Größte Lagerhalle in OWL gelöscht

Stadtübung der Jugendfeuerwehr Löhne

DSC 0230Löhne. Die komplette Jugendfeuerwehr der Stadt Löhne ist am Samstag (16.06.2018) zu einem „Großbrand“ ausgerückt. Im Gewerbegebiet Scheidkamp in Gohfeld, so die angenommene Lage, stand die Lagerhalle des Handels- und Logistikdienstleisters Hermes in Flammen. Mit einer Fläche von 100.000 Quadratmetern gilt sie als die größte in Ostwestfalen-Lippe. Die Nachwuchsfeuerwehrleute setzten während der Löscharbeiten zahlreiche Strahlrohre ein, um das Feuer unter Kontrolle zu bekommen. Jörg Höinghaus, Leiter der Jugendfeuerwehr Löhne-Bahnhof, hatte die Stadtübung generalstabsmäßig vorbereitet. Rund 90 Jugendliche und zahlreiche aktive Helfer nahmen daran teil.

Bereits eine Stunde vor Übungsbeginn geht die Informations- und Kommunikationsgruppe der Löschgruppe Löhne-Ort mit dem Einsatzleitwagen 2 vor dem riesigen Logistikzentrum in Stellung. Jörg Höinghaus, der bereits die gelbe Weste des Einsatzleiters trägt, Wehrführer Ralf Krause, sein Stellvertreter Dirk Rabeneck und Stadtjugendfeuerwehrwart Michael Kolpak versammeln sich um die Lagekarte. „Die Jugendlichen sollen den Großbrand von Norden und Westen her im Außenangriff bekämpfen“, erläutert Höinghaus. Vier Einsatzabschnitte sind rund um die Mega-Lagerhalle – sie misst eine Länge von mehr als 500 Metern - vorgesehen. Im Außenbereich gibt es 15 Oberflurhydranten, die aus einem 100.000 Liter fassenden Löschwasserbehälter gespeist werden. Sieben davon, so die Vorgabe von Höinghaus, sollen die Jungfeuerwehrleute anzapfen. Wolf Hartmann, Abteilungsleiter beim Unternehmen Hermes, und Sicherheitsingenieur Drees Beckmann stehen der Feuerwehr zur Seite. „Für uns ist eine solche Übung immer ein guter Test, ob die Löscheinrichtungen auch so wie geplant funktionieren“, sagt Hartmann.

Geballter Löschangriff mit 21 Strahlrohren

Die Jugendfeuerwehren Bahnhof, Gohfeld-Wittel, Mennighüffen, Obernbeck und Ort warten bereits auf ihren Einsatzbefehl. Gegen 15 Uhr ist es schließlich soweit. In der Brandmeldezentrale am Haupttor wird Feueralarm ausgelöst. Björn Schäffer und Benjamin Pörtner, die im Funkraum des Einsatzleitwagens sitzen, rufen die Löschmannschaften nach und nach aus den Gerätehäusern ab. Insgesamt 18 Löschfahrzeuge, Gerätewagen und Mannschaftstransporter rücken aus. Mit Blaulicht und Martinshorn geht es zum Logistikzentrum am Scheidkamp. „Das ist für die Jugendlichen bereits das erste Highlight der Übung und für die Fahrer eine gute Schulung“, sagt Wehrführer Ralf Krause. Planmäßig trifft die Jugendfeuerwehr Obernbeck mit dem Hilfeleistungslöschfahrzeug 20 als erstes vor Ort ein. Gruppenführer Vico (14) bekommt den Einsatzbefehl, Hydrant Nummer neun im Einsatzabschnitt 3 in Betrieb zu nehmen. Der Junge ist auf Zack. „Ich habe meine Mannschaft schon im Gerätehaus eingeteilt und die Aufgaben von Angriffs-, Wasser- und Schlauchtrupp nochmal aufgefrischt!“ Im Fünfminutentakt treffen auch die anderen Jugendgruppen vor dem Haupttor ein. Bevor es auf das Gelände geht, bekommen sie ebenfalls ihre Aufträge zugewiesen. Jugendsprecherin Theresa hat bei der Jugendfeuerwehr Löhne-Ort die Funktion der Gruppenführerin übernommen. Sie rennt in ihrer roten Weste hin und her, um die Löschmaßnahmen ihrer Leute zu überwachen. „Ich bin schon völlig außer Atem!“, meint die Vierzehnjährige. Mit ihrem Handsprechfunkgerät berichtet sie anschließend Abschnittsleiter Ulrich Pörtner über die aktuelle Lage. Dank der Gebäudefunkanlage, die das gesamte 255.000 Quadratmeter große Areal vollständig abdeckt, klappt die Kommunikation übrigens reibungslos. Schließlich sind in allen vier Einsatzabschnitten zusammen etwa 90 Nachwuchsfeuerwehrleute und vierzig Helfer der aktiven Wehr im Löscheinsatz, die dem angenommenen Großbrand mit 21 Strahlrohren zu Leibe rücken. Einsatzleiter Höinghaus freut sich: „Alles klappt wie vorgesehen!“ Davon überzeugt sich auch Löhnes Bürgermeister Bernd Poggemöller als Übungsbeobachter. „Ich habe meinen Spaß dabei gehabt, Euch bei Eurem Job zuzuschauen“, meint er später.

