Löschzug Eilshausen und DRK trainieren das Vorgehen bei Verkehrsunfällen
Hiddenhausen. Die Automobilindustrie verbessert ständig die Sicherheit ihrer Produkte. Doch noch immer kommt es zu Unfällen, bei denen Menschen verletzt und manchmal sogar in ihren Fahrzeugen eingeklemmt werden. Eine zu hohe Geschwindigkeit zählt zu den häufigsten Unfallursachen. Der Löschzug Hiddenhausen-Eilshausen probte erst kürzlich gemeinsam mit dem DRK Herford die Befreiung von Unfallopfern aus einem Fahrzeugwrack.
Das Aufgabenspektrum der Feuerwehr hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Stand in früherer Zeit die Brandbekämpfung im Vordergrund, bestimmt heutzutage immer mehr die Technische Hilfe den Einsatzalltag. Die schnelle und sichere Rettung von eingeklemmten PKW-Insassen erfordert dabei ein umfangreiches Spezialwissen und eine aufwendige Ausrüstung. Die Sicherheitsfahrgastzellen moderner Autos bieten zwar umfassenden Schutz. „Kommt es allerdings zu einem schwerem Crash, dann helfen nur leistungsstarke hydraulische Rettungsgeräte, um die Menschenrettung durchführen zu können“, erläutert Übungsleiter Jan Kuhle. „Gott sei Dank passieren solche Unfälle nicht jeden Tag!“
Die junge Frau im VW-Polo ist „lebensgefährlich verletzt“.
Aus Theaterschminke Verletzungen modelliert
Das Übungsszenario spielt sich am Freitagabend auf dem Gelände des Bauhofs in Hiddenhausen ab. Das Team für realistische Unfalldarstellung vom DRK Herford, das von Sebastian Hilgefort geleitet wird, unterstützt die Feuerwehrleute aus Eilshausen. Vier DRK-Helferinnen simulieren die Unfallopfer. Ihre aus Theaterschminke modellierten Verletzungen wirken täuschend echt. Ziel der Notfalldarstellung sei es, die Einsatzkräfte realitätsnah den Ernstfall am Menschen trainieren zu lassen, meint Hilgefort. Zwei Schrottautos, ein VW-Polo und ein Renault-Megane, stehen für das Unfallszenario bereit. Jan Kuhle erläutert die Lage: „Die Frau im Polo ist schwer verletzt und muss sofort befreit werden!“ Die Feuerwehrleute sprechen in einem solchen Fall von einer Sofortrettung.
Der Angriffstrupp entfernt die Seitenscheibe und nimmt über die Erstöffnung Kontakt zur Unfallfahrerin auf. Doch die ist „bewusstlos“. Aus einer „klaffenden Kopfplatzwunde strömt das Blut“. Die Wehrleute übernehmen die medizinische Erstversorgung und legen der Frau einen Druckverband an. Für ihre Rettung bleibt nur ein schmales Zeitfenster, da die „Verletzungen offensichtlich lebensbedrohlich sind“. Die Wehrleute verzichten deshalb darauf, das Auto aufwendig zu stabilisieren. Der Wassertrupp übernimmt lediglich die Verkehrsabsicherung und bringt wegen der Brandgefahr Strahlrohr und Feuerlöscher in Stellung. Mit einer Brechstange öffnen die Wehrleute die Fahrzeugtür. Durch diese Zugangsöffnung wird die junge Frau binnen weniger Minuten gerettet und auf einer Vakuummatratze gelagert. Die Helfer des DRK kümmern sich um ihre weitere Versorgung.
Große Zugangsöffnung für patientenschonende Rettung geschaffen
Die Rettungsaktion am Renault-Megane gestaltet sich dafür schwieriger. In dem Auto sitzt eine junge Frau, die hinter dem Steuer eingeklemmt ist. „Ihre Vitalfunkionen sind stabil“, sagt Übungsleiter Kuhle. Er ordnet deshalb die patientenschonende Rettung an. Der Angriffstrupp nimmt sofort Kontakt zur Patientin auf. Währenddessen baut der Schlauchtrupp die Geräteablage auf. Dazu werden alle Geräte, vom hydraulischen Spreizer bis zur Glas-Säge, auf einer Folie bereitgelegt. Werden die Werkzeuge später gebraucht, müssen nur kurze Wege zurückgelegt werden. Die Retter unterbauen den Renault an vier Punkten mit Rüsthölzern. „Fahrzeugbewegungen und Schwingungen der Karosserie werden auf diese Weise minimiert“, sagt Kuhle. Sie könnten die Situation der Eingeklemmten noch verschlimmern. Stützen kommen zum Einsatz, die mit Spanngurten festgezurrt werden, um das Auto gegen Umkippen zu sichern. Mit einem Spezialgerät entfernen die Einsatzkräfte die Innenverkleidung. Denn in den Dachsäulen befinden sich häufig die Gasgeneratoren der Kopfairbags. „Die stehen unter hohem Druck und dürfen nicht beschädigt werden“, so Kuhle. Außerdem entfernen sie Teile der Frontscheibe mit einer Glas-Säge. Erst jetzt beginnen die Arbeiten mit den hydraulischen Rettungsgeräten. Die Einsatzkräfte brechen zunächst die Türen auf der Fahrerseite heraus und setzen dazu einen Spreizer ein. Mit einer hydraulischen Schere schneiden sie die B-Säule des Renaults heraus. Dadurch entsteht eine große Zugangsöffnung. Die Helfer der Feuerwehr und des DRK drehen anschließend die Rückenlehne des Fahrersitzes herunter, heben die Patientin behutsam an und lagern sie auf einer Vakuummatratze, ohne dass ihre Wirbelsäule in Bewegung gerät.
Jan Kuhle und Sebastian Hilgefort ziehen anschließend ein positives Fazit der Übung. Gerade die jüngeren Kameraden hätten ihr theoretisches Wissen zur Technischen Hilfe hervorragend anwenden können. (Infos u. Fotos: Christopher Brockmeyer, LZ Eilshausen)
-Vo-
Vor der Sofortrettung wird sie notdürftig versorgt.
Der Schlauchtrupp bereitet die Geräteablage vor.
Feuerwehr und Rettungsdienst stimmen das weitere Vorgehen ab.
Der Angriffstrupp beginnt mit der Schaffung der Zugangsöffnung. Eine Folie schützt die „Unfallfahrerin“.
Der Rettungsdienst übernimmt ihre weitere Versorgung.
Zur Stabilisierung des Renault kommt das Weber-Stab-Fast-System zum Einsatz.
Der Weg zur Geräteablage ist kurz.
Der Wassertrupp übernimmt den Brandschutz.
Schaffung der Erstöffnung durch den Angriffstrupp
Mit dem hydraulischen Spreizer entfernen die Einsatzkräfte die Türen.
Eine Folie schützt die „Unfallfahrerin“. Um Schnittverletzungen zu vermeiden, haben die Wehrleute Spezialmatten um die scharfkantigen Metallränder gewickelt.
Die Fahrerin des Renault ist gerettet und wird auf einer Vakuummatratze vom DRK weiter behandelt.
Nach Abschluss der Arbeiten ist die große Rettungsöffnung gut zu erkennen.
Das Team vom DRK: (v.l.) Corinna Niemitz, Marina Gerlitz, Lara Brehm u. Ricarda Meyer