2014: Ein schleichender Prozess

Kreisbrandmeister stellt Jahresbericht 2014 vor.

Kreis Herford. Geht es um die Sicherheit der Bürger, dann kommt der Freiwilligen Feuerwehr eine zentrale Bedeutung zu. Die ehrenamtlichen Helfer seien gut ausgebildet und ausgerüstet, betonte Kreisbrandmeister Wolfgang Hackländer bei der Vorstellung des Jahresberichtes 2014. Dennoch blickt der Feuerwehrchef sorgenvoll in die Zukunft. „Die Zahl der Feuerwehraktiven schrumpft und es gibt kein Patentrezept, wie man diesem Trend entgegenwirken kann!“

 

 

Der vollständige Jahresbericht 2014 des Kreisbrandmeisters

 

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Insgesamt 44 Löschzüge und Löschgruppen gibt es im Wittekindsland. Und die zählten am 31.12.2014   1.448 Aktive, während es drei Jahre zuvor noch 1.478 gewesen waren. Der weitaus überwiegende Teil von ihnen versieht den Dienst ehrenamtlich. Lediglich 97 hauptberufliche Feuerwehrleute gibt es hierzulande, die auf den Wachen in Herford, Bünde und Löhne beschäftigt sind. Hinzu kommen die 19 Disponenten der Kreisleitstelle in Hiddenhausen-Eilshausen. Hackländer sieht in der gesunkenen Zahl an Brandschützern erste Auswirkungen des demografischen Wandels. Durch eine gute Nachwuchsarbeit verlaufe dieser Prozess im Kreis Herford allerdings schleichend. Die 19 Jugendfeuerwehren verzeichneten Ende letzten Jahres 473 Jungfeuerwehrleute (Vorjahr: 468). Durch zahlreiche Übertritte konnten die Einsatzabteilungen verstärkt werden.   „Anderenfalls wäre das Minus bei den Aktiven noch deutlicher ausgefallen“, meint Hackländer. Künftig werde versucht, mehr Menschen mit Migrationshintergrund für das Feuerwehrehrenamt zu gewinnen; denn hier gebe es ein großes Potential. „Die Feuerwehren Herford, Kirchlengern, Löhne und Vlotho nehmen dazu an einem Pilotprojekt teil!“ Der Anteil der Frauen sei ebenfalls noch steigerungsfähig. Zum 31. Dezember 2014 zählte der Kreisfeuerwehrverband 132 weibliche Einsatzkräfte und 98 Mädchen in den Jugendfeuerwehren.


Kamerad/in gesucht: Die Zahl der aktiven Brandschützer ist rückläufig.
Neue Konzepte müssen her, um den Trend zu stoppen. Das Bild entstand 2011 an der
Nordsee, wo der KFV eine große Übung durchführte. (Foto: Archiv KFV)


Zu 310 Brandeinsätzen rückten die Feuerwehren im Wittekindsland im vergangenen Jahr aus. Das entspricht in etwa dem Vorjahresniveau, wo es 314 Feueralarme gab. Die Zahl der Großbrände stieg allerdings von acht auf 15. Der folgenschwerste Einsatz ereignete sich am Silvesterabend in Vlotho, wo zwei Menschen bei einem Wohnhausbrand ihr Leben verloren. „Die Brandkatastrophe hat gezeigt, wie wichtig die gute Ausbildung  und Ausrüstung der Feuerwehrleute sind“, meint Hackländer. Denn nur dadurch sei es in Vlotho gelungen, einer jungen Frau das Leben zu retten. Es müsse weiterhin alles dafür getan werden, dass die Feuerwehr bei solch kritischen Einsätzen mit ausreichendem Personal innerhalb kürzester Zeit vor Ort eintreffe. Hackländer nennt es  verantwortungslos, wenn  die Politik jetzt damit beginne, die allgemein gültige Hilfsfrist von acht Minuten anzuheben, statt nach echten Lösungen zu suchen. Die Freiwilligen Feuerwehren haben vielerorts gerade am Tag Probleme damit, schnell und in ausreichender Stärke auszurücken, da viele Wehrleute außerhalb  arbeiten und lange Anfahrtswege in Kauf nehmen müssen.


