Wenn am Fenster die Übungspuppen tanzen

Feuerwehr Kirchlengern trainiert in multifunktionaler Übungshalle des IdF

Münster/Kirchlengern. Einsatzkräfte der Feuerwehr Kirchlengern sind kürzlich nach Münster ausgerückt. Sie trainierten am Institut der Feuerwehr NRW (IdF NRW) einen ganzen Samstag lang die Menschenrettung und Brandbekämpfung. Die Wehrleute durften dazu die multifunktionale Übungshalle auf dem Außengelände im Stadtteil Handorf nutzen. Matthias Kuhle, neuer Ausbildungsbeauftragter der Elsegemeinde, hatte die Idee zu der Schulungsmaßnahme „fern der Heimat“. Er organisierte die Fahrt nach Münster gemeinsam mit Klaus Westerholz, dem stellvertretenden Wehrführer.

 

Die Übungshalle des Instituts misst eine Höhe von etwa 30 Metern und ist mit allerlei Simulationstechnik ausgerüstet. Feuerwehreinsätze, vom Brand in einem Mehrfamilienhaus bis zur Auslösung der Brandmeldeanlage in einem Großraumbüro, lassen sich dadurch realitätsnah nachstellen. „Ich sehe darin ein hohes und nachhaltiges Lernpotenzial“, meinte Kuhle. An der Veranstaltung nahmen 32 Aktive der vier Löschgruppen Stift Quernheim-Klosterbauerschaft, Kirchlengern-Mitte, Kirchlengern und Südlengern teil. „Es gab mehr Interessenten als freie Plätze“, so der Ausbildungsbeauftragte.

 


Simulierter Wohnungsbrand in einem Mehrfamilienhaus. Zwei Feuerwehrleute
haben die Statistenrolle übernommen. 

 

Aus dem 2. Obergeschoss dringt dichter Rauch!

In Handorf stand ein umfangreiches Praxistraining auf dem Programm. Ein Schwerpunkt der Ausbildung wurde auf die taktische Vorgehensweise bei einem „Wohnhausbrand mit Menschenleben in Gefahr“ gelegt. Aus einem Fenster im zweiten Obergeschoss des Hauses mit der roten Klinkerfassade dringt dichter Rauch. Carsten Schröder und Frederik Diekmann zeigen schauspielerisches Talent. Während der eine Statist an der Fensteröffnung im Obergeschoss steht, hustet und laut um Hilfe ruft, versucht der andere im Erdgeschoss für Verwirrung zu sorgen. Gruppenführer Julien Metzner und seine Mannschaft werden „alarmiert“. Die Einsatzstelle befindet sich an der Außenwand der Übungshalle, wo das Stadthaus realistisch nachgestellt wurde. Vor Ort verschafft sich Metzner einen ersten Überblick. Was ist passiert und für wen besteht die größte Gefahr, die zuerst bekämpft werden muss? Sind vielleicht noch weitere Personen in der Obergeschosswohnung? Zügig teilt Metzner seine Leute ein. Sie retten zunächst den Betroffenen im Obergeschoss, der durch den Brandrauch und die Brandausbreitung bedroht ist und beginnen dann mit den Löscharbeiten. Ein Ausbilder des Instituts begleitet die Rettungs- und Löschmaßnahmen. Er gibt während der Nachbesprechungen wichtige Tipps und erläutert, welche alternativen Maßnahmen im Verlaufe der einzelnen Übungsszenarien möglich gewesen wären. Als besonders heikel stellt sich der nachgestellte Unfall in einem Industriebetrieb heraus. Es sind „Gefahrstoffe ausgelaufen“. Mitarbeiter werden „vermisst“ und andere „klagen über Kopfschmerzen und Übelkeit“. Den Kräften aus der Elsegemeinde gelingt es schließlich gemeinsam, die Lage in den Griff zu bekommen.

