In einer Stunde sind 2.500 Badewannen leer!

Wechselladerfahrzeuge mit Hochleistungspumpen am IdF in Münster übergeben

Düsseldorf/Münster. Das Land NRW stellt der Feuerwehr fünf Hochleistungs-Wasserfördersysteme für den Katastrophenschutz zur Verfügung. Innenminister Ralf Jäger hat die Wechselladerfahrzeuge (WLF) samt moderner Pumpentechnik (am 7.12.2016) am Institut der Feuerwehr in Münster übergeben. Sie werden in Olpe, Paderborn, Emmerich, Euskirchen und Emsdetten stationiert. Rund 4,6 Millionen Euro wurden dafür investiert. Der Betrag stammt aus Mitteln der Feuerschutzsteuer.

Für die alltägliche Gefahrenabwehr reichen die Standardlöschfahrzeuge der Feuerwehr völlig aus. Kommt es allerdings zu einer Großschadenslage, dann sind die Kapazitäten schnell erschöpft. Nach den großflächigen Unwetterlagen der vergangenen Jahre hatten die Städte Düsseldorf, Duisburg, Essen und Krefeld bereits reagiert. Sie beschafften   vom niederländischen Hersteller Hytrans b.v. aus Lemmer  spezielle Wasserfördersystem. Das Ministerium für Inneres und Kommunales NRW hat jetzt nachgezogen und das  "Hytrans Fire System" (HFS) einschließlich geeigneter Trägerfahrzeuge auch im Katastrophenschutz eingeführt. Die moderne Technik kommt künftig immer dann zum Einsatz, wenn besonders viel Wasser abgepumpt oder viel Löschwasser gefördert werden muss - also bei Hochwasser oder Großbränden.

 
NRW rüstet auf: In allen fünf Regierungsbezirken sind jetzt Wechselladerfahrzeuge
            (WLF) mit Hochleistungspumpen stationiert. Die Fahrzeuge basieren auf Vierachs-Fahrgestellen von Mercedes-Benz. 
(Foto: KFV Paderborn)

 

Schläuche messen 50 Meter Länge

Die Wechselladerfahrzeuge basieren auf einem Fahrgestell von Mercedes-Benz (Typ Arocs) mit 420 PS und Allradantrieb (8x8). Die Technik für das hydraulische Abrollsystem stammt von Meiller, dem Spezialisten für Muldenkipper aus München. Damit lässt sich der Container mit dem HFS-System mühelos auf- und absatteln. Herzstück des Abrollbehälters (AB) ist die Pumpeneinheit mit einer hydraulisch angetriebenen, schwimmfähigen Pumpe, die  über eine 60 Meter lange Hydraulikleitung mit dem 200 PS starken Schiffsdieselmotor verbunden ist. Die Förderleistung der Pumpe beträgt 3.500 Liter pro Minute bei elf Bar im "Druckeinsatz" und 8.000 Liter pro Minute bei 2,1 Bar im sogenannten "Lenzbetrieb", also beim Abpumpen. Mit dieser Leistung könnte ein 25 Meter langes Standardschwimmbecken in rund  70 Minuten geleert werden. Oder, wie Innenminister Jäger feststellte: „In einer Stunde haben Sie damit 2.500 Badewannen leer gemacht!“ Die Wasserförderung erfolgt über F-Schläuche.  Sie messen eine Länge von 50 Metern und einen Durchmesser von 15 Zentimetern und sind damit deutlich größer als die gewöhnlichen Feuerwehrschläuche, die einen Durchmesser von 7,5 Zentimetern haben und 20 Meter lang sind.  40 F-Schläuche mit einer Gesamtlänge von zwei Kilometern sind im Abrollbehälter in Buchten verstaut. Durch diese besondere Art der Lagerung kann die Schlauchleitung bereits vom langsam voran fahrenden WLF aus verlegt werden. Während des Hochwassers an der Elbe im Jahr 2013 waren auch HFS-Systeme aus NRW über viele Tage im überörtlichen Einsatz und haben sich beim Abpumpen großer Wassermengen außerordentlich wirkungsvoll gezeigt.

 

WLF für den Regierungsbezirk Detmold steht in Büren-Ahden

Bereits Ende 2013 waren die fünf Bezirksregierungen beauftragt worden, in enger Abstimmung mit den kommunalen Aufgabenträgern, die zukünftigen Standorte für die Katatrophenschutz-Fahrzeuge festzulegen. Für den Regierungsbezirk Detmold fiel die Wahl auf den Kreis Paderborn. Das WLF ist dort an der Kreisfeuerwehrzentrale in Büren-Ahden in der Nähe des Flughafens stationiert und steht für örtliche und überörtliche Einsätze bereit. Für den Betrieb sind die Feuerwehren Lichtenau und Salzkotten zuständig. „75 Feuerwehrleute werden für den Umgang mit der neuen Technik am Institut der Feuerwehr in Münster ausgebildet“, sagte stellvertretender Bezirksbrandmeister Elmar Keuter. Das Institut bietet eine HFS-Führungskräfteausbildung und eine HFS-Maschinistenausbildung samt  Fahrsicherheitstraining an.  

Das Land NRW will in den nächsten sieben Jahren weitere 124 Millionen Euro in den Brand- und Katastrophenschutz investieren. (MIK NRW, Redaktion: kfv-herford.de)

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Auf dem Container des niederländischen Herstellers Hytrans b.v. sind die
            Schwimmpumpe, der Schiffsdiesel für den hydraulischen Antrieb und 40 F-Schläuche verstaut.
(Foto: Hytrans b.v., Lemmer, N.L.)

 


Übungseinsatz mit mehreren Schwimmpumpen. Jede von ihnen schafft bis zu 8.000 Litern pro Minute im Lenzbetrieb.
(Foto: Hytrans b.v., Lemmer, N.L.)

 


Die F-Schläuche messen eine Länge von 50 Metern und einen Durchmesser von 15 Zentimetern.
(Foto: Hytrans b.v., Lemmer, N.L.)

 


Verteiler mit fünf B-Abgängen: Die Armaturen sind ebenfalls besonders groß dimensioniert.
(Foto: Hytrans b.v. Lemmer, N.L.)