Mehr Migranten für das Ehrenamt begeistern

Jahreshauptversammlung der Feuerwehr Herford

DSC 1284Herford. Die Feuerwehr Herford hat am Freitagabend (06.03.2015) auf Dallmanns Deele in Elverdissen getagt. Während der Jahreshauptversammlung machte Feuerwehrchef Michael Stiegelmeier deutlich, wie wichtig eine gute Ausbildung und moderne Ausrüstung für den Einsatzalltag sind. Die Wehr möchte zudem ihr Personal im ehrenamtlichen Bereich verstärken. „Wir wollen mehr Migranten für die Feuerwehr gewinnen“, sagte Stiegelmeier. Bürgermeister Tim Kähler überbrachte eine gute Nachricht. Der Stadtrat hatte nämlich erst wenige Stunden zuvor beschlossen, dass die Aufwandsentschädigung der Wehrleute angehoben wird.

Künftig erhalten die Ehrenamtlichen 10 Euro  pro Einsatzstunde. Bisher gab es eine Staffelung, die in der Eingangsstufe acht Euro für die ersten beiden Stunden vorsah. Die Vergütungen für die Funktionsträger, vom Wehrführer, über den Leiter des Löschzuges bis zum Gerätewart würden ebenfalls angehoben, verkündete Kähler am Freitagabend. Der Rat sei damit einmütig der Beschlussvorlage gefolgt. Kähler bezeichnete den Schritt als Mindestmaß an Wertschätzung gegenüber der ehrenamtlich geleisteten Arbeit. „Das haben Sie sich verdient!“  Und: „Die Sicherheit der Stadt hängt von Ihrem Engagement ab.“ Deshalb habe er seit Beginn seiner Amtszeit ein besonderes Augenmerk auf die Feuerwehr gelegt.
„Der Mensch ist erst wirklich tot, wenn niemand mehr an ihn denkt!“ Mit diesem Brecht-Zitat gedachten die Feuerwehrleute ihrer im letzten Jahr verstorbenen Kameraden. In seinem anschließenden Jahresbericht hob Michael Stiegelmeier die gute räumliche Situation der Wehr hervor. Das Gerätehaus Diebrock stehe kurz vor der Fertigstellung. Der Einzug werde bereits in den nächsten Tagen erfolgen. In punkto Fahrzeugbeschaffungen sei es ebenfalls ein großes Stück vorangegangen. Im August werde das neue Hilfeleistungslöschfahrzeug an die Löschgruppe Diebrock ausgeliefert. Ein neues Mannschaftstransportfahrzeug für den Standort Schwarzenmoor und ein Kommandowagen für den Vorbeugenden Brandschutz seien  in der Beschaffung. Außerdem, so erläuterte Stiegelmeier, hätten die Bauarbeiten an der Feuerwache Werrestraße begonnen. Hier entsteht eine neue Fahrzeughalle, die für das Wechselladerfahrzeug dringend gebraucht wird. Der Dreiachser parkt zurzeit noch unter freiem Himmel. In nächster Zeit werden alle Atemschutzgeräteträger der Feuerwehr Herford mit neuen Überhosen ausgerüstet. „Wir brauchen das beste Material“, forderte der Feuerwehrchef mit Blick auf die Brandkatastrophe in Vlotho, bei der am Silvesterabend zwei Menschen ihr Leben verloren hatten.  Verbesserungspotential gebe es weiterhin im Hinblick auf die Personalstärke der Wehr im ehrenamtlichen Bereich.    153 Aktive versehen zurzeit ihren Dienst an den vier Standorten in Diebrock, Elverdissen, Schwarzenmoor und der Innenstadt. Diese Zahl sei sicherlich noch ausbaufähig, meinte Stiegelmeier. Darum nehmen die Hansestädter an einem Projekt teil, um mehr Menschen mit Migrationshintergrund für den Dienst in der Freiwilligen Feuerwehr zu gewinnen. Außerdem, so sagte Stiegelmeier, werde die Zusammenarbeit mit der Berufsfeuerwehr Bielefeld in den südlichen Stadtteilen Laar und Stedefreund intensiviert. Er begründete diesen Schritt mit der langen Anfahrtsstrecke für die eigenen Einsatzkräfte.
