Hochhaus wird zur brennenden Fackel

Feuerwehr warnt: Wärmedämmverbundsysteme sind nicht zu unterschätzen 

35141293442 56701e3c4e o aLondon/Berlin. In der britischen Hauptstadt London hat sich ein Hochhausbrand zu einem regelrechten Feuerinferno entwickelt. Die Flammen erfassten alle 24-Stockwerke des Grenfell-Towers im Stadtteil North Kensington. 17 Menschen haben die Katastrophe, zu der es Mittwochnacht (14.06.2017) gekommen war, nicht überlebt. Die Polizei schloss am Donnerstag nicht aus, dass diese Zahl noch weiter steigen werde. 17 Personen befänden sich weiterhin in einem kritischen Gesundheitszustand. Experten haben das Hochhaus im Westen Londons zwischenzeitlich als instabil eingestuft. Die Einsatzkräfte können sich nur behutsam vorarbeiten. Wer und was das Feuer ausgelöst haben, darüber wird zurzeit spekuliert. Wilfried Gräfling, Landesbranddirektor der Berliner Feuerwehr, sagte in einem rbb-Interview, dass es in Deutschland für Gebäude ab einer Höhe von 22 Metern scharfe Bauvorschriften gebe. 

Die Bilder, die aus London (rd. 8,5 Millionen Einwohner) um die ganze Welt gingen, waren erschreckend: Der Grenfell-Tower ragte wie eine gigantische brennende Fackel in den Nachthimmel. Um 0.54 Uhr Ortszeit hatten die ersten Notrufe die Einsatzzentrale der Londoner Feuerwehr erreicht. Sechs Minuten später waren die ersten Feuerwehrmannschaften vor Ort. Ihnen bot sich eine dramatische Lage.  Viele Bewohner des Wohnsilos aus den Siebzigern hatte das Feuer im Schlaf überrascht. Sie standen jetzt, von Todesangst gezeichnet,  an den Fenstern, während die Flammen meterhoch an der Fassade emporschossen. Einige schrien panisch um ihr Leben, andere winkten mit Handtüchern und Taschenlampen um Hilfe. Verzweifelte Eltern sahen in dem Flammenmeer keinen anderen Ausweg: Sie warfen ihre Kinder in die Tiefe. Insgesamt 14 Einheiten der London Fire Brigade (LFB) mit insgesamt 200 Feuerwehrleuten, die mit 40 Löschfahrzeugen und weiterem Spezialgerät angerückt waren, nahmen die Lösch- und Rettungsarbeiten auf. 

 

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Im Londoner Stadtteil North Kensington ist ein Hochhaus komplett ausgebrannt.
Die Katastrophe forderte nach einer vorläufigen Bilanz 17 Menschenleben. 
(Foto: Sarflondondunc on Flickr)

 

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Die Feuerwehr bringt 65 Menschen in Sicherheit. Sie kann das Feuer unter schwierigsten
Bedingungen erst nach Stunden unter Kontrolle bringen. (Foto: Sarflondondunc on Flickr). 

 

Dany Cotton (Fire Commissioner): „Die Einsatzkräfte haben unter extrem schwierigen Bedingungen gearbeitet!“

Die Firefighter retteten 65 Menschen aus dem Gebäude. Der London Ambulance Service transportierte 37 von ihnen in fünf Krankenhäuser der Umgebung.  Die Einsatzkräfte hätten unter extrem schwierigen Bedingungen gearbeitet, um Menschen zu retten und das Feuer unter Kontrolle zu bringen, sagte Fire Commissioner Dany Cotton, die Chefin der Londoner Feuerwehr. In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag  riegelten die Wehrleute gemeinsam mit Spezialisten der städtischen Gaswerke eine gebrochene Gashauptleitung ab, über die der Wohnblock mit Energie versorgt worden war. Erst um 1.14 Uhr Ortszeit, also mehr als 24 Stunden nach Ausbruch der Brandkatastrophe, meldete die Einsatzleitung „Feuer unter Kontrolle“. Für die Nachlöscharbeiten setzten die Einsatzkräfte weiterhin einen 40 Meter hohen Hubgelenkmast ein. Den ganzen Donnerstag hindurch sicherten Spezialisten der „Urban search and rescue prime-movers“ (USAR) den Wohnblock. Die Einheit ist für die schwere Technische Hilfeleistung ausgerüstet. Zu ihren Aufgaben gehört die Suche nach Personen, das Abräumen von Schutt nach Gebäudeeinstürzen sowie das Abstützen einsturzgefährdeter Gebäude oder Gebäudeteile. Die USAR arbeite daran, den Block sicher zu machen, damit die Feuerwehrleute im ganzen Gebäude vorankämen, sagte Feuerwehrchefin  Cotton. Sie sprach von einem langsamen und mühevollen Prozess. Die städtische Such- und Rettungshundestaffel unterstützte am Donnerstag den Einsatz der 60 Feuerwehrleute. „Leider ist nicht zu erwarten, dass noch Überlebende gefunden werden!“ 

