FLORIAN hat sich in Dresden etabliert

16. Fachmesse für Feuerwehr, Zivil- und Katastrophenschutz

aDresden. Die FLORIAN gilt als kleine Schwester der großen INTERSCHUTZ. Doch die Fachmesse für die Feuerwehr, den Zivil- und Katastrophenschutz hat sich gemausert. 16.000 Besucher kamen in diesem Jahr auf das Messegelände in Dresden, wo 220 Aussteller ihre Neuheiten präsentierten. Das waren so viele wie nie zuvor seit der FLORIAN-Premiere vor 20 Jahren. „Wir sind überglücklich, die Rekordzahlen sprechen für den Standort“, sagte Roland Zwerenz, der Geschäftsführer des Veranstalters Ortec. Redaktion: kfv-herford.de blickt noch einmal auf das Event zurück, das vom 5. bis 7. Oktober in der Elbmetropole stattfand.

„Die FLORIAN ist mittlerweile Kult!“, meinte Zwerenz mit Blick auf die vollen Messehallen und die super Stimmung. Sie habe sich schon immer als Informationsplattform für die Rettungskräfte verstanden, die aus dem gesamten Bundesgebiet, aber auch aus Tschechien, Polen und Österreich nach Dresden gekommen seien. Sachsens Landesbranddirektor René Kraus sah das genauso. Er freute sich noch aus einem anderen Grund: Das Sächsische Staatsministerium des Inneren hat ein neues Fahrzeugkonzept für den Katastrophenschutz erarbeitet. Den ersten Prototyp des Hilfeleistungslöschfahrzeugs 10 (HLF 10 KatS) gab es auf der FLORIAN zu sehen. Magirus wird insgesamt zwölf Fahrzeuge an den Freistaat liefern. Sie basieren auf einem Allradfahrgestell von MAN (Typ TGM 13.290) mit 290 PS, 9-Gang-Schaltgetriebe und Singlebereifung. Der Wassertank fasst 1.000 Liter, die Feuerlöschkreiselpumpe FPN 10-1000 sorgt für den entsprechenden Druck. Das Katastrophenschutzfahrzeug „Typ Sachsen“ ist mit der geräumigen Magirus-Mannschaftskabine „Team-Cab“ ausgestattet.

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Die 16. FLORIAN hat Aussteller und Zuschauer gleichermaßen begeistert. (Foto: creatyp/Arvid Müller)

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In Sachsen gibt es künftig Hilfeleistungslöschfahrzeuge für den Katastrophenschutz. Sie basieren auf einem
MAN-Fahrgestell mit Magirus-Aufbau samt komfortabler „Team-Cab“. (Foto: Magirus, Ulm/Donau)

Gefahrenanalyse aus fünf Kilometern Entfernung und virtuelles Planspiel

Die diesjährige FLORIAN rückte angesichts von Terror und Gewalt den Bevölkerungsschutz in den Vordergrund. Die Veranstalter reagierten damit auf die neuen Herausforderungen, denen sich die Retter stellen müssen. So informierte das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) über den CBRN-Schutz, also Maßnahmen gegen chemische, biologische, radiologische und nukleare Gefahren. In Halle 2 stellte das BBK gemeinsam mit der Leipziger Berufsfeuerwehr einen Einsatzleitwagen der Analytischen Task Force (ELW ATF) vor. Das Auto ist mit dem Fernerkundungsgerät SIGIS ausgerüstet. Eine Gefahrstoffwolke kann damit aus einer Entfernung von bis zu fünf Kilometern „identifiziert“ werden. Die ATF-Spezialisten gibt es deutschlandweit an sieben Standorten. Die Leipziger Einheit ist die jüngste. Die vom Fraunhofer-Institut entwickelten Technologien unterstützen effektiv komplexe, strategische und operativ taktische Entscheidungen in der Gefahrenabwehr. Die Wissenschaftler präsentierten in Dresden ihr neuentwickeltes MobiKat-Stammdatenportal, das stufenweise zu einer organisationsübergreifenden Ressourcen-Plattform ausgebaut werden soll. Das neue System vereinfacht die Erfassung und Verwaltung von Personal, Geräten und Material, Lehrgängen, Fahrzeugen und Einsätzen, um bei einer Großschadenslage besser reagieren zu können. Währenddessen hat sich die Universität Kassel dem Ausbildungsbereich gewidmet. Mitarbeiter des Fachgebietes Technische Information zeigten auf der FLORIAN ihr virtuelles Planspiel. Die Feuerwehrschüler können jetzt graphisch simulierte Szenarien am Computer erkunden und schrittweise abarbeiten. Die alte Planspielplatte bzw. „Modell-Spielzeug-Landschaft“, an der immer nur ein Schüler mit seinem Lehrer trainieren kann, könnte bald ausgedient haben. Die Vorteile der neuen PC-Software liegen auf der Hand: Sie kann auf mehreren Rechnern parallel eingesetzt und sogar zu Hause genutzt werden.

