Wunderbare Leistungsschau

17. RETTmobil lockt mehr als 28.000 Besucher nach Fulda

DSC 1392 aFulda. Am Schluss viel das Fazit der Messemacher geradezu euphorisch aus: „Das war die beste RETTmobil aller Zeiten!“ Exakt 28.512 Besucher zählte die internationale Leitmesse für Rettung und Mobilität, die in diesem Jahr zum 17. Mal im osthessischen Fulda stattfand. Mehr als 500 Aussteller aus 19 Nationen präsentierten vom 10. bis zum 12. Mai 2017 ihre neuesten Entwicklungen und innovativen Ideen aus den Bereichen Notfallmedizin, Rettungstechnik, Fahrzeugausrüstung und Schutzkleidung. Ein anspruchsvolles medizinisch-rettungsdienstliches Fortbildungsprogramm ergänzte das Ausstellungsangebot. Redaktion: kfv-herford.de blickt noch einmal auf das dreitägige Event zurück.

Alle neun Sekunden wird hierzulande der Rettungsdienst oder die Feuerwehr um Hilfe gerufen. Die Qualitätsanforderungen hätten sich dabei enorm erhöht, sagte Hartmut Ziebs, der Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV) und Schirmherr der 17. RETTmobil in seiner Eröffnungsrede. „Ausbildung und Taktik der technischen Rettung orientieren sich immer mehr am Wohl der Patienten.“ Mit Blick auf die permanente Terrorgefahr betonte Fuldas Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld, dass man sich mittlerweile nirgends absolut sicher fühlen könne und deshalb gut gerüstet sein müsse. „Es gilt, die Hilfe und die Gefahrenabwehr so gut wie möglich zu organisieren!“ Er lobte die RETTmobil als „wunderbare Messe“. „Hier begegnen sich Menschen aus der Praxis, die mit Stolz für ihre Arbeit werben können!“

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Das Messegelände in Fulda erlebt über drei Tage hinweg einen regelrechten Ansturm. Am Ende
sind Besucher, Aussteller und Veranstalter gleichermaßen zufrieden. (Foto: Messe Fulda GmbH)

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DFV-Präsident Hartmut Ziebs ist Schirmherr der 17. RETTmobil. (Foto: Messe Fulda GmbH)

Feuerwehr München fährt elektrisch

„Rettung und Mobilität“, unter diesem Leitgedanken sorgten die 525 Austeller aus dem In- und Ausland für eine schier unüberschaubare Themenvielfalt. Sie präsentierten sich in den 20 Ausstellungshallen und auf dem großen Außengelände. Die Messe-Galerie-Fulda misst 70.000 Quadratmeter, was etwa zehn Fußballfeldern entspricht. Volkswagen stellte in der Domstadt erstmals seinen neuen e-Golf als „Funkdienstwagen“ vor. Es handelte sich um das erste von 14 Einsatzfahrzeugen für die Berufsfeuerwehr München. Die vollelektrische Variante ihres Verkaufsschlagers zeigten die Wolfsburger in feuerroter Lackierung (RAL3000) mit Sondersignalanlage Hänsch DBS 4000 und Digitalfunkvorbereitung. Zum Lieferumfang gehören außerdem ein Navigationssystem und eine automatische Distanzregelung. Im Alltagsbetrieb sollen mit einer Batterieladung rund 200 Kilometer möglich sein. Am Stand der Günzburger Steigtechnik GmbH gab es eine weitere, elektrisch betriebene Innovation zu sehen. Das Unternehmen aus dem bayerischen Günzburg zeigte einen Rollcontainer, mit dem Ausrüstungsgegenstände bis zu einer Tonne im Einmannbetrieb auch in unwegsamem Gelände transportiert werden können. Ein kraftvoller elektrischer Innenradantrieb macht das möglich. Der „eRC“ kann laut Hersteller Hindernisse bis zu einer Höhe von 25 Zentimetern ohne Hilfsmittel überwinden. Feuerwehrausrüster Walser aus dem österreichischen Rankweil hatte ein Großtanklöschfahrzeug mit nach Fulda gebracht, das einen besonderen Blickfang bot. Der 26-Tonner basiert auf einem Dreiachsfahrgestell von Volvo mit 500 PS und hat 8.000 Liter Wasser sowie 1.000 Liter Schaum (verteilt auf drei Tanks: 500 Liter Class A, 250 Liter AFFF und 250 Liter AFF-AR) an Bord. Das GTLF 8000/1000, das seit diesem Jahr bei der Feuerwehr Rankweil (Vorarlberg/Österreich) stationiert ist, verfügt über Druckschaumzumisch- und Druckluftschaumanlage (CAFS).

