Kameradschaft ist mehr als ein gutes Betriebsklima!

28. Verbandstag des Kreisfeuerwehrverbandes Herford

DSC 1550Spenge. Führende Vertreter aus Politik und Verwaltung haben am Samstag (30.04.2016) das ehrenamtliche Engagement der Feuerwehrleute aus dem Kreis Herford gewürdigt. Sie waren anlässlich des 28. Kreisverbandstages nach Spenge-Lenzinghausen gekommen. Landrat Jürgen Müller sieht im Übrigen den Kreis Herford in der Pflicht, um die Ausbildungssituation der Wehrleute zu verbessern: „Wir werden in den Umbau der Kreisfeuerwehrzentrale inklusive der Atemschutzübungsstrecke investieren müssen!“

Die Übungsanlage an der Feuerwehrzentrale in Hiddenhausen-Eilshausen steht derzeit wegen Schimmelbefalls nicht zur Verfügung. Stattdessen nutzen die Wehrleute ein Provisorium,  um sich für den Innenangriff unter Atemschutz fit zu halten. „Ich bin Ihnen dankbar dafür, dass sie diese Zwischenlösung akzeptiert haben!“, sagte Müller.  Er  zeigte sich zuversichtlich, dass der Kreistag im Rahmen der Haushaltsverabschiedung 2017/2018 auch die notwendigen Mittel für die Baumaßnahme bereitstellen werde.  Der Landrat sprach in seinem Grußwort auch über eine andere wichtige Entscheidung, die auf Kreisebene zu treffen sei: „Das ist die Fortschreibung des Rettungsdienstbedarfsplans.“ Die Zahl der disponierten Einsätze sei deutlich gestiegen. „Ich bin mir auch hier sicher, dass wir Lösungen finden werden, um der älter werdenden Bevölkerung im Kreis Herford die erforderliche Sicherheit zu gewährleisten!“  Müller, der erst seit einem halben Jahr im Amt ist, bedankte sich bei Kreisbrandmeister Wolfgang Hackländer und dessen Stellvertreter Bernd Kröger: „Ich habe Euch als kompetente immer der Sache verpflichtende Personen kennengelernt!“

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139 Delegierte nehmen am 28. Verbandstag teil

Wer Feuerwehrleute angreift, greift uns alle an!

An dem Kreisverbandstag, der im Bürgerbegegnungszentrum in Spenge-Lenzinghausen stattfand, nahmen 139 von 146 Delegierten aus den neun Wehren im Wittekindsland teil.  Auf so manchem Parteitag sei die Beteiligungsquote nicht so hoch, meinte Dr. Tim Ostermann, Mitglied des Deutschen Bundestags. Besonders erfreut zeigte sich der Politiker darüber, dass die Zahl der aktiven Mitglieder des Kreisfeuerwehrverbandes in Zeiten des demografischen Wandels sogar leicht gestiegen ist. „Das zeigt mir, dass der Zuspruch für die Feuerwehren im Kreis Herford weiterhin sehr groß ist!“ Ein Erfolg, den Ostermann nicht zuletzt auf die gute Arbeit des Kreisfeuerwehrverbandes zurückführte.  Sorge bereite ihm allerdings, dass die Zahl der Übergriffe auf Einsatzkräfte in den letzten Jahren stets zugekommen habe. „Das Bewusstsein der Gesellschaft für Ihre wertvolle Arbeit muss deshalb besser werden!“  Auf Bundesebene habe man sich bereits Gedanken über härtere Strafen gemacht. Eine Kampagne, die  in Kürze anlaufen wird, soll im Übrigen jedem klar machen: „Wer Polizisten und Feuerwehrleute angreift, der greift uns alle an!“  Die fehlende Wertschätzung für die Arbeit der Helfer scheine zum Massenphänomen geworden zu sein, zu dieser Einschätzung kam  auch Bundestagsabgeordneter  Stefan Schwartze. Er blickte gleichzeitig hoffnungsfroh in die Zukunft: „Hier im Saal sitzen die Menschen, die dafür sorgen, dass der Solidaritätsgedanke der gegenseitigen freiwilligen Hilfe erhalten bleibt!“ Landtagsabgeordnete Angela Lück versicherte den Delegierten, dass ihr ehrenamtliches Engagement in Düsseldorf nicht übersehen werde. Schließlich sei die innere Sicherheit eines der wertvollsten Güter, auf das sich die Menschen im Lande verlassen könnten. In dem neuen Gesetz über den Brandschutz, die Hilfeleistung und den Katastrophenschutz (BHKG)  sieht Lück einen wichtigen Beitrag, um die Arbeit der Feuerwehr und übrigen Hilfsorganisationen zu unterstützen.

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MdB Dr. Tim Ostermann verurteilt die Übergriffe auf Einsatzkräfte


Eine starke Gemeinschaft, ohne die unser Staat nicht funktioniert!