 

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Hilfeleistungslöschfahrzeug „Dual-purpose ladders“ (DPL) der Feuerwehr London. 
(Foto: Jackus 2008, English Wikipedia)

Gab es Mängel beim vorbeugenden Brandschutz? 

Neben der Brandbekämpfung befasste sich die London Fire Brigade zwischenzeitlich auch damit, die Bewohner der benachbarten Wohnblöcke zu beruhigen. Ihnen sei eine Haussicherheitsberatung angeboten worden, so Cotton. Nach der Brandkatastrophe ist der Unmut der Menschen groß. Die Behörden, so wird behauptet, sollen die Bauvorschriften zu großzügig ausgelegt haben; dadurch sei der Brandschutz zu kurz gekommen. Im Grenfell Tower soll es im Vorfeld bereits Beschwerden über einen unzureichenden Feuerschutz gegeben haben. Fire Commissioner Dany Cotton warnte vor Spekulationen zur Brandursache: „Wir wissen noch nicht, was das Feuer verursacht hat. Wir wissen nicht, wo es angefangen hat und warum es sich so schnell ausbreiten konnte. Die Untersuchungen haben gerade erst begonnen!“ Das Gebäude mit seinen 120 Wohneinheiten war Anfang der 1970er Jahre errichtet worden.  Es soll erst kürzlich saniert und die Fassade mit einer Wärmedämmung versehen worden sein.

 

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Landesbranddirektor Dipl. Ing. Wilfried Gräfling: „Das ist uns ein Dorn im Auge!“  
(Foto: Berliner Feuerwehr)

Der Berliner Landesbranddirektor Wilfried Gräfling  äußerte sich zu den  möglichen Ursachen der Brandkatastrophe zurückhaltend. „Ich habe überhaupt keine Erklärung dafür, wie das gesamte Gebäude innen und außen innerhalb so kurzer Zeit in Brand geraten konnte!“  In Deutschland gelten Wohnblocks ab einer Höhe von 22 Metern als Hochhäuser. Bis dahin, also bis zum siebten Obergeschoss, reicht die Standarddrehleiter der Feuerwehr, die DLK 23/12. Für Hochhäuser gelten deshalb schärfere Bauvorschriften. So dürfen ihre Fassaden nur aus nicht brennbaren (mineralischen) Baustoffen der Klasse A bestehen, während für Gebäude bis sieben Metern Höhe normal entflammbare Baustoffe nach Klasse B2 und für Gebäude bis 22 Metern schwer entflammbare Baustoffe nach Klasse B1 zugelassen sind. „Das ist uns schon ein Dorn im Auge“, sagte Gräfling. Durch das  EU-Recht werde sich daran vermutlich nichts ändern lassen. Ende Mai 2012 hatte die brennende Außenfassade eines noch unbewohnten Wohn- und Geschäftshauses im Frankfurter Nordend für Aufsehen gesorgt. Die Flammen hatten sich über die Dämmschicht des Mauerwerks rasend schnell ausgebreitet. Eine pechschwarze Rauchsäule war weit über das Stadtgebiet hin sichtbar. Die Branddirektion Frankfurt am Main hatte damals in einem Schreiben gewarnt, dass die Gefahren von Wärmedämmverbundsystemen (WDVS) nicht zu unterschätzen seien (Redaktion: kfv-herford.de berichtete). (Infos: LFB, rbb, Branddirektion Frankfurt, Redaktion: kfv-herford.de)

-Vo-

Fassadenbrand Frankfurt e
Ein Fassadenbrand hatte im Mai 2012 im Frankfurter Nordend gezeigt, wie 
(brand-)gefährlich Wärmedämmverbundsysteme sind. (Foto: Feuerwehr Frankfurt)  