Übung stand auf der Kippe

Nachdem die Übung gelaufen ist, übernimmt der Verpflegungszug der Löschgruppe Gohfeld die Versorgung der 130 Teilnehmer mit Würstchen und kühlen Getränken. Wehrführer Ralf Krause bedankt sich am Ende beim Unternehmen Hermes für die gute Zusammenarbeit. Die Stadtübung der Jugendfeuerwehr hatte einige Tage zuvor noch auf der Kippe gestanden. Die Trinkwasserknappheit in den Städten Löhne und Bad Oeynhausen war der Grund dafür. Die Lage hat sich aber mittlerweile entspannt, sodass die Feuerwehr aus dem Rathaus „grünes Licht“ bekam.

Von Jens Vogelsang
(Text u. Fotos)

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Das riesige Gelände des Hermes Logistikzentrum am Scheidkamp in Gohfeld ist Schauplatz der diesjährigen Jugendfeuerwehr-Stadtübung.

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Bereits eine Stunde vor Übungsbeginn steht die Löschgruppe Löhne-Ort mit dem Einsatzleitwagen 2 bereit.

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Einsatzleiter Jörg Höinghaus schildert Kreisjugendfeuerwehrwartin Natascha Meier das geplante Übungsszenario.

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Insgesamt vier Einsatzabschnitte sind vorgesehen.

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Drees Beckmann ist beim Unternehmen Hermes für den Brand-, Arbeits- und Werkschutz zuständig.

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In der Brandmeldezentrale erläutert er das Feuerwehrinformations- und Bediensystem.

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(v.l.) Björn Schäffer und Benjamin Pörtner setzen vom Einsatzleitwagen 2 aus die Löschmannschaften in Marsch.

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Stellvertretender Wehrführer Dirk Rabeneck (l) informiert die Feuerwehrleute der Löschgruppe Kirchlengern-Mitte, die während der Großübung den Grundschutz der Stadt Löhne sicherstellen.

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(v.l.) Bürgermeister Bernd Poggemöller, Wehrführer Ralf Krause und sein Stellvertreter Dirk Rabeneck.

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Die Jugendfeuerwehr Obernbeck trifft als erstes vor Ort ein. Übungsleiter Jörg Höinghaus (l) und Stadtjugendfeuerwehrwart Michael Kolpak (r) erläutern Gruppenführer Vico (rote Weste) und Abschnittsleiter Karsten Perner das Einsatzszenario.

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Die Jungfeuerwehrleute nehmen rund um den ...

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... Hallenkomplex unzählige Strahlrohre vor.

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An der mehr als 500 Meter langen Hallenwestseite gehen die Gruppen Gohfeld-Wittel, Obernbeck und Ort in Stellung.

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Sophia (11) wird von Übungsleiter Jörg Höinghaus und Axel Dahlhausen, stellvertretender Leiter der Löschgruppe Ort, unterstützt.

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(v.l. hinten) Lucas (11), Justin (10), Kim Nola (9), (v.l. vorne) Yannick (10) und Ivan (11) im gemeinsamen Löscheinsatz

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Können sich aufeinander verlassen: (v.l.) Axel Dahlhausen, Sophia (11) und Gruppenführerin Theresa (14)

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Der Verpflegungszug der Löschgruppe Gohfeld übernimmt die Versorgung der Teilnehmer mit Würstchen und ...

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... kühlen Getränken.

