Fahrzeug des Monats Mai 2014 - Turbolöscher

Feuerwehrfahrzeug des Monats

Mai 2014

Aerosol-Löschfahrzeug (ALF); auch: Abgaslöschfahrzeug oder Turbolöscher genannt  
Einsatzfahrzeug der Werkfeuerwehr Wacker Chemie AG (Werk Nünchritz/Elbe, Sachsen)


Technische Daten

Fahrgestell

MAN TGS 28.360 (Radformel: 6x2/4 BL)

Motor/Leistung

265 kW (360 PS)

zul. Gesamtgewicht

28 t

Länge

11,50 m

Höchstgeschwindigkeit

ca. 90 km/h

Pumpe

R 600 (6.000 l/min bei 10 bar)

Ausbau

Zikun Fahrzeugbau (Riegel, Baden-Württemberg)

- Triebwerkslafette: Stabile Stahlkonstruktion aus 2

Grundplatten auf 4 Lagerböcken u. Querjoch, an dem die

Triebwerke aufgehängt sind; komplett um 90 Grad nach rechts u. links drehbar u. um 45 Grad nach oben neigbar

- Aufbau mit folgenden Komponenten (für den Betrieb der Triebwerke): (Kraftstoff-)Tankanlage, Energie- u. Hydraulikanlage

Triebwerke

Liberty Gasturbine Holland B.V. (Zeewolde, NL)

- 2 Flugzeug-Strahlturbinen (Modell LGH 2500 Turbojet)

- Leistung: (je) 6.000 PS

- Umdrehungen/min: 7.000 - 15.600

- Verbrauch (je Triebwerk): 850 l/Std. (Kerosin)

- Abgastemperatur: 625 Grad C

Wassereinspeisung

extern über jeweils 1 A-Anschluss u. 2 B-Anschlüsse

links u. rechts der Pumpenanlage

Wasserdüsen

4 automatische Hohlstrahldüsen (2 je Triebwerk)

für Wasser bzw. Wasser-Schaummittelgemisch

Leistung: (je) 1.500 l/min

Wirkungsweise

Das in den heißen Abgasstrahl der Turbinen „eingespeiste“ Wasser verwandelt sich in einen feinen Sprühnebel, der eine hervorragende Kühl- u. damit Löschwirkung besitzt u. mit dem außerdem giftige Dämpfe niedergeschlagen werden können. Die Triebwerkstechnik des ALF kann auch als Hochleistungslüfter (Überdruckbelüftung) Verwendung finden.

Baujahr

2010

Kosten

rd. 1 Mio Euro

 

Wissenswertes:

Das Aerosol-Löschfahrzeug (ALF) der Werkfeuerwehr Wacker AG in Nünchritz (Sachsen) gilt als modernstes Löschgerät einer Feuerwehr im Osten Deutschlands. Das Turbolöscher-Prinzip, das von Feuerwehr-Spezialist Zikun auf die Räder gestellt wurde, ist einfach, der technische Aufwand für die Umsetzung allerdings immens. Druck und Temperatur aus den beiden Flugzeugturbinen verwandeln das Löschwasser aus den darüber montierten Strahlrohren in einen feinen Sprühnebel, der sich (je nach Neigungswinkel der Lafette) mit dem Abgasstrahl rasend schnell auf einer Distanz von bis zu 150 und einer Höhe von bis zu 70 Meter ausbreitet. Die aus bis zu 6.000 Liter Wasser erzeugte Wolke hat eine extrem große Oberfläche und die mehrfache Kühlwirkung eines Starkregens: Die Flammen erlöschen durch den Kühl- und gleichzeitigen Stickeffekt. Im Falle eines „Flugbenzinsees“ (Durchmesser 35 Meter), der zu Testzwecken entzündet worden war, soll der Turbolöscher bereits nach 45 Sekunden gegen die bis zu 50 Meter hohen Flammen erfolgreich gewesen sein. Zikun preist sein Produkt als multifunktional an, da die Strahltriebwerke zur Brandbekämpfung, Niederschlagung von giftigen Gasen und Dämpfen, zum Kühlen erhitzter Substanzen sowie zur Überdruckbelüftung eingesetzt werden können. Das mittelständische Unternehmen (rund 70 Mitarbeiter) aus Baden-Württemberg ist der einzige bekannte Hersteller solcher Spezialfahrzeuge in Europa.


Wacker (Hauptsitz: München) ist ein global agierender Chemiekonzern mit rund 16.000 Beschäftigten. Im Werk Nünchritz (Landkreis Meißen) werden von 1.400 Mitarbeitern u.a. Silicone für verschiedene Anwendungen hergestellt. Wacker hat in den Chemiestandort an der Elbe (ca. 1,3 Mio Quadratmeter Fläche) in den letzten Jahren umfangreich investiert. Im Zuge dessen wurde die Wache der Werkfeuerwehr (Gründung 1913) erweitert und das Personal auf 42 hauptamtliche und 70 nebenberufliche Feuerwehrleute aufgestockt.

 

-Vo-

(Fotos (2) J. Vogelsang)

 

2014-05 02
Triebwerkslafette des ALF am Heck: Durch den Abgasstrahl
von zwei Flugzeugturbinen wird ein feiner Löschnebel erzeugt.

2014-05 01
Im Aufbau sind Tank-, Energie- u. Hydraulikanlage für den Betrieb der Strahlturbinen untergebracht.  

 

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