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Volkswagen zeigt seinen neuen e-Golf erstmals als Einsatzfahrzeug für die Feuerwehr. Insgesamt
14 Stromer liefern die Wolfburger an die Berufsfeuerwehr München. (Foto: Messe Fulda GmbH)

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Der Rollcontainer „eRC“ von Günzburger Steigtechnik wird ebenfalls elektrisch angetrieben
und kann dadurch im Einmannbetrieb durch unwegsames Gelände bewegt werden.

(Foto: Messe Fulda GmbH)

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Der österreichische Feuerwehrausrüster Walser sorgt auf dem Außengelände mit einem Großtanklöschfahrzeug 8000/1000
für Aufsehen. Der Dreiachser ist für die Feuerwehr Rankweil in Vorarlberg (Österreich) bestimmt. (Foto: Messe Fulda GmbH)

Angehende Notfallsanitäter stehen Rede und Antwort

Eine tragende Säule des Messekonzeptes der RETTmobil ist das Fortbildungsangebot. Für die Veranstaltungen konnten 40 Referenten aus der gesamten Republik gewonnen werden. Prof. Dr. Peter Sefrin, bekannter Notfallmediziner und Autor zahlreicher medizinischer Publikationen, erklärte, dass man unter anderem die Terrorthematik aufgegriffen hätte, um Gegenkonzepte zu entwickeln. Vor drei Jahren hat der Notfallsanitäter den bisherigen Beruf des Rettungsassistenten abgelöst. Die Anforderungen an die Retter sind damit spürbar gestiegen. Während der diesjährigen RETTmobil interviewte die Arbeitsgemeinschaft der Feuerwehren im Rettungsdienst (AG FReDi) angehende Notfallsanitäter. Die standen anschließend im Messe-Forum Rede und Antwort und begeisterten junge Leute für ihren Beruf. Die Ausbildung zum Notfallsanitäter umfasst insgesamt 4.600 Stunden. Sie verteilt sich auf drei Jahre.

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Die Ausbildung zum Notfallsanitäter ist anspruchsvoll. Sie dauert drei Jahre. (Foto: Messe Fulda GmbH)

Thomas Helmer (Feuerwehrchef): „Es ist gut, einen starken Partner an seiner Seite zu haben!“

Die Feuerwehr Fulda (72 hauptamtliche und über 800 ehrenamtliche Kräfte) ist seit jeher in das Schulungsprogramm der RETTmobil eingebunden. Die Wehrleute boten in diesem Jahr sechs Workshops an. Sie hatten dazu realistische Unfallszenarien mit „eingeklemmten Personen“ vorbereitet, die von den Teilnehmern nach einer theoretischen Einweisung unter professioneller Anleitung abgearbeitet wurden. Man habe damit einer breiten Zielgruppe die Möglichkeit gegeben, sich in der medizinisch-technischen Rettung weiterzubilden, erläuterte Feuerwehrchef Thomas Helmer. Die Workshops fanden in Zusammenarbeit mit der Firma Lukas Hydraulik GmbH, einem führenden Hersteller von hydraulischen Rettungsgeräten, statt. „Es ist wie überall im Leben gut, einen starken und verlässlichen Partner an seiner Seite zu haben“, meinte Helmer. Auf diese Weise habe man auf die rasante Entwicklung im Bereich der akkubetriebenen hydraulischen Rettungsgeräte und deren flexible Einsatzmöglichkeiten eingehen können. Auf dem Offroad-Parcours konnten die Einsatzkräfte zudem am Steuer eines Unimogs oder Hilfeleistungslöschfahrzeugs 20 (HLF 20) ihre Fahrkünste trainieren.