 

Hochhaus wird zur brennenden Fackel

Feuerwehr warnt: Wärmedämmverbundsysteme sind nicht zu unterschätzen

 

London/Berlin. In der britischen Hauptstadt London hat sich ein Hochhausbrand zu einem regelrechten Feuerinferno entwickelt. Die Flammen erfassten alle 24-Stockwerke des Grenfell-Towers im Stadtteil North Kensington. 17 Menschen haben die Katastrophe, zu der es Mittwochnacht (14.06.2017) gekommen war, nicht überlebt. Die Polizei schloss am Donnerstag nicht aus, dass diese Zahl noch weiter steigen werde. 17 Personen befänden sich weiterhin in einem kritischen Gesundheitszustand. Experten haben das Hochhaus im Westen Londons zwischenzeitlich als instabil eingestuft. Die Einsatzkräfte können sich nur behutsam vorarbeiten. Wer und was das Feuer ausgelöst haben, darüber wird zurzeit spekuliert. Wilfried Gräfling, Landesbranddirektor der Berliner Feuerwehr, sagte in einem rbb-Interview, dass es in Deutschland für Gebäude ab einer Höhe von 22 Metern scharfe Bauvorschriften gebe.

Die Bilder, die aus London (rd. 8,5 Millionen Einwohner) um die ganze Welt gingen, waren erschreckend: Der Grenfell-Tower ragte wie eine gigantische brennende Fackel in den Nachthimmel. Um 0.54 Uhr Ortszeit hatten die ersten Notrufe die Einsatzzentrale der Londoner Feuerwehr erreicht. Sechs Minuten später waren die ersten Feuerwehrmannschaften vor Ort. Ihnen bot sich eine dramatische Lage.  Viele Bewohner des Wohnsilos aus den Siebzigern hatte das Feuer im Schlaf überrascht. Sie standen jetzt, von Todesangst gezeichnet,  an den Fenstern, während die Flammen meterhoch an der Fassade emporschossen. Einige schrien panisch um ihr Leben, andere winkten mit Handtüchern und Taschenlampen um Hilfe. Verzweifelte Eltern sahen in dem Flammenmeer keinen anderen Ausweg: Sie warfen ihre Kinder in die Tiefe. Insgesamt 14 Einheiten der London Fire Brigade (LFB) mit insgesamt 200 Feuerwehrleuten, die mit 40 Löschfahrzeugen und weiterem Spezialgerät angerückt waren, nahmen die Lösch- und Rettungsarbeiten auf.

 

Foto a:

Im Londoner Stadtteil North Kensington ist ein Hochhaus komplett ausgebrannt. Die Katastrophe forderte nach einer vorläufigen Bilanz 17 Menschenleben.

(Foto: Sarflondondunc on Flickr)

 

Foto b:

Die Feuerwehr bringt 65 Menschen in Sicherheit. Sie kann das Feuer unter schwierigsten Bedingungen erst nach Stunden unter Kontrolle bringen. (Foto: Sarflondondunc on Flickr).

 

Dany Cotton (Fire Commissioner): „Die Einsatzkräfte haben unter extrem schwierigen Bedingungen gearbeitet!“

 

Die Firefighter retteten 65 Menschen aus dem Gebäude. Der London Ambulance Service transportierte 37 von ihnen in fünf Krankenhäuser der Umgebung.  Die Einsatzkräfte hätten unter extrem schwierigen Bedingungen gearbeitet, um Menschen zu retten und das Feuer unter Kontrolle zu bringen, sagte Fire Commissioner Dany Cotton, die Chefin der Londoner Feuerwehr. In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag  riegelten die Wehrleute gemeinsam mit Spezialisten der städtischen Gaswerke eine gebrochene Gashauptleitung ab, über die der Wohnblock mit Energie versorgt worden war. Erst um 1.14 Uhr Ortszeit, also mehr als 24 Stunden nach Ausbruch der Brandkatastrophe, meldete die Einsatzleitung „Feuer unter Kontrolle“. Für die Nachlöscharbeiten setzten die Einsatzkräfte weiterhin einen 40 Meter hohen Hubgelenkmast ein. Den ganzen Donnerstag hindurch sicherten Spezialisten der „Urban search and rescue prime-movers“ (USAR) den Wohnblock. Die Einheit ist für die schwere Technische Hilfeleistung ausgerüstet. Zu ihren Aufgaben gehört die Suche nach Personen, das Abräumen von Schutt nach Gebäudeeinstürzen sowie das Abstützen einsturzgefährdeter Gebäude oder Gebäudeteile. Die USAR arbeite daran, den Block sicher zu machen, damit die Feuerwehrleute im ganzen Gebäude vorankämen, sagte Feuerwehrchefin  Cotton. Sie sprach von einem langsamen und mühevollen Prozess. Die städtische Such- und Rettungshundestaffel unterstützte am Donnerstag den Einsatz der 60 Feuerwehrleute. „Leider ist nicht zu erwarten, dass noch Überlebende gefunden werden!“

