Außergewöhnliches Konzept auf zwei Rädern

Löschzug Bünde-Mitte ergänzt Einsatzleitwagen 2 um einen Geräteanhänger

BeladungIuK.Aus Alt mach Neu: Feuerwehrleute vom Löschzug Bünde-Mitte haben einen ausgemusterten Sanitätsanhänger zu einem Geräteanhänger für die Informations- und Kommunikationsgruppe (IuK-Gruppe) umgebaut. Viele Stunden Arbeit wurden uneigennützig geleistet, um das Projekt zu verwirklichen. Entstanden ist ein einzigartiger Wagen, der bei Großschadenslagen zum Einsatz kommt. Klaus Obermann, Leiter des Löschzugs Bünde-Mitte, zeigt sich stolz. Das Beladungskonzept des Anhängers sei richtungweisend, sagt er.

 

Die Ausgangslage ist schnell erläutert.  Der Kreis Herford verfügt über zwei Einsatzleitwagen 2 (ELW 2). Eine dieser mobilen „Nachrichtenzentralen“, sie sind mit Funkarbeitsplätzen und Telefonanlage ausgerüstet, wird bereits seit Jahren von den Feuerwehrleuten aus Bünde betreut. Während dieser Zeit wurde die technische Ausrüstung der Informations- und Kommunikationsgruppe laufend ergänzt und verbessert. Die Erfahrungen aus zahlreichen Großeinsätzen lieferten hierfür die Ideen. Bisher verstauten die „Funkspezialisten“ von der Else ihr Equipment auf einem alten Anhänger aus Bundeswehrbeständen. Eine Notlösung; denn dieses Gefährt bot keinerlei Möglichkeiten, um das Material geordnet in Regalen zu verstauen und im Notfall schnell zu entnehmen. „Für den ELW 2 wurde deshalb dringend ein neuer Geräteanhänger gesucht“, sagt Klaus Obermann. Bereits im Jahr 2007 hatten die Bünder beim Kreis Herford angefragt. Doch dort konnte man zumindest finanziell nicht weiterhelfen. „Ein solcher Spezialanhänger kostet rund 18.000 Euro“, so Bernd Altemeier, stellvertretender Leiter des Löschzugs Bünde-Mitte.

Eine Lösung zeichnete sich erst vier Jahre später ab. Ein Rettungsanhänger, der im Jahr 2004 im Zuge des MANV-Konzeptes (Massenanfall an Verletzten) beschafft worden war, sollte ausgemustert werden. Zwischenzeitlich waren die Hilfsorganisationen im Katastrophenschutz nämlich flächendeckend mit Gerätewagen-Sanitätsdienst ausgerüstet worden und der Kreis Herford hatte sein Wechselladerkonzept weiter ausgebaut.  Die Beamten der Kreisverwaltung erinnerten sich an den Löschzug Bünde-Mitte und sein Problem. Am 22. März 2011 wechselte der ehemalige Sanitätsanhänger schließlich von der Kreisfeuerwehrzentrale an die Else. Der Hänger war damals schon in feuerwehrrot lackiert und verfügte über eine verstellbare Deichsel. Doch die weitere Bestandsaufnahme sei dann eher ernüchternd ausgefallen, erinnert sich Klaus Obermann. „Die gesamte elektrische Installation war marode!“ Durch schadhafte Kabelisolierungen sei es ständig zu Kurzschlüssen gekommen. Die Bünder Wehrleute entschlossen sich daher, den Wagen einer umfassenden Generalüberholung zu unterziehen und gleichzeitig das Regalsystem auf ihre Belange anzupassen. Rund 150 Stunden ehrenamtliche Arbeit seien in den folgenden Wochen geleistet worden, schätzt Bernd Altemeier, der im Hauptberuf Kraftfahrzeugmeister ist und das Projekt in seinem Familienbetrieb betreute. „Teilweise wurde bis in die späten Abendstunden unter Schweinwerferlicht gearbeitet“, lobt Altemeier seine Mannschaft. Fast 20 Meter Hauptkabel wurden verlegt, neue Steckdosen und ein Sicherungskasten eingebaut. Darum kümmerten sich Marcel Stärke und Philipp Obermann. Die beiden Elektroexperten installierten außerdem zwei LED-Heckblitzer. Eine solche Warnanlage sei eigentlich an einem Anhänger nicht erlaubt, erläutert Klaus Obermann, doch die Behörde habe eine Sondergenehmigung erteilt. Die gesamte elektrische Anlage ist auf eine Betriebsspannung von 12 Volt ausgelegt, es können aber auch 230 Volt eingespeist werden. Außerdem verfügt der Anhänger über eine Batterie, um die Stromversorgung im Notfall aufrechtzuerhalten.  Der Umbau des Regalsystems wurde währenddessen von Harald Röske und seinen Helfern in Angriff genommen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Alle Ausrüstungsgegenstände haben jetzt ihren festen Platz. Die Beladung ist dabei so konzipiert, dass ein Stabsraum mit den nötigen Arbeitsmitteln ausgerüstet, aber auch der Führungsstab und das Personal des ELW 2 verpflegt werden können. Denn während die übrigen Einheiten im Falle einer Großschadenslage den Verpflegungsstellen zugeführt werden könnten, sei dies für die Einsatzleitung nicht so ohne Weiteres möglich, erklärt Obermann. Lagekartentisch, Leinwand und Bänke gehören deshalb genauso zur Ausrüstung, wie Geschirr, Gaskocher, Thermo-Lebensmittelkanister und ein LKW-Kühlschrank. Auch an Liegepolster wurde gedacht. So kann das Zugfahrzeug, ein Einsatzleitwagen 1 auf Basis eines Opel Movano, quasi als Campingbus genutzt werden. Die Wehrleute konstruierten dazu ein spezielles „Bettgestänge“, das zwischen den hinteren Sitzbänken des Movano aufgebaut werden kann. Alles sei über den eigenen Förderverein, also aus Spendengeldern finanziert worden, so Feuerwehrchef Obermann. „Den Kühlschrank haben wir  von der Firma Autoteile Klapper gesponsert bekommen, die neue Beschriftung des Anhängers hat das Schuhhaus Vormbrock bezahlt.“ Für die nach oben aufschwenkbaren Türen des Anhängers haben die Wehrleute einen besonderen Kantenschutz aus Schaumstoff entwickelt, um Unfälle zu vermeiden. Außerdem wurde ein Witterungsschutz aus LKW-Plane angefertigt, der zwischen den geöffneten Türklappen angebracht werden kann. Äußeres Erkennungszeichen des neuen Geräteanhängers der Informations- und Kommunikationsgruppe ist das Melderfahrrad, das an der Frontseite auf einem Spezialhalter mitgeführt wird und von einem Autolackierer von postgelb auf feuerwehrrot umlackiert wurde.

