Es geht (langsam) voran!

Arbeiten an der Kreisfeuerwehrzentrale verzögern sich, Übungswohnung nicht realisierbar


DSC_0495Die Bauarbeiten an der Kreisfeuerwehrzentrale in Hiddenhausen-Eilshausen sind in den vergangenen Monaten weit vorangeschritten. Zurzeit verlegen die Handwerker die Heizungsrohre im neuen Leitstellengebäude. Die Gestaltung der Außenfassade nimmt ebenfalls Form an. Unterdessen wurde bekannt, dass die im Rahmen des Gesamtprojektes vom Kreisfeuerwehrverband geforderte Atemschutzübungswohnung aus finanziellen Gründen nicht realisierbar ist. Als Alternative werde mittelfristig ein Brandgewöhnungscontainer zur Verbesserung der Atemschutzausbildung angeschafft. Das sagte Kreisbrandmeister Wolfgang Hackländer in einem Gespräch.


Für 6,4 Millionen Euro entstehen am bisherigen Standort an der Meierstraße, Ecke Königsbergerstraße eine neue Leitstelle und eine moderne Kreisfeuerwehrzentrale. 580 Seiten umfasst die Baubeschreibung für das Projekt, rund 60 Firmen sind daran beteiligt.  Die Federführung hat dabei die Oevermann Hochbau GmbH, Gütersloh. Sechs Wochen hinken die Bauarbeiter momentan dem Zeitplan hinterher. Das betrifft vor allem den Neubau der Fahrzeughallen für die Einsatzwagen der Feuerwehrzentrale. Wer die Bauverzögerung zu verantworten hat, bleibt fraglich. Die Kreisverwaltung und Generalunternehmer Oevermann halten sich dazu bedeckt. Eigentlich war die Fertigstellung der modernen Durchfahrtshallen samt Materiallager und Waschhalle für den 17. Dezember vorgesehen. Doch diesen Termin konnte der Generalunternehmer  trotz großer Anstrengungen nicht einhalten.  Knapp zwei Wochen waren die Hallen aufgrund der Bauferien während der Weihnachtszeit verwaist. Einzig an der Steuerung für die Hallentore und dem Blitzschutz wurde gewerkelt.  "Warum die erste Arbeitswoche im neuen Jahr angesichts von sechs Wochen Bauverzug nicht genutzt wurde, ist mir unverständlich", meint Kreisbrandmeister Wolfgang Hackländer. Angesichts des milden Winters hätte man sicherlich Zeit aufholen können.  Jetzt stehen die Einsatzfahrzeuge noch weitere Wochen im Freien. Ein geeignetes Ausweichquartier konnte nicht gefunden werden. Sollte es doch noch zu einem Wintereinbruch kommen, müssten die Autos umständlich mit Folien abgedeckt werden. "Das kostet im Notfall wertvolle Minuten", sagt Hackländer.

In den Wochen vor Weihnachten wurden die Fahrzeughallen eilig abgedichtet. Auch der Boden ist bereits teilweise fertig gestellt. Er wurde aus einem Spezialbeton gegossen, der jetzt 28 Tage aushärten muss.  Als Beschichtung ist ein rutschfester Belag vorgesehen. Am 9. Januar werden die Bauarbeiten nun mit Hochdruck wieder aufgenommen. Das hat Generalunternehmer Oevermann versprochen. Dann werden wohl parallel die Gewerke Heizung, Elektrik und Abgasabsaugung in Angriff genommen. Weiterhin fehlen noch die Dämmung auf dem Dach und die abschließende Dachhaut aus Trapezblechen. Ende Januar, so haben es die Verantwortlichen der Oevermann GmbH zugesagt, soll dann mit der Anpflasterung der Ein- und Ausfahrten dieser Bauabschnitt endgültig abgeschlossen sein.

Der Kreisbrandmeister zeigt sich übrigens mit der Bauausführung sehr zufrieden. "Hier wird sehr solide Arbeit geleistet und erstklassiges Material verwendet." Viele Aufträge wurden an Subunternehmen aus der Region vergeben. So liefert die Firma Ecovent aus Lübbecke die moderne Abgasabsaugtechnik. Das Gebläse der Anlage schaltet sich automatisch ein, sobald im Führerhaus eines der Einsatzfahrzeuge der Zündschlüssel umgelegt wird. Außerdem passen sich die Abgasschläuche automatisch den Auspuffrohren jedes Wagens an. In der Waschhalle wird zudem ein hoch moderner Pumpenprüfstand eingebaut, um die praktische Ausbildung der Feuerwehrmaschinisten zu erleichtern. "Das Planungsbüro wurde hierzu direkt vor Ort  von einem Experten des Instituts der Feuerwehr (IdF) aus Münster beraten", erläutert Wolfgang Hackländer. Ebenso wird der alte Bremsenprüfstand wieder eingebaut. Der Technische Überwachungsdienst (TÜD) kann so weiterhin die Feuerwehrfahrzeuge direkt an der Feuerwehrzentrale abnehmen. "Das erleichtert uns die Arbeit!"