 

Foto c:

Hilfeleistungslöschfahrzeug „Dual-purpose ladders“ (DPL) der Feuerwehr London.

(Foto: Jackus 2008, English Wikipedia)

 

Gab es Mängel beim vorbeugenden Brandschutz?

 

Neben der Brandbekämpfung befasste sich die London Fire Brigade zwischenzeitlich auch damit, die Bewohner der benachbarten Wohnblöcke zu beruhigen. Ihnen sei eine Haussicherheitsberatung angeboten worden, so Cotton. Nach der Brandkatastrophe ist der Unmut der Menschen groß. Die Behörden, so wird behauptet, sollen die Bauvorschriften zu großzügig ausgelegt haben; dadurch sei der Brandschutz zu kurz gekommen. Im Grenfell Tower soll es im Vorfeld bereits Beschwerden über einen unzureichenden Feuerschutz gegeben haben. Fire Commissioner Dany Cotton warnte vor Spekulationen zur Brandursache: „Wir wissen noch nicht, was das Feuer verursacht hat. Wir wissen nicht, wo es angefangen hat und warum es sich so schnell ausbreiten konnte. Die Untersuchungen haben gerade erst begonnen!“ Das Gebäude mit seinen 120 Wohneinheiten war Anfang der 1970er Jahre errichtet worden.  Es soll erst kürzlich saniert und die Fassade mit einer Wärmedämmung versehen worden sein.

 

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Landesbranddirektor Dipl. Ing. Wilfried Gräfling: „Das ist uns ein Dorn im Auge!“ 

(Foto: Berliner Feuerwehr)

 

Der Berliner Landesbranddirektor Wilfried Gräfling  äußerte sich zu den  möglichen Ursachen der Brandkatastrophe zurückhaltend. „Ich habe überhaupt keine Erklärung dafür, wie das gesamte Gebäude innen und außen innerhalb so kurzer Zeit in Brand geraten konnte!“  In Deutschland gelten Wohnblocks ab einer Höhe von 22 Metern als Hochhäuser. Bis dahin, also bis zum siebten Obergeschoss, reicht die Standarddrehleiter der Feuerwehr, die DLK 23/12. Für Hochhäuser gelten deshalb schärfere Bauvorschriften. So dürfen ihre Fassaden nur aus nicht brennbaren (mineralischen) Baustoffen der Klasse A bestehen, während für Gebäude bis sieben Metern Höhe normal entflammbare Baustoffe nach Klasse B2 und für Gebäude bis 22 Metern schwer entflammbare Baustoffe nach Klasse B1 zugelassen sind. „Das ist uns schon ein Dorn im Auge“, sagte Gräfling. Durch das  EU-Recht werde sich daran vermutlich nichts ändern lassen. Ende Mai 2012 hatte die brennende Außenfassade eines noch unbewohnten Wohn- und Geschäftshauses im Frankfurter Nordend für Aufsehen gesorgt. Die Flammen hatten sich über die Dämmschicht des Mauerwerks rasend schnell ausgebreitet. Eine pechschwarze Rauchsäule war weit über das Stadtgebiet hin sichtbar. Die Branddirektion Frankfurt am Main hatte damals in einem Schreiben gewarnt, dass die Gefahren von Wärmedämmverbundsystemen (WDVS) nicht zu unterschätzen seien (Redaktion: kfv-herford.de berichtete). (Infos: LFB, rbb, Branddirektion Frankfurt, Redaktion: kfv-herford.de)

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Ein Fassadenbrand hatte im Mai 2012 im Frankfurter Nordend gezeigt, wie

(brand-)gefährlich Wärmedämmverbundsysteme sind. (Foto: Feuerwehr Frankfurt)