Geht den Freiwilligen Feuerwehren der Nachwuchs aus?

Jahresbericht des KBM belegt: Die Zahl der Brandschützer ist im Kreis Herford noch stabil.

IMG_2213Zu 444 Brandeinsätzen rückten die Feuerwehren im Kreis Herford im vergangenen Jahr aus. Das ist eine deutliche Steigerung zum Jahr 2010 (323 Brände). 9,1 Millionen Euro investierten die heimischen Kommunen in den Feuerschutz. So wurden Gerätehäuser saniert und neue  Einsatzfahrzeuge angeschafft. Das sind nur zwei Zahlen aus dem Jahresbericht 2011, den Kreisbrandmeister Wolfgang Hackländer jetzt vorlegte. Gleichzeitig mahnt Hackländer: "Der demografische Wandel könnte unser bewährtes Sicherheitssystem ins Wanken bringen!"

 

Der Feuerschutz wird im Kreis Herford zum Großteil durch ehrenamtliche Feuerwehrkräfte sichergestellt. Die sind in 45 Löschzügen oder Löschgruppen organisiert. „Noch ist die Zahl der Mitglieder stabil“, sagt Hackländer. So zählen die neun Wehren im Kreisgebiet momentan  1.465 Aktive (2010: 1.481), die quasi in ihrer Freizeit den Beruf des Feuerwehrmanns oder der Feuerwehrfrau ausüben; denn 122 Frauen gehören auch „zur Truppe“. Eine wichtige Funktion übernimmt die Jugendfeuerwehr. Rund 30 bis 40 Übertritte in die Einsatzabteilungen sind Jahr für Jahr zu verzeichnen. Nur so kann der Bestand an aktiven Brandschützern gehalten werden. Noch zählen die Jugendfeuerwehren im Kreis Herford rund 500 Mädchen und Jungen. Doch wird das so bleiben? Die Zahl der Kinder ist in den vergangenen Jahren zurückgegangen. Erste Grundschulen müssen schließen. „Ich hatte bereits für 2011 einen deutlichen Rückgang der Mitgliederzahlen in den Jugendgruppen erwartet“, gibt Hackländer zu. Doch noch gebe es im eher ländlich strukturierten Kreis Herford keine akuten Probleme. „Das liegt in erster Linie an der guten Jugendarbeit, die wiederum rein ehrenamtlich geleistet wird.“ Allerdings ständen die Städte und Gemeinden künftig mehr denn je in der Verantwortung. Jede Kommune sei  schließlich gesetzlich verpflichtet, eine leistungsfähige Feuerwehr zu unterhalten. „Und vor allem die Jugendfeuerwehren können diese Unterstützung dringend gebrauchen, damit ihnen der Nachwuchs nicht ausgeht“, sagt Hackländer. „Die Finanzierung von simplen Werbeflyern ist sicherlich zu wenig, um dem drohenden Mitgliederschwund entgegenzuwirken!“

Beim Verband der Feuerwehren NRW (VdF NRW) wird ebenfalls über eine Lösung des Problems nachgedacht. Geplant ist die Gründung von „Kinderfeuerwehren“. Dadurch sollen bereits Kleinkinder den Weg zur Feuerwehr finden. Bisher liegt das Mindestalter für den Eintritt in die Jugendfeuerwehr bei zehn Jahren.  Die Sprösslinge sind dann oftmals schon in anderen Vereinen aktiv. Noch fehlt die rechtliche Grundlage für die Aufnahme der Bambinis. Doch die Basis macht Druck. „Tag für Tag erreichen die Geschäftsstelle des VdF Anfragen zu diesem Thema“, sagt Hackländer.  Letztlich könnten durch solche „Kinderfeuerwehren“ die Mitgliederzahlen gestärkt werden. Es müsse aber auch die Mehrarbeit  gesehen werden. „Das Ehrenamt darf einfach nicht überfordert werden!“

444 Brandeinsätze listet der Kreisbrandmeister in seinem Jahresbericht auf. Alleine 23 Großbrände verzeichnet die Statistik für das Jahr 2011. Ein Jahr zuvor hatte die Kreisleitstelle nur in acht Fällen Großalarm ausgelöst. Darüber hinaus leisteten die Wehrleute in 1.445 Fällen technische Hilfe (2010: 1.582). Dabei wurden 309 Menschen aus Notlagen befreit. Eine gute Ausbildung ist Voraussetzung, damit die Helfer auf alle Einsatzlagen vorbereitet sind. 506 Ehrenamtliche haben im letzten Jahr die „Schulbank gedrückt“ und an einem Lehrgang oder Seminar an der Kreisfeuerwehrzentrale teilgenommen. Das Angebot reichte  vom Atemschutzgeräteträger-Lehrgang bis zum Seminar Wespen. „Wir können auf einen Pool von 40 erfahrenen Feuerwehrleuten zurückgreifen, die als Ausbilder zur Verfügung stehen“, so Hackländer. Das Ausbildungsangebot bezeichnet er als landesweit einmalig.

Die Schulung der Atemschutzgeräteträger soll in Zukunft weiter verbessert werden. So ist die Anschaffung eines Brandgewöhnungscontainers mit Feststoffbefeuerung geplant. „Damit kann eine Rauchgasdurchzündung realistisch nachgestellt werden.“ Es werde weiterhin nach einem geeigneten Grundstück für den Container und die nötigen sanitären Anlagen gesucht. Momentan findet die praktische Ausbildung der Atemschutzgeräteträger in Lemgo und Paderborn statt, wo entsprechende Simulationsanlagen vorhanden sind.

Von Jens Vogelsang
(Text u. Fotos) 


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Kreisbrandmeister Wolfgang Hackländer

 

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Zu 23 Großbränden rückten die Feuerwehren im vergangenen Jahr aus.
(Foto: Feuerwehr Porta-Westfalica)

 

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Außerdem mussten 36 Mittelbrände und

 

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323 Kleinbrände abgelöscht werden.

 

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309 Menschen wurden aus Notlagen befreit.

 

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Zur Optimierung der Atemschutzausbildung ist die Anschaffung eines
Brandgewöhnungscontainers mit Feststoffbefeuerung geplant.

 

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Auf Landesebene wird über die Gründung von "Kinderfeuerwehren" nachgedacht.

 

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Noch beträgt das Mindestalter für die Aufnahme in die JF 10 Jahre.

 

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Grafik: KBM

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Grafik: KBM