Kreisbrandmeister Wolfgang Hackländer hob in seinem Bericht die Aufgaben und Leistungen des Kreisfeuerwehrverbandes hervor. Der Verband vertritt 2.575 Feuerwehrangehörige. Dazu zählen die Aktiven sowie Angehörigen der Ehrenabteilungen, Jugendfeuerwehren und des Musikzuges. Hackländer sieht den Kreisfeuerwehrverband als starke Gemeinschaft und zuverlässigen Partner für die Sicherheit. „Ohne eine gebündelte Interessenvertretung wäre das deutsche Feuerwehrwesen nicht das, was es heute ist und ohne die Freiwilligen Feuerwehren würde unser Staat so nicht funktionieren!“

„Wir müssen im Marketingbereich gut aufgestellt sein!“

Matthias Kuhle, der neue Geschäftsführer des Kreisfeuerwehrverbandes, erläuterte in seinem Rechenschaftsbericht die Zahlen, Daten und Fakten des letzten Jahres. Insgesamt 2.626 Mal sind die 43 Löschzüge und –gruppen sowie die drei hauptamtlichen Wachen ausgerückt. Darunter befanden sich 416 Brandeinsätze (Redaktion: kfv-herford.de berichtete bereits.) 42.358 disponierte Notrufe wurden an der Kreisleitstelle gezählt. „Das ist schon eine Hausnummer!“, meinte Kuhle.  Die Aufwendungen der öffentlichen Hand für den Feuerschutz betrugen im vergangenen Jahr im Wittekindsland rund 11,7 Millionen Euro. Herunter gerechnet auf die Bevölkerungszahl (Anmerk.: Im Kreis Herford leben etwa 250.000 Menschen) relativiere sich dieser Wert auf knapp 50 Euro je  Einwohner. „Trotz knapper Kassen wurde viel in Feuerwehrgerätehäuser, Fahrzeuge und die Ausbildung investiert!“  Nach den Regelungen im neuen BHKG haben die Städte und Gemeinden dem Feuerwehrehrenamt besondere Aufmerksamkeit zu widmen. „Doch was passiert jetzt eigentlich konkret?“, fragte Kuhle. Nach Ansicht des KFV-Geschäftsführers müssen die Städte und Gemeinden die neue Gesetzesvorgabe noch  mit Leben füllen. Er nannte die Unterstützung der Wehren bei der Mitgliederwerbung als wichtigen Baustein. „Wir müssen uns mit vielen anderen Organisationen messen und deshalb im Marketingbereich gut aufgestellt sein!“
Für einen Unternehmer gebe es nach Ansicht Kuhles gleich mehrere gute Gründe, einen Angehörigen der Freiwilligen Feuerwehr einzustellen. Er nannte die soziale Kompetenz, eine gute Teamfähigkeit und das technische Verständnis als besondere Tugenden der ehrenamtlichen Helfer.
Die Pflege der Kameradschaft zählt ebenfalls zu den Aufgaben des Kreisfeuerwehrverbandes. Matthias Kuhle hob hervor, dass es dabei um mehr gehe, als ein gutes Betriebsklima. „Wenn wir zum Einsatz fahren, sitzt der 60-jährige Selbständige neben dem 18-jährigen Auszubildenden und der Dachdecker neben dem Verwaltungsfachangestellten, und bei einer solch bunten Mischung ist es extrem wichtig, dass sich jeder auf seinen Nebenmann verlassen kann!“ Die Kameradschaft oder anders gesagt, die Teamfähigkeit, so Kuhle, sei deshalb ein ganz wichtiger Bestandteil der Feuerwehrarbeit und die Kameradschaftspflege eine ernstzunehmende und keinesfalls antiquierte Aufgabe des Verbandes.

Qualifizierte Atemschutzausbildung ist momentan nicht möglich

Stellvertretender  Kreisbrandmeister Bernd Kröger machte als Ausbildungsbeauftragter des Verbandes nochmals klar, dass die räumliche Situation an der Kreisfeuerwehrzentrale die laufende Atemschutzausbildung und -fortbildung stark belaste. Eine qualifizierte Aus- und Weiterbildung in den Bereichen Einsatztaktik, Verhalten im Innenangriff und Personensuche sei momentan nicht möglich. An der Kreisfeuerwehrzentrale haben im Jahr 2015 insgesamt 499 Ehrenamtliche an Lehrgängen und Seminaren teilgenommen.
23 junge Erwachsene sind im vergangenen Jahr aus den 19 Jugendfeuerwehren im Kreisgebiet  in die aktiven Einsatzabteilungen übergetreten. Das entspreche der Stärke einer kompletten Löschgruppe, wie Kreisjugendfeuerwehrwartin Natascha Meier feststellte. „Trotz der Übertritte konnten wir unsere Mitgliederzahl mit 473 Jugendlichen halten!“ Meier bedankte sich bei den 130 Betreuern, die neben Familie, Beruf und Einsatzdienst die Jugendarbeit unterstützen.

