Bünder gehören zu den Pionieren der Brandschutzerziehung

50. Schulübung der Löschgruppe Bünde-Ahle

Bünde. Brände verhüten ist besser, als Brände löschen: Diesen Gedanken hatte Paul Hilker im Jahr 1967.  Der Brandmeister der Löschgruppe Bünde-Ahle setzte seine Idee in die Tat um, besuchte die örtliche Grundschule und warnte die Kinder vor den Brandgefahren. Im darauffolgenden Jahr führte die  Feuerwehr an gleicher Stelle erstmals eine Schulübung durch. Was damals begann und als geradezu revolutionär galt, hat sich bis heute fortgesetzt. Am Samstag (30.06.2018) rückte die Feuerwehr Bünde-Ahle zum 50. Mal aus, um den Grundschülern die Gefahren von Rauch und Feuer vor Augen zu führen. 

 


Die Viertklässler stehen bereit: An der Grundschule Holsen-Ahle findet die 50. Schulübung statt.

 

Etwa 60 Knirpse waren am Morgen mit ihren Eltern zur Grundschule Holsen-Ahle gekommen, um an der Jubiläumsveranstaltung teilzunehmen. Wehrführer Rüdiger Meier und Sven Kuhlmann, Leiter der Löschgruppe Ahle, übernahmen die Begrüßung der gespannt wartenden Kinderschar. Den Begriff Brandschutzerziehung hätte es vor 50 Jahren noch gar nicht gegeben, sagte Meier. „Paul Hilker ist deshalb seiner Zeit weit voraus gewesen!“ Und Sven Kuhlmann betonte, dass man in der Vergangenheit nicht eine einzige Schulübung habe ausfallen lassen. So wie es seit 1967 Tradition ist, bekamen die Viertklässler auch dieses Mal den Auftrag, in den kommenden Tagen über die Brandgefahren und ihre Erlebnisse mit der Feuerwehr einen Aufsatz zu schreiben. „Die drei besten Arbeiten werden von der Feuerwehr mit Preisen prämiert“, sagte Kuhlmann.

 


Brandmeister Paul Hilker hatte 1968 die Idee dazu.

 

Von allen Seiten beäugt und bestaunt

Plötzlich quoll aus der Eingangstür der Sporthalle Rauch nach draußen. Merle (10) wählte den Notruf, der in der Kreisleitstelle in Hiddenhausen-Eilshausen landete. „An der Grundschule Holsen-Ahle brennt es in der Sporthalle, zwei Personen werden vermisst!“, berichtete das Mädchen mit ruhiger Stimme. Dann ging alles sehr schnell. Die Funkmeldeempfänger der Wehrleute schlugen an und piepsten. Etwa zwei Minuten später trafen die Löschfahrzeuge aus Holsen und Ahle vor Ort ein.  Von der Feuerwache Bünde kam die Drehleiter hinzu. Renee Kröger und Jan-Philipp Schön rückten unter Atemschutz in die „brennende“ Sporthalle vor. Ein weiterer Trupp unterstützte sie bei der Personensuche. Es dauerte nicht lange, bis die Einsatzkräfte die beiden Vermissten in dem dichten, künstlichen Rauch aufgespürt hatten und mit Bergetüchern nach draußen brachten. Die Schulkinder beäugten und bestaunten dabei jeden Schritt der Ehrenamtlichen. Sven Kuhlmann hatte die beiden vierten Klassen bereits in der vergangenen Woche besucht, ihnen die Schutzkleidung der Wehrleute erklärt und die Aufgaben der Feuerwehr erläutert. „Der Unterricht mit den Kindern ist jedes Mal ein Erlebnis!“ Außerdem berichtete der Löschgruppenführer von den Übungen der vergangenen Jahre. So sei den Schulklassen bereits an der Else gezeigt worden, wie eine Ölsperre aufgebaut werde. „Und die Rettung eines verletzten Autofahrers mit hydraulischem Rettungsgerät stand ebenfalls schon auf dem Programm!“

 