Die Feuerwehr Herford rückte im vergangenen Jahr zu 88 Brandeinsätzen aus. Darunter befanden sich acht Großfeuer, bei denen mehr als drei C-Strahlrohre eingesetzt werden mussten. 398 Mal leisteten die Wehrleute technische Hilfe. Davon in 55 Fällen bei Verkehrsunfällen und 106 Mal aufgrund von Wasser- und Sturmschäden. Stiegelmeier erinnerte während der Jahreshauptversammlung an besondere Einsatzsituationen aus dem vergangen Jahr. Anfang Juni brannte an der Zeppelinstraße ein LKW, der gepresste Kunststoffreste geladen hatte.  Die Feuerwehr löschte den Brand gerade noch rechtzeitig. Der Lastzug stand nämlich direkt neben einer Gasregelstation. Bei einem weiteren LKW-Brand, der sich auf der Vlothoerstraße ereignet hatte, war die Wärmestrahlung so groß, dass der Kunststoffrolladen an einem benachbarten Gebäude zerschmolz. „Wir mussten große Mengen an Schaum zum Löschen einsetzen, um die Lage in den Griff zu bekommen.“ Dafür sei man bei einem Dachstuhlbrand in Stedefreund im Dezember, der durch einen Blitzschlag ausgelöst worden war,  bewusst  sparsam mit dem Löschwasser umgegangen. Das Haus sei dadurch weiterhin bewohnbar geblieben, sagte Stiegelmeier.
Die beiden stellvertretenden Wehrführer, Michael Heise und Ralf Wöhler, berichteten im Anschuss über den Ausbildungs- und Wettbewerbsbereich. Die Grundausbildung der jungen Feuerwehraktiven fand gemeinsam mit den Feuerwehren Hiddenhausen und Vlotho statt. Heise sprach von einem theorie- und praxisbezogenen Training, das rund 150 Unterrichtsstunden umfasst hätte. Damit im Notfall jeder Handgriff sitze, sei eben ein großes Fachwissen erforderlich. Daneben führte die Feuerwehr Herford eine Aus- und Weiterbildungsmaßnahme für ihre Drehleitermaschinisten durch, die 44 Stunden umfasste. Die Drehleiter sei das technisch anspruchsvollste Fahrzeug bei der Feuerwehr, meinte Heise. 59 Lehrgangs- und Seminarplätze belegten die Feuerwehrleute aus der Hansestadt im vergangenen Jahr an der Kreisfeuerwehrzentrale. Amtskollege Wöhler lobte vor allem die Aktiven der Löschgruppe Elverdissen. Die konnten 2014 beim Leistungsnachweis des Kreisfeuerwehrverbandes überzeugen und in der Kategorie „Löschstaffel“ den ersten Platz belegen.
Für den örtlichen Landtagsabgeordneten Christian Dahm bot die Jahreshauptversammlung eine gute Gelegenheit aus Düsseldorf zu berichten. Die Feuerwehrleute warten bereits seit einiger Zeit auf ein neues Feuerschutz- und Hilfeleistungsgesetz, das künftig Gesetz für den Brandschutz, die Hilfeleistung und den Katastrophenschutz (BHKG) heißen wird. Dadurch soll unter anderem die Aufnahme von Kindern in die Feuerwehr bereits ab dem sechsten Lebensjahr möglich werden. Bisher gilt ein Eintrittsalter in die Jugendfeuerwehr von zehn Jahren. Nach der Gesetzesvorlage ist weiterhin die Position des Mannschaftssprechers vorgesehen, um Konflikten vorzubeugen. Der Entwurf könnte noch vor der Sommerpause im Landtag in erster Lesung beraten werden, sagte Dahm am Rande der Hauptversammlung.
Kreisbrandmeister Hackländer lobte die Zusammenarbeit von Haupt- und Ehrenamt, die in Herford hervorragend laufe. Er berichtete von einem schleichenden Rückgang der Mitgliederzahlen in den Freiwilligen Feuerwehren auf Kreisebene. Dafür habe man den Bestand in den Jugendfeuerwehren konstant halten können. Hackländer sieht bei den Menschen mit Migrationshintergrund ebenfalls ein riesiges Potential. „Wir müssen das Thema anfassen, um ein sinkendes Sicherheitsniveau zu vermeiden!“