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(v.l.) Stadtjugendfeuerwehrwart Michael Kolpak, Bürgermeister Bernd Poggemöller, Wolf Hartmann (Hermes), Übungsleiter Jörg Höinghaus und Kreisjugendfeuerwehrwartin Natascha Meier ziehen am Ende ein positives Fazit.

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Etwa 90 Jugendliche und 40 Aktive sind bei der diesjährigen Stadtübung im Einsatz.

Stichwort: Tagesalarmbereitschaft Hermes
Etwa 60 Prozent der Löhner Ehrenamtlichen verlassen tagsüber die Stadt, um zu ihren Arbeitsplätzen zu gelangen. Um dieses Manko auszugleichen, also auch am Tage mit ausreichenden Kräften schnell vor Ort zu sein, gibt es seit Mitte 2017 beim Unternehmen Hermes am Standort Scheidkamp eine Tagesalarmbereitschaft. Die Einheit, die unter Leitung von Sicherheitsingenieur Drees Beckmann steht, zählt sieben Firmenmitarbeiter, die allesamt Mitglieder einer Freiwilligen Feuerwehr sind. Sie verfügt über einen Mannschaftstransporter mit zwei Atemschutzgeräten und Notfallrucksack (Florian Löhne 1 MTF 1), der auf dem Firmengelände stationiert ist. Die Hermes-Truppe ist innerhalb von zwei Minuten einsatzbereit und rückt bereits bei Einsätzen ab dem Alarmstichwort „Brandmeldeanlage Stufe 2“ mit aus, um die Hauptamtliche Wache und die örtlich zuständige Feuerwehreinheit zu unterstützen. Durchschnittlich ein bis zwei solcher Einsätze fallen wöchentlich an.

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Der Mannschaftstransporter der Tagesalarmbereitschaft Hermes ist mit Atemschutzgeräten, Notfallrucksack und Navigationsgerät ausgerüstet.

Stichwort: Hermes Logistikzentrum
Unter dem Dach des Hermes Logistikzentrums am Scheidkamp in Löhne-Gohfeld (Baukosten: 90 Millionen Euro), das im Jahr 2016 in Betrieb genommen wurde, arbeiten die Firmen Hermes Fulfilment (Lagerwirtschaft) und Hermes Einrichtungsservice (Versandhandel) eng zusammen. Die Hallenfläche beträgt insgesamt 100.000 Quadratmeter. Den größten Teil nimmt Hermes Fulfilment mit 84.000 Quadratmetern in Anspruch, um die „Weiße Ware“ (z.B. Kühlschränke) und „Braune Ware“ (z.B. Fernsehgeräte) auf Hochregellagern unterzubringen, die 54.000 Paletten-Stellplätze fassen. 145 Stapler sind in der riesigen Lagerhalle im Einsatz, um die Ware zu kommissionieren. Etwa 245 LKW werden am Scheidkamp pro Tag abgefertigt. Die Hallen und Hochregale sind zu 100 Prozent durch eine Sprinkleranlage geschützt, die mit Löschschaum arbeitet. Dafür stehen neben der Sprinklerzentrale drei Löschwasserbehälter mit insgesamt 1,5 Millionen Litern Wasser bereit. Ein dritter Behälter ist mit 100.000 Litern gefüllt, um die 15 Oberflurhydranten im Außenbereich im Notfall zu speisen. Hermes beschäftigt am Standort Löhne etwa 1.000 Mitarbeiter. Vergleichbare Logistikzentren betreibt das Unternehmen in Hamburg, Haldensleben (Sachsen-Anhalt) und Ohrdruf (Thüringen).

-Vo-

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Das riesige Hermes Logistikzentrum am Scheidkamp ist 2016 in Betrieb gegangen.

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Die Hallenfläche beträgt 100.000 Quadratmeter.

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Die Ware lagert auf Hochregalen mit 54.000 Paletten-Stellplätzen.

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Mit 145 Staplern werden die Artikel kommissioniert.

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Um in der rund 500 Meter langen Halle und auf dem 255.000 Quadratmeter großen Firmengelände schnell voranzukommen, gibt es zahlreiche Werksfahrräder.

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Für den Gebäudeschutz wird eine Sprinkler-Zentrale mit

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... drei Wasserbehältern vorgehalten.

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Im Außenbereich gibt es 15 Oberflurhydranten.

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In einem Silo lagern 30 Tonnen Streusalz, damit der Betrieb auch im Winter reibungslos laufen kann.