Dienstbesprechung in die niedersächsische Landeshauptstadt verlegt

Feuerwehr Vlotho fährt nach Hannover und lernt die Wache 5 kennen

fw5 hajVlotho/Hannover. Eine Brandmeisterarbeitstagung muss nicht langweilig sein. Das hat die Feuerwehr Vlotho bewiesen. Sie kombinierte ihre alljährliche Arbeitstagung kurzerhand mit einem Wochenendausflug nach Hannover, der vom 8. bis 9. April 2017 stattfand. In der niedersächsischen Landeshauptstadt machte die Feuerwehrabordnung aus der Heimat auf dem Gelände der Feuer- und Rettungswache 5 Station. Die Einheit der Berufsfeuerwehr in Hannover-Roderbruch ist auf die schwere Technische Hilfeleistung und auf Intensiv-Krankentransporte spezialisiert. Sie demonstrierte den Gästen aus dem Wittekindsland ihr modernes Gerät. Vlothos Wehrführer Torsten Sievering lobte die Berufsfeuerwehr Hannover anschließend: „Das war eine tolle Präsentation!“

Am Samstagmorgen hatten sich die Feuerwehrleute mit mehreren Mannschaftstransportern auf den Weg von der Weser an die Leine gemacht. Auf dem Gelände der Wache 5 an der Karl-Wiechert-Allee angekommen, lernten sie zunächst die Struktur der Berufsfeuerwehr Hannover kennen. Die niedersächsische Landeshauptstadt zählt mehr als eine halbe Million Einwohner. In der gesamten Region sind allerdings Tag für Tag rund 1,2 Millionen Menschen unterwegs. Für die Feuerwehr bedeutet das oftmals Dauerstress. Etwa 800 Berufsfeuerwehrleute gibt es auf den sechs Wachen im Stadtgebiet. Sie werden von 17 Ortsfeuerwehren mit 730 Ehrenamtlichen unterstützt. „Feuerwehr und Rettungsdienst der Landeshauptstadt rücken durchschnittlich 185 Mal am Tag aus“, so ein Feuerwehrmann der Wache 5. Etwa 90 Einsatzkräfte sind in Roderbruch, einem Stadtviertel von Groß-Buchholz, stationiert. Ihr Standardlöschzug besteht aus 14 Einsatzkräften und fünf Fahrzeugen: Einsatzleitwagen, Hilfeleistungslöschfahrzeug A, Drehleiter, Hilfeleistungslöschfahrzeug B und Rettungswagen.

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Feuer- und Rettungswache 5 in Hannover-Roderbruch
(Foto: Feuerwehr Hannover)

Low-Entry und hydraulische Zusatzlenkung

Die Gäste aus Vlotho, unter ihnen Kreisbrandmeister Wolfgang Hackländer, machten an mehreren Punkten der Wache Station, wo ihnen das moderne Fahrzeugkonzept in allen Einzelheiten erläutert wurde. Im Verlaufe des Jahres 2015 habe die Feuerwehr Hannover gleich 17 neue Löschfahrzeuge auf einen Schlag beschafft, erfuhren sie. Das Hilfeleistungslöschfahrzeug 20 der neuesten Generation ist eine konsequente Weiterentwicklung des Fahrzeugkonzeptes, das bereits zur Weltausstellung EXPO 2000 umgesetzt worden war. Es basiert wiederum auf einem Econic-Niederrahmen-Fahrgestell mit Low-Entry-Fahrerhaus (niedriger Einstieg) von Mercedes-Benz und Magirus-Aufbau. Dank Vollluftfederung und hydraulischer Zusatzlenkung an der Hinterachse ist der 18-Tonner mit seinen 299 PS extrem wendig. „Der Wendekreis ist kleiner als bei manchem PKW“, meinte einer der diensthabenenden Maschinisten während der Vorführung. Andererseits sorge ein hydrodynamischer Retarder im Allison-Getriebe für ein ausgezeichnetes Bremsverhalten.
Die Ausrüstung des neuen Hilfeleistungslöschfahrzeugs in der „Version Hannover“ lässt kaum Wünsche offen. Es hat 2.000 Liter Löschwasser und 200 Liter Class-A-Schaummittel an Bord und verfügt über eine Normaldruck-Kreiselpumpe, die 3.000 Liter pro Minute bei zehn Bar leistet. Der Dachwerfer verfügt über Klappgelenk, Hohlstrahldüse, Schaumrohraufsatz und Bodengestell. Per Druckzumischanlage kann dem Förderstrom Schaummittel mit 0,1 bis sechs Prozent zugemischt werden. Die Seilwinde schafft bis zu fünf Tonnen im einfachen Zug. Sie wird genauso wie der 15-kVA-Gernerator von der Hydraulikpumpe am zweiten Nebenantrieb des Fahrzeugmotors angetrieben.
Magirus hatte die Aufbauten für die neuen Hilfeleistungslöschfahrzeuge im österreichischen Kainbach bei Graz gefertigt. Die Mannschaft der Feuerwache 5 hatte den ersten Prototyp im November 2014 im Alltagsbetrieb getestet und war auf Anhieb begeistert.