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Einsatzleitwagen der Analytischen Task Force, Standort Leipzig. Das Auto wird am
Stand des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe gezeigt.
Es ist mit dem Fernerkundungsgerät SIGIS ausgerüstet. (Foto: BBK/BF Leipzig)

Schmalspurtransporter, Löschkettenfahrzeug, Bergeraupe und unbemannte Luftfahrzeuge

Die Feuerwehrleute im spanischen Santiago de Compostela haben ihn bereits. Sie manövrieren den Schmalspurtransporter von Aebi-Schmidt, der nur 1,70 Meter breit ist, zügig durch die engen Altstadtgassen. Das Spitzenmodell MT 750 ist mit einem Sechszylinder-Turbodiesel nach Euro-6-Standard (156 PS) sowie Allradantrieb inklusive Untersetzung und Differentialsperre ausgerüstet. Auf der FLORIAN präsentierten die Schweizer ihren kompakten „Schnellläufer“ (zulässiges Gesamtgewicht: 7,5 Tonnen) unter anderem als Tanklöschfahrzeug mit Doppelkabine, Hochdruckpumpe und 1.000 Liter Löschmittel an Bord. Währenddessen hat ITM Innovativtechnik nach eigenem Bekunden ein neues Zeitalter im Bereich der Wald- und Industriebrandbekämpfung eingeleitet. Der Anbieter für fernlenkbare Spezialfahrzeuge zeigte in Dresden sein Löschkettenfahrzeug LKF 17/20. Das fünf Tonnen schwere Gefährt ist mit 2.000 Liter Löschwasser, 150 Liter Schaum und hydraulischem Räumschild ausgerüstet. Schlang und Reichart Forsttechnik hat ebenfalls ein ferngesteuertes Arbeitsgerät für die Feuerwehr im Programm. Die Bayern brachten ihre Bergeraupe Moritz Fr 50 mit zur FLORIAN. Sie ist mit einer Seilwinde und einem geländegängigen Fahrwerk ausgerüstet, das hydraulisch verbreitert werden kann. „Moritz“ ist so an Böschungen bis zu 45 Grad ein sicherer Helfer. Ziegler, einer der großen Feuerwehrgerätehersteller, demonstrierte an der Elbe die Vorzüge seines neuen Tragkraftspritzenfahrzeugs-Logistik (TSF-L). Der Laderaum ist für bis zu fünf Rollwagen ausgelegt und mit einer hydraulischen Ladebordwand ausgerüstet, die bis zu einer Tonne bewegt. Der Iveco Daily verfügt über eine Doppelkabine, die Platz für sechs Einsatzkräfte bietet. Der Markt für unbemannte Luftfahrzeuge, sogenannte Drohnen, boomt. Yuneec International, ein weltweit führender Anbieter für Elektrofluggeräte, zeigte seinen neuen Multikopter H 520. Das neue Modell ermöglicht der Feuerwehr durch Aufnahmen aus der Luft eine schnelle Einschätzung der Lage und hilft so, die Einsatzkräfte zu koordinieren.
„Ab sofort sind alle Rettungszylinder von Weber Rescue mit einer aufgelaserten Restlängenanzeige auf der Kolbenstange ausgestattet!“ Das teilte das Unternehmen während der FlORIAN mit. Durch diese frühzeitige Warnung können die Helfer sofort entscheiden, ob der aktuell verwendete Zylinder für die Rettung ausreicht oder ein längerer eingesetzt werden muss.

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Passt durch jede Altstadtgasse: Kompaktes Löschfahrzeug von Aebi-Schmidt. (Foto: Aebi-
Schmidt AG, Frauenfeld/Schweiz)

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Das ferngesteuerte Löschkettenfahrzeug LKF 17/20 wurde von ITM Innovativtechnik für die
Wald- und Industriebrandbekämpfung entwickelt. (Foto: ITM, Ebersberg)

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Die Bergeraupe „Moritz“ verfügt über ein geländegängiges Fahrwerk, das für den
Extremeinsatz hydraulisch verbreitert werden kann. (Foto: Schlang und Reichart Forsttechnik GmbH, Rettenbach)

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Das Tragkraftspritzenfahrzeug-Logistik von Ziegler ist vielseitig einsetzbar. (Foto: Ziegler, Giengen/Brenz)

