"Giftwolke über dem Stadtgebiet"

Bünder „Messleitkomponente“ rückt nach Bielefeld aus

k-DSC 0170Bielefeld. Die Feuerwehr Bielefeld hat am Samstag (5.04.2014) den Ernstfall geprobt. Nach einem Gefahrstoffunfall an der Autobahn 2, so das angenommene Szenario, bedrohte eine gifte Wolke den Bielefelder Osten. Ein Großaufgebot der Feuerwehr rückte an. Mit dabei:  Die Informations- und Kommunikationsgruppe des Löschzugs Bünde-Mitte mit dem Einsatzleitwagen 2. Vor Ort ging es darum, mit speziellen Erkundungsfahrzeugen die Ausbreitung der Schadstoffe festzustellen. Außerdem sei die Entgiftung von verletzten Personen, also die Dekontamination, in einem Spezialcontainer geprobt worden, sagte Frank Klumpe, der bei der Berufsfeuerwehr Bielefeld für die Einsatzvorbereitung und –planung zuständig ist.

Die Ausgangslage: An einer Abfahrt von der Autobahn 2 ist in den Nachtstunden ein Lastzug mit Gefahrgut verunglückt. Eine Spezialfirma übernimmt die Bergung. Beim Umfüllen der giftigen Ladung in ein Ersatzfahrzeug kommt es zu einem unkontrollierten Austritt des giftigen Stoffes. Dies wird der Leitstelle Bielefeld umgehend gemeldet, die daraufhin gegen 7.30 Uhr die für eine ABC-Lage (ABC steht für atomare, biologische und chemische Gefahren) vorgesehenen Spezialkräfte der Berufs- und Freiwilligen Feuerwehr alarmiert. Aus Bünde wird die sogenannte Messleitkomponente angefordert. Elf Einsatzkräfte vom Löschzug Mitte machen sich mit dem Einsatzleitwagen 2 (ELW 2) auf den Weg in das ostwestfälische Oberzentrum.

Mittlerweile zieht eine Gefahrstoffwolke über den Stadtbezirk Heepen hinweg. Die Einsatzleitung zieht bis zu elf ABC-Erkunderfahrzeuge in den betroffenen Wohngebieten zusammen, die aus der gesamten Region angerückt sind. Die Transporter verfügen über modernste Messtechnik, mit der giftige Gase, aber auch radioaktive Strahler bereits während der Fahrt aufgespürt werden können. Die Spezialeinheiten müssen nun schnellsten feststellen, wohin sich die Gefahrstoffwolke ausbreitet und in welcher Konzentration in der Umgebungsluft Giftstoffe nachzuweisen sind. Die Mannschaft aus Bünde ist derweil im ELW 2 damit beschäftigt, die einzelnen Messtrupps im Stadtgebiet zu koordinieren. Die eingehenden Analyseergebnisse werden genau protokolliert. In Kombination mit den Zusatzinformationen zur Situation vor Ort ergibt sich nach und nach ein genaues Lagebild, auf das die Einsatzleitung nun zurückgreifen kann.

In einem zweiten Übungsabschnitt wird die Entgiftung von Unfallopfern geprobt. Drei Löschabteilungen haben einen Dekontaminationsplatz aufgebaut. „Das Land NRW hat hierzu einen speziellen Abrollcontainer DekonV konzipiert“, sagt Frank Klumpe. Bis zu 50 Verletzte können stündlich in der Anlage, die mit ihren beiden Zelten rund 400 Quadratmeter an Platz benötigt, behandelt und einer entgiftenden Reinigung unterzogen werden. Unzählige Einsatzkräfte – Ärzte, Rettungsassistenten und Dekontaminationshelfer – werden benötigt, um den reibungslosen Ablauf zu garantieren. Die Helfer aus Bünde sind an diesem Tag mit eingebunden. Ihnen wird von der Feuerwehr Bielefeld eigens ein besonderer Abrollcontainer zur Verfügung gestellt. Der dient als erweiterter Besprechungsraum. Das Fernmeldebetriebspersonal hat so im Einsatzleitwagen mehr Platz für seine Arbeit. Ziel des heutigen Tests sei schließlich auch, die Belastungsgrenze für den ELW 2 herauszufinden und die Möglichkeiten des neu eingeführten Digitalfunks auszuloten, sagt BF-Mann Klumpe, der die Übung erarbeitet hat und sich in einer ersten Einschätzung mit dem Verlauf zufrieden zeigt. Jetzt folgt eine genauere Auswertung, um die Zusammenarbeit der ABC-Komponenten  weiter zu verbessern. Gefahrgutunfälle, wie in Bünde zuletzt an der Lübbecker Straße, stellen immer eine besondere Herausforderung für die Feuerwehr dar, zu deren Bewältigung besonderes Fachwissen, moderne Ausrüstung aber auch kontinuierliche Aus- und Weiterbildung gehören.

Die „Messleitkomponente“ aus Bünde war bereits in der Vergangenheit gemeinsam mit der Feuerwehr Bielefeld im Einsatz. Zu einem ersten Realeinsatz kam es, als im September 2012 eine Düngemittelfabrik im Krefelder Rheinhafen brannte. Die Bezirksregierung hatte daraufhin den Gefahrstoff-Messzug aus Ostwestfalen unter Leitung der BF Bielefeld in Marsch gesetzt. Die Informations- und Kommunikationsgruppe aus Bünde war damals ebenfalls mit dabei.

Philip Hergt, FW Bünde
(Infos u. Fotos)

Stichwort: Einsatzleitwagen 2 (ELW 2)
Der ELW 2 ist eine Art mobile Kommunikation- und Führungszentrale. Das Fahrzeug verfügt über Funk-, Besprechungs- und Technikräume, Telefonanlage, Stromversorgung und Antennenmast. Es handelt sich um ein Kreisfahrzeug, das an der Feuerwache Dünner Straße in Bünde stationiert ist und durch Kräfte des Löschzugs Mitte besetzt wird. Der Wagen kommt sowohl bei örtlichen, als auch bei überörtlichen (zumeist großen) Schadenslagen, wie zuletzt beim Elbehochwasser, zum Einsatz. Der Kreis Herford verfügt über einen weiteren ELW 2, der in Löhne stationiert ist.

-Her-


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Die ELW 2-Mannschaft richtet sich auf dem Gelände der Firma Torwegge- Fördertechnik ein.
Von der Feuerwehr Bielefeld kommt ein zusätzlicher
Container, der als …

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… Arbeitsplatz und Besprechungsraum dient.

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Die Informations- und Kommunikationsgruppe ist als „Messleitkomponente“ einsatzbereit.

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Bis zu elf ABC-Erkunderfahrzeuge (rechts im Bild) müssen koordiniert werden.

Unbenannt
Eine "Giftwolke" breitet sich von der A 2 über den Bielefelder Osten aus.

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Es werden Meldezettel geschrieben und …

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… Analyseergebnisse zusammengefasst.

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In einem weiteren Übungsabschnitt ist die Rettung von verletzten und kontaminierten Unfallopfern angelaufen. …

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… Sie werden im Abrollbehälter DekonV (AB DekonV) einer Entgiftung unterzogen. Drei Löschabteilungen sind hier im Einsatz.