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Markenzeichen der BF Hannover: Hilfeleistungslöschfahrzeug 20 auf einem
Mercedes-Benz-Niederrahmenfahrgestell Typ Econic (Foto: unci_narynin on Flickr)

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Das Fahrzeug der neuesten Generation verfügt über ein Low-Entry-Fahrerhaus
(Anmerk.: niedriger Einstieg) und eine Zusatzlenkung an der Hinterachse. (Foto: W. Hackländer)

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Der Aufbau wurde von Magirus-Lohr in Österreich gefertigt. Zur Ausrüstung gehören
Schaumzumischanlage, Seilwinde und Dachmonitor. (Foto: W. Hackländer)

Großtanker mit 10.000 Litern an Bord

Brennt es auf der Autobahn, im Wald oder in einer großen Industrieanlage, rückt die Wache 5 mit ihrem Großtanklöschfahrzeug aus. Der 26-Tonner vom Typ MAN TGS 26.480 hat 10.000 Liter Löschwasser, 750 Liter Class-A-Schaummittel (ein Prozent Zumischung), 750 Liter AFFF-Schaummittel (drei Prozent Zumischung) und 500 Kilogramm B/C-Löschpulver in seinen Tanks. Die Abgabe der drei verschiedenen Löschmittel erfolge über einen fernsteuerbaren Wasser-Schaum-Pulver-Werfer auf dem Fahrzeugdach, erläuterte ein Berufsfeuerwehrmann. „Wasser und Pulver können auch gleichzeitig mit hoher Wurfweite abgegeben werden!“
Die Feuer- und Rettungswachen 2 und 5 sind für die schwere Technische Hilfe zuständig. Sie sind einheitlich mit einem Feuerwehrkran sowie einem Wechsellader-Fahrzeug mit Ladekran und Abrollbehälter-Kranzubehör ausgerüstet. Der Technikzug sei oft auf der Autobahn 2 im Einsatz, wo die Zahl der schweren LKW-Unfälle stark angestiegen sei, hieß es von der Feuerwehr Hannover.

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Großtanklöschfahrzeug „10.000-1“ der BF Hannover auf MAN TGS 26.480
(Foto: Feuerwehr Hannover)

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(Foto: W. Hackländer)

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Das Fahrzeug verfügt über einen Wasser-Schaum-Pulver-Werfer. (Foto: W. Hackländer)

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Im Heck arbeitet eine Feuerlöschkreiselpumpe, die bis zu 4.000 Liter pro
Minute bei 10 Bar Ausgangsdruck schafft. (Foto: W. Hackländer)

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Feuerwehrkran und Wechsellader-Fahrzeug mit „Abrollbehälter Kran(zubehör)“
für die schwere Technische Hilfe (Foto: Feuerwehr Hannover)

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Feuerwehrkran 60 der Wache 5 (Foto: W Hackländer)
Intensivtransportwagen mit Ladebordwand

Im Jahr 2015 wurde am Standort Hannover-Roderbruch ein neuer Intensivtransportwagen in Dienst gestellt. Der Mercedes-Benz Sprinter (519 CDI) mit 192 PS verfügt über eine Luftfederung und eine Ladebordwand (Hubkraft 750 Kilogramm), mit der die Patienten besonders schonend in den Aufbau gehievt werden können. Zur Ausrüstung gehören Überwachungsmonitor, Intensivbeatmungsgeräte und elektrohydraulische Fahrtrage. Die Besatzung bilden zwei Rettungsassistenten der Feuerwehr sowie ein Intensivmediziner der Medizinischen Hochschule Hannover. Das Fahrzeug wird durch die „Koordinierungsstelle für Intensiv- und Sekundärtransporte in Niedersachsen“, die zur Regionsleitstelle Hannover gehört, eingesetzt.