Seine ersten Bewährungsprobe hat der Anhänger bereits beim Großbrand auf dem Gelände der Firma Drekopf und der Explosionskatastrophe in Rödinghausen bestanden. Auch bei der  Frauenfußballweltmeisterschaft im letzten Jahr waren die Bünder mit ihrem außergewöhnlichen Gespann in Mönchengladbach vor Ort. Zu den so genannten vorgeplanten überörtlichen Hilfeleistungen der Bezirksreserve Herford/Minden-Lübbecke rückt die Informations- und Kommunikationsgruppe des Löschzugs Bünde-Mitte standardmäßig mit elf Feuerwehrleuten aus. Für sie liegen im Gerätehaus an der Dünner Straße spezielle Rücksäcke bereit. Die Arbeit der ELW-2-Mannschaft sei dabei anspruchsvoll und interessant, betont Klaus Obermann. Sie reiche vom Führen der Lagekarte und der Facharbeit im Stab bis zur Einrichtung einer externen Stromversorgung und dem Aufbau eines Schnelleinsatzzeltes.

Für den Sommer hat der Löschzug Bünde-Mitte eine Übung an der Nordsee geplant. Im geschlossenen Verband soll es nach Cuxhaven gehen. Dann wird sicherlich wieder an neuen Konzepten und den passenden Lösungen gearbeitet.

Von Jens Vogelsang
Fotos: B. Altemeier, J. Vogelsang

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Der Hänger vor der Umbaumaßnahme an der Kreisfeuerwehrzentrale.

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Bis in die späten Abendstunden wird …

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… am Projekt „IuK-Geräteanhänger“ gearbeitet.

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Der Umbau des Regalsystems und …

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… die Erneuerung der Elektroinstallation machen Fortschritte.

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Die Heckblitzer werden installiert.

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Geräteanhänger nach dem Umbau: Alles hat seinen festen Platz.

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Die Beladung reicht von der Gasflasche bis zur Leinwand.

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Selbst an einen Kühlschrank ist gedacht, zeigt Klaus Obermann.

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Bernd Altemeier demonstriert den speziellen Witterungs- und…

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 … Kantenschutz.

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Das Melderfahrrad sorgt für Aufsehen.

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Bereit für den Einsatz: ELW 2 (l) und ELW 1 mit Geräteanhänger.