Feuerwehrleute haben in 2015 viel geleistet

Jahresbericht des Kreisbrandmeisters

Rückbl 15 Lagerhalle Löhne 1Kreis Herford. Die Zahl ist beeindruckend und zugleich beunruhigend:  2.626 Mal sind die Feuerwehren im Wittekindsland 2015 ausgerückt. Das bedeutet  eine Steigerung gegenüber dem Jahr 2014 um 18 Prozent. Vor allem heftige Unwetterlagen, wie der Orkan „Niklas“ und der Sommersturm „Zeljko“, seien dafür verantwortlich gewesen, dass die Wehrleute mehr zu tun gehabt hätten. Das sagte  Kreisbrandmeister Wolfgang Hackländer bei der Vorstellung des Jahresberichtes 2015.

 

Der vollständige Jahresbericht 2015 des Kreisbrandmeisters

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Trotz des gestiegenen Einsatzaufkommens beruhigt Hackländer: „Auf unsere Feuerwehren ist Verlass!“ 43 Löschzüge und Löschgruppen sowie drei hauptamtliche Feuer- und Rettungswachen gibt es im Kreisgebiet. Sie zählten Ende vergangenen Jahres 1.481 Aktive. Ein Wert, der gegenüber 2014 (1.448) sogar gesteigert werden konnte. „Trotzdem dürfen wir uns nicht zurücklehnen“, meint der Feuerwehrchef, „auch wenn der demografische Wandel bei uns noch nicht zu spüren ist!“ Der weitaus überwiegende Teil der Helfer ist im Kreis Herford ehrenamtlich tätig, während nur etwa 118 Feuerwehrleute hauptberuflich beschäftigt sind. Damit immer ausreichend junge Brandschützer in die Einsatzabteilungen nachrücken, gibt es die Jugendfeuerwehren. Noch vor wenigen Jahren zählte der Feuerwehrnachwuchs im Wittekindsland über 500 junge Leute. Mittlerweile sind die  Mitgliederzahlen in den 19 Gruppen auf 473 Jugendliche zurückgegangen. Hackländer sieht die Ursache in einem geänderten Freizeitverhalten. Auf Landesebene wurde  mittlerweile mit dem neuen Brandschutz-, Hilfeleistungs-, Katastrophenschutzgesetz (BHKG) reagiert. Kinder können nun schon ab dem vollendeten sechsten Lebensjahr für die Feuerwehr begeistert werden. Bisher lag das Eintrittsalter bei zehn Jahren. Doch eine solche „Bambini-Abteilung“ in die „Feuerwehrfamilie“ zu integrieren, meint Hackländer, sei mit zusätzlichen Belastungen für das Ehrenamt verbunden. „Ohne pädagogisches Personal wird das nicht funktionieren!“ Nötig sei daher eine Kooperation mit den Schulämtern. Die spürbar zurückgegangene Bereitschaft vieler Arbeitgeber, ihre Mitarbeiter für die Feuerwehreinsätze freizustellen  und die Tatsache, dass immer mehr Wehrleute auswärts arbeiten, bereiten ihm ebenfalls Sorgen. Das neue Gesetz sieht deshalb einen zusätzlichen finanziellen Anreiz für Arbeitgeber vor, die ihre Mitarbeiter im Alarmfall gehen lassen. „Solche Zulagen hängen allerdings von der Kassenlage der Kommunen ab!“ 

Für Aufsehen sorgt der Großbrand in einer Lagerhalle in Löhne-Gohfeld im September 2015. (Foto: Michael Kolpak, FW Löhne)



Die Feuerwehr verhindert ein Übergreifen der Flammen auf den Produktionsbereich. (Foto: Michael Kolpak, FW Löhne)


