Sitzungsmarathon in Heiligenhaus: Jugendfeuerwehr NRW bleibt handlungsfähig! Neuer Vorstand gewählt, Jugendordnung verabschiedet

Die Jugendfeuerwehr Nordrhein-Westfalen hat sich während des außerordentlichen Landesjugendfeuerwehrtags am 12. März in Heiligenhaus neu ausgerichtet. Die 237 Delegierten aus allen fünf Regierungsbezirken wählten einen neuen Vorstand und verabschiedeten eine grundlegend überarbeitete Jugendordnung. Die Jugendfeuerwehr im Verband der Feuerwehren in NRW (VdF  NRW) wird jetzt von Reiner Sanders als neuen Landesjugendfeuerwehrwart geleitet.
Das Votum für den 31-Jährigen aus Düsseldorf viel eindeutig aus. Dennoch waren in der Aula des Immanuel-Kant-Gymnasiums insgesamt acht Wahlgänge erforderlich, um alle Vorstandsposten neu zu besetzen. Kreisjugendfeuerwehrwart Wolfgang Kenneweg - er leitete die heimische Abordnung – berichtete von einer anstrengenden Tagung, die letztlich aber wichtige Entscheidungen für die Zukunft gebracht hätte.


Tagungsstätte: Das Immanuel-Kant-Gymnasium in Heiligenhaus.
 
Den Termin für den Jugendfeuerwehrtag in Heiligenhaus bei Düsseldorf hatte der neue Verbandsvorsitzende Dr. Jan Heinisch eilig anberaumen müssen. Im Finanzgebaren des alten Landesvorstandes waren nämlich Unregelmäßigkeiten aufgetreten. Der bisherige Landesjugendfeuerwehrwart Andreas Psiorz (Bielefeld) hatte daraufhin Anfang Februar sein Amt niedergelegt und die Geschäfte an seine beiden Stellvertreter abgegeben. Nach dem Ergebnis einer intensiven Kassenprüfung wurden unter anderem Spesen überhöht abgerechnet. Die Rede ist von Rückforderungsbescheiden und Schadensersatzforderungen gegen einzelne Personen des alten Vorstandes. Dem bis dato amtierenden Vorstand wurde  daher während des Landesjugendfeuerwehrtags die Entlastung verweigert. Der VdF NRW werde den Vorgang weiter aufarbeiten, versprach Dr. Heinisch. Werner Merzhäuser (Reichshof), scheidender Vizevorsitzender der Jugendfeuerwehr NRW, gestand in Heiligenhaus ein: „Der alte Vorstand ist gestrauchelt, lasst uns darum gemeinsam nach vorne sehen!“ 
 

Robur (VEB Robur Zittau) der JF-Heiligenhaus (Ein Geschenk der
Partnerfeuerwehr aus Eberswalde.)
 
Eine Findungskommission hatte sich bereits im Vorfeld mit den vakanten Vorstandsstellen, entsprechenden Kandidatenvorschlägen, aber auch mit dem Entwurf für eine neue Jugendordnung auseinandergesetzt. Letztlich konnte die Kommission während ihrer Sitzung in Hilchenbach, bei der Bundesjugendleiter Hans-Peter Schäfer ebenfalls vor Ort war, nicht für eine völlige Entspannung der Lage sorgen. Verliert die Jugendfeuerwehr NRW etwa ihre organisatorische Eigenständigkeit, wenn, so wie es die neue Jugendordnung vorsieht, das gesamte Kassenwesen der Geschäftsstelle des  VdF NRW obliegt? Außerdem, so die Kritik aus den Reihen der Jugendvertreter, sollten alle anstehenden Entscheidungen in einem vernünftigen Zeitfenster und nicht übereilt getroffen werden. Bemängelt wurde ferner, dass der Vorstand künftig erst im nachhinein über die Verteilung der Fachbereiche entscheidet. Außerdem wurden Neuregelungen zur Einführung von sogenannten Kinderfeuerwehren und zum Ausschluss von Jugendlichen mit rechtsradikalem Gedankengut in die Jugendordnung aufgenommen.
 