Noch in zwei Kilometern Entfernung gingen Rußflocken nieder!

Thomas Brüggemeier, Beamter der Berufsfeuerwehr Bielefeld, konnte für den diesjährigen Verbandstag als Referent gewonnen werden. In seinem detaillierten Vortrag schilderte er den Großeinsatz der Bielefelder Feuerwehr beim Reisemobil-Zentrum Palmowski, der im Mai 2015 am Ostring in Oldentrup einen Millionenschaden verursacht hatte.  Etwa 40 Wohnmobile waren damals zerstört oder stark beschädigt worden. Die Feuerwehr konnte gerade noch verhindern, dass die Flammen vom Werkstattbereich auf den Verkaufsraum übergriffen. Noch in zwei Kilometern Entfernung waren Rußflocken niedergegangen, die aus dem verbrannten Dämmmaterial stammten. Glücklicherweise sei es nicht zum Zerknall von Gasflaschen gekommen, meinte  Brüggemeier, der damals als Beamter vom B-Dienst zu den ersten Einsatzkräften vor Ort gehörte.
Zum Abschluss des Verbandstages nahm Kreisbrandmeister Wolfgang Hackländer gemeinsam mit dem stellvertretenden Bezirksbrandmeister Elmar Keuter, der aus seiner Heimatgemeinde Altenbeken (Kreis Paderborn) nach Spenge gekommen war, die folgenden Ehrungen vor:

Deutsches Feuerwehrehrenkreuz in Gold
Michael Rogowski (FW Enger)

Deutsches Feuerwehrehrenkreuz in Silber
Thomas Reschke (FW Spenge)
Klaus Westerholz (FW Kirchlengern)

Deutsches Feuerwehrehrenkreuz in Bronze
Natascha Meier (FW Vlotho)
Peter Turon (FW Herford)

Silberne Ehrennadel des Kreisfeuerwehrverbandes
Sven Büttner (FW Herford)
Sven Kampeter (DRK Bünde)
Frank Schröder (FW Herford)

Von Jens Vogelsang
(Text u. Fotos)

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Landrat Jürgen Müller beschönigt die Situation an der Kreisfeuerwehrzentrale nicht: „Wir müssen investieren!“

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MdB Stefan Schwartze: „Sie sorgen dafür, dass der Solidaritätsgedanke erhalten bleibt!“

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MdL Angela Lück sieht im neuen Gesetz über den Brandschutz, die Hilfeleistung und
den Katastrophenschutz (BHKG) einen wichtigen Beitrag zur Stärkung des Ehrenamtes.

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Der Vorstand des Kreisfeuerwehrverbandes erstattet in Spenge-Lenzinghausen ausführlich Bericht. Das Foto zeigt
(v.l.) Ehren-KBM Dieter Wilkening, stellv. KBM Bernd Kröger, Vorsitzender Wolfgang Hackländer,
Geschäftsführer Matthias Kuhle u. KJFW Natascha Meier.  

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Geschäftsführer Matthias Kuhle wünscht sich eine stärkere Unterstützung der Städte und Gemeinden bei der Mitgliederwerbung.

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Kreisjugendfeuerwehrwartin Natascha Meier zieht ein positives Fazit: Trotz zahlreicher
Übertritte in die aktive Wehr konnte der Mitgliederbestand gehalten werden.

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Ein Quartett des Posaunenchors Spenge-Lenzinghausen …

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… begleitet den Verbandstag musikalisch.

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Stellv. Bezirksbrandmeister Elmar Keuter ist aus Altenbeken nach Spenge gekommen.

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Die Bürgermeister aus dem Wittekindsland, wie (v.l.) Thomas Meyer (Enger), Rocco Wilken (Vlotho)
und Ulrich Rolfsmeyer (Hiddenhausen), gehören ebenfalls zu den Ehrengästen.

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Referent Thomas Brüggemeier (BF Bielefeld) erläutert den Ablauf des Großeinsatzes beim Reisemobilhändler Palmoski.  

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Im Mai 2015 stand eine gewaltige Rauchsäule über dem Firmengelände am Bielefelder Ostring.

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Zahlreiche Reisemobile wurden von den Flammen zerstört oder stark beschädigt.

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Die Versammlung hat sich von den Plätzen erhoben, als KBM Wolfgang Hackländer und
stellv. Bezirksbrandmeister Elmar Keuter verdiente Kameraden auszeichnen.

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Gruppenfoto der Geehrten

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Der 28. Kreisverbandstag steht im Zusammenhang mit dem Stadtfeuerwehrfest in Spenge-Lenzinghausen.