Nach den Feststellungen des Kreisbrandmeisters sind die Feuerwehren hierzulande öfter zu Brandeinsätzen ausgerückt. In 416 Fällen sei das im letzten Jahr erforderlich gewesen (2014: 371). Hackländer erinnert an zwei spektakuläre Fälle. Im September 2015 stand in Löhne-Gohfeld die Lagerhalle eines Möbelzulieferers in Flammen. Ein Großaufgebot der Feuerwehr verhinderte, dass der Brand den Produktionsbereich erfasste. Nur wenige Tage später wütete auf dem Gelände eines Reisebusunternehmens in Spenge das nächste Großfeuer. Sieben Omnibusse wurden zerstört. Den Einsatzkräften gelang es, eine Lackiererei und eine Kraftfahrzeugwerkstatt vor den Flammen zu bewahren. Der Feuerwehrchef berichtet außerdem von einer Zunahme schwerer Verkehrsunfälle, bei denen die Wehrleute Technische Hilfe geleistet hätten.  „Die Autofahrer fühlen sich in ihren modernen Karossen offenbar immer sicherer  und riskieren mehr“, äußert er sich zu den Ursachen. In 54 Fällen (2014: 42) wurden eingeklemmte Personen mit schwerem Gerät aus ihren zerstörten Fahrzeugen befreit. Die Wehrleute werden außerdem immer öfter vom Rettungsdienst um Hilfe gerufen. Im letzten Jahr sei die Zahl dieser Einsätze, bei denen es oftmals darum gehe, Tragehilfe beim Transport schwergewichtiger Patienten zu leisten, auf 82 Fälle (2014: 65) gestiegen. Insgesamt 42.358 Notrufe (2014: 37.316) wurden von den Mitarbeitern der Kreisleitstelle in Hiddenhausen im Jahr 2015 disponiert. Darunter befanden sich alleine 38.633 Alarme (2014: 36.740) für die Notarzteinsatzfahrzeuge, Rettungs- und Krankenwagen im Wittekindsland. „Angesichts dieser sprunghaft angestiegenen Zahlen zeigt sich, dass der Neubau der Kreisleitstelle die richtige Entscheidung war.“ Die Notrufe werden von bis zu drei Disponenten entgegengenommen.  Sollten die Einsatzzahlen weiter steigen, sagt Hackländer, könnte ein vierter Funktisch in Betrieb genommen werden,  der bereits vorhanden sei. 

Eine gute Ausbildung ist für die Feuerwehraktiven unverzichtbar. Das Foto
zeigt Ehrenamtliche der Feuerwehr Vlotho, die an einem Atemschutztraining 
teilgenommen haben. (Foto: FW Vlotho)


Die Ausbildung von Atemschutzgeräteträgern an der Kreisfeuerwehrzentrale in Hiddenhausen hakt dafür gewaltig. Der Grund dafür ist der desolate Zustand der Atemschutz-Übungsstrecke. Das zweigeschossige Drahtgitter-Labyrinth dient eigentlich dazu, um die Fitness und den Orientierungssinn der Wehrleute für den Ernstfall zu testen. Sie müssen sich darin in voller Montur und bei völliger Dunkelheit zurechtfinden. Doch die Anlage wurde  wegen eines Schimmelbefalls bereits vor Monaten außer Betrieb genommen. „Eine Sanierung macht aus wirtschaftlichen Gründen keinen Sinn mehr“, sagt der Kreisbrandmeister. Deshalb werde es wohl einen völligen Neubau der Übungsstrecke geben. „Im Zuge dieser Maßnahme soll die früher bereits angedachte Atemschutzübungswohnung ebenfalls umgesetzt werden“, weiß er. Hackländer ist sich jedenfalls sicher, dass beim Kreis Herford alle  Verantwortlichen den Willen dazu haben, zumal Landrat Jürgen Müller erst kürzlich erklärte, die  Finanzierung des Projektes sei machbar. In einer solchen Übungswohnung könnten die Feuerwehrleute die Menschenrettung unter realistischen Bedingungen trainieren. Der Kreisbrandmeister hebt hervor, dass es eine solche Einrichtung - zumindest im näheren Umkreis – noch nicht gebe. Er rechnet Anfang des kommenden Jahres mit dem Beginn der Umbauarbeiten. Weitere Einsatzerfahrungen, wie das richtige Deuten von Rauch und Flammen, sammeln die Wehrleute in sogenannten feststoffbefeuerten Brandcontainern. Dafür nehmen sie zurzeit noch lange Wege nach Paderborn und Osnabrück in Kauf, wo entsprechende Anlagen vorhanden sind. Es wäre wünschenswert, wenn es einen solchen Übungscontainer auch im Kreis Herford gebe, meint Hackländer. Doch bisher habe man keinen geeigneten Standort gefunden.


