"Unser tiefes Mitgefühl gilt den Angehörigen!"

Busunglück fordert 18 Tote

CIMG1378Münchberg/München/Berlin. Hartmut Ziebs, Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes, und Alfons Weinzierl, Vorsitzender des Landesfeuerwehrverbandes Bayern, haben den Angehörigen des Busunglücks von Münchberg (Oberfranken) ihr tiefes Mitgefühl ausgesprochen. „Den Verletzten wünschen wir baldige Genesung!“ Der Reisebus aus Sachsen war am Montagmorgen (3.07.2017) auf der A 9 mit einem Sattelzug kollidiert und in Flammen aufgegangen. 18 Insassen starben. 30 Personen wurden zum Teil schwer verletzt.

„Unsere Gedanken gelten auch den Feuerwehrangehörigen, die diesen schweren Einsatz bewältigt haben“, sagten die beiden Funktionäre. Die Retter seien für außergewöhnliche Situationen ausgebildet. „Ein derartiges Geschehen mit zahlreichen Toten und Schwerverletzten sei allerdings auch für sie belastend.“ Ziebs und Weinzierl dankten den eingesetzten Feuerwehrleuten und Rettungsdienstkräften für ihr schnelles und umsichtiges Handeln. „Wir hoffen, dass sie die bedrückenden Bilder gut verarbeiten können!“

Über 200 Einsatzkräfte vor Ort

Um kurz nach sieben Uhr war der Reisebus mit 46 Fahrgästen und zwei Fahrern bei sich stauendem Verkehr auf einen vorausfahrenden Sattelzug aufgefahren. Der Omnibus hatte nach Augenzeugenberichten kurz darauf in Flammen gestanden. 18 Fahrgäste konnten sich nicht mehr rechtzeitig in Sicherheit bringen. Sie verloren bei dem Inferno ihr Leben. Es handelt sich um Frauen und Männer im Alter von 66 bis 81 Jahren, darunter auch der Fahrer des Busses. Spezialisten der Rechtsmedizin und des Bundeskriminalamtes übernahmen die Identifizierung der Leichen. Auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Hof unterstützen Sachverständige die Arbeit der Polizei, um die Ursache für das schreckliche Unglück aufzuklären. Zu der Reisegruppe gehörten Männer und Frauen im Alter von 41 bis 81 Jahren, die überwiegend aus Sachsen kamen. Über 200 Einsatzkräfte der Rettungsdienste, Feuerwehren, des Technischem Hilfswerks und der Polizei Oberfranken waren vor Ort. Notfallseelsorger werden auch in den kommenden Tagen bereitstehen, um die Retter psychosozial zu unterstützen.

BAM: Innenraummaterialien brennen rasend schnell

Busse gehören zu den sichersten Verkehrsmitteln. Wenn es jedoch zu einem Unfall kommt, sind die Folgen oft erschreckend, wie das Inferno auf der A 9 gezeigt hat. Wie konnten die Flammen so schnell um sich greifen, sodass 18 Menschen keine Zeit mehr blieb, sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen? Wissenschaftler der Bundesanstalt für Materialforschung und –prüfung hatten bereits vor einiger Zeit gewarnt: „Im Innenraum von Bussen werden heute andere Materialien verbaut, als früher!“ So fänden vor allem Kunststoffe mit wenig Gewicht und guten mechanischen Eigenschaften Verwendung. „Dass viele dieser synthetischen Materialen leicht entflammbar sind und sich in der Folge viel und oft auch giftiger Rauch entwickelt wurde lange nicht erkannt“, so Dr. Anja Hofmann-Böllinghaus, die zusammen mit dem SP Technical Research Institute Sweden experimentelle Untersuchungen zum Brandverhalten der Innenraummaterialen von Bussen durchführte. Die sehr schnelle Brandausbreitung des verheerenden Busbrandes bei Hannover, bei dem im Jahr 2008 20 Rentner starben, konnten Hofmann-Böllinghaus und ihre Kollegen anhand eines Rechnermodells aufklären. Dasselbe Modell wurde auch eingesetzt, um den Einfluss verschiedener Materialien, Belüftungen und Brandquellen zu untersuchen. Die Fachleute bestätigten den Verdacht: Die Businnenraum-Materialien trugen entscheidend zur schnellen Brandausbreitung bei. Als besonders problematisch erwiesen sich die Deckenverkleidung und die Fahrgastsitze.
Die Brandexperten hatten daraufhin Empfehlungen zur Verbesserung der Brandsicherheit von Bussen aufgestellt. Viele ihrer Forderungen wurden in den letzten Jahren umgesetzt. Dazu gehören Brandtests für alle vertikal verbauten Materialien. Werkstoffe, die bei der Bahn bereits zugelassen sind, können dabei ohne weitere Prüfung auch für Busse eingesetzt werden; denn sie haben bereits strenge Sicherheitstests bestanden. Außerdem rüsten alle führenden europäischen Hersteller von Stadt- und Reisebussen ihre Neufahrzeuge mittlerweile im Motorraum mit Brandmeldern aus. EvoBus (Mercedes-Benz/Setra), Irisbus/Iveco, MAN-Nutzfahrzeuge (MAN/Neoplan), Scania/Schweden, Solaris/ Polen, VDL/Niederlande und Volvo/Schweden unterzeichneten eine Selbstverpflichtung. Die Erklärung sieht vor, alle innerhalb der EU ausgelieferten Linien- und Reisebusse mit Heckmotor spätestens ab Januar 2011 mit Meldeanlagen auszustatten, die den Fahrer bei einer Brandgefahr direkt und unverzüglich warnen. Mit der Änderung der UN ECE Regelung 107 sollen nun auch Motorlöschanlagen für Busse zur Pflicht werden. (Polizeipräsidium Oberfranken, BAM, Redaktion: kfv-herford.de)

-Vo-

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2014 brannte auf der A 2 ein Doppeldecker. Bei dem Unglück kam niemand zu Schaden.
Die Feuerwehr Vlotho löschte die Flammen. (Foto: Feuerwehr Vlotho)