Mot. Marsch- und Großschadensübung an der Küste (05.06. – 07.06.2015)
Wangerland/Hooksiel. Feuerwehreinheiten aus dem gesamten Kreis Herford sind am Wochenende zur Großübung „Blitzfeuer“ an die Nordsee ausgerückt. Sie löschten im Wangerland den Brand auf einem einsam gelegenen Bauernhof. Die Sicherstellung der Wasserversorgung über lange Wegstrecke stellte sich im Verlaufe des Szenarios als besonders anspruchsvoll heraus. Trotzdem blieb am Ende noch Zeit für eine Besichtigung des JadeWeserPorts in Wilhelmshaven, Deutschlands einzigem Tiefwasserhafen.
Am Freitagnachmittag setzt sich die „Blaulicht-Kolonne“ an der Kreisfeuerwehrzentrale in Hiddenhausen in Bewegung. Mit dabei sind 110 Feuerwehrleute, die sich auf 20 Löschfahrzeuge, Rüst- und Gerätewagen, Einsatzleitwagen sowie Mannschaftstransporter verteilen. Sie stehen unter dem Kommando von stellvertretendem Kreisbrandmeister Bernd Kröger. Ziel des sogenannten Motorisierten Marsches (kurz Mot. Marsch) ist der Campingplatz Hooksiel in der Gemeinde Wangerland (Friesland). Es ist frühsommerlich heiß und die Fahrer müssen sich sehr konzentrieren, damit es innerhalb des geschlossenen Fahrzeugverbandes zu keinem Unfall kommt. Nach knapp vier Stunden ist die Distanz von gut 200 Kilometern geschafft. Nur wenige Schritte vom Nordseestrand entfernt errichten die Ehrenamtlichen ihre Zeltunterkünfte.
Während der Nacht zucken zunächst einmal echte Blitze vom Himmel. Regen und Windböen kommen hinzu. Zum Glück gibt es kein größeres Unwetter. Am Morgen scheint bereits wieder die Sonne und am Himmel ist keine Wolke auszumachen. Bernd Kröger erläutert nun das Szenario für die Übung „Blitzfeuer“. Durch einen Blitzeinschlag sei das Stallgebäude auf Hof Neuwerk in Brand geraten. „Jetzt droht das Feuer auf das Wohngebäude überzugreifen“, schildert der Bereitschaftsführer die Situation. Löschzug 3. rückt als erstes ab, um die Brandbekämpfung zu übernehmen. Der Bauernhof der Familie Martens liegt sehr einsam. Er ist nur über einen schmalen Zufahrtsweg von der Ortschaft Oldorf aus zu erreichen. Fred Jacobi, Gruppenführer bei der Ortsfeuerwehr Hooksiel, lotst die Feuerwehrleute aus OWL durch die Natur. Als die Einheiten aus Bünde, Herford, Kirchlengern und Hiddenhausen vor Ort eintreffen, brennt das Stallgebäude bereits lichterloh. Es misst rund 500 Quadratmeter und wurde in Holzständerbauweise errichtet. Auf dem Hof gibt es 120 Milchkühe und Bullen. Landwirt Frank Martens beruhigt allerdings: „Die Tiere grasen auf einer Weide!“ Mit einem B-Rohr und zwei Holstrahlrohren leiten die Wehrleute erste Löschmaßnahmen ein. In rund 600 Metern Entfernung wird ein Unterflurhydrant in Betrieb genommen. Doch die 80er-Leitung liefert viel zu wenig Wasser, um den Brand unter Kontrolle zu bekommen. Die Löschzüge 1. und 2. sind zu diesem Zeitpunkt bereits im Einsatz, um die Löschwasserversorgung aus einem Entwässerungsgraben sicherzustellen. Über eine Distanz von rund 1,5 Kilometern werden zwei parallel verlaufene B-Leitungen in Richtung Neuwerk verlegt. Der Löhner Schlauchwagen liefert dazu 100 B-Längen. Das weitere Material kommt von den beiden LF 20 KatS Spenge-Lenzinghausen und Rödinghausen-Schwenningdorf sowie vom LF 16-TS Enger-Nord. „Die Feuerwehrleute sollen das System der offenen Schaltreihe testen“, sagt Kröger. Das Löschmittel fließt dabei in einen 5.000-Liter- und einen weiteren 10.000-Liter-Faltbehälter, die entlang der Strecke aufgebaut werden. Nach 30 Minuten steht die Wasserversorgung, sodass auf Hof Neuwerk der oszillierende Monitor der Feuerwehr Hooksiel in Betrieb genommen werden kann. Der Werfer schwenkt durch den Wasserdruck selbständig in der Horizontalen und erzeugt einen feinen Wassernebel. Für die Abwicklung und Auswertung des Sprechfunkverkehrs ist die Informations- und Kommunikationsgruppe aus Bünde zuständig. Zum Teil kommen digitale Handsprechfunkgeräte zum Einsatz. Damit die Verständigung im digitalen Netz klappt, hat „Tetra Niedersachsen“ extra für die Feuerwehrleute aus Ostwestfalen eine zusätzliche TMO-Funk-Gruppe freigeschaltet.