Matthias Kuhle legte in Münster besonderes Augenmerk auf die Zusammenarbeit der vier Löschgruppen. Die Mannschaften seien deshalb gemischt worden. „Das hat gut geklappt und wurde von den Teilnehmern als besonders positiv empfunden!“ Bei einem echten Feuerwehreinsatz müsse sich schließlich auch jeder auf den anderen verlassen können, egal aus welcher Einheit er komme. Abschließend bedankte sich Klaus Westerholz bei seinen Leuten: „Ihr habt am heutigen Tag einmal mehr Eure Freizeit für die Sicherheit der Bürger unserer Gemeinde eingesetzt!“

 


(v.l.) Gruppenführer Julien Metzner, Ausbildungsbeauftragter Matthias Kuhle
     und Jan Dressler beobachten den Verlauf der Rettungsarbeiten.

 

Die zentrale Feuerwehr-Ausbildungsstätte in NRW

Das Institut der Feuerwehr NRW (IdF NRW) in Münster ist mit etwa 125 Mitarbeitern die größte Feuerwehrschule in Deutschland. Das Ausbildungsangebot richtet sich sowohl an die rund 13.000 Berufsfeuerwehrleute im Lande als auch an die etwa 81.000 ehrenamtlichen Feuerwehrangehörigen. Im Vordergrund stehen die Qualifizierung von Führungskräften und Ausbildern sowie die Vermittlung von Spezialkenntnissen.

Für die praktische Ausbildung gibt es auf dem Außengelände des Instituts im Stadtteil Handorf eine Übungshalle, die nach einer sechsjährigen Planungs- und Bauzeit Anfang 2008 in Betrieb genommen wurde. Sie gilt mit ihrer Simulationstechnik als modernste Anlage ihrer Art in Europa und soll etwa 23 Millionen Euro gekostet haben. Die Halle verfügt über eine Grundfläche von rund 7.000 Quadratmetern. Sie misst an ihrer höchsten Stelle 30 Meter, sodass Übungen mit der Standard-Drehleiter 23/12 im Inneren möglich sind. In und an dem Bauwerk wurden eine Reihe von Gebäuden unterschiedlicher Art, Höhe und (angenommener) Nutzung nachgebildet. Ein multifunktionaler Gebäudekomplex mit Tiefgarage, Verkaufsstätte, Werkstatt, Hochregallager und Laboren zählt dazu. Besonderer Clou der Anlage ist die computergesteuerte Simulationstechnik, die dafür sorgt, dass sich an den Fenstern Figuren zu Rauch, Licht- und Geräuscheffekten bewegen. (Quelle: IdF Münster)

                                                                        Infos u. Fotos: Matthias Kuhle (FW Kirchlengern)

 


Christina Storr betreut den „verletzten Hausbewohner“, der von Fabian Essling gespielt wird.

 


Holger Meier u. Nancy Lückingsmeier nehmen den Hochleistungslüfter vor.

 


Betriebsunfall mit austretenden Gefahrstoffen: Mereike Laduch und Fabian Essling
     vom Angriffstrupp retten Jan Dressler, der einen „bewusstlosen Mitarbeiter“ simuliert.

 


„Frauenpower“: Der Atemschutztrupp mit Mareike Laduch (l) und Sarah Ottensmeier wartet auf seinen Einsatz.

 


Julien Metzner erteilt den Einsatzbefehl an seine Mannschaft.

 


Der Angriffstrupp bekommt von Tobias Hurlbrink (l) letzte Instruktionen.

 


„Manöverkritik“ in großer Runde

 


Die Schulungsteilnehmer aus den Löschgruppen Stift Quernheim-
     Klosterbauerschaft, Kirchlengern-Mitte, Kirchlengern u. Südlengern sind zum
     Gruppenfoto angetreten.

 


Die Übungshalle am IdF in Münster gilt als die modernste ihrer Art in Europa.
     (Foto: IdF Münster)