Dafür wird an der Kreisfeuerwehrzentrale zunächst ein drittes Trägerfahrzeug für die mobilen Einsatzcontainer stationiert, das in Kürze eintrifft. Vorgesehen ist ein 26-Tonner mit drei Achsen und einem großen Lade- und Bergekran, der Lasten bis zu fünf Tonnen schafft. Bereits da  ist der neue Abrollbehälter „Rüst“ (AB-Rüst), der von einem Trägerfahrzeug mit Seilwinde zum  Einsatzort gebracht wird. Das schwere Gerät ist für größere technische Hilfeleistungen gedacht. Neu beschafft wurde weiterhin der Abrollbehälter „Wasser“ (AB-Wasser), der rund 8.000 Liter Löschmittel sowie Pumpe und Wasserwerfer an Bord hat. „An der Kreisfeuerwehrzentrale gibt es damit ab sofort ein Großtanklöschfahrzeug 8000 (GTLF 8000)“, betont Hackländer. Außerdem wird die Ausrüstung kurzfristig um ein modernes Rettungs- und Arbeitsboot komplettiert, das bei Rettungseinsätzen auf Werre und Else sowie bei Hochwasserlagen zum Einsatz kommen soll.

 

 

Das Jahr 2015: Schlagworte aus den Wehren

 

Bünde: Um die Tagesalarmbereitschaft zu erhöhen, testet die Wehr ein  Kleineinsatz-Fahrzeugsystem (KEF-System). Die daran beteiligten Einsatzkräfte fahren zurzeit noch mit ihren privaten Autos direkt zur Einsatzstelle. Es werden kurzfristig vier Kleineinsatzfahrzeuge mit Sondersignalanlagen beschafft, um die Situation zu verbessern.

Enger:  In den Ortsteilen Dreyen und Siele brennt es auffällig oft auf landwirtschaftlichen Anwesen.  Die Feuerwehr ist in allen Fällen schnell vor Ort, sodass es zu keinen größeren Sachschäden kommt. Michael Rogowski ist neuer Wehrführer der Widukindstadt. Ihm bereitet das hohe Alter einiger Einsatzfahrzeuge Sorge. Zunächst wird die Löschgruppe Enger-Nord mit einem neuen Löschgruppenfahrzeug 10 (LF 10) ausgerüstet.  

Herford:  Die aufwendige Rettung eines LKW-Fahrers, der auf der Umgehungsstraße in einen Auffahrunfall verwickelt ist, verläuft erfolgreich. Die Löschgruppe Diebrock freut sich über ihr neues Gerätehaus und ein neues Hilfeleistungslöschfahrzeug (HLF 20). Um Menschen mit Migrationshintergrund für eine Mitarbeit in der Freiwilligen Feuerwehr zu begeistern, beteiligt sich die Feuerwehr Herford an einem Studienprojekt der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung Bielefeld.

Hiddenhausen:  Zwei mehr als 30 Jahre alte Einsatzfahrzeuge können ersetzt werden: Die Wehr erhält ein neues Tanklöschfahrzeug 4000 (TLF 4000)  und eine neue Drehleiter 23/12 (DLK 23/12). Das Gerätehaus Schweicheln-Bermbeck ist sanierungsbedürftig und zu klein. Ein Architekt hat bereits die Pläne für einen Umbau vorgelegt. Mario Daume ist neuer Wehrführer der Großgemeinde.

Kirchlengern: Während der Jahreshauptversammlung bittet Bürgermeister Rüdiger Meier um Verständnis: Die Sanierung und Erweiterung des Gerätehauses im Norden muss verschoben werden, weil das Geld fehlt. Ihr neues Löschgruppenfahrzeug 10 (LF 10) bekommen die Feuerwehrleute aus diesem Grund ebenfalls später. Damit die Aktiven am Tage schnell vor Ort sind, gibt es beim Unternehmen Hettich eine Tagesalarmbereitschaft.