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Sogenannte Mikro-Drohnen, also ferngesteuerte, unbemannte Fluggeräte, könnten künftig im Feuerwehreinsatz
verstärkt zum Einsatz kommen, um Erkundungsarbeit zu leisten.(Foto: creatyp/Arvid Müller)

Berufsfeuerwehr, THW und Johanniter im Messeeinsatz

Seit Anfang des Jahres bietet das Dresdner Brand- und Katastrophenschutzamt eine dreijährige Ausbildung zum Notfallsanitäter an. Die Berufsfeuerwehr informierte während der Messe über das Berufsbild und die Anforderungen. Interessierte Jugendliche konnten den Einstellungstest gleich ausprobieren. Außerdem gewährten die Feuerwehrleute während der Abnahme des Feuerwehr-Leistungsabzeichens auf dem Außengelände einen guten Einblick in ihre Arbeit. Die Jugendfeuerwehr Sachsen präsentierte sich gemeinsam mit der Handwerkskammer Dresden. Ihr Anliegen: Jugendlichen soll der Übergang von der Schule in das Arbeitsleben erleichtert werden. „Wir brauchen Menschen mit Einsatzbereitschaft“, sagte Kammer-Chef Andreas Brzezinski. Das gelte für die Jugendfeuerwehr und das Handwerk gleichermaßen. Die großen Hilfsorganisationen beteiligten sich ebenfalls am Programm der FLORIAN. So stellte die Fachgruppe-Ortung des THW ihre Hundestaffel vor, während die Johanniter Erste-Hilfe-Auffrischungen anboten und auf dem Außengelände Notfallübungen am „Betreuungsplatz 200“ (BTP 200) durchführten. Hier war auch die DRF Luftrettung zu finden. Die gemeinnützig tätige Luftrettungsorganisation setzt an 31 Stationen in Deutschland und Österreich Hubschrauber für die Notfallrettung ein. Die Besucher konnten in Dresden einen der Helikopter vom Typ EC 135 besichtigen.
Das Fachprogramm der Messe setzte sich aus rund 100 Beiträgen zusammen, darunter so aktuelle Themen wie „Evakuierungsplanung“ und „Besondere Einsatzlagen“. Auf großes Interesse stießen die Berichte der Berliner Feuerwehr im Zusammenhang mit dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche.
Die FLORIAN hat sich im Verlaufe der letzten Jahre zu einer außergewöhnlichen Leistungsschau für den Brandschutz, Zivil und Katastrophenschutz sowie die Notfallmedizin entwickelt. Die Messemacher freuen sich auf ein Wiedersehen im kommenden Jahr. Dann hat die FLORIAN vom 11. bis 13. Oktober 2018 ihre Pforten geöffnet. (Redaktion: kfv-herford.de)

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Während der Abnahme des Feuerwehr-Leistungsabzeichens auf dem Freigelände bekommen die ... (Foto: creatyp/Arvid Müller)

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… Zuschauer einen guten Einblick in die Arbeitswelt der Feuerwehrleute. (Foto: creatyp/Arvid Müller)
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Die Fachgruppe Ortung des THW stellt ihre Hundestaffel vor. (Foto: Christian Juppe)
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Die Johanniter der 24. Medizinischen Task Force Dresden zeigen ihren Gerätewagen Sanität. (Foto: creatyp/Arvid Müller)
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Am Stand der DRF Luftrettung gibt es einen Rettungshubschrauber vom Typ EC 135 zu sehen. (Foto: Christian Juppe)

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Hytrans Systems B.V. aus dem niederländischen Lemmer demonstriert sein Hochleistungs-Wasserfördersystem,
das mit einer Schwimmpumpe und einem 200 PS starken Schiffsdiesel arbeitet. (Foto: creatyp/Arvid Müller)

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Großtanklöschfahrzeug von Tatra mit V8-Motor (442 PS) und 9.000 Liter Wasser im Tank. (Foto: Christian Juppe)

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Das neue Einsatzfahrzeug der Feuerwehr Hennef (Rhein-Sieg-Kreis) kommt von Walser (Rankweil/Österreich).
Es handelt sich um eine Kombination aus Mittlerem Löschfahrzeug und Hilfsrüstwagen, das auf einem Fahrgestell des
italienischen Nutzfahrzeugherstellers Bremach basiert. (Foto: Christian Juppe)

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Besonderes Ausstellungstück: Barkas-Krankentransportwagen der „Schnellen-Medizinischen-Hilfe“ der DDR (Foto: creatyp/Arvid Müller)