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Die RETTmobil bietet den Besuchern Gelegenheit, um sich in der medizinisch-technischen Rettung weiterzubilden.
(Foto: Messe Fulda GmbH)

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Während der Workshops steht die Praxis im Vordergrund: Die Teilnehmer setzen hydraulische
Rettungsgeräte ein, um „eingeklemmte Personen“ zu befreien. (Foto: Messe Fulda GmbH)

Variabler Innenausbau: NEF kann auch als MTF oder ELW genutzt werden

Auf dem Außengelände zeigte die Feuerwehr Fulda ihr neues Notarzteinsatzfahrzeug (NEF) auf Basis eines allradangetriebenen Mercedes-Benz Vito. Das Fahrzeug (Ausbau Harms Böttger Automobiltechnik, Wolfhagen) verfügt über einen Aluminium-Systemboden mit „Airline-Schienen“ zur Aufnahme von drei Modulen. Die Einbauten können dank Sterngriffschrauben innerhalb von 15 Minuten entnommen und in einem anderen, baugleichen Fahrzeug Verwendung finden. Dank des variablen Innenraumkonzeptes lässt sich das Auto auch zum Mannschaftstransporter (MTF) oder Einsatzleitwagen (ELW) verwandeln. Die Einbauten werden dazu mit wenigen Handgriffen von den „Airline-Schienen“ entfernt und durch Sitzplätze ersetzt.

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Das neue Notarzteinsatzfahrzeug der Feuerwehr Fulda besticht durch seine Flexibilität.
(Foto: 
Messe Fulda GmbH)

Blaues Ungetüm mit 10.000 Litern Wasser an Bord

Natürlich gab es auf der RETTmobil noch viele weitere interessante Dinge zu entdecken. Die Bundespolizei demonstrierte, dass nicht nur Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr Wasser im Tank haben. Die Beamten der Abteilung Hünfeld (Hessen) waren mit einem Wasserwerfer 10000 (WaWe 10) der neuesten Generation angerückt. Das blaue Ungetüm (Stückpreis rund 900.000 Euro) ist 9,90 Meter lang und wiegt mit seinen 10.000 Litern Wasser an Bord 31 Tonnen. Feuerwehrspezialist Rosenbauer (Leonding/Oberösterreich) hat den WaWe 10 aufgebaut und dazu ein Mercedes-Benz-Actros Allradfahrgestell mit rund 400 PS verwendet. Die Bundeswehr, ein bereits etablierter Aussteller der RETTmobil, informierte am Info-Truck über die Möglichkeiten einer militärischen und nichtmilitärischen Ausbildung. Die Soldaten zeigten „geschützte Rettungsfahrzeuge“ und das Flugfeldlöschfahrzeug (Ziegler Z 6) der Flugplatzfeuerwehr Fritzlar. Das THW hatte ebenfalls imposantes Gerät mit nach Fulda gebracht. Zu den Ausstellungsstücken zählte ein Mastkraftwagen (MastKW) der Fachgruppe Führung/Kommunikation, den es bundesweit nur fünfmal gibt. Sein Teleskopmast lässt sich auf 45 Meter ausfahren, um eine durchgehende Richtfunkverbindung von Flensburg bis München aufzubauen. Derweil gab es am Stand des Deutschen Feuerwehrmuseums historische Exponate zu bestaunen. Darunter befand sich die älteste erhaltene fahrbare Handdruckspritze der Welt.

RETTmobil ist ein Ort der verbindet

Der Deutsche Feuerwehrverband (DFV) war auf der RETTmobil mit seiner Stiftung „Hilfe für Helfer“ präsent. Sie unterstützt Einsatzkräfte, die besonders belastende Einsatzerfahrungen machen mussten. „Als Leitmesse für Rettung und Mobilität ist die RETTmobil ein geeigneter Ort, um Menschen miteinander zu vernetzen, die ähnliche Erfahrungen machen mussten“, meinte DFV-Präsident Hartmut Ziebs. (Redaktion: kfv-herford.de)

-Vo-

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Die Bundespolizei zeigt einen Wasserwerfer der neuesten Generation. (Foto: Messe Fulda GmbH)

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Feuerwehrspezialist Rosenbauer hat den Koloss auf einem Fahrgestell von Mercedes-Benz aufgebaut. (Foto: Messe Fulda GmbH)

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Am Stand der Bundeswehr ist das Flugfeldlöschfahrzeug Ziegler Z 6 der
Flugplatzfeuerwehr Fritzlar zu besichtigen. (Foto: Messe Fulda GmbH)

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Daneben zeigen die Soldaten „geschützte Rettungsfahrzeuge“. (Foto: Messe Fulda GmbH)

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Der 45 Meter hohe Teleskopmast des THW-Mastkraftwagens ist nicht zu übersehen. (Foto: Messe Fulda GmbH)