Ebenso begeistert zeigt sich der Kreisbrandmeister von der Ausgestaltung des neuen Leitstellengebäudes. Im Erdgeschoss sind ein großer Planspielraum, das Büro für die Informations- und Kommunikationsgruppe (IuK) sowie der Saal für den Führungsstab vorgesehen. Kommt es zu einer Großschadenslage, so Hackländer, könnte die Kreiseinsatzleitung hier quasi auf einer Ebene reibungslos zusammenarbeiten. Die modernen Computer im Stabsraum werden in den Tischplatten versenkbar sein und notwendige Programm-Updates selbständig durchführen. Geplant sind außerdem 70-Zoll-Wandmonitore. Die vom Einsatzleitwagen 2 abgesendeten Einsatzfotos können so künftig im Großformat zur Lagebeurteilung dienen. Die Modelllandschaft im Planspielraum erhält außerdem eine Minikamera, die einen realistischen Eindruck vom nachgestellten Einsatzgeschehen im Maßstab 1:87 ermöglicht.  Der Raum erhält ein Podest mit Sitzreihen, so wie am Institut der Feuerwehr in Münster. "Ein solcher Planspielraum ist einmalig im Regierungsbezirk Detmold", da ist sich der Kreisbrandmeister sicher. Die Räume im Obergeschoss sind für die eigentliche Leitstelle vorgesehen. Vier Funktische stehen den Disponenten künftig zur Verfügung. Ein weiterer Arbeitsplatz ist für den Lagedienstführer geplant. Der Dienststellenleiter und Systemadministrator erhalten separate Büros.

Das neue Leitstellengebäude soll Ende März in "staubfreiem Zustand" übergeben werden. Dann beginnt der Einbau der Funktechnik und der neuen Telefonanlage im Obergeschoss, für die rund zwei Millionen Euro veranschlagt sind. Diesen Part sowie die Möblierung des gesamten Neubaus übernimmt die Firma Eurofunk-Kappacher aus Österreich. Ein neuer 28 Meter hoher Funkmast für den Digital- und Richtfunk sowie die digitale Alarmierung gehört ebenfalls zur Komplettausstattung. Die neue Leitstellensoftware ist übrigens schon eingetroffen. Die Computer-Programme stammen von der Firma ISE-Software aus Aachen. Thomas Twelsiek und Holger Klann von der Kreisleitstelle sind bereits seit einigen Tagen damit beschäftigt, die Daten zu übertragen und gleichzeitig  die Alarm- und Ausrückeordnung zu bereinigen. Unterstützung bei der Dateneingabe erhalten die beiden Beamten von einem Kollegen aus dem Kreis Lippe. Die dortige Leitstelle arbeitet bereits mit der ISE-Software, allerdings mit einer älteren Programmversion. So kann der Leitstellenmitarbeiter aus dem Nachbarkreis gleichzeitig neue Erfahrungen sammeln. Im Frühjahr wird die Leitstellentechnik  einem ausgiebigen Test unterzogen. Dann reisen Fachleute aus dem Kreis Herford nach Österreich, um alle Komponenten vorab ausgiebig zu testen und letzte Detailfragen, wie z.B. die blendfreie Beleuchtung der Funktische, zu klären.

Im Jahr 2013 wird der Umbau der Kreisfeuerwehrzentrale in Angriff genommen. Die gleichzeitige Einrichtung einer Atemschutzübungswohnung ist allerdings nicht realisierbar. Der Kreisfeuerwehrverband hatte den Übungsbereich gefordert, um die Personensuche mit der Wärmebildkamera unter realistischen Bedingungen zu trainieren. Hierzu hätte jedoch das Dach der bisherigen Atemschutzwerkstatt aufgestockt werden müssen, um eine zusätzliche Fläche von rund 55 Quadratmetern zu erhalten. Die weiteren Kosten von 380.000 Euro waren letztlich nicht vertretbar. Die Verwaltung habe aber von den Kreistagspolitikern bereits den Auftrag erhalten, nach einem Standort für einen Brandgewöhnungscontainer zu suchen, so die Informationen des Kreisbrandmeisters. Angesichts der dichten Bebauung im Kreis Herford dürfte das nicht einfach werden. Hackländer rechnet dennoch damit, dass der Container samt sanitärer Anlagen innerhalb der nächsten zwei Jahre zur Verfügung stehe. Schließlich müsse eine adäquate Ausbildung der Atemschutzgeräteträger gewährleistet sein. Bisher nutzen die heimischen Einsatzkräfte den Flashover-Container der Kreisfeuerwehr Paderborn in Büren.

Am 19. Januar wird es auf dem Gelände der Kreisfeuerwehrzentrale eine Informationsveranstaltung geben, zu der die Anwohner ebenfalls eingeladen sind. Die benachbarten Familien haben sich in den zurückliegenden Wochen sehr verständnisvoll gezeigt, obwohl teilweise bis in die späten Abendstunden hinein auf der Baustelle reger Betrieb geherrscht habe, so Wolfgang Hackländer. "Uns ist weiterhin sehr daran gelegen, das gute nachbarschaftliche Verhältnis zu wahren!"
Von Jens Vogelsang
(Text u. Fotos)

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Die Fertigstellung der neuen Fahrzeughallen verzögert sich.

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Der Betonfußboden muss 28 Tage aushärten.

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In der Waschhalle wird ein moderner Pumpenprüfstand eingerichtet.

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Fertigstellung Ende März? Im neuen Leitstellengebäude läuft der Innenausbau.

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KBM Hackländer am Erdgeschosseingang.
Das gläserne Treppenhaus erhält im Obergeschoss einen separaten Zugang.


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Der Planspielraum wird mit einer Kamera und einem 70-Zoll-Bildschirm ausgerüstet.

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Auch bei geschlossener Tür bleibt der Kontakt zwischen Leitstelle (Hintergrund)
und Besprechungsraum (Vordergrund) durch eine Fensteröffnung gewahrt.


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Bisher wird der Flashover-Container der Kreisfeuerwehr Paderborn
in Büren für die Atemschutzausbildung genutzt.