvollen Übungsszenario endete. Dirk Rabeneck erinnerte an die Einführung des Digitalfunks. Die neuen Geräte hatte die Stadt bereits 2015 flächendeckend angeschafft. In den letzten Monaten wurde die neue Technik auf der Führungsebene ausgiebig getestet. „Wir gehen davon aus, dass wir ab August ausschließlich digital unterwegs sind!“ Zur Jahresarbeitstagung waren die Feuerwehrleute übrigens in ihren neuen, schnieken Uniformen erschienen. Dank der Unterstützung von Rat und Verwaltung konnten auf einen Schlag über 200 neue Blouson-Jacken und Hosen beschafft werden. Das garantiere ein einheitliches Auftreten, wie Dirk Rabeneck meinte. Als kleines Highlight gebe es in Kürze noch die passende Krawatte dazu. Darauf sei das Logo der Stadt Löhne wiederzufinden.

Gerätewagen-Logistik verspricht mehr Flexibilität

Schrittweise werden alle Feuerwehreinheiten der Stadt Löhne mit neuen, einheitlichen Mannschaftstransportern ausgerüstet. Mitte 2016 erhielt die Löschgruppe Obernbeck das Fahrzeug Nummer 4. Transporter Nummer 5, für den das Ausschreibungsverfahren bereits abgeschlossen ist, geht voraussichtlich Ende des Jahres in den Stadtteil Bahnhof. Die Hauptamtliche Wache wird außerdem nach 20 Jahren mit einem neuen Hilfeleistungslöschfahrzeug ausgerüstet. Bestellt ist ein Mercedes mit Schlingmann-Aufbau. Das Fahrzeug hat allerdings eine Lieferzeit von 18 Monaten. Geplant sei, wie Rabeneck erläuterte, das neue Auto bereits nach sieben Jahr in den ehrenamtlichen Dienst zu überstellen. Außerdem ist in Löhne die Entscheidung für ein Logistikkonzept gefallen. „Unsere Einsätze werden immer vielfältiger und wir brauchen immer mehr Ausrüstung für Spezialeinsätze!“ Der Trend gehe daher, so die Meinung von Dirk Rabeneck, zu flexiblen Fahrzeugen, die an verschiedenen Einsatzstellen eingesetzt werden könnten. Mittelfristig wird es in der Werrestadt wohl drei Gerätewagen-Logistik geben. Sie werden an den Standorten Bahnhof (Schwerpunktbeladung für Gefährliche Stoffe und Güter), Mennighüffen (Schwerpunktbeladung Wasserversorgung) und Gohfeld-Wittel (Schwerpunktbeladung für Öl- und Hochwasserlagen) stationiert. Nach den Vorstellungen der Feuerwehrführung soll das Fahrzeug für die Löschgruppe-Bahnhof noch in diesem Jahr bestellt werden. Die Planungen für das neue Gerätehaus des Löschzugs Gohfeld-Wittel befinden sich dafür noch in der Anfangsphase. Fest steht bislang nur, dass im Stadtteil Gohfeld gebaut werden soll und das Gerätehaus Wittel als Außenstandort erhalten bleibt. Vier Grundstücke sollen sich in der engeren Auswahl für den Neubau befinden. Bürgermeister Bernd Poggemöller: „Die Baumaßnahme wird uns in den nächsten Jahren begleiten!“

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Das Logistikkonzept der Feuerwehr Löhne hat bereits konkrete Formen angenommen.
Mittelfristig soll es in der Werrestadt drei kompatible Gerätewagen geben.

Tagesalarmbereitschaft unterstützt Hauptamtliche Wache

Wehrführer Ralf Krause befürchtete in seinem abschließenden Fazit, dass die Tagesverfügbarkeit der ehrenamtlichen Kräfte weiter zurückgehen werde. „Hier ist dringender Handlungsbedarf gegeben!“ Rund 60 Prozent der Feuerwehrleute arbeiten außerhalb der Stadt. Eine Tagesalarmbereitschaft, die in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Hermes eingerichtet wurde, soll für Abhilfe sorgen. Auf dem riesigen Gelände des Logistik-Zentrums am Scheidkamp steht künftig ein altes Mannschaftstransportfahrzeug mit Atemschutzgeräten für den Notfall bereit. Sieben Mitarbeiter des Unternehmens, allesamt Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr, verstärken in Kürze die Hauptamtliche Wache. Sie werden immer dann vom Hermesgelände ausrücken, wenn im Stadtgebiet Löhne Menschenleben in Gefahr sind.

Von Jens Vogelsang
(Text u. Fotos)


Ehrungen während der Jahreshauptversammlung:

Ehrungen des Verbandes der Feuerwehren (VdF NRW)
Reinhard Kleimeier, für 40jährige Mitgliedschaft
Ulrich Pörtner, für 40jährige Mitgliedschaft
Frank Schlicht, für 40jährige Mitgliedschaft

Rolf Balzmeier, für 50jährige Mitgliedschaft
Martin Tasto, für 50jährige Mitgliedschaft

Heinrich Meier, für 60jährige Mitgliedschaft

Feuerwehrehrenkreuz in Silber des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV)
Christian Ehlert


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Wehrführer Ralf Krause hat zur Jahreshauptversammlung 2016 in die Werretalhalle eingeladen.
Der Löschzug Gohfeld-Wittel verspätet sich wegen eines Brandeinsatzes.
Die Tischreihe ganz rechts ist deshalb noch leer

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Die beiden stellvertretenden Wehrführer, Christian Ehlert und …

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… Dirk Rabeneck erläutern gemeinsam die Zahlen, Daten, Fakten und besonderen Einsätze des letzten Jahres.

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Bürgermeister Bernd Poggemöller: „Ich habe den Eindruck gewonnen,
dass sich die Bürger voll und ganz auf Sie verlassen können!“

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Stadtjugendfeuerwehrwart Michael Kolpak berichtet über die Jugendarbeit

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Die Feuerwehr Löhne arbeitet eng mit den Nachbarwehren und dem THW zusammen: (v.l.)
Michael Bartels (THW), Mario Daume (FW Hiddenhausen) und Sven Detering (FW Vlotho)

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Auszeichnungen gibt es für Reinhard Kleimeier (l) …

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… Martin Tasto (l) …

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… Rolf Balzmeier (l) …

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… Heinrich Meier (r) und …

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… Christian Ehlert (r).

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Gruppenfoto der Geehrten mit Wehrführer Ralf Krause (2. v. r)