Von Jens Vogelsang
(Text u. Fotos)

Ehrungen während der Jahreshauptversammlung:
Feuerwehrehrenzeichen des Landes NRW in Silber (25 Jahre)
Dennis Scholz (LG Diebrock), Jens Ruschke (LZ Herford-Mitte), Axel Freitag (LG Schwarzenmoor), Niels Wörmann (Hauptamtliche Wache)

Feuerwehrehrenzeichen des Landes NRW in Gold (35 Jahre)
Michael Büscher u. Friedhelm Köstermeyer (beide LG Schwarzenmoor), Michael Stiegelmeier (Leiter der Feuerwehr)

Ehrungen des Verbandes der Feuerwehren NRW (VdF NRW)
Rolf Bexten (50jährige Mitgliedschaft), Rolf Pilz und Gerd Sturhahn (60jährige Mitgliedschaft)

Beförderungen während der Jahreshauptversammlung:
Zum Feuerwehrmann/ Zur Feuerwehrfrau
Uwe Eschedor, Marvin Heinovski u. Matthias Jüngermann (alle LG Elverdissen), Leon Marvin Gamrath, Lukas Opitz, Sonja Redeker, Jan Phillipp Rothenroth, Ben Tharun, Henry Uekermann u. Falk Wantzen (alle LZ Herford-Mitte), Jessica Schellenberg (LG Schwarzenmoor)

Zum Oberfeuerwehrmann
Christian Erbe u. Oliver Kempkes (beide LG Diebrock), Jan Hendrik Schulze (LG Elverdissen), Christopher Kastner, Sebastian Redeker, Philipp Sarcevic u. Michael Spilker (alle LZ Herford-Mitte)

Zum Hauptfeuerwehrmann
Markus Greßhöner u. Sebastian Richter (beide LG Diebrock), Denniz Özberk (LZ Herford-Mitte)

Zum Unterbrandmeister
Alexander Schöneberg (LG Diebrock) u. Mark Oliver Fischer (LG Schwarzenmoor)

Zum Brandmeister
Marco Noah (LG Elverdissen) u. Thiemo Brennenstuhl (LZ Herford-Mitte)

Zum Oberbrandmeister
Normann Shepheard (LZ Herford-Mitte)

Zum Brandoberinspektor
Andreas Tharun (LZ Herford-Mitte)

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Das Blasorchester der Feuerwehr Herford sorgt …

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… auf Dallmanns Deele für eine gemütliche Atmosphäre.

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Der Herforder Bürgermeister Tim Kähler (l) im Gespräch mit MDL Christian Dahm

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Michael Stiegelmeier zieht Bilanz

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Auf der Vlothoer Straße brennt ein Lastzug: Die Feuerwehr kämpft gegen die Strahlungswärme
und setzt Schaummittel ein, um die Lage unter Kontrolle zu bekommen.

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GSG Einsatz im Industriegebiet Diebrock: Ausgelaufene Natronlauge verwandelt sich
in eine klebrige Masse, die in einem stundenlangen Einsatz beseitigt wird.

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Nach einem heftigen Starkregen gleicht die Werrestraße einer Seenlandschaft.

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Und noch ein LKW-Brand: Das Fahrzeug steht auf der Zeppelinstraße direkt neben einer Gasregelstation in Flammen.
Die Feuerwehr verhindert das Schlimmste.

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Sonja Redeker erhält ihre Ernennungsurkunde zur Feuerwehrfrau.

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Dürfen sich jetzt Brandmeister nennen: Marco Noah (l) u. Thiemo Brennenstuhl

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Normann Shepheard hält seine Urkunde zum Oberbrandmeister in den Händen

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Wurde zum Brandoberinspektor ernannt: Andreas Tharun, der gleichzeitig Pressesprecher der Feuerwehr Herford ist.

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Seit 25 Jahren dabei: (v.l.) Axel Freitag, Jens Ruschke, Dennis Scholz u. Niels Wörmann

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Seit 35 Jahren dabei: (v.l.) Friedhelm Köstermeyer, Michael Stiegelmeier u. Michael Büscher

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Gruppenfoto der Geehrten u. …

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… der Beförderten

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