Wechselladerfahrzeug mit „Abrollbehälter JF“ der Feuerwehr Erkrath
 
Dr. Heinisch führte in Heiligenhaus daher nochmals ein klärendes Gespräch mit der Findungskommission. „Ich ziehe in Zweifel, dass die Jugendfeuerwehr ihre Eigenständigkeit verliert“, so der Verbandsvorsitzende. Und weiter: „Dem VdF ist viel an der Jugendfeuerwehr gelegen.“ Für die Jugendarbeit stehe nach wie vor ein erhebliches Budget  zur Verfügung, dass vom Landesjugendamt zugewiesen werde.  Letztlich laufe nur die Zahlungsabwicklung und die Verwaltung der Belege zentral über die Geschäftsstelle des VdF.  Alle Haushaltsstellen könnten so ständig überwacht werden. „Diese Transparenz ist wichtig, um die Gemeinnützigkeit nicht zu verlieren!“ Die alte Satzung sei nur ein Kompromiss gewesen, sagte Jörg Müssig, Justiziar des Verbandes. Es sei daher wichtig, dass die Jugendfeuerwehr NRW auch rechtlich auf die richtige Spur komme.  Schließlich erhielt die neue Jugendordnung während des Landesjugendfeuerwehrtags die erforderliche Zustimmung. Als Kompromiss wurde darüber hinaus vereinbart, dass die Findungskommission hierzu weitere Verbesserungsvorschläge erarbeiten soll. Die neue Jugendordnung  muss jetzt noch durch die nächste Mitgliederversammlung des VdF NRW in Kraft gesetzt werden.
 

Vorsitzender Dr. Jan Heinisch wirbt für eine transparente Verbandsarbeit
 
„Verbandsarbeit ist nur gut, wenn der Verband für den Einzelnen an der Basis da ist“, betonte Dr. Heinisch während des Delegiertentags in seiner Heimatstadt. Daher würden die Reisekosten für die Vorstandsmitglieder künftig rigoros gekürzt. So sollten die   Fachausschusssitzungen künftig nicht mehr im Hotel, sondern als Tagesveranstaltungen auf einer Feuerwache stattfinden. „Ich möchte Euch darum bitten, diesen Weg mitzugehen!“  Während der Veranstaltung in Heiligenhaus hatten die Vertreter des Landesjugendforums ebenfalls die Möglichkeit, ihre Arbeit vorzustellen und damit für eine flächendeckende Einführung der Foren in allen Kreisen bzw. kreisfreien Städten zu werben. Die Sprecher des Landesforums waren gerade erst bei NRW-Innenminister Ralf Jäger zu Gast. Weiterhin erläuterte VdF-Geschäftsführer Christoph Schöneborn Änderungen zur Jugendgruppenleitercard (Juleica), die jetzt online beantragt werden muss. Im weiteren Verlaufe der Tagung wurde dann noch der Haushaltsplan 2011/2012 verabschiedet. Die  Feuerwehrunfallkasse NRW (FUK NRW) verteilte schließlich 10.000 Warnwesten im Wert von 20.000 Euro an die Jugendfeuerwehren im Lande. Johannes Plönes, Mitglied der Geschäftsführung der Unfallkasse, lobte während des Delegiertentags nochmals die Jugendfeuerwehr aus dem lippischen Dörentrup. Die Mädchen und Jungen hatten nämlich die Idee, sich auf dem Weg zu den Dienstabenden mit Warnwesten zu bekleiden. Dafür wurde die Gruppe bereits im Jahr 2009 mit dem Sicherheitspreis der FUK ausgezeichnet.
 
 
Die Abstimmungen zum neuen Jugendvorstand – sie wurden teilweise als  geheime Wahlen durchgeführt -  ergaben folgendes Bild:  Dem neuen Landesjugendfeuerwehrwart Reiner Sanders stehen Ralf Thier (Kleve) und Peer Grieger (Bielefeld) als Stellvertreter zur Seite. Für die Finanzen ist Detlev Köpp zuständig, der diese Position seit kurzem schon kommissarisch inne hat. Außerdem wurden Stefan Böhm, David Fier, Karsten Ruhrmann, Markus Schwarze und Christian Tietz als Beisitzer in den neuen Vorstand gewählt. Erst um 17,30 Uhr konnte Wahlleiter Jörg Müssig alle Wahlvorgänge abschließen.
“Wir sind jetzt wieder anerkannt“, sagte Reiner Sanders während seiner Antrittsrede. Außerdem warb Sanders um Vertrauen. „Ich freue mich auf meine künftigen Aufgaben!“


Ein Bericht aus Heiligenhaus von Jens Vogelsang (Text u. Fotos).
 
  

 

 

KJFW Wolfgang Kenneweg im Gespräch mit KJFW Heinrich Mantel (Höxter)
 

Abordnung aus dem Kreis Herford: (v.l.) Anke Greiwe (Bünde), Tim Imort
(Löhne-Bhf.), KJFW Wolfgang Kenneweg, Oliver Neuhaus (Löhne-Wittel) u.
Matthias Kurth (Löhne-Gohfeld)

 

VdF-Vorsitzender Dr. Jan Heinisch (l) gratuliert dem neuen LJFW Reiner Sanders
 

Der neue Vorstand der JF NRW ist gewählt: (v.l.) Dr. Jan Heinisch (Vorsitzender
VdF NRW), Christian Tietz (Beisitzer), Peer Grieger (2. stellv. LJFW), Ralf Thier
(1.stellv. LJFW), Reiner Sanders (LJFW), Stefan Böhm (Beisitzer), David Fier
(Beisitzer), Detlev Köpp (Kassierer), Markus Schwarze (Beisitzer), Karsten Ruhrmann (Beisitzer)