Feuerwehr befreit eingeklemmten LKW-Fahrer - Auffahrunfall auf der Umgehungsstraße

Feuerwehr befreit eingeklemmten LKW-Fahrer - Auffahrunfall auf der Umgehungsstraße

Herford. Auf der Umgehungsstraße (B 61 / B 239) hat sich am Donnerstag (8.10.2015) ein schwerer Verkehrsunfall ereignet. Der Fahrer eines LKW prallte offenbar ungebremst auf eine im Stau stehende Sattelzugmaschine. Einsatzkräfte der Hauptamtlichen Wache Herford befreiten den schwer verletzten 31-Jährigen aus seiner Kabine.

Das Unglück passierte gegen 15.45 Uhr. Durch den einsetzenden Feierabendverkehr staute sich der Verkehr auf der B 61 / B 239 kurz hinter der Anschlussstelle Engerstraße in Richtung Bad Oeynhausen. Das ist an dieser Stelle eine nahezu alltägliche Situation, da sich die Fahrbahn in rund 600 Metern Entfernung von zwei auf einen Fahrstreifen verengt. Der 31-Jährige aus Wunstorf übersah an diesem Nachmittag das Stauende und prallte mit großer Wucht auf einen LKW aus Lippe, der von einem 52-Jährigen Bielefelder gelenkt wurde. Dessen Fahrzeug schob sich dadurch auf einen davor stehenden Opel Zafira. Der auffahrende Trucker wurde in seiner Kabine eingeklemmt. Einsatzkräfte der Hauptamtlichen Wache Herford rückten mit Löschgruppenfahrzeug 24 (LF 24) und Tanklöschfahrzeug 4000 (TLF 4000) an.
Notarzt und Rettungsdienst versorgten den 31-Jährigen an der Unfallstelle. Seine Befreiung gestaltete sich schwierig. Die Wehrleute errichteten zunächst eine Rettungsplattform, um den Höhenunterschied zum völlig zerstörten Fahrerhaus auszugleichen. Mit hydraulischen Rettungsgeräten arbeiteten sie sich anschließend Zentimeter um Zentimeter vor. Um einen weiteren Zugang zu erhalten, öffneten sie außerdem den Auflieger des Lastwagens aus Lippe, der mit Metallteilen beladen war. Jeder Arbeitsschritt wurde mit dem Notarzt koordiniert, der den Gesundheitszustand des schwerverletzten Brummifahrers ständig überwachte. Er wurde nach seiner Befreiung in ein Krankenhaus eingeliefert. Glück im Unglück hatten die vier Insassen des Opel Zafira. Sie wurden durch den Auffahrunfall lediglich leicht verletzt. Die Senioren wurden ebenfalls vom Rettungsdienst abtransportiert.
Der dreiachsige Tankauflieger des Unfallverursachers war als Gefahrguttransport gekennzeichnet. Nach Angaben der Polizei hatte er zum Unfallzeitpunkt allerdings keine Ladung an Bord. Eine zusätzliche Gefahr habe deshalb nicht bestanden. Beide Lastwagen waren nicht mehr fahrbereit und mussten abgeschleppt werden. Die Beamten schätzen den entstandenen Sachschaden auf rund 80.000 Euro. Die Umgehungsstraße blieb für die Dauer der Rettungsarbeiten und Unfallaufnahme noch bis 22.20 Uhr in Richtung Bad Oeynhausen voll gesperrt. (ots, Redaktion: kfv-herford.de)
 
Stichwort: LKW-Unfälle
Die Stabilisierung und Sicherung eines LKW-Fahrerhauses erfordert von den Rettungskräften ein komplett anderes Vorgehen, als bei einem PKW. Die Zugmaschine eines Lastwagens besteht aus Fahrgestell und der darauf gesetzten Kabine. Beide Bereiche sind lediglich an vier Stellen miteinander verbunden. Der Motor befindet sich zudem unter der Kabine. So kann mehr Ladung bei gleicher Fahrzeuglänge transportiert werden. Um an den Antrieb heranzukommen, lässt sich das komplette Fahrerhaus hydraulisch nach vorne kippen. Die Konstruktion hat gleichzeitig zur Folge, dass es, anders als beim PKW, quasi keine Knautschzone gibt. Nach der Frontverkleidung beginnt nämlich unmittelbar der Fußraum des Fahrers. Aus diesem Grund sind die vier Aufhängungspunkte gleichzeitig als Sollbruchstellen konzipiert, die bei einem heftigen Auffahrunfall abreißen und damit eine Bewegung der kompletten Kabine nach hinten ermöglichen. Ein Fangbügel sorgt dafür, dass sie abgebremst wird und nicht vom Fahrgestell fällt. Auf diese Weise wird Energie abgebaut und Überlebensraum für den Fahrer geschaffen.
Um zwei aufeinander gefahrene LKW voneinander zu trennen, darf auf keinem Fall an einem ungesicherten Fahrerhaus gezogen werden. Die Kabine des aufgefahrenen Lasters hat sich unter Umständen in das Heck des „Vordermanns“ verhakt und würde dadurch vom Fahrgestell rutschen. Für die Rettungskräfte bedeutet dies: Bevor die Arbeiten beginnen können, muss zunächst der Zustand der Kabinen-Aufhängung überprüft werden. Sind die Sollbruchstellen abgerissen, besteht die Gefahr, die Kabine mit der bloßen Hand unbeabsichtigt in Schwingungen zu versetzen. Ein wirksames Sicherungsmittel sind Spanngurte, die über das Dach gelegt werden, um das Fahrerhaus fest auf dem Fahrgestell zu verzurren. Dadurch wird gleichzeitig der Federweg der Kabine „unterdrückt“. Außerdem sollte das Fahrgestell unterbaut und der LKW je nach Lage zusätzlich gegen Umkippen stabilisiert werden.

-Vo-

VU LKW A6 Polizeipraesidium Westpfalz 1
Anschauungsbild: Die meisten LKW-Modelle auf Europas Straßen
verfügen nur über geringe Knautschzonen. (Foto: obs)

VU LKW A6 Polizeipraesidium Westpfalz 2
Anschauungsbild: Kommt es zu einem Auffahrunfall, rutscht die gesamte Kabine nach hinten,
um dadurch Energie abzubauen und Überlebensraum für den Fahrer zu schaffen. (Foto: obs)

VU LKW A7 Polizeiinspektion Heidekreis 3
Anschauungsbild: Die Feuerwehr verfügt über spezielle Rettungsplattformen.
Die Arbeitsbühnen sind in der Höhe verstellbar. Dadurch können die Einsatzkräfte
auf sichere Weise mit hydraulischem Rettungsgerät an einem verunglückten LKW arbeiten. (Foto: obs)