Naturschutzgebiet Amtsvenn in Flammen: Helfer aus OWL eilen ins Münsterland

Bereitschaft Herford/Minden-Lübbecke mit 160 Mann im Einsatz

Das verheerende Feuer im Naturschutzgebiet Amtsvenn an der deutsch-niederländischen Grenze ist gelöscht. Feuerwehrleute aus allen Teilen Nordrhein-Westfalens hatten über vier Tage hinweg gegen die Flammen angekämpft. Hilfe kam dabei auch aus Ostwestfalen. So war die Bereitschaft Herford/Minden-Lübbecke der Bezirksreserve Detmold am Sonntag nach   Gronau (Kreis Borken) ausgerückt.
 

Bernd Kröger leitet den Einsatz

Stellvertretender Kreisbrandmeister Bernd Kröger leitete den Einsatz der 160 Helfer aus der Region. Die Feuerwehrleute waren über mehrere Stunden in dem unwegsamen Gelände gefordert. Die Chronologie der Ereignisse:
 
4.06.2011 (Zeit: 16:01 Uhr)
Die Bereitschaft Herford/Minden-Lübbecke wird durch die zuständige Abteilungs-Führungsleitstelle in Bielefeld alarmiert. Zu diesem Zeitpunkt steht das Moorgebiet Amtsvenn im Münsterland in Flammen. Fast 600 Feuerwehrleute aus dem gesamten Münsterland und dem Ruhrgebiet sind dort bereits im Einsatz. Sogar mit Hubschraubern und Güllewagen wird das Löschwasser in das schwer zugängliche Gebiet geschafft. Doch die Lage ist immer noch angespannt. Vor Ort wird das hiesige Waldbrandmodul gebraucht, also Tanklöschfahrzeuge und Schlauchkraftwagen.  Die Einheiten werden am folgenden Sonntag ab 5:00 Uhr in Gronau erwartet. Bernd Kröger übernimmt die Aufgabe des Bereitschaftsführers. Die Kreisleitstelle alarmiert die für einen solchen Notfall vorgesehenen Wehrführer und Zugführer der Feuerwehren Bünde, Löhne und Spenge. Außerdem hat der Versorgungszug Hunnebrock alle Maßnahmen für den bevorstehenden Großeinsatz zu treffen. Die Kreisverwaltung wird informiert.
 

Die Einsatzleitung hat sich am Rande der B54 eingerichtet.
 
4.06.2011 (Zeit: 17:30 Uhr)
An der Kreisfeuerwehrzentrale findet eine Besprechung mit den Wehrführern statt. Alle Vorbereitungen laufen planmäßig. Es wird beschlossen, wegen der Waldbrandlage einzelne Wagen durch besser geeignete Löschfahrzeuge zu ersetzten. Außerdem soll ein zusätzliches Tanklöschfahrzeug mitgeführt werden. Das weitere Vorgehen wird telefonisch mit Lutz Kölling von der Berufsfeuerwehr Minden abgestimmt.
 
5.06.2011 (Zeit: 1:00 Uhr)
Der Sammelpunkt am Straßenverkehrsamt in Kirchlengern ist mit dem Einsatzleitwagen 2 und dem Versorgungszug Hunnebrock besetzt. Bis 2:00 Uhr hat sich die Bereitschaft vollständig formiert. Die Gruppen- und Zugführer erhalten letzte Informationen. Um 2:25 Uhr setzt sich der Verband schließlich in Richtung Münsterland in Bewegung. 
 

Zug 21 rückt aus!
 
5.06.2011 (Zeit: 5:00 Uhr)
Der vorgesehene Bereitstellungsraum Gronau ist erreicht. Die Feuerwehrkräfte bekommen in dem weitläufigen Naturschutzgebiet einen Einsatzabschnitt zugewiesen. Sie sollen in den Unterabschnitten II.1 und II.2 die in der Nacht unterbrochenen Löscharbeiten selbständig wieder aufnehmen.
Vor Ort stellt sich die Lage wie folgt dar: Das Feuer hat sich in vielen Bereichen in das Moor „eingefressen“. Um den Brand wirksam bekämpfen zu können, müssen die Flächen freigelegt werden. Die Einsatzkräfte können wegen der Einsinkgefahr nur auf den vorgesehenen Wegen und Dämmen vorrücken. Das Löschwasser kann aus einem vorhandenen Löschwasserbrunnen gepumpt werden. Weiterhin steht ein Löschgruppenfahrzeug (LF 16-TS) der Feuerwehr Gronau an einem Teich zur Verfügung. Vorhandene Schläuche können genutzt werden. Die Einsatzleitung prüft, ob zusätzlich eine Wasserförderung über lange Wegstrecke eingerichtet werden kann. Für die genaue Lageerkundung stehen drei „Scouts“ der Feuerwehr Gronau zur Verfügung.
 