Gewinner aus fünf Jahrzehnten ausfindig gemacht und eingeladen 

Löschgruppenführer a.D. Georg Heidemann, der 1964 in die Löschgruppe Ahle eingetreten war, hatte bereits die ersten Schulübungen als junger Feuerwehrmann miterlebt. Er trug am Samstag die Einsatzkleidung aus jener Zeit, bestehend aus einem hellblauen Baumwollanzug, Ledergurt und schwarzlackiertem Schutzhelm. Anlässlich der Jubiläumsveranstaltung hatte Heidemann gemeinsam mit Feuerwehrmann Ralf Häcker eine kleine Ausstellung zusammengestellt. Zu sehen gab es zahlreiche Fotos und zu lesen eine Auswahl von prämierten Schulaufsätzen aus den letzten 49 Jahren. „In vielen Zeitungen und Illustrierten lesen wir über Brände. Meistens sind es Kinder, die das Spielen mit Streichhölzern nicht aufgeben können und damit dumme Sachen anstellen“, hatte Angelika Gajos im Jahr 1967 in ihrem preisgekrönten Aufsatz festgestellt. Und Ingrid Kleinemeyer hatte in ihrer ebenfalls prämierten Arbeit ausgeführt: „In der Scheune ist es gefährlich, wenn man raucht; denn dort lagert ja das Stroh!“ Die beiden Grundschülerinnen von damals waren die ersten Gewinnerinnen des Aufsatzwettbewerbs der Löschgruppe Bünde-Ahle.  Heidemann hatte die beiden Frauen, wie auch einige andere Preisträger aus den letzten fünf Jahrzehnten ausfindig gemacht und zu der Jubiläumsveranstaltung eingeladen. Thomas Beinke, Preisträger aus dem Jahr 1977, hatte sogar seinen Urlaub verkürzt, um am Samstag mit dabei sein zu können. „Mir ist der Wettbewerb noch gut in Erinnerung“, sagte der Bünder, der seinen Buchpreis von damals („Deutsche Heldensagen") mit der Widmung des seinerzeitigen  Löschgruppenführers Horst Greiwe  gleich mitgebracht hatte. 

Zum Abschluss der 50. Schulübung sorgten die Feuerwehrleute mit ihren Strahlrohren für eine Abkühlung. Die Kinder genossen angesichts der sommerlich warmen Temperaturen das Nass aus den Strahlrohren.  

 

                                                                                                                         Von Jens Vogelsang

                                                                                                                         (Text u. Fotos)

 

 


(v.l.) Wehrführer Rüdiger Meier, Matthias Holtkamp (stellv. Leiter der Löschgruppe Holsen),
Sven Kuhlmann (Leiter der Löschgruppe Ahle) und Löschgruppenführer a.D.
Georg Heidemann begrüßen die Kinderschar.

 


Merle (10) meldet per Notruf zwei Personen, die in der Sporthalle der Grundschule vermisst werden.

 


Matthias Holtkamp erläutert …

 


… per Megaphon den Übungsablauf.

 

 


Die Kinder machen sich fleißig Notizen …

 


… für ihren Schulaufsatz, während ...

 


… die Wehrleute unter Atemschutz in das Gebäude vorrücken.

 


Die Drehleiter der Hauptamtlichen Wache ist ebenfalls angerückt.

 

 


Nach wenigen Minuten sind die beiden Vermissten gefunden und …

 


… werden per Krankentrage in Sicherheit gebracht.

 

 


Die Wehrleute setzen ein Überdruckbelüftungsgerät ein, um den Eingangsbereich der

Sporthalle rauchfrei zu bekommen.

 


Einige Gewinner des Aufsatzwettbewerbs aus den letzten fünf Jahrzehnten zählen zu
            den Gästen der Jubiläumsveranstaltung.

 


Darunter Angelika Gajos und Ingrid Kleinemeyer (2. u. 3. v.l.), die von Wehrführer
Rüdiger Meier (l) und Löschgruppenführer a.D. Georg Heidemann (in Original-Einsatzkleidung aus den 1960er Jahren)
besonders herzlich begrüßt werden.

 


Sandra Schwarz (Buchpreisgewinnerin aus dem Jahr 1981) ist mit ihrer Tochter gekommen.

 


Thomas Beinke hat sein Buchpräsent aus dem Jahr 1977 mitgebracht.

 


Es ist mit einer Widmung versehen. 

 


Eine kleine Fotoausstellung erinnert an die Schulübungen der letzten 49 Jahre.