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Intensivtransportwagen mit Ladebordwand (Foto: Feuerwehr Hannover)

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Das Fahrzeug basiert auf einem Mercedes-Benz Sprinter 519 CDI. (Foto: W. Hackländer)

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Der Aufbau stammt von WAS (Wietmarscher Ambulanz und Sonderfahrzeugbau).
(Foto: W. Hackländer)

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Zur Ausrüstung zählen Überwachungsmonitor, Intensivbeatmungsgeräte und elektrohydraulische Fahrtrage. Die Besatzung bilden zwei Rettungsassistenten und ein Intensivmediziner der MHH. (Foto: W. Hackländer)

Mit Tempo 16 zum Einsatzort

In Hannover wurde übrigens im Jahr 1902 der erste automobile Löschzug der Welt in Dienst gestellt. Er bestand aus einer Gasspritze für den Schnellangriff, einem Hydrantenwagen für die Wasserversorgung und Rettung sowie einer Dampfspritze für die Wasserabgabe. Die Fahrzeuge hatten ein „Dienstgewicht“ von jeweils 4,5 Tonnen und boten Platz für 17 Einsatzkräfte (Löschzugstärke). Mit Tempo 16 „tuckerte“ der Löschzug anno dazumal zum Brandort. Ein Feuerwehrmann fuhr mit dem Fahrrad sicherheitshalber voraus, um andere Verkehrsteilnehmer zu warnen.

Tagungsort: Zum dicken Heinrich!

Um 13 Uhr versammelte sich die Mannschaft aus Vlotho im Restaurant „Zur Eiche“ in Hannover-Buchholz zum gemeinsamen Mittagessen und einem ersten Erfahrungsaustausch. Am Nachmittag folgte ein Abstecher zum Steinhuder Meer. Die Feuerwehr Steinhude präsentierte ihr Luftkissenfahrzeug „Ronne 19-38“. Das amphibische Hovercraft (engl. hover = schweben) verfügt über bemerkenswerte Eigenschaften. Die Feuerwehr Steinhude setzt es zur Wasser- und Eisrettung auf dem Steinhuder Meer ein. (Hinweis: Redaktion: kfv-herford.de stellte das Luftkissenfahrzeug bereits im Dezember 2015 als Foto des Monats vor.) Im Hotel „Zum Dicken Heinrich“ in Lüdersfeld ließ die Delegation aus der Heimat den Abend ausklingen. Am Sonntagvormittag stand schließlich noch die Arbeitstagung zu aktuellen Themen auf dem Programm. Man habe unter anderem über die Beschaffung des neuen Hilfeleistungslöschfahrzeugs für die Löschgruppe Uffeln, die Einführung einer Tagesalarmbereitschaft und die Organisation der Örtlichen Einsatzleitung durch die Löschgruppe Bonneberg gesprochen, verriet Torsten Sievering. (Redaktion: kfv-herford.de)

-Vo-

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Mit dem Teleskopgelenkmast der Wache 5 geht es für die Besucher aus Vlotho … (Foto: W. Hackländer)

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… in 54 Meter Höhe. (Foto: W. Hackländer)

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Fahrzeug der Einsatzleitung (Foto: W. Hackländer)

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Fahrzeug des Führungsdienstes (Foto: W. Hackländer)

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Drehleiter und Hilfeleistungslöschfahrzeug des „Standardlöschzugs“ (Foto: W. Hackländer)

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Gruppenfoto am Schluss eines interessanten Vormittags auf der Wache 5. (Foto: W. Hackländer)

Hovercraft Steinhude 1
Ein Abstecher führt zur Feuerwache Steinhude. (Foto: Feuerwehr Steinhude)

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Dort präsentiert die Ortswehr ihr Luftkissenfahrzeug „Ronne 19-38“, das zur ... (Foto: W. Hackländer)

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… Wasser- und Eisrettung auf dem Steinhuder Meer eingesetzt wird. (Foto: W. Hackländer)