 
5.06.2011 (Zeit: 6:00 Uhr)
Die Einheiten werden am Versorgungspunkt Zollhäuser verpflegt.
 
5.06.2011 (Zeit: 7:30 Uhr)
Der Einsatz hat sich wegen eines starken Gewitters verzögert. Erst jetzt erfolgen entsprechende Einsatzaufträge und die Verlegung der Kräfte in das Einsatzgebiet. Kurze Zeit später beginnen die Löscharbeiten. Dabei werden nach Absprache mit der Feuerwehr Gronau vier Einsatzabschnitte gebildet. Da die Löschwasserversorgung eventuell kritisch werden könnte, entscheidet Bereitschaftsführer Kröger zusätzlich Löschwasser im Pendelverkehr mit Tanklöschfahrzeugen herbeizuschaffen. Hierfür ist der Zug 22 zuständig, der zusätzlich um alle Tanklöschfahrzeuge der Züge 21, 23 und 24 verstärkt wird. Die Einsatzleitung und eine eigene Versorgungsstelle werden am Rande des Einsatzgebietes an der Bundesstraße 54 eingerichtet. Im Verlaufe des Einsatzes rücken alle Einheiten rund 500 Meter in das betroffene Gebiet vor. Sie können zahlreiche Restbrandstellen mit Schaufeln, Hacken und Strahlrohren ablöschen. Der Einsatz erfolgt unter sehr schwierigen Geländebedingungen. Im Einsatzabschnitt 4 (Birkhahnweg) sind die heimischen Feuerwehrleute im Grenzgebiet gemeinsam mit den Kameraden der Brandweer Enschede quasi international im Einsatz; denn das Feuerwehr wütet auch auf der niederländischen Seite. Hier werden insgesamt 5 C-Rohre – eingesetzt.
Wegen der schwülwarmen Witterung, der Unzugänglichkeit des Geländes und der harten körperlichen Arbeit besteht Bernd Kröger auf eine rechtzeitige Ablösung der Kräfte, zumal diese noch einen dreistündigen Rückmarsch vor sich hätten. Feuerwehrleute aus dem Kreis Warendorf übernehmen daraufhin das Einsatzgebiet.
 
Ein mobiler Löschwassberhälter wird gefüllt.
 
5.06.2011 (Zeit: 14:10 Uhr)
Die erschöpften Einsatzkräfte werden mit einer warmen Malzeit versorgt. Anschließend beginnt der Rückmarsch.
 
5.06.2011 (Zeit: 17:00 Uhr)
Der Verband ist wohlbehalten in der Heimat angekommen und löst sich auf.

„Alle Kräfte haben bis zur Erschöpfung gearbeitet“, sagt Bernd Kröger im Anschluss. Auch die Zusammenarbeit mit der Feuerwehr Gronau habe hervorragend geklappt. Für die örtlichen Wehren werden die Arbeiten vermutlich noch einige Tage andauern. Jetzt geht es darum, die Glutnester aufzuspüren, die sich teilweise bis zu 50 Zentimeter in den Torfboden hineingefressen haben.  130 Hektar des Amtsvenn sollen durch den Brand vernichtet worden sein. Die Brandursache wird nur schwer zu klären sein. Das Amtsvenn ist eines der größten Hochmoorgebiete in Nordrhein-Westfalen und beherbergt seltene Tier- und Pflanzenarten wie Moorfrösche, Waldeidechsen, Wollgras und Sonnentau. Nach Einschätzung von Experten wird die Moorlandschaft Jahrzehnte brauchen, um sich von dem Brand zu erholen.

Bernd Kröger, Jens Vogelsang
(Fotos: Bernd Kröger, Maik Beckmann)