Am Ende ist Bernd Kröger zufrieden: „Alle haben diszipliniert und engagiert mitgearbeitet.“ Er bedankt sich besonders bei Jörg Nöchel und Fred Jacobi von der Ortsfeuerwehr Hooksiel. „Die Beiden haben die Übung vorbildlich ausgearbeitet!“
Samstagnachmittag startet das „Kontrastprogramm“. Es geht ins nahe Wilhelmshaven. Dort ist 2013 der JadeWeserPort in Betrieb gegangen. Deutschlands einziger Tiefwasserhafen misst eine Fläche von 350 Hektar, die größtenteils durch künstliche Sandaufspülungen entstanden sind. Fast 50 Millionen Kubikmeter seien während der Bauzeit bewegt worden, erzählt Fachmann Karl Eilers während der Hafenbustour. Auf dem Gelände ist ein Containerterminal mit einer fast 1,8 Kilometer langen Kaimauer entstanden. Die „dicksten Pötte“ der Welt – sie transportieren bis zu 19.000 Standardcontainer – können den JadeWeserPort über eine 18 Meter tiefe Fahrrinne unabhängig von Ebbe und Flut anlaufen. Mit den weltweit größten Containerbrücken (Gewicht: 1.750 Tonnen, Ausleger: 69 Meter) werden die Stahlboxen entladen oder an Bord gehievt. Eilers zeigt sich zuversichtlich: „Für das laufende Jahr rechnet Hafenbetreiber Eurogate damit, dass 500.000 Container umgeschlagen werden.“ Geplant ist die Anlage allerdings für 2,7 Millionen 20-Fuß-Standardbehälter.
Björn Mühlena, neuer Bürgermeister der Gemeinde Wangerland, stellvertretender Kreisbrandmeister Olaf Fianke, Kreisbereitschaftsführer Reiner Hinrichs und stellvertretender Gemeindebrandmeister Horst Siefken sind am Abend im „Küsten-Camp“ des KFV Herford zu Gast. Sie werden von Wolfgang Hackländer herzlich begrüßt. „Als Kameraden und Freunde kommen wir gerne ins Wangerland“, lobt der Kreisbrandmeister die besondere Beziehung der Feuerwehrleute aus Friesland und OWL, die sich seit dem Jahr 1993 immer weiter vertieft hätte. Bürgermeister Mühlena überreicht zur Erinnerung eine Wangerland-Flagge. Die sei wegen der abgebildeten Meerjungfrau besonders begehrt. „Danke, dass Ihr uns über all die Jahre die Treue gehalten habt!“
Von Jens Vogelsang (Text)
mit Fotos von Dirk Rabeneck, David
Titkemeier u. Jens Vogelsang
Stichwort: KFV-Übungen an der Nordsee
Im Jahr 1993 führte der KFV Herford erstmals eine Großschadensübung in Schillig (Wangerland) durch. Der damalige Kreisbrandmeister Dieter Wilkening und Karlheinz Dirks, seinerzeit Gemeindebrandmeister im Wangerland, hatten damit eine gute Idee in die Tat umgesetzt. Seitdem zog es die Wehrleute aus dem Kreis Herford 1995 (Übung: Schillig), 1999 (Übung: Werftgelände Hooksiel), 2001 (Übung: Deponiegelände), 2003 (Übung: Deponiegelände), 2005 (Übung: Mederns), 2007 (Übung: Schulzentrum Hohenkirchen), 2009 (Übung: Bauernhof Förrien), 2011 (Übung: Deponiegelände), 2013 (Übung: Marinehafen Wilhelmshaven) zurück an die Küste. Im Jahr 2014 war die Feuerwehr-Bereitschaft Friesland erstmals im Kreis Herford zu Gast (Übung: „Wiehenfeuer“ in Rödinghausen).
-Vo-
Auf Hof Neuwerk brennt ein Stallgebäude. Die Einsatzkräfte bereiten den Löschangriff vor.
Der oszillierende Monitor der Feuerwehr Hooksiel wird in Stellung gebracht.
Er leistet gute Dienste.
Der Hofhund bleibt trotz der vielen Feuerwehrleute gelassen. Er kaut auf einem Grashalm.
Zug 3. ist zum Gruppenfoto angetreten.
Einsatzkräfte der Züge 1. und 2. verlegen eine doppelte B-Leitung über eine Strecke von rund 1,5 Kilometern.
Offene Reihenschaltung: Das Wasser läuft in einen Faltbehälter, wird von dort erneut angesaugt und …
bis zum nächsten Speicherbecken weiter gefördert.
Die Verpflegung wird sehr gelobt.
„Chefkoch“ Dieter Henseler (r) und seine Mannschaft haben sich große Mühe gegeben.
Der Verpflegungszug aus Bünde-Hunnebrock ist seit dem Jahr 2001 mit dabei.
Nordseecamping in Hooksiel gehört zu den ältesten und größten Campingplätzen in Deutschland.
Containerterminal Wilhelmshaven JadeWeserPort
Hier stehen die weltweit größten Containerbrücken.
Van Carrier erledigen den Transport der Stahlboxen zu den Lagerflächen.
Ebenso gigantisch ist die Verladebrücke für den Schienenverkehr
Der JadeWeserPort kann von den größten Frachtschiffen der Welt angelaufen werden.
An der Kaimauer liegt der „Düngemittelfrachter“ „Purple Beach“,
der vor weniger Tagen auf der Nordsee in Brand stand.
Feuerwehrleute aus Wilhelmshaven kontrollieren ständig die gefährliche Fracht.
Gruppenfoto der Kreisfeuerwehrbereitschaft Herford vor dem JadeWeserPort-Infocenter
Die „Vormann Steffens“ an ihrem Liegeplatz im Außenhafen von Hooksiel.
(v.l.) Stellv. Gemeindebrandmeister Horst Siefken (Wangerland), stellv. Kreisbrandmeister Bernd Kröger,
stellv. Kreisbrandmeister Olaf Fianke (Friesland) u. Kreisbereitschaftsführer Reiner Hinrichs (Friesland)
Bürgermeister Björn Mühlena (Mitte) hat die begehrte Fahne der Gemeinde Wangerland als Präsent mitgebracht.
Sie wird in der Kreisfeuerwehrzentrale einen Ehrenplatz bekommen.