Löhne: Die Wehr wird außergewöhnlich oft gefordert. Spektakulärer Höhepunkt ist der Großbrand einer Lagerhalle beim Küchenmöbel-Zulieferer Keller und Wehbrink in Löhne-Gohfeld, der sich im September ereignet. Noch nicht gelöst ist die räumliche Situation der Löschgruppen Gohfeld und Wittel. Geplant ist die Zusammenlegung beider Einheiten und der Neubau eines Gerätehauses an einem zentralen Standort.

Rödinghausen:  Die Löschgruppen Westkilver und Ostkilver sind bereits vor einiger Zeit zum Löschzug Kilver vereinigt worden. Im Frühjahr 2016 sollen die Bauarbeiten für das neue gemeinsame Gerätehaus beginnen. Weiterhin wird es ein weiteres Löschgruppenfahrzeug Katastrophenschutz   (LF KatS) geben.

Spenge: Das Einsatzjahr ist an der Warmenau arbeitsreich verlaufen. Ende Juli brennen zwei PKW vor einem Haus. Das Feuer greift binnen Minuten auf das Gebäude über, sodass die Feuerwehr mit einem Großaufgebot anrücken muss. Im September ereignet sich ein weiterer aufsehenerregender Einsatz, bei dem sieben Omnibusse zerstört werden. Ein  tragischer Verkehrsunfall führt im Dezember dazu, dass die Einsatzkräfte psychosoziale Betreuung in Anspruch nehmen müssen.

Vlotho: Die Wehr hat einen neuen Rüstwagen (RW) in Dienst gestellt, um vor allem bei schweren LKW-Unfällen auf der Autobahn 2 noch besser vorbereitet zu sein. Als Konsequenz aus der Brandkatastrophe in der Silvesternacht 2014/2015 werden zwei weitere Wärmebildkameras an die Aktiven übergeben. Die Bauarbeiten für das neue Gerätehaus der Löschgruppe Uffeln sollen in diesem Jahr beginnen.


-Vo-

 
KBM Wolfgang Hackländer (r) gehört zur Abordnung der Kreisfeuerwehrzentrale,
 die beim Feuerwehrspezialisten Ziegler in Giengen/Brenz den neuen Abrollbehälter
„Wasser“ (AB Wasser) in Empfang nimmt. (Foto: Albert Ziegler GmbH)

 


Die Zahl der Brandeinsätze ist im vergangenen Jahr gestiegen. Das Foto zeigt
die Löscharbeiten der Feuerwehr Bünde im Mai 2015 an einem Tabakspeicher.
(Foto: Maik Beckmann, FW Bünde)


Das Feuer in einem Busdepot in Spenge verursacht ebenfalls einen
Millionenschaden. (Foto: FW Spenge)

 


Grund zur Freude hat die Löschgruppe Herford-Diebrock. Sie bezieht im
vergangenen Jahr ihr neues Gerätehaus und feiert das im September mit einem  
Tag der offenen Tür. (Foto: Jens Vogelsang, KFV Herford)

 


Die JF Löhne-Bhf. feiert ihr 25-jähriges Bestehen mit einem Traktorpulling.
(Foto: Jens Vogelsang, KFV Herford)

 


Die Löschgruppe Löhne-Ort wird mit einem neuen Löschgruppenfahrzeug 10
(LF 10) ausgerüstet. (Foto: FW Löhne)

 


Der Orkan „Niklas“ und der Sommersturm „Zeljko“ sorgen für viele Einsätze, wie
hier auf der Bahnstrecke zwischen Herford und Löhne. (Foto: Jens Vogelsang, KFV Herford)

 


Das Kreisjugendzeltlager, das am Ende der Sommerferien am Herthasee im
Münsterland stattfindet, begeistert den Feuerwehrnachwuchs.  
(Foto: Jens Vogelsang, KFV Herford)