Die Feuerwehren löschten im vergangenen Jahr 310 Brände, davon 15 Großfeuer. (Foto: Archiv KFV)


Die Zahl der Technischen Hilfeleistungen summierte sich im letzten Jahr auf 1.998 Fälle (2013: 1.208). Darunter befanden sich alleine 955 Wasser- und Sturmschäden (2013: 162), aber auch viele Verkehrsunfälle. 310 Menschen (2013: 226) und 38 Tiere (2013: 39) befreiten die Wehrleute aus Notlagen. Ursache der Steigerung: Ende Juli 2014 war ein heftiges Unwetter über den Kreis Herford hinweg gezogen. Die Starkregenfälle richteten vor allem in Bünde, Kirchlengern und Löhne große Schäden an. Hunderte Keller und sogar ganze Wohnungen liefen voll Wasser, umgestürzte Bäume blockierten dutzende Straßen sowie die Bahnstrecke von Löhne nach Osnabrück. In die Aufräumarbeiten seien alle Feuerwehren aus dem Kreisgebiet und sogar Einheiten aus dem benachbarten Minden-Lübbecke eingebunden gewesen, erläutert Hackländer. „Das Unwetter hat gezeigt, wie gut das System der überörtlichen Hilfe funktioniert!“ Kurios: Noch im März hatte die Kreiseinsatzleitung ein Hochwasserszenario unter dem Namen „Werrefluten“ im Stabsraum der Kreisleitstelle geübt.


Nach heftigen Regenfällen hatten die Wehren in Kirchlengern und …
     (Foto: Archiv KFV Herford)


… Bünde alle Hände voll zu tun, um die Lage in den Griff zu bekommen.      
 955 Wasser- und Sturmschäden verzeichnet die Statistik 2014 insgesamt.
 (Foto: Archiv KFV Herford)

 

Die Aus- und Weiterbildung der ehrenamtlichen Feuerwehrleute ist eine der zentralen Aufgaben des Kreisfeuerwehrverbandes. Mit 36 Schulungen und Seminaren, die von 624 Teilnehmern an der Kreisfeuerwehrzentrale besucht wurden, war der Veranstaltungskalender 2014 wiederum gut gefüllt. Das Angebot des Verbandes, das von der Sprechfunker-Ausbildung bis zum taktischen Vorgehen mit der Wärmebildkamera reichte,  sei landesweit vorbildlich, meint Wolfgang Hackländer. In einer Meinungsumfrage hatten 94 Prozent der Teilnehmer den hohen praktischen Nutzen der Lehrgänge und Seminare gelobt. Das zeuge von der guten Arbeit der rund 35 ehrenamtlichen Ausbilder aus allen Feuerwehren des Kreises Herford, sagt Hackländer. Der Realbrandausbildung misst der Kreisbrandmeister einen besonders hohen Stellenwert bei.  „Die Gefahren von Rauch und Flammen zu erkennen und mit den richtigen Maßnahmen zu reagieren, darauf kommt es im Ernstfall an!“ Im vergangenen Jahr stand aus diesem Grund erneut eine mobile Brandübungsanlage für ein Wochenende an der Kreisfeuerwehrzentrale. Viele Wehrleute nutzten die Gelegenheit und absolvierten in dem gasbefeuerten Container ein realitätsnahes Training. Die praktische Ausbildung an der Feuerwehrzentrale ist ansonsten ausschließlich auf die Atemschutzübungsstrecke begrenzt. Und die ist  bereits seit November 2014 wegen der Belastung mit Schimmelpilzen gesperrt. „Es wird hier etwas Neues geben!“, verspricht Hackländer. Bis dahin müssten sich die Feuerwehraktiven allerdings noch eine ganze Zeitlang mit einem Provisorium begnügen. In der Übungsstrecke wird die körperliche Belastung der Atemschutzgeräteträger geprobt. Ein Training unter Realbedingungen, also mit echtem Feuer und Rauch, ist darin nicht möglich. Der Verband wünscht sich daher langfristig einen Übungscontainer als zusätzliche Ausbildungseinrichtung. Die aufwendigen Fahrten nach Büren und Osnabrück, wo es entsprechende feststoffbefeuerte Brandcontainer gibt,  wären dann im Rahmen der Atemschutzausbildung nicht mehr nötig.

Insgesamt 9.929.013 Euro wendeten die Städte und Gemeinden im Kreis Herford im vergangenen Jahr für den Feuerschutz auf.  Gemessen an der Bevölkerungszahl, im Kreis Herford leben momentan rund 249.000 Menschen, hätte somit jeder Einwohner  40 Euro für seine Sicherheit geleistet. Mit dem Geld wurden Gerätehäuser saniert, neue Einsatzfahrzeuge beschafft und das hauptamtliche Personal bezahlt. Kreisbrandmeister Wolfgang Hackländer ist davon überzeugt: „Jeder Euro wurde gut und richtig angelegt!“

                                                                                                                                                    -Vo-

 


Die Brandausbildung ist wichtig, damit die Ehrenamtlichen realistische  
 Erfahrungen für den Einsatzalltag sammeln können.
 (Foto: Archiv KFV Herford)

 


Der KFV wünscht sich einen Übungscontainer als zusätzliche Ausbildungseinrichtung.